Nachhaltigkeit ist in aller Munde, doch bei der Umsetzung in die Praxis hapert es. Interim Manager sollen den Wandel beschleunigen. Doch mit welchen Problemen sind sie konfrontiert? Und wie setzen sie Lösungen effektiv um?
Nachhaltigkeit ist die neue Messlatte für Unternehmensführung. Viele Unternehmen haben die Bedeutung von Nachhaltigkeit erkannt, doch zwischen Zielsetzung und konkreter Umsetzung klafft oft eine große Lücke. Immer häufiger kommen Interim Manager als Veränderungsexperten zum Einsatz - vor allem dann, wenn die Zeit drängt und schnelle, pragmatische Lösungen gefragt sind. Doch vor welchen Herausforderungen stehen sie dabei?
1. Fehlende Klarheit
Ein häufiges Problem ist die unklare Definition von Nachhaltigkeitszielen. Unternehmen setzen sich ambitionierte Ziele - CO2-Reduktion, Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz -, aber wie diese konkret erreicht werden sollen, bleibt offen. Interim Manager müssen zunächst oftmals eine Nebelfront durchbrechen und gemeinsam mit den Führungskräften klare, messbare Ziele definieren. Eine Checkliste hilft dabei, dass alle Beteiligten das gleiche Projektverständnis haben und die Prioritäten klar sind.
2. Der Cultural Fit
Ein Interim Manager braucht neben der fachlichen Kompetenz auch den passenden "Cultural Fit", insbesondere im Nachhaltigkeitsbereich. Ein Experte, der bisher auf Ressourcenoptimierung fokussiert war, könnte Schwierigkeiten haben, die Kreislaufwirtschaft einzuführen. Konflikte sind möglich. Spezialisierte Interim Manager fördern daher die Akzeptanz von Nachhaltigkeit und sorgen dafür, dass ESG-Ziele (Environmental, Social, Governance) gelebt und nicht nur als Pflichtprogramm gesehen wird.
3. Fehlende Ressourcen und kurzfristiges Denken
Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten scheitert häufig an fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen. Gerade mittelständischen Unternehmen fällt es schwer, langfristige Investitionen zu rechtfertigen, wenn kurzfristige Erfolge ausbleiben. Interim Manager werden für messbare Ergebnisse engagiert. Aber Nachhaltigkeit ist ein Marathon und kein Sprint. Die erforderlichen Budgets müssen bereitgestellt werden.
4. Resulting statt Consulting
Interim Manager müssen die ESG-Umsetzung vorantreiben. Sie sind mitten im Maschinenraum und stehen nicht nur auf der Brücke. Kurzfristige Erfolge sind notwendig, um die Unterstützung der Stakeholder zu sichern. Das bedeutet: Prozesse beschleunigen, sofortige Einsparungen aufzeigen, digitale Tools integrieren, um CO2-Emissionen zu reduzieren oder die Ressourceneffizienz zu steigern. Schnelle sichtbare Ergebnisse schaffen Vertrauen und beweisen, dass der eingeschlagene Weg funktioniert.
5. Fehlende Datenbasis
Nachhaltigkeit braucht Daten. Eine systematische Nachhaltigkeitsberichterstattung findet in vielen Unternehmen noch nicht statt. Ohne Daten ist es schwierig, den Status quo zu analysieren: Maßnahmen zu entwickeln und Erfolge zu messen. Interim Manager müssen daher bei der Datenerhebung und beim Aufbau von Reporting-Systemen helfen. So wird Transparenz geschaffen.
6. Digitales Mindset als Schlüssel für Nachhaltigkeit
Die digitale Transformation ebnet den Weg für eine nachhaltigere Unternehmensführung. Technologien wie Industrie 4.0 oder Industrial internet of things (IIoT) sorgen für mehr Klarheit und optimieren Prozesse - vom Monitoring des Energieverbrauchs bis zur effizienten Ressourcenplanung. Unternehmen, die noch auf Excel-Listen vertrauen, müssen dringend digital aufrüsten. Ein Interim Manager kann dabei unterstützen, nicht nur die passenden Technologien einzuführen, sondern auch den kulturellen Wandel im Unternehmen voranzutreiben. Nur wer versteht, wie sich Digitalisierungsprozesse beschleunigen lassen, wird langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
7. Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur verankern
Nachhaltigkeit erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen. Interim Manager müssen daher die Mitarbeitenden mitnehmen und für das Thema begeistern. Dies erfordert Fingerspitzengefühl und Kommunikationsstärke. Gelingt es nicht, sie zu überzeugen, scheitern die besten Nachhaltigkeitsinitiativen. Sie sollten als Katalysatoren wirken, die nicht nur Veränderungen anstoßen, sondern auch die Menschen mitnehmen, die den Wandel umsetzen. Das Vertrauen der Mitarbeitenden ist entscheidend, damit Veränderungen langfristig Bestand haben.
8. ESG und neue Regulierungen als Treiber
Nachhaltigkeit und ESG sind die Zukunft. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU verpflichtet Unternehmen ab 2025, detailliert über ihren ökologischen und sozialen Fußabdruck zu berichten. Interim Manager helfen Unternehmen, sich auf diese neuen Anforderungen vorzubereiten und die notwendige Transparenz zu schaffen. Unternehmen, die nicht ressourcenschonend agieren, riskieren langfristig ihren Zugang zu Krediten und ihre Attraktivität für junge Talente. Interim Manager sind gefordert, nicht nur bei der Erfüllung dieser regulatorischen Anforderungen zu coachen, sondern auch bei der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle, die ökonomischen Erfolg mit ökologischer Verantwortung verbinden.
9. Die Chance: Innovation und neue Geschäftsmodelle
Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für Innovationen. Oft ist es die Aufgabe von Interim Managern, zusammen mit Unternehmen neue Geschäftsmodelle und Lösungen zu entwickeln und sich so Wettbewerbsvorteile zu sichern. Die Transformation hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen eröffnet Möglichkeiten, die weit über die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben hinausgehen - von der Einführung zirkulärer Wertschöpfung bis hin zur Entwicklung völlig neuer Produkt- und Dienstleistungsangebote.
Jetzt handeln, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen
Nachhaltigkeit ist kein Projekt für die Feel-Good-Abteilung. Wenn Unternehmen nachhaltig wirtschaften und die gesetzlichen Anforderungen erfüllen wollen, brauchen sie mitunter externe Expertise und Menschen, die den Mut haben, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und unklare Vorhaben zu klären. Nur so lässt sich die Nachhaltigkeitsstrategie auf die nächste Ebene heben und umsetzen.