2020 | OriginalPaper | Buchkapitel
Narrative Spannung und Suspense
Ausgehend von Filmwerken und Erfahrungen Hitchcocks, wird eine Interpretation von Spannung im filmischen Erzählen versucht, die neben kognitiven auch emotive und imaginative Aspekte erfasst. Vorgeschlagen wird, Spannung in einem kognitiven Funktionszusammenhang zu verorten, der durch das menschliche Primärbedürfnis nach Kontrolle bestimmt wird. Spannungsreaktionen werden besonders dort spürbar, wo die aktive Kontrolle des Filmgeschehens durch die Protagonisten sowie die passive, kognitive Kontrolle durch die Zuschauer infrage stehen und die Ungewissheit über den Ausgang von Konflikten wächst. Dem PKS-Modell folgend, lassen sich die Effekte typologisch beschreiben als (1) (perzeptionsgeleitete) latente, (2) (konzeptgeleitete) fokussierte oder (3) (stereotypengeleitete) konventionalisierte Spannung, welche den Spezialfall des Suspense einschließt. Konfliktmomente begünstigen ein affektives Spannungserleben. Über wechselnde Vorstellungsaktivitäten sorgen sie für ein imaginatives Spiel mit der Kontrollkompetenz des Zuschauers.