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21.08.2018 | Mobilitätskonzepte | Schwerpunkt | Online-Artikel

Abheben im Flug-Taxi

verfasst von: Christiane Köllner

6:30 Min. Lesedauer

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Stau auf der Straße? Ab in die Luft mit einem Flug-Taxi! Eine aktuelle Studie hat nun ermittelt, wie groß der Markt dafür ist – und was ein Flugtaxi-Ticket in München kosten würde.

Der italienische Maler und Ingenieur Leonardo da Vinci skizzierte 1483 ein Flugzeug mit Luftschraube, genauer eine Wendelschraube mit senkrechter Welle und einer Plattform als Nabe. Eine darauf stehende Person sollte die Luftschraube antreiben. Das Fluggefährt gilt als ein Vorläufer des modernen Helikopters. Da Vinci konnte seine Erfindung seinerzeit aber nicht umsetzen. Erst im Jahr 1901 hob der erste Hubschrauber in Berlin ab. Die vertikale Mobilität, mit dem charakteristischen senkrechten Starten und Landen, nahm ihren Anfang.

Heute, mehr als ein Jahrhundert später, stehen Drehflügler ganz besonders im Fokus der Öffentlichkeit: Als flexible, kleine Flugzeuge könnten sie ein wichtiges Bindeglied in der Vernetzung von Verkehrsmitteln werden – als viersitziges Lufttaxi, Material- und Warentransporter sowie für Inspektionsaufgaben. 

Der Verkehr wird also dreidimensional und damit auch schneller", bringt es Springer-Autor Nikolas Beutin im Kapitel Vertrieb 2030 – Megatrends und ihre Folgen für den Vertrieb aus dem Buch Marketing und Sales Automation auf den Punkt. 

Warum rücken solche Kleinflugzeuge jetzt in den Fokus des Interesses? Von der Pionierzeit bis zum Einsatz von strahlgetriebenen Verkehrsflugzeugen ab Mitte der 50er-Jahre über die Ära der Großraumflugzeuge und des Überschall-Luftverkehrs vom Ende der 60er-Jahre bis heute und der Einführung der digital-elektrischen Flugführung hat sich sie Luftfahrt enorm entwickelt. Das Besondere der heutigen Zeit ist, dass Zukunftstechnologien es möglich machen, den Luftraum, insbesondere über Großstädten, für Kurzstreckenverbindungen sinnvoll zu nutzen. Nach Meinung von Experten treten wir in ein Zeitalter ein, in dem es für jeden möglich sein wird, ein Flugzeug selbst zu steuern. Der Passagier als Pilot muss nicht viel mehr übernehmen, als das Ziel zu wählen.

Zeitalter des individuellen Luftverkehrs rückt näher

Tatsächlich ist das Zeitalter des individuellen Luftverkehrs deutlich näher, als man zunächst denkt: Weltweit tüfteln Start-ups an Fluggeräten, im Silicon Valley, aber auch in Deutschland. Meist sind es bemannte Drohnen, die mit Elektroantrieb senkrecht starten können. Dazu gehören deutsche Unternehmen wie Lilium aus München oder Volocopter aus Bruchsal. Aber auch Airbus und Italdesign arbeiten an einem modularen E-Flugmobil. Uber treibt ebenfalls Pläne für selbst fliegende Taxis voran. Der Fahrdienstvermittler habe mit Dallas und Dubai erste Partnerstädte gefunden, in denen die fliegenden Fahrzeuge spätestens 2020 getestet werden sollen, schreibt der Springer-Autor Christian Gärtner im Kapitel Der Fall der Automobilindustrie aus dem Buch Fallstudien zur Digitalen Transformation. Selbst der britische Sportwagenhersteller Aston Martin hat das Feld für sich entdeckt und entwickelt ein luxuriöses Hybrid-Flugtaxi. Zu einem der ersten Testfelder für Flugtaxis soll Ingolstadt werden.

Bis zum Start erster regulärer Flugtaxi-Linien soll es auch nicht mehr lange dauern. Auf innerstädtischen Strecken könnten die Flug-Vehikel bereits um das Jahr 2025 den Betrieb aufnehmen, wie Porsche Consulting prognostiziert. Die Beratungsfirma hat dabei als Fallbeispiel die Stadt München gewählt. Die bayerische Hauptstadt ist ein gut gewähltes Beispiel, ist sie doch was das Thema Flug-Taxis angeht schon länger im Fokus. Jüngst forderte die CSU, dass die Deutsche Bahn für den Neubau des Münchner Hauptbahnhofs eine Start- und Landefläche für Flugtaxis einplanen solle. Ob es in zehn Jahren in München wirklich einen Flugplatz für fliegende Taxis geben wird, bleibt abzuwarten. Der neue Hauptbahnhof soll frühestens 2028 fertig werden. 

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100 Euro für die Strecke Hauptbahnhof-Flughafen

Sicher ist aber, dass die Flug-Vehikel das Fortkommen in der Stadt deutlich beschleunigen würden. Am Beispiel des Flughafen Münchens vergleicht die bereits erwähnte Porsche-Consulting-Studie die Zeitersparnis von Flugtaxis gegenüber dem herkömmlichen Transport auf der Straße. So könnten die Drohnen bei einer maximalen Reisegeschwindigkeit von 200 km/h Passagiere vom Flughafen München bis in die Innenstadt innerhalb von zehn Minuten und so mit bis zu 35 Minuten schneller ans Ziel bringen. Jedoch läge auch der Preis von 100 Euro etwas über den derzeitigen Kosten von rund 70 Euro für ein Taxi auf der gleichen Strecke.

Porsche Consulting geht davon aus, dass im Jahr 2035 weltweit bereits etwa 23.000 Flugtaxis im Einsatz sein werden. Die meisten davon wohl eher in Singapur, Dubai oder China. Die Politik dort sei offener für die Erprobung neuer Technologien, heißt es in der Untersuchung. Deswegen werde man dort wahrscheinlich auch schneller die nötige Infrastruktur ausbauen. Dass bald der ganze Luftraum mit Drohnen verstopft sein wird, die Passagiere befördern, glauben die Forscher aber nicht. Selbst eine Megacity mit fünf bis zehn Millionen Einwohnern würde bis 2035 nicht mehr als 1.000 Passagierdrohnen in Betrieb haben.

Speicherdichte von Batterien muss steigen

Es tut sich also viel bei den fliegenden Autos. Doch es gibt auch noch einige Hürden auf dem Weg zur intelligent vertikalen Mobilität:

Da ist zum einen der Markt: Da elektrische Antriebe zunächst nur für Kurzstrecken infrage kommen, ist die Nachfrage klein. Dazu kommen technische Herausforderungen: "Für den breiten Einsatz voll- und hybridelektrischer Systeme im Flugzeugbau muss vor allem die Speicherdichte von Batterien deutlich steigen", schätzen Analysten des Beratungsunternehmens Roland Berger in einer Studie zur Elektrifizierung der Luftfahrt. Zudem seien leichte und gleichzeitig leistungsstarke Motoren nötig, die auch völlig neue Bauweisen, zum Beispiel mit mehreren Propellern, erlauben. Denn: "Für das elektrische Fliegen reicht es nicht, einfach heutige Flugzeugmodelle auf Elektromotoren umzustellen", sagt Manfred Hader, Partner von Roland Berger. "Das gesamte Flugzeugdesign muss energieeffizienter werden."

Doch der Fortschritt geht bereits in die richtige Richtung. So erwarten die Roland-Berger-Experten, dass die Energiedichte einer Batterie für den Einsatz in einem Luftgefährt mindestens 500 Wattstunden je Kilogramm Masse haben muss. Aktuell werden etwa beim Tesla Werte von 250 bis 350 erreicht. Selbst bei 500 Wattstunden je Kilogramm sei die Energiedichte aber immer noch um den Faktor 25 niedriger als die des Flugbenzins, so die Analysten.

Regulierung muss mit technischem Wandel Schritt halten

Dazu kommt die Herausforderung, dass alle Flug-Vehikel in der Luft miteinander kommunizieren müssen, um unfallfrei vernetzt fliegen zu können. Das aktuelle Mobilfunknetz kann das bislang nicht leisten. Im Zentrum stehen dabei auch die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme. Menschen mittels autonomer Flugdrohne über dicht besiedelte Gebiete zu transportieren, birgt auch enorme Sicherheitsrisiken. Dazu kommt: Die Flugzeugführer müssten erst noch ausgebildet, beziehungsweise die Ausbildungsinhalte festgelegt werden.

Auch in rechtlicher Hinsicht sind noch viele Fragen zu klären: Wie wird der Luftraum genutzt? oder Was sind die Anforderungen an eine Start- und Landestelle? Regeln bräuchte es dann zum Beispiel auch für die Instandhaltung oder den Betrieb der Fluggeräte. Ungeklärt ist bislang auch die Haftungsfrage.

Vor allem Jüngere wünschen sich Flug-Taxis

Wie schnell und weitgehend Flug-Taxis in die Luft anheben werden, hängt also von verschiedenen Faktoren ab. Fest steht aber: Flugtaxis sind bei der Bevölkerung beliebt. Fast jeder zweite Deutsche (41 Prozent) würde gerne schon bald in ein Flugtaxi steigen, wie eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Standortinitiative "Deutschland – Land der Ideen" ergab. Insbesondere junge Menschen seien offen für Innovationen in der Mobilität. 65 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wünschen sich demnach Flugtaxis und unbemannte Drohnen für kurze Strecken. Die Kundenakzeptanz ist demnach vorhanden und Tatsache ist: Die Luftfahrt und urbane Mobilität werden sich wandeln. Darauf muss sich auch die Industrie einstellen, je früher desto besser.

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