Infrastrukturanlagen wie Abfallverwertungs-, Trinkwasser-, Wasseraufbereitungs- sowie Stromerzeugungsanlagen oder Häfen bilden das Rückgrat unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Derzeit schätzt die OECD allein im Transport-, Telekommunikations-, Elektrizitäts- und Wasserinfrastrukturbereich den weltweiten Investitionsbedarf auf 53 Trillionen US-Dollar. Dies zeigt, dass es in den nächsten Jahren einen enormen Bedarf an Infrastrukturanlagen geben wird. Dieser ist nicht nur auf das Bevölkerungswachstum, die wirtschaftliche Entwicklung und die Verstädterung zurückzuführen, sondern auch auf den technischen Fortschritt sowie die Überalterung bereits bestehender Infrastruktur.
Gemäß der Internationalen Energieagentur sind Städte für 70 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen sowie für 70 Prozent Energieverbrauchs verantwortlich. Die Umsetzung nachhaltiger Wirtschaftsziele kann daher besonders im städtischen Infrastrukturbereich eine große Wirkung erzielen. Wie wir unsere urbanen Zonen entwickeln, ist daher für unseren ökologischen Fußabdruck von großer Bedeutung. Planen und bauen wir unsere Infrastrukturen weiter wie bisher, führt dies aber unweigerlich zu gravierenden Schäden.
Ein globaler Standard für grüne, nachhaltige und resiliente Infrastruktur
Hier setzt die Stiftung Global Infrastructure Basel (GIB) mit der Erarbeitung eines umfassenden und global anwendbaren Nachhaltigkeits- und Resilienzstandards für Infrastrukturvorhaben an. Zusammen mit Natixis, der Investmentbank der französischen Sparkassen- und Genossenschaftsbanken, und mit der Unterstützung eines internationalen Expertenteams bestehend aus Vertretern des Finanzsektors (z. B. Europäische Investmentbank), der öffentlichen Hand (z. B. giz, oder das Schweizer Bundesamt für Umwelt), NGOs/Verbänden (z. B. WWF oder die International Federation of Consulting Engineers), der Industrie (z. B. Pöyry, Bouygues Construction, Mott MacDonald), sowie Städteverbänden (z. B. ICLEI) entwickelt GIB derzeit den SuRe-Standard. Ziel dieses Standards ist es, zwischen dem öffentlichen Sektor, den Projektentwicklern und der Finanzbranche ein gemeinsames Verständnis zu den Nachhaltigkeits- und Resilienzanforderungen von Infrastrukturvorhaben zu fordern und somit auch den Zugang zu Finanzierungen für derartige Projekte zu erleichtern. Der SuRe-Standard stützt sich dabei auf die Anforderungen bereits existierender "Best Practices" und Standards wie die "Safeguards" der multilateralen Entwicklungsbanken, die "Performance"-Standards der Internationalen Finance Corporation, die Äquator-Prinzipien, die Anforderungen der UN-Klima- und Biodiversitätskonvention sowie die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation und die Sustainable Development Goals.
Risikominimierung durch die Einbeziehung von Nachhaltigkeitserwägungen
Derzeit testet GIB den SuRe-Standard, sowie eine Vorstufe davon – den SuRe-SmartScan – anhand von zahlreichen Infrastrukturprojekten in Zentral- und Osteuropa, China, Indien, Südafrika und Asien.
Bereits während dieser Pilotphase konnte festgestellt werden, dass sofern Nachhaltigkeitsaspekte bei der Planung und beim Bau von Infrastrukturanlagen berücksichtigt werden, in der Regel nicht nur der Ressourcenverbrauch verringert und die Emissionen gesenkt werden, sondern auch die Betriebskosten reduziert werden können.
Die Einbeziehung von Nachhaltigkeit spielt letztlich auch eine entscheidende Rolle beim Risikomanagement: Risiken, wie beispielsweise vermehrt auftretendes klimabedingtes Hochwasser, können dadurch minimiert werden, dass sie bereits bei der Infrastrukturplanung berücksichtigt werden.
Damit steht fest: Nachhaltige Infrastrukturanlagen sind nicht nur aus ökologischer und gesellschaftlicher Sicht sinnvoll, sondern tragen auch zu einer Risikoverminderung bei und sind somit wirtschaftlich attraktiv.