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2012 | Buch

Modelle wissensintensiver Dienstleistungen

Ansätze einer modernen Produktionstheorie auf Basis der graphischen Aktivitätsanalyse

verfasst von: Magnus Richter

Verlag: Gabler Verlag

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Über dieses Buch

Trotz der unverkennbaren Fortschritte der Produktionstheorie für Dienstleistungen und ihres inzwischen recht hohen Entwicklungsstands existieren weiterhin viele ungelö ste Probleme. Zum einen hat sich in der einschlägigen Literatur noch keine konsensfähige Definition des Dienstleistungsbegriffs etablieren können. Vielmehr hat die Uneinigkeit über den Begriff Dienstleistung eine Vielzahl Definitionsansätze entstehen lassen, die einander teilweise fundamental widersprechen. Zum anderen ist der Produktionstheorie ein Versagen bei der Abbildung von Dienstleistungen zu attestieren, wenn sie – wie oft üblich – auf rein quantitative Modelle beschränkt bleibt. Bei der Produktionsmodellierung wird häufig der eigenschaftsverändernde Charakter von Dienstleistungen vernachlässigt. Des Weiteren existieren kaum Produktionsmodelle wissensintensiver Dienstleistungen, die die technologischen Gesetzmäßigkeiten unterschiedlicher struktureller Verläufe von Dienstleistungen untersuchen. Jene qualitativen Analysen der strukturellen Verflechtung innerhalb des Produktionssystems gewinnen jedoch gerade dann an Bedeutung, wenn quantitative Gesetzesaussagen über den Zusammenhang zwischen Input, Throughput und Output aufgrund der Einmaligkeit des Produktionsgeschehens hinfällig werden. Produktionsmodelle wissensintensiver Dienstleistungen fokussieren jedoch nur selten strukturelle Verkettungsaspekte betrieblichen Produktionsgeschehens. Die vorliegende Arbeit liefert Ansätze zur Behebung bzw. Entschärfung der angeführten Defizite: Neben einer neuartigen Definition des Dienstleistungsbegriffs werden bedeutsame Merkmale wissensintensiver Dienstleistungen hergeleitet und aufgezeigt, wie diese sachgerecht in Produktionsmodelle integriert werden können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

1. Einleitung
Zusammenfassung
Die produktionswirtschaftliche Dienstleistungsforschung hat seit ihren Anfängen in den 1970er-Jahren enorme Fortschritte erzielt. Hierzu zählen u. a. die Erweiterung des bis dato rein technisch-industriebetrieblich geprägten Produktionsbegriffs um Dienstleistungen sowie das – im Wesentlichen auf der Interpretation von Kern sowie Ergänzungen von Corsten und Gössinger basierende – Paradigma Dienstleistungen als Problemlösungen. Trotz dieser unverkennbaren Fortschritte und ihres mittlerweile durchaus als hoch einzustufenden Entwicklungsstands existieren in der produktionswirtschaftlichen Dienstleistungsforschung auch aktuell noch einige ungelöste Probleme, die der vorliegenden Arbeit als Motivation dienen und aus denen sich (später) Forschungsziele ableiten lassen.
Magnus Richter

Produktionswirtschaftliche Konzeptualisierung von Dienstleistungen

2. Grundlagen der Dienstleistungsökonomie
Zusammenfassung
Eine populäre betriebswirtschaftliche Definition von Dienstleistungen besteht in ihrer Gegenüberstellung zu den Sachgütern. Der Unterscheidung in Sachgüter und Dienstleistungen liegt eine Ergebnisorientierung zugrunde, die auf den stofflichen Charakter des Outputs abstellt. Vertreter des ergebnisorientierten Definitionsansatzes postulieren, Dienstleistungen zeichneten sich durch Immaterialität bzw. Unstofflichkeit aus. Der bekannteste Vertreter des ergebnisorientierten Ansatzes und gleichsam ein Pionier der Service Production ist Maleri, der bei seinen Untersuchungen eine überwiegend produktionswirtschaftliche Perspektive einnimmt.
Magnus Richter
3. Neukonzeption der produktionstheoretischen Dienstleistungsdefinition
Zusammenfassung
Unter Berücksichtigung der zuvor diskutierten Definitionen sollen Dienstleistungen nachfolgend in Anlehnung an den Produktionsbegriff Dyckhoffs definiert werden. Die Definition von Produktion nach Dyckhoff lautet: „Eine .. durch Menschen veranlasste und im Hinblick auf eine angestrebte, der Nutzenerhöhung (Wertschöpfung) dienende Leistung zielgerichtet gelenkt sich systematisch vollziehende Transformation wird Produktion genannt, wenn sie nicht der unmittelbaren Befriedigung eigener Bedürfnisse dient.“.
Magnus Richter
4. Grundlagen der Aktivitätsanalyse
Zusammenfassung
Die (lineare) Aktivitätsanalyse ist von Koopmans entwickelt und im Rahmen einer Tagung der Econometric Society im September 1948 erstmals präsentiert worden. In seinem 1951 erschienenen Beitrag Analysis of Production as an Efficient Allocation of Activities präsentiert Koopmans eine überarbeitete Fassung seiner ursprünglichen Theorienkonzeption, die gemeinhin als Ursprung der Aktivitätsanalyse betrachtet wird. Das zentrale Erkenntnisobjekt der Aktivitätsanalyse sind Handlungen (synonym: Aktivitäten) von Wirtschaftssubjekten, zu denen sowohl Produzenten als auch Konsumenten zählen können. Aktivitäten können demzufolge in Produktions- und Konsumtionsprozesse unterschieden werden; in beiden Fällen jedoch werden Objekte wirtschaftlichen Handelns in andersartige Objekte transformiert.
Magnus Richter

Ansätze zur Weiterentwicklung der aktivitätsanalytischen Dienstleistungstheorie

5. Der Modellcharakter von Input/Output-Graphen
Zusammenfassung
Die in Teil C der vorliegenden Arbeit zur Beschreibung und Analyse wissensintensiver Dienstleistungen einzusetzenden I/O-Graphen gehören einer bestimmten Klasse von Modellen an. Um die Bestandteile und Zielsetzungen besser zu verstehen, die der Konstruktion von I/O-Graphen zugrunde liegen, wird nachfolgend der Modellbegriff dargestellt. Im Anschluss daran werden unterschiedliche Erscheinungsformen von I/O-Graphen dargestellt und systematisch verortet.
Magnus Richter
6. Defizite aktivitätsanalytischer Input/Output- Graphen bei der Abbildung wissensintensiver Dienstleistungen
Zusammenfassung
Im Folgenden werden fünf Arten von Defiziten diskutiert, die bei der Modellierung von Dienstleistungen mittels aktivitätsanalytischen I/O-Graphen auftreten (können). Die Diskussion der Defizite erfordert jedoch in zweierlei Hinsicht Differenzierungen: Zum einen ist zwischen der klassischen Aktivitätsanalyse, d. h. ihrem unmodifizierten Kern, sowie ihren graphischen Erweiterungen zu unterscheiden. Zum anderen bedarf die kritische Würdigung der (graphischen) Aktivitätsanalyse bei der Modellierung von Dienstleistungen der Unterscheidung zwischen Dienstleistungen im Allgemeinen, d. h. Aktivitäten, die der unmittelbaren Lösung eines beliebigen Nachfragerproblems dienen, und Dienstleistungen, die (im Speziellen) auf die Lösung eines bestimmten Wissens problems abzielen. Auf Grundlage dieser beiden Unterscheidungen lässt sich die Tragweite der dargestellten Defizite bzw. ihre Behebbarkeit präziser beurteilen. Abb. 6-1 verdeutlicht anhand einer mengentheoretischen Darstellung, inwiefern die (erweiterte) Aktivitätsanalyse dazu geeignet ist, Abbildungsanforderungen an I/OGraphen zu erfüllen, die aus den Merkmalen von (wissensintensiven) Dienstleistungen erwachsen.
Magnus Richter

Strukturanalyse wissensintensiver Dienstleistungen auf Basis des Problembegriffs

7. Konzeptualisierung von Problemen
Zusammenfassung
In Teil A wurde anhand der weiten, aktivitätsbezogenen Definition dargelegt, dass Dienstleistungen in Bezug auf Problemlösungen als technologisches Pendant zu Eigenleistungen interpretiert werden können. Anstatt Produkte zu erwerben und mit ihnen das problemkonstituierende Objekt (selbst) zu verändern, wird eine Dienstleistung zur unmittelbaren Problemlösung nachgefragt. Einer Dienstleistung liegt somit stets ein Problem zugrunde, das gelöst werden soll.
Magnus Richter
8. I/O-Graphen wissensintensiver Dienstleistungen
Zusammenfassung
Im Folgenden werden exemplarisch drei wissensintensive Dienstleistungen mittels I/O-Graphen modelliert. Die Ausgestaltung der I/O-Graphen erfolgt prinzipiell nach Maßgabe realwirtschaftlicher Charakteristika der entsprechenden Dienstleistungen sowie ergänzenden Plausibilitätsüberlegungen. Die I/O-Graphen abstrahieren jedoch im Detail von einigen (alternativ) möglichen Verlaufsformen und Details, weswegen sie allenfalls idealtypische Verläufe von Dienstleistungen skizzieren, für die in jeder einzelnen Phase Gestaltungs- bzw. Konstruktionsalternativen bestehen. Die modellierten I/O-Graphen erheben folglich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Exklusivität für die entsprechenden Dienstleistungen. Dies gilt ebenso für die Wahl der Beispiele Stadtrundfahrt, Rechtsberatung und Tennistraining, da zur Strukturanalyse wissensintensiver Dienstleistungen womöglich auch andere Beispiele hätten dienen können. Trotz der offenbar starken Subjektivität der Modellierung von I/O-Graphen scheint mit den drei gewählten Anschauungsobjekten – auch aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit innerhalb der Klasse wissensintensiver Dienstleistungen – ein geeigneter Ausgangspunkt für fruchtbare Strukturanalysen gegeben.
Magnus Richter
9. Deskriptive Strukturanalyse wissensintensiver Dienstleistungen
Zusammenfassung
Die Produktionsstruktur von Dienstleistungen wird in der vorliegenden Arbeit als Ergebnisvariable aufgefasst, die in Abhängigkeit von bestimmten Einflussfaktoren variiert. Bevor in Kapitel 10 Einflussfaktoren auf die Produktionsstruktur identifiziert werden, gilt zunächst zu klären, anhand welcher Merkmale die Struktur von Dienstleistungen spezifiziert werden soll. Im Folgenden wird eine Auswahl von drei bzw. vier Strukturmerkmalen getroffen, die in der Produktionstheorie bzw. im Dienstleistungsmanagement besonderen Anklang gefunden haben und zugleich, nach Ansicht des Verfassers, die sachlogisch beste Eignung aufweisen, um qualitative Aspekte von Produktionen zu illustrieren. In Abb. 9-1 sind die Merkmale zusammengefasst, die im Folgenden zur Beschreibung der Produktionsstruktur verwendet werden.
Magnus Richter
10. Theoretische Strukturanalyse wissensintensiver Dienstleistungen – Ansätze einer Ursachenanalyse
Zusammenfassung
Um die Problematik zu illustrieren, die bei dem Versuch der Übertragung von Wissen unvermeidbar regelmäßig auftritt, sollen im Folgenden Nachrichten unterschiedlicher semiotischer Beschaffenheit sowie die daraus resultierenden Anforderungen an ihren Transfer beschrieben werden. Hierzu sei angenommen, eine Nachricht, in Abb. 10-1 als »N« dargestellt, solle von einem Sender zu einem Empfänger übermittelt werden.
Magnus Richter
11. Resümee
Zusammenfassung
Das Ziel von Teil A bestand darin, Dienstleistungen aus produktionswirtschaftlicher Sicht zu konzeptualisieren. Hierzu wurden zunächst einige betriebswirtschaftliche Dienstleistungsdefinitionen präsentiert und bezüglich ihrer Vor- und Nachteile diskutiert. Auf diese Weise wurde ein Eindruck davon vermittelt, welche Merkmale von Dienstleistungen in der Betriebswirtschaftslehre gemeinhin als wesentlich erachtet werden. Bei der Analyse wurde auch hinterfragt, ob die angeführten Merkmale Ansätze zur produktionswirtschaftlichen Begriffsbildung liefern.
Magnus Richter
Backmatter
Metadaten
Titel
Modelle wissensintensiver Dienstleistungen
verfasst von
Magnus Richter
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-8349-3659-2
Print ISBN
978-3-8349-3658-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-3659-2