Der 23. Internationale VDI-Kongress Dritev in Baden-Baden behandelte Lösungen für den Antriebsstrang von morgen. Dabei stand neben der Elektrifizierung auch die Euro-7-Abgasgesetzgebung im Fokus.
23. Internationaler VDI-Kongress Dritev
VDI Wissensforum
Am 5. und 6. Juli 2023 fand der 23. Internationale VDI-Kongress Dritev in Baden-Baden statt. 600 Teilnehmende fanden sich im Kongresszentrum ein, um sich zu Themen rund um den automobilen Antriebsstrang auszutauschen. Dabei stand neben der zunehmenden Elektrifizierung auch die kommende Euro-7-Abgasgesetzgebung im Fokus. Zudem konnten sich die Teilnehmenden auf der parallel stattfindenden 8. Internationalen VDI-Fachtagung Antriebsstranglösungen für Nutzfahrzeuge zu Themen rund um den Transportsektor informieren. Zum letzten Mal eröffnete Matthias Zink, CEO Automotive Technologies der Schaeffler AG, als Vorsitzender des Programmausschusses die Tagung. Im kommenden Jahr übernimmt diese Funktion Konstantin Neiß, Director Transmission und Electric Drivetrain bei der Mercedes-Benz AG.
Ein Highlight des ersten Kongresstages war der Vortrag von Benjamin Krieger, seit 1. September Generalsekretär der Clepa, des Europäischen Verbands der Automobilzulieferer. Der Journalist ist seit 15 Jahren in verschiedenen Positionen im Europaparlament tätig und befasst sich intensiv mit den Implikationen des aktuell diskutierten Vorschlags zur kommenden Euro-7-Abgasnorm in Politik und Industrie. Nach Ansicht der Clepa bliebe der aktuelle Vorschlag weit hinter den Maximalforderungen der politischen Entscheider zurück, wodurch die Norm für die Industrie umsetzbar sei. Dennoch seien viele Fragen noch offen, etwa nach der Notwendigkeit von Tests, die statistisch unsinnige, extreme Fahrsituationen abprüften, bei denen die Fahrzeuge über jedes sinnvolle und realistische Maß hinaus belastet würden. Neue Tests wie die für Bremsen- und Reifenabrieb seien dagegen durchaus darstellbar, auch wenn neue Testprozedere vonnöten seien. Auch realisierbar, aber durchaus an der Grenze des machbaren befänden sich die Vorschläge für Nutzfahrzeugtests.
Wie wird die kommende Euro-7-Norm ausgestaltet?
Als problematisch identifizierte der Experte hingegen die politische Umsetzung. Bisher herrsche in vielen Mitgliedsstaaten noch eine klare Kontraposition zum aktuellen Vorschlag vor, eine zeitnahe Umsetzung noch in der aktuellen Legislaturperiode und darauffolgend eine verlängerte Frist zur technischen Umsetzung bis 2026 sei aber besonders mit Blick auf die notwendige Investitionssicherheit und den Aufbau von Testkapazitäten von entscheidender Wichtigkeit. Krieger sieht aber das Risiko, dass die Entscheidungsfindung durch einzelne Blockaden um Jahre verzögert werden könne, eine Eigenheit der europäischen Gesetzgebung.
Durch die Integration der VDI-Fachtagung Antriebsstranglösungen für Nutzfahrzeuge standen insgesamt bis zu vier Vortragsstränge zu Verfügung. Die umfangreiche Fachausstellung mit insgesamt 60 Ausstellern und Fahrzeugen sowie verschiedene Zusatzangebote wie der Autosalon, das DritevLab als Hands-on-Area und die Speakers Corner rundeten das Angebot ab.