Verbrennungsmotor oder Elektrifizierung? Die MTZ-Fachtagung Heavy-Duty-, On- und Off-Highway-Motoren diskutiert über die Zukunft der Großmotoren.
Rolf Brück von der Emitec Technologies GmbH
Uli Regenscheit
Das grundsätzliche Problem des Gesamtsegments und im Besonderen des Off-Highway-Bereichs ist, dass eine Elektrifizierung nur in sehr begrenzten Teilanwendungen denkbar ist und es auch längerfristig kaum Möglichkeiten geben wird, diesen Umstand zu verändern. Um relevante CO2-Reduktionen darstellen zu können, führt also kaum ein Weg an Alternativen zu fossilen Kraftstoffen vorbei. Die Schwierigkeiten in Bezug auf die Bereitstellung dieser Kraftstoffe ist bekannt, technische Lösungen werden dennoch schon heute bereitgehalten. Gleichzeitig werden existierende Konzepte gezielt hin zu höherer Effizienz optimiert und weiterentwickelt.
In seinen einleitenden Worten hob auch Dr. Alexander Heintzel, Chefredakteur der ATZ/MTZ-Gruppe, die Notwendigkeit freier Entwicklung im Großmotorenbereich hervor, der hier so relevant ist, wie in sonst kaum einem Mobilitätsbereich, einfach weil die notwendigen Lösungen zu umfangreich und vielfältig sind.
Global sehr unterschiedliche Emissionsgrenzwerte
Rolf Brück, Geschäftsführer Emitec Technologies, betonte in seiner Eröffnungs-Keynote, dass für Euro 7 die Emissionswerte im Vergleich zu Euro 6 kaum verändert wurden. In den USA werden, so Brück, etwa die NOx-Grenzwerte massiv verschärft und zudem andere Zyklen gefahren, die andere Abgasnachbehandlungssysteme als in Europa erfordern. Im Non-Road-Bereich müssten dort die NOx-Emissionen um 90 % im Vergleich zu Euro 7 verringert werden. In China sind die zukünftigen China-7-Grenzwerte noch nicht bekannt, allerdings sei damit zu rechnen, dass vor allem im Kaltstart und im Niedriglastbereich die NOx-Emissionen massiv verringert werden müssten, was Neuentwicklungen für den dortigen Markt erfordere. Das stärke den dortigen Markt enorm. Das politische Dekret eines rein elektrischen Antriebs in Europa unter Ignoranz der tatsächlichen CO2-Emissionen bei Produktion und Betrieb eines BEV führt nach Brück auch dazu, dass teure große Fahrzeuge genauso bewertet würden, wie kleine und günstige. Damit übergebe man den Markt für Kleinfahrzeuge den Importeuren. Gleichzeitig müssten, um Strafzahlungen zu vermeiden, deutlich mehr BEVs in den Markt gedrückt werden. Das sei nach aktuellen Zahlen kaum realistisch. Im Resultat würden europäische Arbeitsplätze gefährdet.
Der Megatrend im Heavy-Duty-Bereich ist nach wie vor der Wasserstoffverbrennungsmotor. Das Erreichen einer Leistung ähnlich der von existierenden Dieselmotoren stellt Entwickelnde vor große Herausforderungen. Fragen nach der Homogenisierung des Gemischs, die Einblasung und Zündung von Wasserstoff wurden ebenso behandelt wie Verbrennungsanomalien durch die sehr spezifischen Eigenschaften des Gases. Ein weiterer Trend sind Multi- und Dual-Fuel-Motoren, die mit verschiedenen Kraftstoffen oder Gasen betrieben werden können oder Energieträger nutzen, die nur mit einem Pilot gezündet werden können, etwa Ammoniak.
19. Internationale MTZ-Fachtagung Großmotoren
Die MTZ-Fachtagung Heavy-Duty-, On- und Off-Highway-Motoren findet in diesem Jahr am 12. und 13. November in Eisenach statt. Unter dem Motto "Die Zukunft der Großmotoren gestalten" werden den 120 Teilnehmenden an den beiden Veranstaltungstagen im Flugraum 4, einem Flugzeughangar in Hörselberg-Hainich, 21 Vorträge geboten. Weitere Highlights der diesjährigen Veranstaltung sind zwei Werksführungen am Abend des ersten Veranstaltungstags durch die Produktionen von Emitec Technologies und der Bell Equipment (Deutschland) GmbH.