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13.09.2022 | Nachhaltige Geldanlagen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Anlegerinnen wollen grüne Renditen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

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Auch wenn sich nach wie vor nur ein knappes Drittel der Frauen mit Geldanlage befassen, legen viele weibliche Anleger Wert auf eine nachhaltige Wirkung ihrer Investments, zeigt eine Umfrage. Doch neben Umwelt- und gesellschaftlichen Aspekten zählt bei ihnen auch eine gute Beratung.

Zwar beschäftigt sich noch immer nur etwa ein Drittel (32 Prozent) der Frauen mit Geldanlagen, während der Anteil der finanzinteressierten Männer bei 52 Prozent liegt. Doch an Investments, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, sind 49 Prozent der Anlegerinnen "sehr stark" oder zumindest "eher stark" interessiert. Unter den männlichen Sparern kennen sich hingegen nur 45 Prozent mit solchen Angeboten aus. Das ist das Kernergebnis einer repräsentativen Forsa-Studie zum Geldanlageverhalten der Deutschen im Auftrag der Klimaschutzgenossenschaft The Generation Forest. Für die im August veröffentlichte Erhebung wurden mehr als 2.000 Personen ab 18 Jahren befragt.

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Nachhaltigkeit in Altersversorgungseinrichtungen – das Momentum nutzen

Die Klimaschutzziele von Paris, die Sustainable Development Goals, die Aktivitäten der EU-Kommission für Sustainable Finance und die sie arrondierenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen wurden mittlerweile zum Weckruf für Altersversorgungseinrichtungen, sich intensiv mit Sustainable Finance zu beschäftigen. Geschäfts- und Produktmodelle stehen auf dem Prüfstand, Berichterstattungen und Risikomodelle sind um nicht-finanzielle Faktoren zu erweitern und von Kapitalanlagen werden positive Wirkungen auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung erwartet.

Insgesamt investieren der Studie zufolge bereits 18 Prozent der weiblichen und 19 Prozent der männlichen Anleger in nachhaltige Geldanlagen. "Wer Geld nachhaltig anlegt, übernimmt Verantwortung für seine Mitmenschen", sagen 77 Prozent der Frauen, die sich mit solchen Anlageformen auseinandersetzen. Unter den Männern sind 69 Prozent dieser Meinung. Im Detail wollen 45 Prozent der Befragten beim Investieren die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Innovationen fördern. Ein Viertel (25 Prozent) achtet auf die Rettung durch Abholzung gefährdeter Urwälder. Der Schutz bedrohter Tierarten steht für elf Prozent im Mittelpunkt und sieben Prozent ist der Einsatz für lokale indigene Gemeinschaften wichtig.

Angebote sind kaum überschaubar

"Trotz des stetigen Bedeutungszuwachses dieses Marktsegments fehlt es aber nach wie vor an einheitlichen Standards und Definitionen", schreiben Christoph Klein und Mathias Moersch im Buchkapitel "Kriterien zur Bewertung nachhaltiger Investments" (Seite 937). Um diese besser einordnen zu können, dienen laut der Springer-Autoren vor allem Ausschlusskriterien. Einen ganzen Ausschlusskatalog hat zum Beispiel das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) entwickelt. Hierzu gehören unter anderem Korruption und Bestechung, Arbeitsrechts- oder Menschenrechtsverletzungen, aber auch Umweltzerstörung, Kernenergie, Waffen oder Pornografie. 

Zudem erlauben Key Performance Indikatoren (KPIs) die Quantifizierung des Nachhaltigkeitsaspektes, schreiben Klein und Moersch. "KPIs für nachhaltiges Wirtschaften sollen quantitativ messbare und damit belastbare Vergleiche innerhalb von Anlagekategorien und über die Zeit ermöglichen", so das Autoren-Duo.

CSR-Berichte und Anlegerpräferenzen helfen nur bedingt

Doch ganz so leicht ist es offenbar nicht, echte nachhaltige Anlagen von Mogelpackungen zu unterscheiden: "Mitunter ist es für Privatanleger schwer, den Überblick im Produktdschungel zu behalten", schreibt Carmen Mausbach im Versicherungsmagazin-Sonderheft "Nachhaltige Geldanlage" (Ausgabe 1 | 2022). 

So biete beispielsweise der Nachhaltigkeitsbericht oder kurz CSR-Bericht börsennotierter Unternehmen Anhaltspunkte, wenn es um einzelne Wertpapiere geht. Viele Unternehmen sind laut Mausbach dazu verpflichtet, offenzulegen, inwieweit sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Doch diese sind meist sehr umfangreich und häufig unübersichtlich. Deutlich einfacher können Privatanleger entsprechende Aktien Mausbach zufolge mithilfe eines nachhaltigen Index finden. "So dürfen beispielsweise in den DAX 50 ESG nur Unternehmen aufgenommen werden, die über entsprechende Nachhaltigkeitskonzepte verfügen."

Ein Vorteil für private Anleger: Seit dem 2. August 2022 müssen Mitarbeitende von Banken oder Vermögensberatungen sowie Versicherungsvermittler ihre Kunden zu deren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen. "Diese müssen sie neben einer finanziellen Verlusttragfähigkeit, der Risikoeinstellung und den Kenntnissen der Kunden in einem Anlegerprofil festhalten und sich in der Produktempfehlung entsprechend danach richten", erläutert Benjamin Ruppert, Anlagemanager bei der Commerzbank, im Bankmagazin-Beitrag "Nachhaltigkeit erfordert detailliertes Wissen" (Ausgabe 7-8 | 2022). 

Frauen brauchen bedarfsgerechte Beratung

Darüber hinaus müssen sich Geldhäuser und andere Finanzdienstleister gerade bei der Beratung weiblicher Anleger zusätzlichen Herausforderungen stellen, meint Heinz Benölken im Buchkapitel "Potenzialfeld 6: Frauenbanking" (Seite 244). Diese "wollen keine Frauenfinanzprodukte, durch die sie sich diskriminiert fühlen könnten". Dennoch ergeben sich für Anlegerinnen "spezielle Ansprüche an Produkte wie Umweltverträglichkeit, Transparenz oder die Orientierung an den spezifischen Bedürfnissen in den jeweiligen Lebensphasen." 

Frauen gelten als besonders preis- beziehungsweise leistungssensibel, reagieren empfindlich auf stereotype Werbeslogans und bevorzugen die persönliche Kommunikation. "Sie legen im Vergleich zu Männern höheren Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen zu ihren Beratern, die sich in ihre individuellen Lebenssituationen versetzen können, getragen von respektvoller und achtungsvoller Kommunikation als Basis von Vertrauen", so der Springer-Autor. "Bedarfsgerechte Beratung rund um Lebenssituationen muss die Prozessphilosophie tragen. Zudem nehmen Servicequalität und ein effizientes Beschwerdemanagement einen hohen Stellenwert ein."

"Frauen sind wählerischer, denken langfristiger als Männer und legen mehr Wert darauf, mit ihrem Investment Gutes zu tun", bestätigt auch Oliver Jacobs, Geschäftsführer der Hamburger Klimaschutzgenossenschaft und Studieninitiator. "Obwohl Frauen insgesamt seltener investieren als Männer, sind sie bei nachhaltigen Geldanlagen mit ihnen auf Augenhöhe."

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