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12.09.2016 | Naturschutz | Interview | Online-Artikel

"Ein 'Weiter so' der Landnutzung darf es nicht mehr geben"

verfasst von: Günter Knackfuß

3 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Hans-Werner Persiel

vertritt als Bundesvorsitzender des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz aktiv Berufsfelder in Landschaftspflege und Naturschutz.

Über die Inhalte des 33. Deutschen Naturschutztages sprach Springer Professional mit Heinz-Werner Persiel, Bundesvorsitzender des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz.

Springer Professional: Welche Hauptinhalte bestimmen den diesjährigen Naturschutztag vom 13. bis 17. September?

Heinz-Werner Persiel: Der 33. Deutsche Naturschutztag wird die verschiedenen Ansprüche unserer Landschaften beleuchten. Insbesondere die Konfliktfelder, Naturschutz mit Land- und Forstwirtschaft, mit Wasser- und Energiewirtschaft, mit Sport und Tourismus werden behandelt, diskutiert und Lösungen gesucht. Auf dem Programm stehen auch naturschutzrechtliche Fragen, Herausforderungen für Schutzgebiete in Deutschland, Naturschutz in der Stadt, aber auch Naturschutz als gesellschaftspolitische Aufgabe mit Aspekten zu Suffizienz, Ressourceneffizienz zur Diskussion.

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Sie wollen die Diversitätsverluste in der Agrarlandschaft stoppen. Welche Strategien gibt es dafür?

Die gegenwärtige Intensität der Landnutzung hat zu einem dramatischen Artenverlust geführt. Niemand möchte durch Maiskulturen und intensiven Ackerbau spazieren gehen. Ziel muss es sein, heimatliche Landschaften mit bunten Wegsäumen, Hecken und Obstbäumen wieder zu schaffen. Monotone lineare Wasserkanäle müssen wieder zu Gewässern mit natürlichen Randbereichen entwickelt werden. Ein paar konkrete Beispiele: Der Biotopverbund ist umzusetzen und die gute fachliche Praxis hinsichtlich der Mindestanforderungen im Arten- und Biotopschutz weiterzuentwickeln. Die Umwandlungen von Grünland in Ackerfläche und die Inanspruchnahme von Fläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke sind deutlich zu vermindern. Zur Sicherung der Agrobiodiversität ist die Nutzung vielfältiger landwirtschaftlicher Kulturarten, –sorten und Nutztierrassen unerlässlich. Der Anteil des ökologischen Landbaues an der genutzten landwirtschaftlichen Fläche soll bis 2030 auf 20 Prozent gesteigert werden.

Wo sehen sie die wesentlichen Konfliktfelder zwischen Land- und Forstwirtschaft und dem Naturschutz?

Die Intensität der Landnutzung ist ausschlaggebend für die Erhaltung der Biologischen Vielfalt. Auf europäischer Ebene ist das längst erkannt. Politisch wird durch Agrarreformen versucht, der negativen Wirkung der intensiven Landnutzung zu begegnen. Die europäischen Anforderungen sind durch länderspezifische Regelungen z.B. durch eine konsequente Anpassung der sogenannten guten fachlichen Praxis für die Land- und Forstwirtschaft zu vollziehen. Im Kern sollen öffentliche Mittel nur noch für öffentliche Leistungen bewilligt werden. Ein "Weiter so" der gegenwärtigen Art der Landnutzung oder gar Intensivierung darf es nicht mehr geben.

Im Wassersektor soll die Renaturierung von Bundeswasserstrassen diskutiert werden. Um welche Projekte geht es dabei?

Das Bundesprogramm Blaues Band steht im Mittelpunkt. Insbesondere wird es um die angemessene Ausstattung zur Umsetzung und das Nationale Hochwasserschutzprogramm gehen. Anschauliche und interessante Projekte wie Gesamtkonzepte zu den Wasserstrassen Elbe, Lahn, Untere Havel und Rhein stehen zur Diskussion.

Erstmals auf der Kongress-Agenda steht das "Junge Forum". Was ist damit beabsichtigt?

Die junge Generation sind die Akteure von morgen. Sie sind wichtig für Lösungsansätze, um erfolgreichen Naturschutz auch in Zukunft möglich zu machen. Die Art von Engagement und das Interesse für Naturschutzthemen sind derzeit einem starkem Wandel unterworfen. Die Annäherung junger Menschen an die Themen Biodiversität, Artenkenntnis, Natur- und Artenschutz ändern sich unter dem Eindruck globaler Umwelt- und Gerechtigkeitskrisen, aber auch durch die Nutzung neuer Medien. Lösungen werden daher ganzheitlicher gesucht und die bewusste Umstellung von individuellen und gesellschaftlichen Lebensstilen auch als aktiver Beitrag zum Schutz von Natur und Biodiversität gesehen. Wir erwarten interessante Diskussionen nicht nur mit den jungen Leuten untereinander, sondern mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DNT jeden Alters und aller Fachrichtungen.

Der letzte Kongresstag ist Exkursionstag. Welche Route würden sie empfehlen?

Das Programmangebot ist so vielfältig, dass sich jeder nach seiner Interessenlage seine Zielgebiete aussuchen sollte. Alle Exkursionen sind unterschiedlich, auf ihre Weise besonders und interessant: Nationalpark Harz, Biosphärenreservat, Naturpark Drömling, Naturschutzgroßprojekt Untere Havel, Salzwiesen Alte Elbe Lostau, Kanutour auf der Elbe. 

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