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16.04.2019 | Mobilitätskonzepte | Kolumne | Online-Artikel

Sammeltaxis kommen, doch wo bleiben die richtigen Gesetze?

verfasst von: Heino Hilbig

3:30 Min. Lesedauer

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In Hamburg hat der Fahrdienst Moia, eine VW-Tochter, den Betrieb aufgenommen und in der Mobilität ein neues Zeitalter eingeläutet. Jetzt ist die Politik gefragt, die richtigen Gesetze für die Zukunft zu schaffen, so Springer-Autor und Zukunftsmanager Heino Hilbig.

Die mobile Gesellschaft steht vor einem Wandel, dem vermutlich größten seit Erfindung des Verbrennungsmotors. Dem liebgewordenen Kind "mein Auto" stehen mit alternativen Antrieben, dem Umstieg von Besitz auf auftragsbezogene Nutzung und autonomen Fahren gleich drei massive Umwälzungen ins Haus. Wer da linear die Gegenwart nach vorne projiziert und meint, dies wäre dann die Zukunft, irrt sich gewaltig. Fakt ist, dass solche Technologien und gesellschaftliche Entwicklungen fast unvorhersehbare Veränderungen mit sich bringen.

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Realität und Lebensgefühl beim Auto

Wer mit Menschen über das Auto redet, könnte das Gefühl bekommen, wir alle liebten das Lebensgefühl, mit einem offenen Porsche durch die Landschaft zu cruisen zu sehr, als dass wir uns mit dem Unvermeidlichen auseinandersetzen wollen. Dabei können die meisten Menschen dieses Gefühl heute ohnehin nicht mehr erleben: Statt zu cruisen, schleichen wir uns nur noch durch die Städte. Und dennoch ist "Das glaube ich nicht" ist eine der häufigsten Antworten, wenn es zum Beispiel um autonomes Fahren geht. Dabei ist doch gleichgültig, ob der Durchbruch der Selbstfahrer 2022 kommt, wie die Macher des VW-Konzeptes Moia meinen, oder erst in zehn Jahren – diese Technik wird so oder so kommen. Und unser Verständnis davon, was wir selbst noch zur Fortbewegung beitragen und was die Maschine tut, wird sich völlig auf den Kopf stellen.

Genau diese Schere im Kopf ist es aber, die auch Politiker daran hindert, wirklich langfristige Konzepte jetzt zu diskutieren und unsere Gesellschaft durch entsprechende Regelungen zukunftsfähig zu machen. Oder meinen wir ernsthaft, dass wir in Deutschland oder Europa auf einer Insel der glückseligen Taxifahrer und ÖPNV-Verbandsvertreter leben werden, während überall sonst Transportmittel führerlos durch die Welt fahren und die Grenzen zwischen Taxi, Bus und Carsharing dort soweit verschwimmen, dass man nicht einmal mehr in solchen Kategorien denken kann?

Politiker müssen jetzt langfristig entscheiden

Die Vorsitzende der Landesverkehrsministerkonferenz, Ministerin Anke Rehlinger, sagte dem "Hamburger Abendblatt" zum Thema der neuen Fahrdienste, dass neue Gesetze eine komplexe Sachen seien, die Zeit bräuchten. Ihr Ziel sei daher, das Auskoppeln einzelner Teile aus einem neuen Personenbeförderungsgesetz und die "Absicherung sozialer Standards für die Ausschreibungen im Nahverkehr". Das muss man leider als völlig falsches Verständnis der eigenen Rolle bezeichnen.

Natürlich hat sie Recht, dass neue Gesetze Zeit brauchen. Dann aber ist jetzt genau der Moment, langfristig zu denken. Wann, wenn nicht jetzt, wollen wir beginnen, Gesetze für die Zukunft zu machen, die Unternehmen ermuntern, neue Technologien marktreif zu entwickeln? Nur so können wir weltweit langfristig mithalten. Und natürlich geht es auch darum zu klären, welche Aufgaben Buslenker und Taxifahrer (übrigens auch die frisch eingestellten Moia-Piloten) zukünftig übernehmen werden, wenn niemand mehr am Steuer eines wie auch immer heißenden Fahrzeugs sitzt. 

Aber das geht eben nicht, indem wir jetzt gesetzgebenden Aktionismus beginnen, um soziale Standards festzuschreiben. Das ist bestenfalls kurzfristig – löst aber langfristig kein einziges Problem. Das "Fräulein vom Amt" beim Telefon, der Setzer in den Druckereien der Tageszeitungen und die nette Dame am Geldschalter der Bank können ein Lied davon singen. Und viele andere Berufe werden sich ebenfalls durch kommende technische Entwicklungen verändern, ganz gleich, wie sehr wir diese jetzt absichern.

Dass diese Veränderungen kommen, ist sicher - nur der Zeitpunkt ist noch unklar. Wer als Politiker Anderes annimmt, denkt und handelt eben nicht langfristig. Zukunftsmanagement. Oder, wie sagt ein Sprichwort unbekannter Herkunft:

Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt.

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