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20.03.2023 | Nachhaltigkeit | Schwerpunkt | Online-Artikel

Beim Nachhaltigkeitsmanagement tut sich was

verfasst von: Andrea Amerland

4 Min. Lesedauer

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"Good news are no news", lautet eine journalistische Binsenweisheit. Doch angesichts der Ergebnisse des "Sustainability Transformation Monitor 2023" erweist sich dieser Ausspruch als Trugschluss. Denn der Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit kommt deutlich voran. Und das ist eine Nachricht.

Rund 84 Prozent der Entscheider für Nachhaltigkeit in der deutschen Realwirtschaft geben an, das Thema sei "wichtiger" oder sogar "viel wichtiger" geworden. Das zeigt der "Sustainability Transformation Monitor 2023", für den rund 1.400 deutsche Unternehmen von der Bertelsmann Stiftung, der Stiftung Mercator sowie der Peer School for Sustainable Development und der Universität Hamburg online befragt wurden. 

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Von den Studienteilnehmern stammen 455 aus der Real- und 961 aus der Finanzwirtschaft. Die finale, nach Qualitätskriterien bereinigte Stichprobe setzt sich aus insgesamt 735 Befragten zusammen, von denen 268 aus unterschiedlichen Wirtschaftszweigen und 467 aus dem Finance-Bereich kommen. Erstere Gruppe besteht zu 71,5 Prozent aus Beschäftigten mit leitender oder geschäftsführender Funktion, Letztere lediglich zur 48,4 Prozent. Während im realen Sektor die Handelsbranche am meisten vertreten ist, sind es unter den Banken die privaten Finanzinstitute.

ESG-Verantwortung auf Vorstandsebene

Laut der Analyse sehnen etwa die Hälfte (46 Prozent) der Teilnehmer aus der Realwirtschaft das Thema Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen "voll und ganz" oder "überwiegend" verankert. In der Finanzwirtschaft (FDL) äußern sich knapp 40 Prozent in diesem Tenor. Insgesamt geben allerdings 73 Prozent der Verantwortlichen im FDL-Bereich an, Sustainibility habe an Bedeutung gewonnen. 

Welchen hohen Stellenwert ESG-Themen (Environmental Social Governance) inzwischen in Unternehmen haben, zeigt sich daran, wo die Verantwortlichkeit für dieses Thema verankert ist. So ist es bei circa 58 Prozent der Befragten in der Realwirtschaft die Vorstandsebene (Finance 49 Prozent). Während es bei 41 Prozent Unternehmen in der Realwirtschaft eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung gibt, sind in der Finanzbranche nur 35,5 Prozent. 

Es braucht Sustainable Leadership Management

Damit diese zentrale Steuerung durch die Management-Ebene gelingt, sind Führungsqualitäten nötig, die gerne unter "Sustainable Leadership Management" subsummiert werden, schreiben Roland Pfennig und Erik Müller-Schoppen im Buchkapitel "Warum Nachhaltigkeit so schwierig ist". Diese sind beispielsweise ein vertieftes Verständnis nachhaltiger Entwicklung, systemisches Denken, Visionen, Überzeugungskraft und andere mehr.

Auch Springer-Autor Olaf Eisele sieht in seinem Handlungsleitfaden zum Nachhaltigkeitsmanagement besonders die Führungsetage in der Pflicht (Seite 23).

Ausgangspunkt für die Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagements ist die Erkennung von dessen Notwendigkeit im Management eines Unternehmens. Ist die Geschäftsführung nicht von der Notwendigkeit überzeugt, so ist ein Projekt zu dessen Einführung zum Scheitern verurteilt. Grundvoraussetzung für Nachhaltigkeit ist die Einsicht in die Notwendigkeit und ein Unternehmensleitbild mit einem klaren und eindeutigen Statement zu der Absicht des Unternehmens, nachhaltig zu handeln."

Status Quo Nachhaltigkeitsmanagement

Die aktuellen ESG-Bestrebungen "stimmen vorsichtig optimistisch – sie zeigen, dass die Wirtschaft beim Thema Nachhaltigkeit stark in Bewegung ist", bewertet Laura Edinger-Schons, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, die Ergebnisse des Sustainability Transformation Monitors. "Aber sie zeigen auch Handlungsbedarf in Real- und Finanzwirtschaft sowie in der Politik auf. Ein effektives Zusammenwirken der Akteure ist in den nächsten Jahren von zentraler Relevanz", betont sie.

Aspekt

Realwirtschaft

Finanzwirtschaft

Nachhaltigkeitskeitsziele an Vergütung gekoppelt 

  72 Prozent

74 Prozent

Klimaziele bereits formuliert 

  32 Prozent

    24 Prozent

Konkrete Klimaziele in Vorbereitung

43 Prozent

33 Prozent

Purpose-Statement entwickelt

  39 Prozent

    35 Prozent

Nachhaltigkeit wird sich zum Wettbewerbsvorteil entwickeln

  79 Prozent

    64 Prozent

Quelle: "Sustainability Transformation Monitor 2023"

Die Studie hat auch ermittelt, wo die größten Hürden bei der Nachhaltigkeitstransformation liegen. So scheitert der Wandel oftmals an der Ressourcenausstattung und der Umsetzungskompetenz in den Unternehmen. So nennen 64 Prozent der Befragten in der Realwirtschaft mangelnde finanzielle und personelle Ausstattung als relevantes Hemmnis. 

Methodisches Vorgehen Nachhaltigkeitstransformation

Diese Hürden lassen sich allerdings durch ein strukturiertes Vorgehen in den Griff bekommen. Hat sich das Management erst einmal von der aktuellen Situation, Chancen und Risiken sowie dem Handlungsbedarf des Unternehmens im Hinblick auf Nachhaltigkeit einen Überblick verschafft und ist die Entscheidung für die Einführung eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagements getroffen worden, sollten nach Eiseles Ansicht zunächst folgende Fragen geklärt werden: 

  • Welche externen Anforderungen (Gesetzgeber, Kapitalgeber, Öffentlichkeit) sollen oder müssen berücksichtigt werden?
  • Welche internen Anforderungen (Ziele Unternehmensleitung, Beschäftigte) werden an Nachhaltigkeit gestellt?
  • Wie hoch wird die Notwendigkeit und Bedeutung von Nachhaltigkeit für das Unternehmen bewertet?
  • Welche Ressourcen (Mittel, Fähigkeiten) stehen im Unternehmen für die Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements zur Verfügung?

Um sich der Nachhaltigkeitstransformation schrittweise anzunähern, empfiehlt Eisele eine systematische Vorgehensweise, die sechs Stufen beziehungsweise Projektphasen (Sechs-Stufen-Modell) beinhaltet:

  1. Initiierung eines Nachhaltigkeitsmanagements
  2. Analyse der Ausgangssituation des Unternehmens
  3. Zielbildung (Vision, Grundsätze, Nachhaltigkeitsziele)
  4. Planung des Ordnungs- und Gestaltungsrahmens
  5. Einführung und Umsetzung eines nachhaltigen Managementsystems
  6. Bewertung und Verbesserung des Nachhaltigkeitsmanagements

Projektplan, um Nachhaltigkeitsmanagement einzuführen

Die Vorgehensweise zur Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagements lässt sich Eisele zufolge gut in einem Projektplan darstellenden, der Teilnehmer, Inhalte, Formate sowie die geplante Dauer der Projektphasen definiert. "Der abgebildete Projektplan stellt ein Beispiel dar, welches betriebsspezifisch angepasst und weiter detailliert werden kann." (Seite 23)

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