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09.08.2022 | Mobilitätskonzepte | Schwerpunkt | Online-Artikel

So lässt sich das Fahrerlebnis bewerten

verfasst von: Christiane Köllner

4:30 Min. Lesedauer

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Leistung, Kraftstoffverbrauch oder Design sind bislang traditionelle Kriterien, die beim Fahrzeugkauf ins Gewicht fallen. Jetzt könnte ein neuer Maßstab relevant werden, und zwar das Fahrerlebnis. 

Konnektivität, automatisiertes Fahren, geteilte Mobilität und Elektrifizierung führen zu einer Veränderung der Erwartungen der Verbraucher an Fahrzeuge. Waren bislang eher Kraftstoffverbrauch, Design oder Sicherheit wichtige Kaufkriterien, könnte nun die Art und Weise, wie Verbraucher das Automobil wahrnehmen, stärker in den Fokus rücken. Einige Autobauer und Zulieferer haben sich daher zum "Experiences Per Mile Advisory Council" zusammengeschlossen, der von Harman und SBD Automotive gegründet wurde, um einen Maßstab für das Fahrerlebnis insgesamt zu entwickeln. 

Erlebnisse pro Kilometer

Der EPM-Beirat, zu dem unter anderem Ford, Spotify, Here Technologies, Stellantis und Amazon Web Services gehören, hat nun einen EPM ("Experience per Mile") -Index vorgestellt, der bewerten soll, wie effektiv ein Fahrzeug seinen Insassen ein positives Fahrerlebnis bietet. Die neue (fahr-) erlebnisbasierte Messgröße soll Verbrauchern dabei helfen, fundiertere Kaufentscheidungen auf der Grundlage ihrer Erlebnisbedürfnisse zu treffen und OEMs dabei unterstützen, ihre Angebote auf die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppen zuzuschneiden. 

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Die Fahrzeugentwicklung ist geprägt vom domänenübergreifenden Einzug digitaler Dienste. Zukünftige Mobilitätskonzepte, Marken und Modelle differenzieren sich immer stärker über den Umfang der Dienste und deren verarbeitete Daten. Als informierende, assistierende und automatisierende Systeme beeinflussen sie auch das Fahrerlebnis. Im Rahmen der Forschungskooperation Porsche Connected Experience zwischen der Porsche AG und der Technischen Universität Dresden wurden fahrzeugbezogene Onlinedienste entwickelt, um das Fahrerlebnis digital zu unterstützen.

Hintergrund für die Entwicklung einer neuen Kennzahl sei, dass sich der "Wandel von RPM (Revolutions Per Minute) zu EPM (Experiences Per Mile)", wie es heißt, fortsetze und die Automobilindustrie neue Wege finden müsse, um sich an diesen Wandel anzupassen. Ansonsten riskiere sie, den Anschluss zu verlieren. Die Zukunft der Mobilität liegt für den EPM-Beirat in der Neudefinition dessen, was die Verbraucher "emotional bewegt", anstatt ausschließlich auf die angebotenen Dienstleistungen und Funktionen zu achten.

Bewegt werden die Verbraucher insbesondere von neuen Formen der Mobilität. "Die Elektrifizierung von Fahrzeugen führt zu einer Veränderung der Erwartungen der Verbraucher an ihre Autos", erklärt Tom Rivers, Vice President Global Automotive Marketing bei Harman International. Die Kundenerfahrungen mit einem Elektrofahrzeug unterschieden sich erheblich von denen mit einem konventionellen Fahrzeug. "Besitzer von Elektroautos leiden möglicherweise unter Reichweitenangst, sind umweltbewusst, suchen nach besseren Erfahrungen an den Ladestationen und/oder erwarten, dass der Übergang zum Elektroauto nahtlos erfolgt", so Rivers weiter. Darüber hinaus hätte man festgestellt, dass diese Erfahrungen je nach Art der Fahrt, des Fahrzeugs und mehr variieren.

Unterschiedliche Ziele für verschiedene Fahrten

Was bedeutet der neue EPM-Ansatz nun konkret? Der EPM-Beirat hat einen Bericht veröffentlicht, in dem der Wert einer neuen erlebnisbasierten Metrik für die Automobilindustrie untersucht wird. Der EPM-Index, eine Punktzahl von 0 bis 100, setzt sich aus der Einschätzung des Fahrers zusammen, wie gut er seine Ziele für eine bestimmte Art von Fahrt erreicht hat – wie zum Beispiel "connected" oder entspannt zu sein oder unterhalten zu werden. Die Arten der Fahrten schließen Pendeln, Besorgungsfahrten, Personenbeförderung oder Ausflüge mit ein. 

Zur Berechnung der ersten EPM-Indizes beauftragte der EPM-Beirat das Marktforschungsunternehmen Ipsos mit der Befragung von Kompakt-SUV-Besitzern – deren Fahrzeuge entweder aus dem Premium- oder dem Volumensegment stammten. Jeder Besitzer bewertete sein Erlebnisziel mit einem Wert, der davon abhing, wie gut es seiner Meinung nach bei jeder Fahrtart erreicht wurde. Dieser Wert wurde dann mit der Bedeutung – oder Gewichtung – multipliziert, die sie diesem Erlebnis im Verhältnis zur Art der unternommenen Fahrt beimaßen. Aus diesen Ergebnissen wurden die EPM-Index-Bewertungen für jedes Modell berechnet.

Der EPM-Index unterscheidet also zwischen verschiedenen Fahrtarten und Fahrzeugmodellen und kann eine Aussage zu den wichtigsten Reisetypen und den ihnen zugrundeliegenden Mobilitätszielen und -erwartungen machen. In der Praxis könnte das so aussehen: Eine Kunde kauft ein Auto, entweder online oder im Autohaus, und bittet darum, die Fahrzeuge mit der höchsten EPM-Index-Bewertung für "Ausflüge" zu prüfen. Das könnte Personen ansprechen, die oft mit Familie und Freunden unterwegs sind. Somit hilft die Kennzahl Kunden bei der Kaufentscheidung, indem sie einzelne Fahrzeuge danach vergleichen können, inwieweit sie ihre verschiedenen Reiseanforderungen erfüllen.

Besorgungs-Fahrten gut bewertet

Die Ergebnisse der Ipsos-Befragung zeigten, dass für die Studienteilnehmer das Fahrerlebnis bei Besorgungsfahrten und beim Personentransport am wichtigsten und beim Berufspendeln und bei Ausflügen am unwichtigsten war. So war eine der am besten bewerteten Fahrten die Erledigung von Besorgungen, da sie eine hohe Produktivität ermöglichte. Zu den am schlechtesten bewerteten Fahrten gehörte das Pendeln, bei dem die Besitzer angaben, dass ihr Auto ihre wichtigsten Ziele wie Wohlbefinden, Entspannung und gute Konnektivität nicht erfüllt. 

Ferner machte die Befragung deutlich, dass die Nutzer von Premium-Modellen der Meinung seien, dass ihre Autos den Insassen schlechte Unterhaltungsangebote zur Verfügung stellten, während die Besitzer von Volumensegment-Modellen die Konnektivität ihrer Fahrzeuge bemängelten. Verbraucher, die mehr technische Geräte und damit Funktionen nutzen, hätten in der Regel höhere EPM-Ergebnisse, so die Umfrage. 

Fahrerlebnis durch Routenführung

Mit dem Fahrerlebnis befasst sich auch die Forschungskooperation Porsche Connected Experience zwischen Porsche und der Technischen Universität Dresden, wie die Partner im Artikel Backendgestützte Fahrdatenanalyse zur Kartierung von Fahrerlebnisstrecken aus der ATZ 11-2020 erläutern. Die Forschenden haben fahrzeugbezogene Onlinedienste entwickelt, um das Fahrerlebnis digital zu unterstützen. Im Rahmen des Projektes gelang es, ein Funktionskonzept zur Förderung des Fahrerlebnisses durch Routenführung zu erstellen. Auch die Forschenden kommen zu dem Schluss: "Neben Sicherheit, Komfort, Effizienz und Fahrzeit wird das Fahrerlebnis bei der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte immer bedeutender".

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