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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

7. Nur auf die eigene Erfahrung ist Verlass

verfasst von : Tilmann Betsch

Erschienen in: Science matters!

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

„Bitte, lass uns heute Abend nicht über Homöopathie diskutieren!“ Wie oft schon wurde ich darum gebeten. Ich kann aber wirklich nichts dafür! Ich gebe ja mein Bestes, dieses Thema zu vermeiden. Auf Partys und Geburtstagsfeiern versuche ich, ihnen aus dem Weg zu gehen. Den Globuli-Jüngern. Aber irgendetwas an mir zieht sie an. Und sie fühlen sich genötigt, mir zu berichten. Wie toll die Globuli wieder gewirkt hätten. Selbst bei ihrem Hund! Soll das etwa ein Placeboeffekt gewesen sein? Sie hätten es doch selbst erlebt! Oh, und natürlich seien sie kritisch eingestellt. Skeptiker ausnahmslos. Sie ließen sich nichts vormachen. Und dann kommt, was kommen muss … „Wer heilt, hat recht.“ Spätestens dann brauche ich einen Drink mit vielen Umdrehungen. Und tatsächlich war und ist dieser Satz einer der wesentlichen Gründe, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Dieser Unsatz. Denn geheilt haben sie eben nicht. Da gaukelt ihnen ihre Erfahrung etwas vor.

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Fußnoten
1
Grams, N. (2018). Homöopathie neu gedacht – Was Patienten wirklich hilft. Heidelberg: Springer.
 
2
Rousseau, J.-J. (1762/1998). Émile oder Über die Erziehung [Reclams Universal-Bibliothek Nr. 901]. Stuttgart: Reclam.
 
3
Hogarth, R.M. (2001). Educating intuition. Chicago: University of Chicago Press.
 
4
Im Original “friendly and wicked feedback environments”.
 
5
Betsch, T., Chalupny, J., Grünewald, S., Hofert, L., & Männer, L.-S. (2018). Das Geschäft mit den Globuli – Wird in deutschen Apotheken evidenzbasiert beraten? Skeptiker, 1, 9–13.
 
7
Es gibt Hunderte Studien zur Wirkung homöopathischer Präparate. Um den Stand der Forschung beurteilen zu können, müssen sogenannte Metaanalysen betrachtet werden. Darauf kommen wir im nächsten Kapitel zurück.
 
11
Einhorn, H. J., & Hogarth, R. M. (1978). Confidence in judgment: Persistence of the illusion of validity. Psychological Review, 85, 395–416.
 
12
Die Zahlen sind entnommen: Gigerenzer, G., Gaissmaier, W., Kurz-Milcke, E., Schwartz, L.M., & Woloshin, S. (2009). Glaub keiner Statistik, die du nicht verstanden hast. Gehirn und Geist, 10, 34–39. www.​gehirn-und-geist.​de.
 
13
Laut Angaben des RKI für den Zeitraum zwischen 1999 und 2016: https://​www.​krebsdaten.​de/​Krebs/​DE/​Content/​Krebsarten/​Brustkrebs/​brustkrebs_​node.​html, abgerufen am 2.1.2021.
 
14
Gigerenzer, G., Gaissmaier, W., Kurz-Milcke, E., Schwartz, L.M., & Woloshin, S. (2009). Glaub keiner Statistik, die du nicht verstanden hast. Gehirn und Geist, 10, 34–39. www.​gehirn-und-geist.​de.
 
15
Wer doch rechnen mag, hier die Formel und Lösung für das Mammografie-Beispiel: bedingte Wahrscheinlichkeit von Brustkrebs nach positiver Mammografie = Prävalenz Brustkrebs x Sensitivität der Mammografie/Prävalenz Brustkrebs x Sensitivität der Mammografie + Prävalenz kein Brustkrebs x Falsch-positiv-Rate. In Zahlen 0,092 = 0,01 × 0,90/0,01 × 0,90 + 0,99 × 0,09. Aus Gründen der Einfachheit habe ich hier mit einer überhöhten Prävalenz von 1 % ( 0,01) gerechnet, die ist aber tatsächlich kleiner.
 
16
Fiedler, K., Brinkmann, J., Betsch, T., & Wild, B. (2000). A sampling approach to conditional probability judgment: Beyond base-rate neglect and statistical format. Journal of Experimental Psychology: General, 129, 399–418. https://​doi.​org/​10.​1037/​0096-3445.​129.​3.​399.
 
17
Fiedler, K. (2000). Beware of samples! A cognitive-ecological sampling approach to judgment biases. Psychological Review, 107(4), 659–676. https://​doi.​org/​10.​1037/​0033-295X.​107.​4.​659.
 
19
Bruner, J.S. (1957). Going beyond the information given. In H. Gulber et al. (Eds), Contemporary approaches to cognition (pp. 41–69). Cambridge: Cambridge University Press.
 
20
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) (2021). Wie umweltfreundlich sind Elektroautos? Eine ganzheitliche Bilanz. https://​www.​bmu.​de/​fileadmin/​Daten_​BMU/​Pools/​Broschueren/​elektroautos_​bf.​pdf, abgerufen 1.9.2021.
 
21
Der sogenannte spreading-apart effect: Brehm, J. W. (1956). Postdecision changes in the desirability of alternatives. Journal of Abnormal and Social Psychology, 52,384–389. https://​doi.​org/​10.​1037/​h0041006.
 
22
Heider, F. (1958). The psychology of interpersonal relations. New York: John Wiley & Son Shultz, T. R., & Lepper, M. R. (1996). Cognitive dissonance reduction as constraint satisfaction. Psychological Review, 103, 219–240. https://​doi.​org/​10.​1037/​0033-295X.​103.​2.​219.
 
23
Kata, A. (2012). Anti-vaccine activists, Web 2.0, and the postmodern paradigm–An overview of tactics and tropes used online by the anti-vaccination movement. Vaccine, 30, 3778–3789.
 
24
Offit PA. (2008). Autism’s false prophets: bad science, risky medicine, and the search for a cure. New York: Columbia University Press.
 
25
Fagone J. (2009). Will this doctor hurt your baby? Philadelphia Magazine 2009 May 27. http://​www.​phillymag.​com/​articles/​will this doctor hurt your baby/page1#pagination. [Archiviert in WebCite at.
 
26
Schrieb ein Nutzer namens throne am 30.4.2020 in dem Forum http://​finanzcrash.​com/​forum/​read.​php?​1,179252,179260, abgerufen am 12.01.2021.
 
27
Wason, P. C. (1960). On the failure to eliminate hypotheses in a conceptual task. The Quarterly Journal of Experimental Psychology, 12, 129–140.
 
Metadaten
Titel
Nur auf die eigene Erfahrung ist Verlass
verfasst von
Tilmann Betsch
Copyright-Jahr
2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Buch
Science matters!

Print ISBN: 978-3-662-65421-7

Electronic ISBN: 978-3-662-65422-4

Copyright-Jahr: 2022

DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-65422-4_7