Skip to main content

2020 | Buch

Naturschutz

Eine kritische Einführung

verfasst von: Prof. Dr. Klaus-Dieter Hupke

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

In Naturschutzgebieten geschieht vieles, das auf den ersten Blick widersprüchlich ist. So werden beim Pflegeeinsatz Blumenwiesen abgemäht, wo doch alle dort wachsenden Pflanzen unter Naturschutz stehen. An anderer Stelle werden im Flachmoor geschützte Schilfbestände abgebrannt oder in einem Dünenschutzgebiet die oberste Bodenschicht mit Planierraupen abgetragen. Wiederum andere Flächen sollen völlig unberührt von menschlichen Eingriffen bleiben. Der Autor Klaus-Dieter Hupke zeigt die verschiedenen Strategien von Naturschutz auf. Er zeigt auch, dass Naturschutz zumeist gerade das nicht ist, was der Begriff im Kern aussagt: „Schutz der Natur“. In Mitteleuropa handelt es sich bei Naturschutzgebieten im Gegenteil überwiegend um die Relikte alter Agrar- und damit Kulturlandschaften. Oftmals stehen auch ästhetische Aspekte eines Landschaftsausschnitts bei der Ausweisung als Naturdenkmal oder Naturschutzgebiet im Vordergrund. Darüber hinaus läuft der Naturschutz Gefahr, zur Ersatzhandlung und zum Alibi für eine in Mitteleuropa wie global immer noch wachsende Zerstörung traditioneller und naturnaher Landschaftssysteme zu werden.
Die aktualisierte zweite Auflage bezieht die Folgen des Klimawandels für den Naturschutz nun explizit ein und hat auch an einigen Stellen für die entsprechenden Leser einen stärkeren Bezug auf Österreich sowie auf den zentralalpinen Raum eingearbeitet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Was ist für uns Natur?

In diesem Kapitel geht es um die Kerninhalte von „Natur“ aus der Sicht des Naturschutzes sowie um unterschiedliche naturschützerische Blickrichtungen auf Natur. Dies wird aus der gesellschaftlichen Alltagsperspektive heraus dargestellt.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 2. Warum Naturschutz?

Naturschutz setzt eine bestimmte historische Situation voraus: die Industrialisierung sowie den Aufstieg der bürgerlichen Denkweise. - Inhaltlich ist Naturschutz geprägt durch die Trinität von Vielfalt, Tradition und Ästhetik.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 3. Warum der Naturschutz gegenüber Umweltschutz und Tierschutz die schlechteren Karten hat

Ursachen des Rückgangs von naturschützerischer Lobby werden herausgestellt ebenso wie die Probleme des naturschützerischen Anliegens, sich gegenüber begrifflich „verwandten“ gesellschaftlichen Aufgabenfeldern wie Umweltschutz und Naturschutz zu behaupten.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 4. Naturschutz – auf welchen Flächen?

Naturschutz benötigt Flächen. Dabei erhebt sich die Frage, ob ein (zwangsläufig weniger intensiver) Schutz auf großer Fläche oder aber eine Herausnahme kleinerer Areale als intensiv geschützte „Naturschutzgebiete“ anzustreben ist.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 5. Extremstandorte – von der Wirtschaft gemieden, vom Naturschutz bevorzugt?

Viele naturgeschützte Flächen liegen auf Extremstandorten mit eher unfruchtbaren Böden, was den Erwerb dieser Standorte für den Naturschutz kostengünstig macht. Gleichzeitig weisen gerade derartige Sonderstandorte eine sehr spezielle und damit auch wieder schützenswerte Tier- und Pflanzenwelt auf.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 6. Verwirrende Vielfalt – Flächenkategorien des Natur- und Landschaftsschutzes: Naturschutzgebiete, Nationalparks, Naturdenkmäler, Landschaftsschutzgebiete, Naturparks

In diesem Kapitel werden unterschiedliche Kategorien an naturgeschützten Flächen unterschieden. Nicht alle davon schützen Natur vergleichbar intensiv.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 7. Welche Natur wollen wir wie schützen?

Auf der gleichen Fläche bzw. am gleichen Standort sind völlig unterschiedliche Ausprägungen von „Natur“ möglich. Welche Natur wir dort antreffen, hängt davon ab, auf welche Weise wir auf den Standort Einfluss nehmen. Dass dabei keine strikte Zuordnung zwischen konkreten Maßnahmen und konkreten Naturzuständen erkennbar wird, macht Naturschutzmanagement noch komplizierter.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 8. Die Konstruktion von natürlichen Gleichgewichten – ideelle Ausgangsbasis der Forderung nach Naturschutz

Das natürliche GleichgewichtGleichgewicht, natürliches ist ein Konstrukt, das sich wissenschaftlich weitgehend überlebt hat, wenn man darunter konkrete Artenkombinationen versteht. Für den Naturschutz, der traditionell auf diesem Konzept aufbaut, geht dabei ein wichtiges Denkmodell verloren.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 9. Hilfe für bedrohte Arten? Rote Listen und Gefährdungskategorien

DieRote Liste BlauflügeligeSandschrecke, Blauflügelige (Sphingonotus caerulans) SandschreckeBlauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) (Sphingonotus caerulans) Rote Listen sind ein wichtiges Instrument des Naturschutzes, über die Schutzwürdigkeit einer Art und damit auch eines Lebensraumes ein Urteil zu treffen. Sie dürfen aber nicht pauschal, sondern sie müssen differenziert angewandt werden.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 10. Von Vögeln und von Tagfaltern: Wie der Naturschutz seine Sympathien verteilt

VögelNaturschutz Abermals zeigt sich, dass für den amtlichen wie privaten Naturschutz nicht alle Arten gleich viel "wert" sind Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, jedoch sollten die Kriterien, wenn diese auch (inter-)subjektiv generiert sind, klargelegt werden.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 11. Was gefährdet die Natur?

Das Kapitel stellt die unterschiedlichen Einflüsse dar, die in Mitteleuropa wie weltweit die Natur gefährden. Im Mittelpunkt steht in allen Fällen eine direkte oder indirekte menschliche Einflussnahme.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 12. „Frevler“ und „Helfer“: Die Akteure im Naturschutz

Während es im vorangehenden Kapitel um eher abstrakte Gefahren für Tier- und Pflanzenarten ging, stehen hier konkrete Akteure wie Einzelpersonen (hier: aggregiert zu Personen-Typen) oder Institutionen wie Behörden und Verbände im Mittelpunkt der Darstellung.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 13. Natur, die keinen Schutz verdient: Spontane Vegetation, Ruderalgesellschaften, Neophyten und Neozoen

Der Naturschützer als solcher ist kein Naturwissenschaftler. Er wertet. – Eine ganze Anzahl artenreicher heimischer Lebensgemeinschaften erscheint unter diesem Ansatz weniger förderungswürdig oder steht dem intendierten Naturzustand gar entgegen: soll/muss bekämpft werden. Gerade diesen Lebensgemeinschaften ist dieses Kapitel gewidmet.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 14. Prozessschutz als Alternative und als Königsweg?

Während bisher der Schutz traditioneller Kulturlandschaften als Zielpunkt naturschützerischer Bemühungen gesehen wurde, wird nun eine ganz entgegengesetzte naturschützerische Intention entgegengestellt: der möglichst völlige Ausschluss des Menschen aus dem geschützten Landschaftsausschnitt. Eine möglichst unberührte Natur soll sich wiederherstellen.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 15. Natur, wo sie keiner erwartet: in der Stadt

Traditionell wird „Natur“ eher im ländlichen Raum etwa in agrarisch genutzten Flächen oder in den Forsten erwartet. Dem entgegen steht ein seit Jahrzehnten zu beobachtender Trend, wonach viele Tier- und Pflanzenarten sich zunehmend in den Städten ansiedeln. Dies sind keineswegs nur durchweg häufige Arten, sondern vielfach auch ausgesprochene Zielarten des Naturschutzes. Die Gründe dafür sind vielfältig; die nachlassende Intensität der Pflege von Grünflächen, Parkanlagen und Friedhöfen dürfte einen Hauptgrund darstellen. – Zunehmende Artenzahlen in den Städten erfordern aber auch eine Umorientierung und Neudefinition von Naturschutz.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 16. Militärisch genutztes Gelände – ein Naturidyll?

Auch wenn man, wofür es gute Gründe gibt, allem Militärischen skeptisch gegenübersteht, sollte doch der Blick dafür nicht getrübt werden, dass auch hier, und gerade hier, Flächen entstanden sind oder weiterbestehen, die aus naturschützerischer Sicht ausgesprochen wertvoll sind.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 17. Natur aus zweiter Hand: Renaturierung von Steinbrüchen und Tagebauen

Steinbrüche, Sand- und Tongruben und Tagebaue, aus denen zuvor nutzungsbedingt Mineralien ausgeräumt wurden, sind für weite Bereiche Mitteleuropas sehr charakteristisch. Sie gelten, nicht ganz zu Unrecht, als Totalzerstörung der gewachsenen Kulturlandschaft einschließlich ihrer Naturelemente. – Es kommt aber immer darauf an, „was man daraus macht“. Viele der ehemaligen Gruben sind zu naturgeschützten Gebieten mit besonders hoher Biodiversität geworden. Diese Vielfalt liegt zum einen darin, dass sich fast nur hier stehende Gewässer ausbilden konnten. Zum anderen ermöglicht die Sukzession von der zunächst unbewachsenen Fläche hin zum Wald viele Entwicklungsstadien.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 18. Ist Natur nur dann intakt, wenn alle Arten gleichmäßig zunehmen?

Dem Naturschutz liegen nicht nur die seltenen Arten am Herzen, die häufiger werden sollen, sondern auch die häufigeren sollen nach Möglichkeit zumindest nicht seltener werden. Wenn jedoch alle Arten in ihrer Individuenzahl zunehmen oder zumindest gleichbleiben, stoßen Ökosysteme an ihre Grenzen. – Das Kapitel versucht aufzuzeigen, dass dem naturschützerischen Ansatz oft ein fehlerhaftes Denkmodell zugrunde liegt.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 19. Naturschutz ist durchaus erfolgreich: das Beispiel großer Tierarten

Besonders große Aufmerksamkeit nehmen große Tierarten für sich in Anspruch. Bei diesen haben sich auch mit die größten Erfolge naturschützerischer Bemühungen eingestellt. Möglich wurde dies in den meisten Fällen durch einen recht bescheidenen Eingriff: indem man diese gesetzlich vor der Bejagung schützt. Dadurch sind aus vermeintlichen „Kulturflüchtern“ oft „Kulturfolger“ geworden.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 20. Lebensräume für den Flächenschutz in Mitteleuropa

Das Kapitel charakterisiert kurz den naturschützerischen Wert der wichtigsten naturnahen Lebensräume Mitteleuropas.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 21. Kleinbiotope und ihre Bedeutung für Biodiversität und Naturschutz

Neben den großräumigen Einheiten an Lebensräumen, die in Kap. 20 im Mittelpunkt standen, sind auch die kleinen Einheiten aus naturschützerischer Sicht einer Betrachtung wert. Aus der Summe unterschiedlicher Kleinbiotope heraus wird ein Lebensraum oft erst struktur- und damit artenreich. – Es wird eine charakteristische Auswahl an mitteleuropäischen Kleinbiotopen vorgestellt.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 22. Geologische Landschaftsobjekte im Naturschutz

Geologische Naturschutzobjekte sind solche, die wegen ihrer geologischen Bedeutung unter Schutz gestellt wurden. Da es sich meist um Ausnahmestandorte handelt, die auch andernorts seltene, und somit schützenswerte botanische und zoologische „Spezialisten“ enthalten, lassen sich die biologische und die geologische Komponente des Schutzes oft nicht klar auseinanderhalten.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 23. Flussbegradigung vs. Flussrenaturierung

Im Vergleich mit einem natürlichen Bach- oder Flusslauf ist eine begradigte Strecke biologisch verarmt, was v. a. an ihrer Normierung und Strukturreduzierung liegt. Von daher gibt es Versuche, zumindest in kleineren Gewässern das natürliche Fließsystem wieder herzustellen.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 24. Naturschutz im Wald: Naturwald – Dauerwald – Kahlschlag?

Dem Wald kommen in der Gesellschaft unterschiedliche Funktionen zu: Holzgewinnung, Erholung, Naturschutz. Eine Optimierung im Hinblick auf jede dieser Funktionen, wie sie das traditionelle Berufsbild des Försters bestimmt, erscheint nicht möglich. Die Diskussion um die Waldfunktionen bestimmt aber auch die forstlichen Waldbausysteme: So stehen Holzflächenschläge im Altersklassenwald dem Dauerwald gegenüber.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 25. Agrare Begleitprogramme des Naturschutzes in Deutschland

Herbizide und Insektizide bedrohen die traditionell hohe Vielfalt insbesondere der Ackerflächen. Aber auch Grünland ist durch Nutzungsintensivierung und durch Umbruch in Ackerland bedroht. Spezielle Schutzmaßnahmen, die sich u. a. aus dem Greening-Programm der EU ergeben, versuchen diesen Verlusten gegenzusteuern.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 26. Auch Europa mischt mit: Bundesnaturschutzgesetz, FFH und Natura 2000

Das Kapitel zeigt auf, dass Naturschutzpolitik immer mehr zu einer internationalen Aufgabe wird. Dies scheint gerechtfertigt, da Wanderwege und Verbreitungsareale von Arten auf Staatsgrenzen keinerlei Rücksicht nehmen. Als maßgeblicher multinationaler Naturschutz-Akteur innerhalb Europas spielt die EU eine immer größere Rolle.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 27. Zur Rolle von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) im Naturschutz

Wir leben in einer massenmedialen Welt, in welcher kaum eine Geistesströmung sich behaupten kann, die in dieser nicht wenigstens einige Resonanz findet. „Medien“ heißen zwar für sich selbst bereits „(Ver-)Mittler“; dennoch benötigen sie Nichtregierungsorganisationen, um die Öffentlichkeit für soziale Zwecke, in unserem Falle aber besonders für Naturschutz, zu mobilisieren. In Deutschland leisten dies v. a. BUND, NABU und WWF als mitgliederstarke und medial einflussreiche Organisationen.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 28. Das Tafelsilber der DDR? Naturschutz und Naturschützer in den östlichen Bundesländern

Obwohl, im Grundsatz wie im Westen auch, eher am Rande der „offiziellen Politik“ angesiedelt, hat Naturschutz in der DDR eine durchaus erfolgreiche Rolle spielen können, wie sich insbesondere am Erhalt vieler größerer Tierarten gezeigt hat. Gerade weil er nicht im Mittelpunkt der SED-Politik stand und damit auch aus westlicher Sicht weniger „ideologisch vorbelastet“ schien, konnte er auch besser als andere Teile der DDR-Identität in die neue Bundesrepublik überführt werden.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 29. Die Weltmeere und Antarktika – international, daher schutzlos?

Einen Großteil der Erdoberfläche nehmen Meeresregionen ein, die ebenso wie die (kontinentale) Antarktis keiner oder zumindest keiner strikten nationalen Zuordnung unterliegen. Wie funktioniert Naturschutz dort?

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 30. Wie wird außerhalb Europas die Natur geschützt?

Unsere räumliche Blickrichtung ist sehr Europa-zentriert und schließt darüber hinaus nur noch die USA als intensiv wahrgenommene Leitkultur mit ein. Neben den USA soll im nachfolgenden Kapitel der Naturschutz auch in anderen Weltregionen bzw. Kulturen untersucht werden. Aus Kapazitätsgründen ist die Darstellung auf Brasilien, die afrikanischen Staaten sowie auf Indien beschränkt, schließt damit aber drei Hauptregionen der sog. „Dritten Welt“ mit ein.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 31. Naturschutz in der Dritten Welt – eine Säule des Neokolonialismus?

Eine neokolonial wirkende Einmischung in die Angelegenheiten ärmerer Länder im Blick auf Naturschutz lässt sich auf mehreren Ebenen feststellen. Zum einen existiert diese in einer so gesehenen Zuständigkeit politischer Gremien (in Deutschland wie anderen größeren westlichen Staaten) für dortige Naturzustände. Zum anderen ist diese erstaunliche Selbstdefinition aber an bestimmte Denkmodelle gebunden. Zu diesen gehört auch, (schützenswerten) Wald als positive Kategorie in den sog. Entwicklungsländern ganz anders, und viel strikter als bei uns, zu definieren.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 32. Die Natur verschwindet, der Naturschutz kommt? – Zur Alibifunktion von Naturschutz und von naturgeschützten Flächen

Sowohl im nationalen wie auch im internationalen Rahmen sind die Ausweisung eines naturgeschützten Gebietes wie generell die Ausbringung von Naturschutzmaßnahmen nicht nur Kompensationsvorhaben für vorangegangene Naturzerstörung, sondern sie bereiten diese gleichzeitig auch vor und erleichtern zukünftige Naturbeeinträchtigung. Naturschutz und Naturzerstörung entsprechen sich in gewisser Weise wie zwei Seiten der gleichen Münze. Für Naturschützer ein Grund, jedes neue Naturschutzgebiet und jede neue gesetzgeberische Maßnahme auch kritisch daraufhin zu befragen, welche Art von Naturzerstörung sie evtl. ermöglichen soll.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 33. Naturschutz in Zeiten des Klimawandels

Grundsätzlich ist die in der Mensch-Klima-Hypothese nahegelegte Klimaveränderung auch ein Problem des Naturschutzes, als diese Auswirkungen auf Artenfrequenzen haben dürfte. – Darüber hinaus muss der Naturschutz aber auch darauf achten, dass die Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht zu einer „Verschlimmbesserung“ des Problems führen. Dies ist bei der Verwendung agrarer und forstlicher Energierohstoffe sowie bei der Gewinnung hydroelektrischer, aber auch anderer Formen „nachhaltiger“ Energieerzeugung bereits zu beobachten.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 34. Wanderer, Radfahrer, Autofahrer: Wie Freizeitmodalitäten unseren Blick auf die Natur prägen

Autofahrer. Unsere Lebensweise, in diesem Falle die Modalität von Freizeitgestaltung und v. a. der Fortbewegung, bestimmt unsere Naturwahrnehmung. Diese unterliegt dementsprechend einem zeitlichen und generationellen Wandel.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 35. Mensch und Natur – ein konstruierter Gegensatz?

Ein Hauptgegenstand dieses Buches ist die Natur-Kultur-Dichotomie, aus welcher der Naturschutz auch bis zu einem gewissen Grad seine Rechtfertigung schöpft. Dieses Denken in bipolaren Gegensätzen scheint für die westlichen Kulturkreise charakteristisch und ergibt sich aus der Tradition der abrahamitischen Religionen. Es ist auch dort noch wirksam, wo die meisten Individuen wie die Gesellschaft insgesamt sich gar nicht mehr vorrangig als religiös verstehen.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 36. Ideensuche: Wie kann Naturschutz gesellschaftlich begründet und verankert werden?

Um in einer ihrem Anspruch nach offenen und pluralen Gesellschaft bestehen zu können, darf Natur nicht „weggesperrt“ werden. Das Kapitel stellt ein Plädoyer dar zugunsten einer Öffnung der Naturschutzgebiete für Besucher. Wenn schon kein Betreten auf der gesamten Fläche, sollte wenigstens ein dichtes Netz von Wegen oder Pfaden angelegt werden. Natur kann nur derjenige schützen, der sie auch erlebt hat. Mit einer Öffnung der Naturschutzgebiete sichert der Naturschutz am ehesten das Breiteninteresse und damit auch den „Nachwuchs“ der eigenen Klientel. Dies muss unterstützt werden durch zusätzliche Informationen etwa über Text- und Bildtafeln, welche den besonderen Wert des konkreten Schutzgebietes erläutern.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 37. Naturschutz contra Zeitgeist?

Die Biologie ist, wie wiederholt betont wurde, in keiner Weise mit Naturschutz gleichzusetzen, noch ist dieser aus biologisch-naturkundlichen Erkenntnissen direkt abzuleiten. Dennoch ist die Biologie eine wichtige Bezugswissenschaft für die naturschützerische Arbeit. Die seit Jahrzehnten feststellbare Abkehr von der Naturkunde hin zur exakten Naturwissenschaft, die zunächst von der universitären Forschung und Lehre ausging, hat auch die Schulbiologie und damit auch die Breitenwirkung dieser Wissenschaft auf eine völlig neue Grundlage gestellt. Die Naturschutzarbeit erfährt heute von der Schulbiologie keine entscheidende Förderung mehr, insbesondere was die Arten- und Formenkenntnis anbelangt.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 38. Der Nutzen der Vielfalt: Realität, Poesie oder Esoterik?

Der Autor wendet sich gegen eine vordergründig utilitaristische Rechtfertigung von Naturschutz; ein zu erwartender vorrangiger konkreter Nutzen kann seiner Ansicht nach aus bestimmten Naturzuständen auch nicht unbedingt hergeleitet werden. Der Autor sieht jedoch einen Mehrwert an „Natur“ jenseits des konkreten (materiellen) Nutzens im Bereich von Ästhetik und Vielfalt.

Klaus-Dieter Hupke
Kapitel 39. Zur Zukunft des Naturschutzes

Das Kapitel gibt zum einen noch einmal einen Rückblick und eine Zusammenfassung bisher historisch eingetretener und bis in die Gegenwart sich immer noch verstärkender Naturzerstörung. Zum anderen wird nach Handlungsalternativen gesucht, die auch technische Maßnahmen der Nachzucht in Zoos und Botanischen Gärten sowie einer Konservierung in Genbanken einschließen.

Klaus-Dieter Hupke
Chapter 40. Nachklapp: Naturschutzfachlichkeit geht alle an!

Wichtig für den praktizierten Naturschutz sind nicht nur professionelle Naturschutzfachlichkeit, sondern auch Alltagsansätze, wie sie von jedem „Naturnutzer“ erfahren werden können. Das Kapitel ist ein Plädoyer zugunsten einer Beteiligung von Nichtfachleuten am naturschützerischen Anliegen.

Klaus-Dieter Hupke
Backmatter
Metadaten
Titel
Naturschutz
verfasst von
Prof. Dr. Klaus-Dieter Hupke
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-62132-5
Print ISBN
978-3-662-62131-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-62132-5