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04.08.2022 | Notenbanken | Schwerpunkt | Online-Artikel

Bundesbank baut schrittweise Klimaberichterstattung aus

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

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In ihrer ersten klimabezogenen Berichterstattung erläutert die Deutsche Bundesbank den Status Quo bei Themen wie Governance, Strategie und Risikomanagement. Im Report heißt es allerdings, dass die Datenlage deutlich ausbaufähig ist. Deren Umfang und Qualität sollen daher künftig besser werden.

Anfang 2021 verständigte sich der EZB-Rat auf Grundsätze für die nachhaltige und verantwortungsbewusste Anlage nicht-geldpolitischer Euro-Portfolios der Eurosystem-Zentralbanken. "Die Bundesbank arbeitet bereits daran, diese Grundsätze in ihre Anlageprozesse und ihre Berichterstattung einfließen zu lassen", betonte Jens Weidmann, damaliger Präsident der deutschen Notenbank, bei Verkündung der Entscheidung. In ihrer im Juli 2022 veröffentlichten klimabezogenen Berichterstattung fasst das Institut erste Ergebnisse zusammen.

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Nachhaltigkeit in der Gesamtbanksteuerung

Mit dem europäischen Green Deal stellt die EU-Kommission eine Antwort auf die vom Klimawandel ausgehende Gefahr für die Menschheit und die Ökosysteme der Erde vor. Es handelt sich um eine neue Wachstumsstrategie, die zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sowie des Pariser Klimaschutzabkommens beiträgt. Vor diesem Hintergrund ist es für Kreditinstitute erforderlich, Klimarisiken auf geeignete Art und Weise in der Gesamtbanksteuerung zu berücksichtigen.

Ausrichtung an TCFD-Empfehlungen

Als Grundlage für den Bericht dienten die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Die Gruppe wurde 2015 vom Financial Stability Board (FSB) gegründet. Dieses globale Gremium ist unter anderem aus Vertretern der G20-Staaten, der Europäischen Kommission, verschiedenen Finanzministerien, Zentralbanken sowie bedeutenden Finanzinstitutionen wie der Weltbank zusammengesetzt. 

"2017 gab die TCFD Empfehlungen zur klimabezogenen Berichterstattung für Unternehmen im Hinblick auf Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Metriken und Zielen heraus", erläutern hierzu Kerstin Lopatta, Frerich Buchholz und Wolfgang Kornblum im Handbuch Controlling (Seite 1065). Jean-Christian Brunke und Nicole Röttmer ergänzen im Buchkapitel "Climate Excellence: Klimarisiken und -chancen in Finanzportfolien bewerten" auf Seite 124: 

Die Empfehlungen der Task Force setzen einen weltweit anerkannten Standard für Unternehmen und Investoren, wesentliche Klimarisiken offenzulegen. So wird unter anderem ein strategischer Maßnahmenplan gefordert, welcher die Kompatibilität des Geschäftsmodells mit einer Net-Zero-Wirtschaft sicherstellt."

Aktuelle Governance- und Strategieprojekte

Im Bereich Governance verweist die Notenbank auf den Anfang 2021 gebildeten Lenkungsausschuss Green Finance (LAGFin) unter Federführung von Vorstandsmitglied Sabine Mauderer. Dieser koordiniert und steuert das Arbeitsprogramm zu Klimawandel und klimabezogenen Risiken und "setzt übergeordnete strategische Impulse für die gesamte Bundesbank". Sogenannte Leuchtturmprojekte innerhalb der Fachbereiche befassen sich unter anderem mit der Analyse von Klimapolitik, der Berichterstattung zu Klimarisiken und dem Datenmanagement. 

Hinsichtlich ihrer Strategie hebt die Bundesbank neben anderen ihr Engagement in verschiedenen deutschen, europäischen und internationalen Gremien hervor. Hierzu gehört unter anderem die Mitarbeit im Network for Greening the Financial System (NGFS). In dieser Gruppe haben sich weltweit bereits mehr als 110 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden zusammengeschlossen. In Deutschland ist das Institut unter anderem am Green and Sustainable Finance Cluster Germany (GSFCG) beteiligt. Es dient als zentrale Diskussions- und Kooperationsplattform privater und öffentlicher Marktteilnehmer zum Thema nachhaltige Finanzen in Deutschland.

Klimawirkungen zum Euro-Portfolio

Außerdem berichtet die Bundesbank über die Klimawirkungen ihres Euro-Portfolios. Dieses dient nicht-geldpolitischen Zwecken und beinhaltet die Anlage bestimmter Eigenkapitalpositionen, Rücklagen und Rückstellungen mit einem Marktwert von 10,4 Milliarden Euro zum 31. Dezember 2021. Hierbei orientierte sich das Institut an den von der TCFD empfohlenen Treibhausgas-Metriken.  

Dazu gehören unter anderem die gewichtete durchschnittliche Treibhausgasintensität (Weighted Average Carbon Intensity, kurz WACI) sowie der Carbon Footprint der im Eigenportfolio befindlichen Wertpapiere. "Die gewichtete durchschnittliche Treibhausgasintensität des Eigenportfolios beträgt 1,85 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) pro eine Million Euro Bruttoertrag. Der Carbon Footprint beläuft sich auf 0,13 Tonnen CO2e pro eine Million Euro Investition", heißt es in dem Bericht.

Die vergleichsweise niedrigen Messwerte ergeben sich aus der Zusammensetzung des Euro-Eigenportfolios der Bundesbank, das nur aus von Banken emittierten Covered Bonds besteht. Die in diesem Bericht angeführten Kennzahlen decken lediglich die von den Covered-Bond-Emittenten verursachten Emissionen ab. Aufgrund einer bislang unzureichenden Datenlage fließen die von den Banken (Emittenten) durch ihre Investitionen und/oder Kredite finanzierten Treibhausgasemissionen aktuell nicht in die Berechnungen ein", erläutert die Bundesbank in ihrer Zusammenfassung. 

Klimadaten deutlich verbesserungsfähig

Bei einer verbesserten Datenlage, die eine Berücksichtigung der finanzierten Treibhausgasemissionen zulässt, dürfte sich das Ergebnis bei der Berechnung der Klimakennzahlen für das Euro-Portfolio deutlich erhöhen, heißt es weiter. "Die zukünftige klimabezogene Berichterstattung wird an Aussagekraft gewinnen, wenn sich sukzessive der Umfang und die Qualität der verfügbaren Daten über Treibhausgasemissionen der Wertpapieremittenten verbessern", fasst die Bundesbank in ihrem Ausblick zusammen. 

Wichtig sei insbesondere die Erweiterung um die sogenannten Scope-3-Daten. Hierunter sind indirekte Treibhausgasemissionen eines Unternehmens zu verstehen, die entlang der vor- und nachgelagerten Prozesse der Wertschöpfungskette anfallen. Bislang werden nur die direkten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens (Scope 1) sowie indirekte aus dem Bezug von Energie (Strom, Wärme), die bei Energieproduzenten entstehen (Scope 2), in der Metrik berücksichtigt.

Klimabezogene Kennzahlen für das geldpolitische Kaufprogramm für Unternehmensanleihen (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) sind ab dem ersten Quartal 2023 erstmals geplant, führt die Bundesbank weiter aus. Die für diese Bereichnung notwendigen Daten und Methoden werden gemeinschaftlich mit der Europäischen Zentralbank und den Partnerzentralbanken im Eurosystem festgelegt.

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