2020 war in vielerlei Hinsicht ein Jahr der Extreme. Neben vielen negativen Rekorden gab es auch positive Entwicklungen. So stieg die Zahl nachhaltiger Fonds in Deutschland auf einen neuen Spitzenstand. Damit haben Anleger, die nachhaltig investieren wollen, so viel Auswahl wie nie zuvor.
Die Turbulenzen an den Aktienmärkten und der weltweite Wirtschaftseinbruch lassen es nicht unbedingt vermuten: Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl neu aufgelegter ESG-Fonds, die ökologische und soziale Faktoren sowie Grundsätze einer guten Unternehmensführung bei der Auswahl berücksichtigen, nochmals beschleunigt. Nach 172 Produkten 2019 gingen im vergangenen Jahr 249 neue Fonds an den Start. Damit war der Sprung sogar deutlich stärker als von 2019 zum Vorjahr, als lediglich neun Fonds mehr aufgelegt wurden. Damit gab es zum Ende des vergangenen Jahres insgesamt 1.417 Fonds mit dem Siegel ESG, wie aus einer Studie der Ratingagentur Scope hervorgeht – das sechste Jahr in Folge mit einem Anstieg.
Aktive Fonds haben noch die Nase vorn
Noch dominieren bei den neuen Fonds aktive Produkte. Die Scope-Analysten zählen hier 165 Newcomer. Mit 84 Neuzulassungen hinken börsengehandelte Fonds (ETFs) dem Trend etwas hinterher. Doch "insgesamt hat sich das Wachstum in diesem Segment erheblich beschleunigt", heißt es in der Studie. Damit dürften sich ETFs in Zukunft einen wachsenden Anteil vom ESG-Kuchen abschneiden. Ähnlich wie bei aktiven zu passiven Fonds sieht es beim Verhältnis von Aktien- zu Rentenfonds aus. Mit 739 zu 334 lagen Aktien Ende des vergangenen Jahres klar in Front.
Ein Ende des Booms ist nicht absehbar. "Nachhaltige Anlagen stehen sowohl bei institutionellen Investoren als auch bei Privatanlegern im Fokus", betonen die Analysten von Scope. Sie rechnen in Zukunft durch "neue Offenlegungspflichten und die Pflichten für die nachhaltige Finanzberatung" sogar mit einem zusätzlichen Schub. Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) ist am 10. März in großen Teilen in Kraft getreten und verpflichtet die Kapitalanlagegesellschaften zur Offenlegung, inwieweit sie ESG-Kriterien berücksichtigen und entsprechende Ziele erfüllen.
Palette der ESG-Fonds bleibt unübersichtlich
Das erscheint durchaus angebracht. ESG-Fonds decken ein weites Spektrum ab und entsprechend unübersichtlich gestaltet sich das Angebot. Während sich einige Fonds darauf beschränken, dass die Anlageziele mit möglichst geringem ökologischen und gesellschaftlichen Schaden verbunden sind, gehen andere einen Schritt weiter. Entsprechende Produkte zielen darauf, dass ihre "Investments jenseits der finanziellen Rendite auch einen expliziten, messbaren ökologischen oder sozialen Gewinn abwerfen."
Scope zählt zu dieser Gruppe der Impact-Investing-Fonds zum Beispiel solche, die in alternative Energien investieren. Auch hier ist das Angebot kräftig gestiegen: In Deutschland gibt es mittlerweile schon 175 Impact-Investing-Fonds. Dass man damit als Anleger gut fährt, hat das vergangene Jahr eindrucksvoll gezeigt. Fonds, die auf Anbieter neuer Energien setzen, verzeichneten massive Gewinne und ließen selbst manche Technologieaktie alt aussehen.