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28.06.2022 | Omnibusse | Schwerpunkt | Online-Artikel

Anzahl der Elektrobusse in Deutschland steigt

verfasst von: Christiane Köllner

5 Min. Lesedauer

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Der E-Bus-Markt in Deutschland wächst: 2021 waren fast doppelt so viele E-Busse in Deutschland unterwegs wie 2020. Allerdings ist ihr Anteil an der gesamten Busflotte mit 2,4 % weiterhin gering. 

Immer mehr Busse in Deutschland fahren elektrisch. Wie eine Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC ermittelt hat, fuhren 2021 fast doppelt so viele Busse mit elektrifizierten Antrieben auf deutschen Straßen wie im Vorjahr. Die Zahl der Neuzulassungen sei im Vorjahresvergleich um 60 % gestiegen. Insgesamt waren in Deutschland somit 1.269 E-Busse im Einsatz.

"Viele Verkehrsunternehmen stellen die Busflotte bereits auf umweltfreundliche Antriebe um, viele weitere beabsichtigen, dies in den kommenden Jahren zu tun. So wird ein ohnehin umweltfreundliches Verkehrsmittel – der Bus – zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz", sagt Hansjörg Arnold, Partner Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland. 

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Elektrifizierung des urbanen Bus- und Entsorgungsverkehrs: Potenziale, Herausforderungen und Umsetzung

Bei den Betreibern des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), als auch bei den städtischen Ver- und Entsorgungsunternehmen, besteht ein sehr großes Interesse an innovativen Konzepten zur Einführung von emissionsarmen Fahrzeugen, um in Innenstadtbereichen Luftverschmutzung und Lärmbelastung zu reduzieren. In diesem Beitrag werden die unterschiedlichen Aspekte der Planung und Einführung von elektrifizierten Flotten im urbanen Umfeld diskutiert.

Mehr als jeder zweite E-Bus fährt in NRW, Hessen oder Hamburg 

Mit jeweils mehr als 80 Fahrzeugen seien der Analyse zufolge sieben Bundesländer Vorreiter beim Betrieb elektrifizierter Busse. Mehr als jeder zweite Bus mit elektrifiziertem Antrieb sei in Nordrhein-Westfalen (297), Hessen (186) oder Hamburg (162) im Einsatz. In Berlin seien wie im Vorjahr 137 E-Busse im Einsatz, die Hauptstadt rangiere somit auf Platz vier, gefolgt von Niedersachsen (117), Baden-Württemberg (94) und Bayern (88). Die übrigen Länder betreiben insgesamt 188 Busse mit elektrifiziertem Antrieb. 

Besonders ambitionierte Ausbaupläne hat nach PwC-Angaben Berlin: Geplant sei die Anschaffung von 1.530 E-Bussen. Hamburg plane den Kauf von 1.066 elektrifizierten Bussen. Insgesamt nehme die Zahl der jährlich neu angeschafften E-Busse exponentiell zu. Wurden 2017 lediglich 14 E-Busse angeschafft, waren es im Jahr 2021 bereits knapp 590. Aktuell entfielen auf fünf Fahrzeughersteller rund 85 % des Marktes. Sie produzierten insgesamt 1.071 der eingesetzten E-Busse. Diese stammen aus den Werken von Mercedes Benz (428), Solaris (287), VDL (239), van Hool (64) und Ebusco (53). 

Reine E-Busse sind am verbreitetsten

Reine batterieelektrische Busse sind aktuell die mit Abstand am weitesten verbreitete E-Bus-Variante (1.066). Die anderen Antriebsarten machen nur wenige Prozent aus: So fahren aktuell 88 Busse mit Brennstoffzellenantrieb und 80 Oberleitungsbusse sowie 35 Plug-in-Hybrid-Busse im deutschen ÖPNV. 

Ein Vergleich von batterieelektrischem mit Brennstoffzellen-Bus macht deutlich: Der batterieelektrische Bus punktet gegenüber dem Brennstoffzellen-Bus bei Nutzenergie und Verbrauchskosten, so die Springer-Autoren Ahlfs, Goudz und Streichfuss im Kapitel Anwendung der Brennstoffzelle im öffentlichen Personennahverkehr (Seite 38f) aus dem Buch Die Brennstoffzelle. Der Brennstoffzellen-Bus habe hingegen Vorteile bei Verfügbarkeit sowie der Reichweite und verursache geringere CO2-Emissionen. Allerdings seien die Investitionskosten für die Wasserstoff-Tankstelle höher als für die Ladeinfrastruktur, zudem seien die Betriebskosten mit dem Wasserstoff höher. Zusammenfassend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass aber beide Betriebsvarianten rentabel und zu empfehlen seien.

Für PwC ist der Trend aber klar: "Es zeichnet sich ab, dass der Batteriebus in den kommenden Jahren das Rückgrat der Busflotte bilden wird, insbesondere in unseren Städten. Je nach Anwendungsfall komplettieren weitere Antriebstechnologien und insbesondere der Brennstoffzellenbus das Spektrum", so Maximilian Rohs, Senior Manager Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland. Bis 2025 wollen die Verkehrsunternehmen nach aktuellen Planungen knapp 3.400 rein elektrisch angetriebene Busse anschaffen, davon auch 513 mit Brennstoffzellenantrieb. Bis zum Jahr 2030 gibt es bereits heute Planungen für mehr als 5.500 weitere elektrisch angetriebene Busse. Tendenz steigend.

Zurzeit nicht wirtschaftlich einsetzbar 

Insgesamt bleibt der Anteil von E-Bussen an der gesamten Busflotte jedoch bislang gering. Aktuell machen Elektrobusse erst rund 2,4 % der gesamten ÖPNV-Busflotte von rund 54.000 Fahrzeugen aus, bezogen auf die rund 35.000 Stadtbusse in Deutschland liegt der Wert bei 3,6 %. "Um die Transformation erfolgreich umsetzen zu können benötigen Kommunen und Betreiber umfassende finanzielle Unterstützung, sowohl für die Anschaffung als auch für den Betrieb", sagt Maximilian Rohs von PwC. So koste der Analyse zufolge allein das Fahrzeug deutlich mehr als das doppelte eines vergleichbaren Dieselbusses – Infrastruktur noch nicht eingerechnet. Zudem entsteht häufig ein erheblicher zusätzlicher Flächenbedarf.

Das bestätigen auch das Nahverkehrsunternehmen SWK MOBIL GmbH und die Hochschule Niederrhein: "Wirtschaftlichkeitsanalysen kommen zu dem Ergebnis, dass Elektrobusse im Vergleich zu Dieselbussen zurzeit nicht wirtschaftlich einsetzbar sind, obwohl die streckenabhängigen Kosten geringer sind, werden die höheren Investitionsausgaben nicht ausgeglichen", so die Forschenden im Kapitel Entwurf einer Elektrobusflotte und Bestimmung des wirtschaftlichen Break-Evens (Seite 816) des Buchs Neue Dimensionen der Mobilität. Am Beispiel der Stadt Krefeld kommen sie zu dem Schluss, dass Elektrobusse bei aktuellen Randbedingungen wirtschaftlich nicht eingesetzt werden können. Hierzu müssten unter anderem die spezifischen Preise der Traktionsbatterien auf unter 370 Euro pro kWh fallen und auch die Förderlandschaft optimiert werden.

Impulse durch die "Clean Vehicles Directive"

Ein Berliner Forscherteam, das die Elektrifizierung des urbanen Bus- und Entsorgungsverkehrs in der Hauptstadt untersucht hat, ist für die kommende Zeit optimistischer. Sie gehen davon aus, dass die Elektrifizierung "in naher Zukunft auch ohne Subventionen gegenüber den bisherigen Fahrzeugen mit Diesel- oder Erdgasmotoren wirtschaftlich sein wird", wie im Kapitel Elektrifizierung des urbanen Bus- und Entsorgungsverkehrs: Potenziale, Herausforderungen und Umsetzung (Seite 139f) des Buchs Mobility2Grid – Sektorenübergreifende Energie- und Verkehrswende erläutert. Derzeit gehe der Einsatz von Elektrobussen jedoch noch mit Herausforderungen einher: "Dazu zählen zum Beispiel die teilweise noch nicht erreichte Serienreife der Elektrobusse auf dem Markt und das Fehlen von etablierten Standards, insbesondere bei Schnellladesystemen und Software-Backend", so die Forscher.

Die PwC-Experten rechnen indes mit starken Impulsen durch die Clean Vehicles Directive der Europäischen Union. Sie sieht verpflichtende Mindestquoten für die Beschaffung "emissionsfreier" Busse vor: Bis 2025 muss der Anteil "sauberer" Fahrzeuge an den neubeschafften Bussen mindestens 45 % betragen. Mindestens die Hälfte von ihnen muss "emissionsfrei" sein, etwa Batterie- und Brennstoffzellenbusse. Ab 2026 steigt die Pflichtquote auf 65 %.

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