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22.06.2016 | Nutzfahrzeuge | Nachricht | Online-Artikel

Mercedes-Benz-Lkw warnen vor Fußgängern

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

6:30 Min. Lesedauer

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Mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer: Mercedes-Benz Lkw stellt auf der IAA Nutzfahrzeuge im September einen Notbremsassistenten und einen Abbiege-Assistenten vor - beide mit Personenerkennung.

Mercedes-Benz Lkw hat sein Angebot an aktiven Sicherheitssystemen ausgebaut: Mit dem Active Brake Assist der vierten Generation sowie dem Abbiege-Assistenten - beide mit Personenerkennung - sollen vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmer geschützt werden, nämlich Fußgänger und Radfahrer. Der Active Brake Assist 4 soll das Risiko von Unfällen mit Fußgängern reduzieren. Der Abbiege-Assistent soll Fußgänger und Radfahrer in Abbiegesituationen von Lkw schützen.

Active Brake Assist 4: Notbremsassistent mit Fußgängererkennung

Der Active Brake Assist 4 warnt den Fahrer vor einer Kollision mit Fußgängern und leitet zusätzlich gleichzeitig automatisch eine Teilbremsung ein. Das soll dem Fahrer die Möglichkeit eröffnen, durch eine Vollbremsung oder ein Lenkmanöver die Kollision zu vermeiden. Zusätzlich kann er seinerseits gefährdete Fußgänger durch Betätigung der Hupe warnen.

Der Active Brake Assist 4 ist somit die Weiterentwicklung des Active Brake Assist 3 um eine zusätzliche Warnung sowie eine Teilbremsung auf sich bewegende Fußgänger. Bedienung und Anzeigen entsprechen deshalb dem Active Brake Assist 3. Anders als bei der Bremsung auf bewegte und stehende Hindernisse erfolgt bei der Warnung und Teilbremsung auf bewegte Fußgänger keine Warnkaskade: Die akustische und optische Warnung sowie die Teilbremsung setzen zeitgleich ein.

Fern- und Nahbereichsradar erfassen Fußgänger, Pkw und Gegenstände

Der Fernbereichsradar des Active Brake Assist 4 erfasst in direkter Linie vor dem Lkw Fahrzeuge und Hindernisse auf bis zu 250 m Entfernung und Fußgänger auf bis zu 80 m. Dazwischen sind Motorräder und Radfahrer beziehungsweise Mopedfahrer (160 m) angesiedelt. Der maximale Öffnungswinkel beläuft sich auf 18 Grad. Der Nahbereichsradar hat eine Reichweite von 70 m Entfernung. Der Active Brake Assist 4 soll aufgrund des breiten Öffnungswinkels von 120 Grad auch Fahrzeuge und bewegte Fußgänger seitlich vor dem Fahrzeug sensieren. Die Sichtweite sei dabei abhängig von Topographie, Straßenverlauf sowie von den Witterungsbedingungen und von Einflüssen der Umgebung, wie etwa sich schnell in den Verkehrsraum bewegende Fußgänger oder verdeckte Fußgänger.

Der Active Brake Assist soll Fußgänger in Bewegung in nahezu allen Verkehrssituationen erkennen, etwa, wenn sie quer auf die Fahrspur des Lkw laufen, wenn sie hinter einem Hindernis hervortreten oder wenn sie sich längs auf der Fahrspur bewegen. Ebenso werden Fußgänger im Bereich des Radars beim Abbiegen nach links und rechts erkannt. Die automatischen Warn- und Bremsreaktionen der Personenerkennung erfolgen bis zu einer Fahrzeuggeschwindigkeit von 50 km/h. (Die Warn- und Bremsreaktionen auf stehende und bewegte Hindernisse erfolgen über den gesamten Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 90 km/h).

Die Entscheidung über weitere Aktionen liegen beim Fahrer des Lkw. Er kann das System bei Bedarf jederzeit übersteuern, etwa durch eine Lenkbewegung, durch Kickdown oder eine Notbremsung. Bremst der Fahrer jedoch zu schwach, hat die Bremsintensität des Active Brake Assist 4 Vorrang.

Multi-Mode-Radar mit verbesserter Reichweite und Performance

Basis des Active Brake Assist 4 mit Zusatzfunktion Fußgängererkennung ist eine neue Generation der Radar-Technik. Sie wird ebenfalls in den aktuellen Pkw von Mercedes-Benz verwendet.
Bei der neuen Radargeneration handelt es sich um einen elektronisch scannenden Multi-Mode-Radar. Er sei in Reichweite und Performance deutlich verbessert, wie Mercedes-Benz Lkw erläutert. Der Fernbereichsradar arbeite nun erstmals unabhängig vom eingestellten Fahrniveau und könne sich permanent auf veränderte Fahrzeugneigung aufgrund von Fahrwerks- oder Beladungszuständen einstellen.

Lkw mit Abbiege-Assistent

Daneben bietet Mercedes-Benz Lkw den Abbiege-Assistenten mit Personenerkennung. Vor zwei Jahren erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, ist der Abbiege-Assistent jetzt nach Erprobung reif für die Serie.

Der Abbiege-Assistent unterstützt den Fahrer in Situationen mit eingeschränkter Sicht oder wenn er durch das Verkehrsgeschehen abgelenkt ist. Die Arbeitsweise des Abbiege-Assistent ist mehrstufig: Er informiert den Fahrer zunächst, wenn sich ein relevantes Objekt in der Warnzone befindet. In einem zweiten Schritt wird der Fahrer informiert, falls er eine Aktion einleitet oder fortsetzt und dabei die Gefahr einer Kollision besteht.

Befindet sich ein bewegliches Objekt in der seitlichen Überwachungszone, wird der Fahrer optisch informiert. In der A-Säule auf Beifahrerseite leuchtet in Blickhöhe des Fahrers eine LED in Dreiecksform gelb auf. Die Leuchte lenkt die Aufmerksamkeit des Fahrers intuitiv auf die Situation neben seinem Fahrzeug und in Richtung auf die Außenspiegel auf der Beifahrerseite. Bei Kollisionsgefahr erfolgt eine zusätzliche optische und akustische Warnung: Die LED-Leuchte blinkt mehrfach rot mit höherer Leuchtkraft, nach zwei Sekunden permanent rot. Zusätzlich ertönt bei drohender Kollision seitenrichtig ein Warnton über einen Lautsprecher der Radioanlage.

Erkennen die Sensoren darüber hinaus bei einem Abbiegevorgang in der Schleppkurve des Lkw ein stationäres Hindernis wie eine Ampel oder Laterne, erfolgt ebenfalls eine optische und akustische Warnung. Die Schleppkurvenwarnung funktioniert im Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 36 km/h. Die anderen Funktionen des Abbiege-Assistent stehen über den gesamten Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 90 km/h zur Verfügung.

Diese umfassende Unterstützung des Fahrers erfolgt über den gesamten Geschwindigkeitsbereich des Lkw vom Stand - etwa an einer Ampel - bis zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Der Abbiege-Assistent bewertet für seine Warnkaskade auch Aktionen des Fahrers, etwa beim Anfahren den gesetzten Blinker auf der Beifahrerseite oder den Lenkeinschlag sowie fortlaufend den Abstand zu einem bewegten oder beweglichen Objekt. Zum Beispiel warnt der Abbiege-Assistent auch beim Abbiegen ohne Betätigung des Blinkers vor Hindernissen.

Abbiege-Assistent hilft auch beim Spurwechsel

Der Abbiege-Assistent warnt den Lkw-Fahrer ebenso als Assistenzsystem beim Spurwechsel nach rechts auch bis zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Bei höheren Geschwindigkeiten übernimmt der Abbiege-Assistent die Funktion eines Spurwechsel-Assistenten. Der Fahrer wird ebenfalls über ein Objekt auf der Beifahrerseite informiert beziehungsweise beim Setzen des Blinkers oder Überfahren der Spurmarkierung davor gewarnt. Damit unterstützt der Abbiege-Assistent den Spurwechsel etwa beim Überholen eines Radfahrers außerorts oder beim Fahrstreifenwechsel auf mehrspurigen Straßen.

Radarsensorik überwacht den gesamten Bereich der Beifahrerseite

Herzstück des Abbiege-Assistent ist eine Radarsensorik mit zwei Nahbereichs-Radarsensoren auf der Beifahrerseite vor der Hinterachse des Lkw. Die seitliche Überwachungszone hat eine Breite von 3,75 m. Das System ist so ausgerichtet, dass es die komplette Länge des Lkw abdeckt. Das betrifft sowohl Solofahrzeuge wie Motorwagen als auch einen kompletten Zug bis zu 18,75 m Länge, wenn das Zugfahrzeug mit einem Sattelauflieger oder Anhänger gekoppelt ist. Darüber hinaus wird dieser Streifen sogar auf zwei Meter nach vorne vor den Lkw ausgedehnt und ein Meter hinter Auflieger- beziehungsweise Anhängerende.

Bei der Parametrierung des Abbiege-Assistent zur Auslieferung werden die unterschiedlichen Radstandsvarianten der Zugmaschine beziehungsweise des Motorwagens berücksichtigt. Ebenso unterscheidet das System zwischen einer Sattelzugmaschine mit Trailer und einem Gliederzug und berücksichtigt deren unterschiedlichen Kurvenlauf.

Während der Fahrt arbeitet das System selbstlernend: Wenn zum Beispiel beim Abbiegen der Anhänger oder Auflieger in den Sichtbereich des Radars gelangen, kann der Abbiege-Assistent sich an ein eventuell geändertes Knickverhalten des Zuges, zum Beispiel nach Anhängerwechsel, anpassen.

Der Abbiege-Assistent ist ein Beispiel für die Vernetzung der Systeme innerhalb des Fahrzeugs. So erhält er zum Beispiel die Information über den Fahrzeugstillstand von den Raddrehzahlsensoren, und er unterscheidet in seiner Reaktion zwischen niedrigen Geschwindigkeiten bis 36 km/h und hohen Geschwindigkeiten darüber. Das Steuergerät des Abbiege-Assistenten verarbeitet neben den Radardaten auch Fahrerreaktionen, Systemeinstellungen im Kombiinstrument sowie Fahrzeugbewegungs- und –konfigurationsdaten aus den Zentralelektroniken und dem Bremssystem. Die Übertragung erfolgt über das CAN-Systems des Chassis sowie den CAN des Assistenzsystems.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2015 | OriginalPaper | Buchkapitel

Radarsensorik

Quelle:
Handbuch Fahrerassistenzsysteme

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