Wer seine Geschäftsmodelle nicht den Anforderungen des digitalen Zahlungsverkehrs anpasst, wird als Verlierer aus dem Ring steigen, sagt eine aktuelle Studie voraus. Vor allem Nicht-Banken machen derzeit das Rennen.
Weltweit könnten die etablierten Geldhäuser bis 2025 durch die Digitalisierung im Zahlungsverkehr rund 280 Milliarden US-Dollar verlieren. Besonders düster ist die Lage der deutschen Institute, zeigt der aktuelle "Payments Survey 2019" des Beratungshauses Accenture, für den 240 Zahlungsverkehrsexperten von Banken in 22 Ländern Rede und Antwort standen. Sie könnten in den kommenden sechs Jahren allein rund 6,7 Milliarden Euro pro Jahr verlieren. Als Grund geben die Studienexperten den verstärkten Druck durch rückläufige Erträge aus Konto- und Kartengebühren an.
Deutsche Institute leiden unter starkem Preisdruck
Wie es in der Erhebung heißt, ist der Preisdruck ist mit 19,4 Prozent in Deutschland deutlich stärker ausgeprägt als im globalen Durchschnitt. Da beträgt er nur acht Prozent. Obwohl die Studie ein Wachstum des Zahlungsverkehrs in der Bundesrepublik von 15,4 Prozent bis 2025 prognostiziert, reiche das zur Kompensation nicht aus. Weltweit rechnet Accenture mit einer Wachstumsdynamik von 38,5 Prozent.
Für die Analyse wurde ausgewertet, wie Banken zukünftig mit den Entwicklungen im Zahlungsverkehr umgehen und welche Maßnahmen sie ergreifen wollen, um Kundenloyalität, Gewinne und Profitabilität zu steigern. Dabei basiert die Erhebung auf einem Revenue-Risk-Analyse-Modell, das Veränderungen im Zahlungsverhalten der Verbraucher sowie Veränderungen im Handel, in der Technologie und in der Regulierung abbildet.
Immer mehr Nicht-Banken im Wettbewerb
Vor allem durch automatisierte Prozesse, die bei der Zahlungsabwicklung im Hintergrund eingesetzt wird, erwartet die Studie die größten Veränderungen. Außerdem werden sogenannte Digital Wallets, also elektronische Brieftaschen, innerhalb einer App oder auf einem mobilen Gerät zunehmend von Nicht-Banken oder reinen Digital-Instituten entwickelt und angeboten. Dieser Trend führe bei traditionellen Geldhäusern voraussichtlich zu zusätzlichen Gewinneinbrüchen von rund drei Prozent in Deutschland und global zu einem Minus von fast vier Prozent. Auch die Instant Payments, die eine Überweisung in Echtzeit ermöglichen, verdrängen bereits vielerorts die gängige Kartenzahlung in bestimmten Bereichen.
Zudem seien in den vergangenen Jahren Erträge aus Kartentransaktionen weltweit auch infolge regulatorischer Eingriffe stark rückläufig gewesen. Zwischen 2015 und 2018 seien etwa Gewinne aus Kreditkartentransaktionen von Geschäftskunden um 33 Prozent zurückgegangen. Das Minus bei den Transaktionen mit Debitkarten lag im gleichen Zeitraum bei etwa 15 Prozent, das bei Kreditkartenzahlungen bei zwölf Prozent.
Um von den neuen, digitalen Zahlungsmethoden zu profitieren, rät Oliver Hommel, Zahlungsverkehrsexperte bei Accenture, unter anderem zügig neue Technologien einzusetzen und mit Hochdruck an innovativen Geschäftsmodellen zu arbeiten. "Der Digitalboom im Zahlungsverkehr bedeutet für Banken, dass sie dringend die Zusammensetzung ihrer Erträge überdenken müssen und neue Ertragsquellen erschließen müssen", so der Fachmann weiter.
Was das im Detail bedeutet, ist vielen Entscheidern längst klar. So geben
- 71 Prozent der Befragten an, dass Zahlungen in Zukunft vermutlich weitgehend unentgeltlich werden,
- 73 Prozent sagen, dass die Mehrheit der Zahlungen bereits heute im Hintergrund stattfinden oder im Laufe der nächsten zwölf Monate "unsichtbar" werden muss, und
- 78 Prozent glauben, dass Zahlungen in Echtzeit bereits heute oder aber in den nächsten zwölf Monaten genutzt werden.
Banken brauchen neue, digitale Geschäftsmodelle
Um in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen Institute neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln und One-Click-Zahlungen zur neuen Norm machen, so Hommel. So geben 18 Prozent der Befragten an, dass ihre Priorität auf dem Aufbau von mehr Sicherheit im Privatkundengeschäft liegt. 22 Prozent priorisieren künstliche Intelligenz, Robotik, maschinelles Lernen und innovative Bezahlarten als wichtige Fähigkeiten, ihre Plattformen aufzubauen und ihre Kernsysteme an schnelle Zahlungsabläufe anzupassen.