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22.01.2025 | Omnibusse | Im Fokus | Online-Artikel

Elektrobus-Hochlauf ist in Gefahr

verfasst von: dpa, Christiane Köllner

3 Min. Lesedauer

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Mit Hunderten Millionen Euro hat der Bund Verkehrsunternehmen bei der Umrüstung ihrer Busflotten unterstützt. Inzwischen sind Tausende Batterie-Busse im Einsatz. Dennoch verläuft der Hochlauf zu langsam. 

Die Zahl der Elektro-Linienbusse im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat sich zwischen 2018 und 2023 mehr als verdreizehnfacht. "Als die Förderung im Jahr 2018 startete, gab es in der deutschen ÖPNV-Busflotte gerade einmal rund 200 E-Busse", heißt es in der Kurzfassung einer Studie des Beratungsunternehmens PWC im Auftrag des Wirtschaftsministeriums (BMWK) zu den Folgen der E-Bus-Förderung der Bundesregierung. 

"Fünf Jahre später, im Jahr 2023, waren es 2.640." Allein 2023 sei der E-Bus-Bestand im ÖPNV im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel beziehungsweise mehr als 780 Fahrzeuge gestiegen. Die Planungen der befragten Verkehrsunternehmen deuten demnach mit Stand Ende 2023 darauf hin, dass bis Ende 2025 rund 7.400 Linienbusse mit Elektroantrieb in Deutschland fahren könnten. Das wären etwa 15 % der gesamten Busflotte im ÖPNV.

Großteil des Flottenzuwachses besteht aus Batteriebussen

Unter E-Bussen fassen die Studienautoren eine ganze Reihe alternativer Antriebsarten zusammen: Batteriebusse, Oberleitungsbusse, Brennstoffzellenbusse sowie Plug-in-Hybrid-Busse. Allerdings besteht der Großteil des Flottenzuwachses aus Batterie-Fahrzeugen.

Insgesamt seien mit der Förderung des Bundes zwischen 2018 und 2023 rund 50 Projekte von 65 Verkehrsunternehmen bezuschusst worden. Dabei floss rund eine halbe Milliarde Euro.

Flottenziel bis 2030 dürfte trotzdem verfehlt werden

Dennoch gehen die Autoren der Untersuchung davon aus, dass das Klimaschutzziel der Bundesregierung, wonach bis 2030 rund die Hälfte aller Stadtbusse emissionsfrei unterwegs sein soll, mit dem aktuellen Förder-Rahmenbedingungen verfehlt wird. 

Ähnlich ordnet es auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen ein. Dieser beklagt vor allem, dass die Bundesregierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds ein Förderprogramm für Elektrobusse eingestellt habe. 

"Durch die nun wegfallende Förderung des Bundes wird die erfolgreiche Umstellung der ÖPNV-Linienbusse auf elektrische Antriebe jäh ausgebremst", sagte Geschäftsführer Martin Schmitz auf Anfrage. "Viele der Verkehrsunternehmen müssen jetzt aus wirtschaftlichem Zwang wieder die preiswerteren Dieselbusse beschaffen. Das ist nicht nur für die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehr bitter, sondern auch für die deutsche Wirtschaft."

In einigen Ländern und Kommunen ist die Flottenumrüstung inzwischen ohnehin ins Stocken geraten. Im Sommer verkündete etwa die Hamburger Hochbahn, dass sich der Hochlauf mit E-Bussen, der eigentlich bis zum Jahr 2030 vollständig abgeschlossen sein sollte, mindestens um einige Monate verzögern werde. In Berlin wiederum muss die BVG die Beschaffung aufgrund der angespannten Haushaltslage im Land künftig über Kredite mitfinanzieren statt über Zuschüsse aus dem Landeshaushalt.

Umstellung ist teuer

Ein Grund für die stockende Umsetzung: Aus ökonomischer Perspektive sind Diesel-Busse den BEV- und Wasserstoff-Bussen überlegen, wie eine Modellrechnung von Forschern der TU Braunschweig im Buchkapitel Transformation von Flotten für eine klimafreundliche Mobilität – Ein Planungsansatz zur Unterstützung von Akteuren des ÖPNV verdeutlicht. Die Forscher haben den Einfluss der Clean Vehicle Directive (CVD) auf die Flottentransformation von Unternehmen des ÖPNV untersucht. Es habe sich gezeigt, dass BEV- und Wasserstoff-Busse durch hohe Investitionen geprägt seien, im Betrieb jedoch günstiger seien als die Diesel-Busse. Durch eine erhöhte Auslastung der BEV- und Wasserstoff-Busse könnten die anfänglichen Investitionen demnach kompensiert werden. Jedoch hänge die Auslastung in der Realität aber auch von der Mobilitätsnachfrage ab.

Dazu kommt: "Ladeinfrastrukturen, die sich elektrische Busse mit anderen Fahrzeugen teilen, spielen so gut wie keine Rolle", erklären Forscher der RWTH Aachen im Buchkapitel Einsatzfelder von Elektrofahrzeugen. Das bedeute, dass die Entwicklung der Infrastruktur für elektrische Busse weitgehend abgekoppelt von der übrigen Ladeinfrastruktur erfolge. Und das macht die Umstellung auf alternative Antriebe zusätzlich teuer.

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