Der Einkauf im Netz funktioniert – nur dass leider ausländische Internetkonzerne davon am meisten profitieren! Dass der größte – gleich umsatzstärkste – Online-Shop in Deutschland mit Amazon durch einen US-Unternehmen betrieben wird, kommt nicht von ungefähr.
2014 haben in Deutschland weit über die Hälfte der Einwohner online eingekauft. Nach einer Prognose des HDE rechnet man für das Jahr 2015 damit, dass der Einzelhandel in Deutschland im E-Commerce rund 43,6 Milliarden Euro erwirtschaften wird.
Deutschland ist der zweitgrößte E-Commerce- Markt in Europa
Deutschland ist vor diesem Hintergrund inzwischen nach Großbritannien der zweitgrößte E-Commerce-Markt in Europa. Doch wer profitiert davon? 80 Prozent des Online-Umsatzes mit gedruckten Büchern in Deutschland 2014 (2,2 Milliarden Euro) machte nur ein Unternehmen, nämlich Amazon. Diese Vormachtstellung bezieht sich aber nicht nur auf Bücher, sondern inzwischen auf das gesamte Sortiment.
Laut Statista erwirtschafte Amazon 2014 einen Gesamtumsatz von 6,5 Milliarden Euro. Auf dem Amazon-Marktplatz erzielen die Händler noch einmal einen ähnlich großen Umsatz, an dem Amazon durch die Provisionen partizipiert. Weit abgeschlagen im Ranking der größten Online-Shops liegt auf dem zweiten Rang das deutsche Handelsunternehmen Otto mit 1,9 Milliarden Euro.
Die E-Commerce-Gegenwart
Amazon hat zusammen mit den vier weiteren größten US-Internet- bzw. IT-Firmen (Apple, Facebook, Google (Alphabet), eBay) einen nahezu gleichen Börsenwert (im Sinne der Marktkapitalisierung) wie die meisten deutschen DAX-30-Unternehmen zusammen und der nächste Online-Riese aus dem Ausland steht mit Alibaba auch schon vor der Tür. Dieses chinesische Unternehmen schaffte am "Single-Day" (11.11.2014) im Netz einen Rekordumsatz von 7,9 Milliarden Dollar innerhalb von 24 Stunden. Das ist doppelt so viel wie der Jahresumsatz der Kaufhauskette Karstadt, die das Internet weitgehend verschlafen hat.
Die einzige Antwort aus Deutschland in diesem Bereich heißt Zalando und das ist wahrlich ein einsamer digitaler "Schrei vor Glück" im weltweiten Datennetz. Bis auf SAP gibt es kein deutsches I(K)T-Unternehmen, welches weltweit von Relevanz ist. Weltmarktführer „made in Germany“ sucht man in der Digitalen Wirtschaft vergeblich. Vor diesem Hintergrund müssen wir einfach feststellen, dass wir die erste Halbzeit im E-Commerce verloren haben!
Die E-Commerce-Zukunft
Neben diesem aktuellen Stand sieht auch die Prognose nicht viel besser aus: Unter den weltweit 122 wertvollsten nicht-börsennotierten Internet-Startups (Stand 09/2015), den so genannten Unicorns mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar finden sich neben den dominierenden US-Unternehmen wie Uber, Airbnb, Dropbox, Palantir und Snapchat sowie der neuen chinesischen Online-Macht mit zum Beispiel Xiaomi oder Didi Kuaidi nur 13 Startups aus Europa. Davon kommen mit Delivery Hero, HelloFresh und Home24 nur drei aus Deutschland. Und während in den USA pro Jahr etwa 100.000 neue Online-Startups auch im E-Commerce angeschoben werden, zählen wir in Deutschland insgesamt gerade einmal 5.000 junge Unternehmen in der Digitalen Wirtschaft.
Deutschland hat Nachholbedarf
Es ist daher schlichtweg nicht zu erwarten, dass es in naher Zukunft auch digitale Weltmarktführer aus Deutschland geben wird. Das kann und darf aber nicht das Ergebnis sein! Wir müssen uns an dem Rennen um den Aufbau von B2C- und B2B-Handelsplattformen im Netz endlich einmal beteiligen! Wir brauchen auch aus Deutschland heraus digitale Weltmarktführer, sonst geht auch die zweite Halbzeit verloren und eine dritte wird es nun einmal nicht geben.