Adieu, ISDN! Bis 2018 will die Telekom alle ihre Kunden vollständig auf IP-basierte Telefonie umrüsten. Dann können im Telekom-Netz die vor allem wegen ihrer Sprachqualität und der Funktionen beliebten ISDN-Anlagen nicht mehr genutzt werden. Im günstigsten Fall reichen neuen Software-Updates, um die Anlagen auf Vordermann zu bringen – je nach Stand der Technik. Hinzu kommen Dienste, die ebenfalls umgestellt werden müssen, wie etwa Alarm- und Brandschutzanlagen oder Notrufeinrichtungen. Irgendwann kommen Unternehmen, genau wie Verwaltungen, nicht um Investitionen in die neue Technik herum, auch wenn die Telekom-Konkurrenz angekündigt hat, ISDN noch einige Jahre weiter zu unterstützen. Jeder Einzelfall muss geprüft werden.
Die Telekom sieht sich in ihrer PR nach zwei Jahren IP-Migration im Geschäftskundenbereich auf einem "guten Weg", wie Klaus Müller, Leiter Strategische Entwicklung und Transformation bei der Telekom jüngst sagte. Insgesamt seien es im Privat- und Geschäftskundenbereich bislang mehr als elf Millionen neue IP-Kunden, 70.000 kommen der Telekom zufolge jede Woche hinzu. Die Telekom als Bigplayer gibt sich kundenfreundlich, bietet kostenlose Workshops für Unternehmen zum Thema IP-Migration an und hat auch Angebote parat, die sogenannten "DeutschLAN"-Produkte – mehr als 200.000 Anschlüsse habe man bislang darauf umgestellt.
Erhebliche Kosten können entstehen
Die IP-Migration kann mit gravierenden strukturellen Eingriffen und Kosten für die Unternehmen verbunden sein, je nach Beschaffenheit und Alter der aktuell genutzten Telekommunikationsanlage. Aber es gibt Alternativen zu den Nachfolge-Angeboten der Großen. Wie immer bei neuen Anschaffungen sollten Unternehmen – egal von welcher Größe – auch bei der IP-Umstellung den Vergleich suchen. Die Telefonanlagen mit physischen Schaltzentralen im Keller oder im Serverraum des jeweiligen Kunden, haben unter anderem durch neue Cloud-Services größere Konkurrenz bekommen. Über Cloud-Lösungen sind deutliche flexiblere Dienste möglich, eine herkömmliche DSL-Leitung und ein paar Voice-over-IP-Telefone an den Arbeitsplätzen genügen.
Smartphones lassen sich in Cloud-Anlagen einbinden
Die im Haus installierte Telefonanlage samt Wartungsverträgen entfällt mit der Cloud. Via Web-Anwendung lassen sich die Cloud-TKs steuern und nach Bedarf skalieren. Eine weitere Möglichkeit ist die "Fixed Mobile Convergence" (FMC), die die normale Cloud-TK ergänzt. Hier werden Smartphones in die Cloud-Anlage eingebunden, Mitarbeiter können dann im Festnetz und mobil telefonieren und die Smartphone-Funktionen über die Cloud nutzen. Selbstredend spielt nicht nur bei dieser Nutzung die Sicherheit der Geräte eine Rolle, auf die Springer-Autor Bernd Eylert in seinem Buch "Mobile Anwendungen in Unternehmen" eingeht. Spezialisierte Dienstleister gibt es bereits genügend, eine Suchmaschinen-Anfrage liefert zahlreiche Ergebnisse, darunter auch die Telekom, die auf den Cloud-Zug aufgesprungen ist.
Die IP-Telefonie hinkte in ihren Anfangsjahren vor allem noch in der Sprachqualität hinterher, deswegen setzten und setzen noch immer viele Verbraucher und Unternehmen auf die altbewährte ISDN-Technologie. Doch mittlerweile hat sich im Bewusstsein der Anbieter für die Quality-of-Service einiges getan. Die ISDN-Qualität für Telefonate ist maßgeblich und mittlerweile erreichen viele VoIP-Services diese auch.
Die Anzahl der bereits umgestellten Telekom-Kunden auf All-IP belegen, dass der einstige Monopolist mit dem magentafarbenen T mit seinen modernisierten Telefonanlagen wohl auch weiterhin von der "German Angst" profitieren wird, dem typisch deutschen Vorbehalt vor neuen, gefühlt unsicheren Internetlösungen. Nicht wenige werden sich weiterhin auf den alten Partner verlassen und lieber mehr Geld ausgeben als auf neumodische Alternativen zu setzen. Dabei gibt es zahlreiche externe Cloud-Lösungen, die mittlerweile sowohl bei der Sprachqualität, als auch bei der Datensicherheit und beim Service mithalten können. Vergleichen lohnt sich also.