2. Naturkatastrophen in Entwicklungsländern

Der IPCC (2012) erörtert „Extremereignisse“ und klassifiziert diese nach Wetter- oder Klimavariablen, die über (unter) Schwellenwerten nahe den oberen (unteren) Enden der beobachteten Werte der Variablen liegen.

Verschiedene Arten von Katastrophen können nach ihrer Ursache unterschieden werden. Eine gemeinsame Terminologie wurde unter anderem von Munich Re, Swiss Re, dem Center for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) definiert (siehe Banholzer et al. 2014). Unterschieden werden geophysikalische (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch, Trockenmassenrutschung), meteorologische (Hurrikan, Taifun, Zyklon), hydrologische (Überschwemmung, Nassmassenrutschung) und klimatologische (Dürre, extreme Temperaturen) Ereignisse (EM-DAT 2015).

Die NatCat-Datenbank von Munich Re und Sigma von Swiss Re sind nicht öffentlich zugänglich. Obwohl die Terminologie und die Kategorien einheitlich definiert sind, haben sie unterschiedliche Aufnahmekriterien und sind daher nicht streng vergleichbar und haben ihre eigenen Stärken und Schwächen (United Nations und World Bank 2010).

Um eine Katastrophe in die EM-DAT-Datenbank einzugeben, muss mindestens ein Kriterium erfüllt sein: zehn oder mehr gemeldete Tote, hundert oder mehr gemeldete Betroffene, ein ausgerufener Notstand, ein internationaler Hilferuf. Die Datenbank enthält Informationen über die Art und Gruppe der Katastrophe, das Land, in dem sie sich ereignete, das Datum, die Anzahl der Toten, Vermissten, Verletzten (körperliche Verletzungen, Traumata oder Krankheiten als direkte Folge der Katastrophe), Obdachlosen (Haus ist zerstört oder schwer beschädigt), Betroffenen (Menschen, die während der Notstandszeit sofortige Hilfe benötigen); geschätzte Schäden an Eigentum, Ernten und Viehbestand (EM-DAT 2015).

Der Klimawandel beschreibt Veränderungen im Zustand des Klimas. Dabei verändern sich der Mittelwert und/oder die Variabilität seiner Eigenschaften und halten über einen längeren Zeitraum an. Der Klimawandel kann sowohl durch natürliche Prozesse als auch durch anhaltende, vom Menschen verursachte Veränderungen entstehen. Die Zuverlässigkeit der Vorhersagen hängt von vielen Faktoren ab, darunter die Art der Extreme, die Region, die Qualität der Daten und der Grad des Verständnisses der zugrunde liegenden Prozesse usw. (IPCC 2012, 2014).

Asien ist besonders stark von Naturkatastrophen betroffen. Auf die Mitgliedstaaten der Asiatischen Entwicklungsbank entfallen 57 % der Weltbevölkerung, aber 88 % der von Katastrophen betroffenen Menschen. Überschwemmungen waren zwischen 1980 und 2012 für mehr als ein Drittel der Katastrophen in Asien verantwortlich (Guha-Sapir und Hoyois 2015).

Auswirkungen (auch Folgen oder Ergebnisse) beschreiben im Allgemeinen die Auswirkungen auf Leben, Lebensgrundlagen, Wirtschaft, Dienstleistungen, Infrastrukturen, Gesundheit, Ökosysteme, Gesellschaften und Kulturen aufgrund der Wechselwirkung von extremen Wetterereignissen mit der Anfälligkeit einer exponierten Gesellschaft und eines Systems innerhalb eines bestimmten Zeitraums (IPCC 2014). Die Rolle von Anfälligkeit und Exposition wird in Abschn. 2.2.3 erörtert.

Sowohl theoretische Probleme als auch extreme Datenbeschränkungen wirken sich auf die tatsächlichen Schätzungen der Auswirkungen von Katastrophen aus; selbst in hoch entwickelten Ländern sind umfassende Daten über Katastrophenschäden selten (Kousky 2012). Auch wenn Großereignissen viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, können die kumulierten Verluste im Zusammenhang mit „kleineren Katastrophen“ ebenso bedeutend sein (Chhibber und Laajaj 2013). Schließlich haben makroökonomische Schocks indirekte Auswirkungen auf andere, nicht betroffene Regionen und Länder (Lebensmittelpreisschwankungen usw.), die in der Regel nicht berücksichtigt werden.

Die Widerstandsfähigkeit kann mit dem Fortschreiten des Wandels erhöht werden, obwohl es sich bei den Fortschritten eher um Prozesse als um Ergebnisse handelt. „Überleben“ beschreibt die meisten Instrumente zur Risikominderung, die die Fähigkeit zur Bewältigung von Schocks verbessern, kann aber eine geringere Lebensqualität zur Folge haben. „Anpassung“ beinhaltet Veränderungen von Strukturen, Lebensgrundlagen und Lebensstilen und zielt auf die Anpassung an tatsächliche oder erwartete Klimaauswirkungen ab. Die „Transformation“ schließlich verändert grundlegende Eigenschaften eines natürlichen oder menschlichen Systems, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und somit die Auswirkungen großer negativer Schocks zu verringern (IPCC 2014; The Royal Society 2014).

Selbst wenn die nationalen Auswirkungen relativ gering sind, können die lokalen Folgen einer Naturkatastrophe schwerwiegend sein (World Bank 2006).

Eine theoretische und empirische Analyse von Schumacher und Strobl (2011) kommt zu dem Ergebnis, dass ein nichtlinearer Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Schäden und dem Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung besteht, der entscheidend von der jeweiligen Gefahr abhängt. Während Länder mit geringer oder mittlerer Gefährdung eine glockenförmige Beziehung zwischen Schäden und Wohlstand aufweisen, haben Länder mit hoher Gefährdung eine u-förmige Beziehung (Schumacher und Strobl 2011). Darüber hinaus gibt es Belege dafür, dass Entwicklungsländer stärker unter häufigen und kostengünstigen Katastrophen leiden, während entwickelte Länder stärker von seltenen, aber kostspieligen Ereignissen betroffen sind (Hallegatte 2012).

Im Gegensatz zu den entwickelten Volkswirtschaften sind die Multiplikatoreffekte in den Entwicklungsländern aufgrund schwacher sektorübergreifender Verbindungen, schlechter Infrastruktur und einer allgemein weniger integrierten Wirtschaft oft geringer (Benson und Clay 2004).

Schwellenländer sind von Naturkatastrophen besonders betroffen, da sie einerseits bereits über eine beträchtliche Kapitalbasis verfügen und andererseits über eine relativ stark vernetzte Wirtschaft, der es an wirtschaftlichen und institutionellen Ressourcen fehlt, um Sicherheitsvorschriften durchzusetzen, in die Vorsorge zu investieren und die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen (Munich Re 2013).

Haushaltsstudien in Indien und Bangladesch zeigen, dass Naturkatastrophen und der Verlust von Naturgütern als Hauptgründe für das Abgleiten von Haushalten in die Armut genannt werden. Haushalte, die in der Vergangenheit von Dürren betroffen waren, haben ein 15-mal höheres Risiko, in Armut zu geraten (Sen 2003; Krishna 2006; Hallegatte et al. 2016).

Nach dem „INFORM“-Modell wird Kambodscha unter Berücksichtigung der (physischen und sozioökonomischen) Anfälligkeit, der Exposition und der Bewältigungskapazitäten als stark gefährdet eingestuft (PreventionWeb 2016). Bei der Untersuchung des Kreditrisikos von Staaten stufen Standard & Poor’s (2014) Kambodscha als das Land mit der höchsten Anfälligkeit für den Klimawandel ein. Um verschiedene Anfälligkeitsfaktoren zu erfassen, berücksichtigt das Ranking den Anteil der in Küstengebieten lebenden Bevölkerung (Exposition), die Bedeutung der Landwirtschaft (Sensibilität) und einen unabhängigen Anfälligkeitsindex, der die Fähigkeit zur Bewältigung des Klimawandels (Anpassungsfähigkeit) erfasst (Standard & Poor’s 2014).

Allerdings wirken sich Überschwemmungen – solange sie nicht überhand nehmen – positiv auf bestimmte landwirtschaftliche Lebensgrundlagen aus (Verbesserung der Fruchtbarkeit in der Landwirtschaft, Anreicherung des Grund- und Oberflächenwassers, ökologischer Nutzen für die Fischerei), und dies sind wichtige Faktoren für den Lebensunterhalt von Hunderten von Gemeinden (Nationales Komitee für Katastrophenmanagement 2008).

Die Risiken sind jedoch nicht auf die Landwirte beschränkt; landlose Arbeiter sind besonders anfällig für Einkommensschwankungen (Kreimer und Arnold 2000).

Anpassung kann als Prozess der Anpassung an erwartete oder tatsächliche Auswirkungen des Klimawandels beschrieben werden, um deren nachteilige Folgen zu mildern. Die Bedeutung der Anpassung nimmt zu, da es keine zufriedenstellenden Bemühungen zur Abschwächung des Klimawandels gibt und selbst bei erheblichen Anstrengungen zur Abschwächung schwerwiegende klimabedingte Auswirkungen auftreten werden (de Muirieta et al. 2014). Es sollte jedoch betont werden, dass Anpassung und Abschwächung sich bei der Risikominderung gegenseitig ergänzen können (Bräuninger et al. 2011; IPCC 2012).

Für die alleinige Betrachtung von Klimagefahren, wie in dieser Studie, ist eine weitere Unterscheidung zwischen den Begriffen nicht sinnvoll. Der Großteil der Forschung in diesem Bereich ist jedoch mit der Diskussion des Katastrophenrisikomanagements verbunden. Daher wird sich diese Studie auf das Katastrophenrisikomanagement konzentrieren.

Die Idee einer Risikokette besteht aus drei Teilen: Risiko, Risikomanagementoptionen und Ergebnis (Alwang et al. 2001).

So wird beispielsweise zwischen marktbasierten Instrumenten, öffentlich-privaten Partnerschaften, Finanzinstrumenten und Risikofinanzierungsinstrumenten unterschieden (letztere konzentrieren sich auf einen im Voraus vereinbarten Mechanismus zur Risikoteilung, während Finanzinstrumente den Zugang zu Krediten für Anpassungsmaßnahmen erleichtern) (Bräuninger et al. 2011). Anpassungsmaßnahmen können auch in reaktive (als Reaktion) und antizipative (vor den Auswirkungen) Maßnahmen unterteilt werden (Francisco 2008). Ebenso lassen sich Anpassungsmaßnahmen nach der Art der beteiligten Akteure (öffentlich oder privat), nach der räumlichen Reichweite (lokal oder großflächig) oder nach der zeitlichen Reichweite (kurz- oder langfristig) einteilen (de Muirieta et al. 2014). Politische Optionen lassen sich auch nach der Verringerung des Risikos (verringerte Anfälligkeit, Gefahren und Exposition sowie gebündelte, übertragene und geteilte Risiken) sowie nach dem Management von Restrisiken und Unsicherheiten (Vorbereitung und Reaktion, erhöhte Bewältigungskapazität) unterscheiden (Mitchell et al. 2014). In ähnlicher Weise fassen Carter et al. (2014) Risikovermeidung, Risikominderung, Risikospeicherung und Risikotransfer zusammen.