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14.11.2024 | Nachhaltige Geldanlagen | Im Fokus | Online-Artikel

Nicht allen Anlegern ist eine grüne Rendite was wert

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

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Nachhaltige Bankprodukte sind beliebt, aber die Zahlungsbereitschaft der Deutschen hat Grenzen. Eine aktuelle Studie offenbart, wie unterschiedliche Anlegertypen auf Kosten und Rendite bei ESG-Investments reagieren. Banken können von gezielten Produktstrategien und Expertise profitieren.

"Investieren für eine bessere Welt – das ist kein Wunschdenken, sondern heute bereits Anspruch und Realität. Wir können zumindest partiell in eine bessere Welt investieren", schreibt Christoph Berger im Buch "Vermögensbildungspolitik". "Langfristige Wertsteigerungen werden sich nicht mit Investitionen in Unternehmen erzielen lassen, deren Geschäftsmodell sich aufgrund struktureller Trends, wie der Dekarbonisierung oder auch allgemein disruptiver Technologien, als nicht nachhaltig herausstellt", erläutert der Springer-Autor. 

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Sustainable Financial Service Management – Eine empirische Analyse des Kaufverhaltens gegenüber nachhaltigen Investmentfonds auf Basis des Push-Pull-Mooring-Modells

Die Investitionen von privaten Anlegern sind eine wichtige Treibkraft zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen im Sinne einer Nachhaltigkeitstransformation. Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Beitrag das aus der Migrationsforschung stammende Push-Pull-Mooring Modell im Rahmen einer empirischen Studie verwendet. Dadurch sollen Einflussfaktoren auf die Intention zur Investition in nachhaltige Investmentfonds inklusive entsprechender produktbezogener Unterschiede identifiziert werden. Die so gewonnenen Ergebnisse werden schließlich diskutiert und darauf aufbauend einige theoretische und praktische Implikationen herausgearbeitet.

Zahlungsbereitschaft für grüne Investments begrenzt

Insgesamt entscheiden sich zwei Drittel der Deutschen für nachhaltige Bankprodukte, wenn Gebühren und Renditen vergleichbar mit klassischen Kapitalanlagen sind. Bei finanziellen Nachteilen wählt allerdings nur ein knappes Viertel (24,8 Prozent) konsequent die an ökologischen, sozialen und Governance-Aspekten ausgerichtete Alternative für ihr Portfolio. Fast ein Drittel (32,5 Prozent) bevorzugt stets die finanziell günstigere Variante. Immerhin fast 36 Prozent wechseln zwischen den Optionen - allerdings ohne klare Muster. Zu diesen Ergebnissen kommen Igor Ivanov (Technische Universität Nürnberg), Andreas Nicklisch (Fachhochschule Graubünden) und Marcus Sidki (RPTU Kaiserslautern-Landau und Hochschule Ludwigshafen) in ihrer Studie "Was ist mir eine grüne Bank wert?". Ihre Untersuchung zeigt, dass die Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit derzeit begrenzt ist.

Für ihre Analyse haben die Wissenschaftler Antworten von 2.000 Personen ausgewertet, die im Oktober 2022 zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen in den drei Produktkategorien Sparbriefe, Konten und Investmentfonds befragt wurden. Die Stichprobe ist in Bezug auf Alter, Geschlecht und regionale Verteilung repräsentativ.

Studie ermittelt verschiedene Anlegertypen

Die Untersuchung ermittelte dabei verschiedene Anlegertypen: 

  • Ein Viertel zählt zu den "Nachhaltigkeitsorientierten Fundamentalisten" (24,8 Prozent). Diese Gruppe entscheidet sich aus Überzeugung stets für nachhaltige Produkte, auch bei finanziellen Nachteilen. "Konventionelle Fundamentalisten" (6,9 Prozent) bevorzugen hingegen durchgängig konventionelle Produkte - unabhängig von finanziellen Vorteilen.
  • 11,7 Prozent der Befragten zählen zu den "Preissensitive mit leichter Zahlungsbereitschaft", die sich zwar finanzielle Vorteile wünschen, aber bereit sind, einen kleinen Aufpreis für nachhaltige Produkte zu akzeptieren. "Echte Preissensitive" (20,9 Prozent), wollen für ESG (Environment, Social, Governance) bei der Kapitalanlage kein Geld ausgeben und wählen daher konsequent die finanziell günstigste Option. 
  • Die "Gemischten Typen", die ein gutes Drittel ausmachen (35,9 Prozent) wechseln häufig zwischen den Optionen, zeigt dabei jedoch keine klaren oder rational nachvollziehbaren Muster.

Art der Nachhaltigkeit spielt fast keine Rolle

Zwar hat eine Mehrheit der Befragten eine Präferenz für nachhaltige Bankprodukte, allerdings ist sie nur begrenzt bereit, dafür höhere Gebühren oder niedrigere Renditen in Kauf zu nehmen. Die Art der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial oder beides) spielt für die Präferenzbildung der Menschen hingegen kaum eine Rolle. Auch die Unterschiede zwischen den Produktkategorien sind den drei Autoren zufolge nur gering ausgeprägt. 

Banken und Sparkassen sollten daher auf transformative Produktstrategien setzen, lautet eine Handlungsempfehlung. Für Institute, die komplett auf nachhaltige Produkte umstellen möchten, ist es ratsam, die finanzielle Attraktivität beizubehalten, um preissensitive Kunden nicht zu verlieren. Die Produkte sollten durchweg konkurrenzfähig bleiben, um Nachhaltigkeit attraktiv zu halten.

Bei der additionalen Produktstrategie bieten die Finanzunternehmen neben nachhaltigen Produkten mit weniger finanzieller Attraktivität auch konventionelle Alternativen an. Für Kunden, die auch ohne finanzielle Anreize die nachhaltige Option wählen, könnte dieser duale Ansatz für Banken lohnend sein, glauben die drei Studienautoren.

Mit Expertise bei Anlegern punkten

Da sich die Kundenpräferenzen kaum auf spezifische Nachhaltigkeitsaspekte ausrichten, raten die Studienautoren, bei der Produktentwicklung auf Bereiche zu setzen, in denen die Bank bereits über Expertise verfügt. Dies ermögliche eine glaubwürdige Umsetzung nachhaltiger Strategien und minimiere das Risiko von Greenwashing. 

Erfolg versprechende Investitionen im Unternehmenssektor basieren auf einer fundamentalen Analyse. Dabei werden Unternehmen selektiert, die auf Basis eines nachhaltigen Geschäftsmodells nachhaltige Erträge und Cashflows generieren - idealerweise auch mit einem nachhaltigen Wachstum. Neben der klassischen Fundamentalanalyse und Modellierung zukünftiger Erträge sowie Cashflows ergänzt eine ESG-Analyse den Investmentprozess. Als zusätzliches Element, um Risiken zu reduzieren. Aber auch gleichzeitig, um Chancen zu identifizieren", bringt es Springer-Autor Berger auf den Punkt.

Bei der ESG-Analyse habe sich die Nutzung von spezialisierten Datenanbietern und entsprechenden Rating-Agenturen als Basis etabliert. "Aktive Asset-Manager haben jedoch viele Chancen, hier zusätzliche Expertise – auch aus der Fundamentalanalyse - einfließen zu lassen. Ein kollaborativer Prozess, in den verschiedene Sektor- und Unternehmensexperten eingebunden sind, kann in der Diskussion dem hauseigenen ESG-Research helfen, die Beurteilung der Datenanbieter zu verbessern."

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