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2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

Ordnung, Krise, Schließung. Anmerkungen zum Begriff Migrationsregime aus zugehörigkeitstheoretischer Perspektive

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Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag widmet sich der Frage, welche analytischen Elemente ein Migrationsregime zu einem Migrationsregime machen. Es geht um die Identifikation jener grundlegenden theoretischen Bestimmungsmerkmale, die es erlauben eine klarere theoretische Fassung des Begriffs Migrationsregime vorzunehmen. Diese Bestimmung wird aus zugehörigkeitstheoretischer Perspektive vorgenommen. Migrationsregime stellen in dieser Perspektive ein heterogenes Ensemble an Praktiken dar, mit dem symbolische Mitgliedschaft in natio-ethno-kulturell codierten Zugehörigkeitsräumen, habituelle Wirksamkeit sowie Möglichkeiten der biografischen Bindung an den Raum reguliert werden und zwar nicht allein mit Bezug auf „Migrant_innen“, sondern allgemein. Der Regulation von natio-ethno-kulturell codierten Zugehörigkeitsordnungen läuft hierbei voraus, dass ein signifikanter Regulationsbedarf erfolgreich kommuniziert und wahr gemacht wird, in anderen Worten: eine bestimmte Krise als gegeben ausgegeben wird und entsprechende regulative Krisenlösungen plausibler und legitimer Weise nach sich zieht. Migrationsregime stellen vorläufige politische Schließungen in einem durch komplexe Akteurskonstellationen hervorgebrachten antagonistischen Feld der Aushandlung einer politischen Ordnung dar, die als Zwang wie als Ermöglichung wirkt.

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Fußnoten
1
Obwohl Bezeichnungen wie „türkisch“, „europäisch“, „italienisch“, „deutsch“, „arabisch“ alltägliche Bezeichnungen und diskursive Praktiken der Unterscheidung sind, werden sie in ihrer Bedeutung unklar, sobald gefragt wird, was sie eigentlich genau unterscheiden. In der alltäglichen Verwendung solcher Bezeichnungen sind sehr unterschiedliche Ideen, nicht immer in gleicher Weise, miteinander verbunden, vermischt und ineinander verschränkt. „Deutsch“ etwa weist auf ein bestimmtes geografisches Gebiet hin, auf eine politische Ordnung, eine Sprache; das Wort soll zuweilen auf eine Lebensform oder eine Gruppe von Lebensformen hinweisen, die in einer Art Familienähnlichkeit verbunden scheinen; es zeigt einen sozialen und gemeinschaftlichen Zusammenhang an, dem man nicht allein aufgrund eines Zertifikates, sondern in einer wie auch immer ‚tiefer‘ reichenden Weise zugehört. Der Ausdruck „deutsch“ (etc.) ist überbestimmt, diffus und unscharf – die Bezeichnung „natio-ethno-kulturell“ bringt dies zum Ausdruck. Der Ausdruck natio-ethno-kulturell ruft in Erinnerung, dass die sozialen Zugehörigkeitsordnungen, die Phänomene der Migration hervorbringen, von unbestimmten und mehrwertigen ‚Wir‘-Bezügen strukturiert werden und dass sie Imagination des natio-ethno-kulturell codierten ‚Wir‘ hierbei damit verknüpfen, dass Differenz in ein imaginiertes Außen projiziert wird.
 
2
Wichtig ist es zwischen zwei Raumbezügen zu unterscheiden: zwischen dem Referenzraum und dem Kontrollraum. Europäische Migrationsregime referieren auf den symbolisch-territorial-imaginären Raum Europa. Europa wird aber auch außerhalb Europas reguliert, kontrolliert und ermöglicht (die Ausdehnung des europäischen Grenzregimes wird dies zuweilen genannt; etwa Hess et al. (2015). Insofern haben wir es bei Migrationsregimen potenziell immer mit einem doppelten Raum zu tun, dem Referenz- und dem Kontrollraum.
 
Literatur
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Zurück zum Zitat Mecheril, Paul, und Monica van der Hagen Wulff. 2016. Bedroht, angstvoll, wütend. Affektlogik der Migrationsgesellschaft. In Die Dämonisierung der Anderen. Rassismuskritik der Gegenwart, Hrsg. Maria do Mar Castro Varela und Paul Mecheril, 119–142. Bielefeld: transcript. Mecheril, Paul, und Monica van der Hagen Wulff. 2016. Bedroht, angstvoll, wütend. Affektlogik der Migrationsgesellschaft. In Die Dämonisierung der Anderen. Rassismuskritik der Gegenwart, Hrsg. Maria do Mar Castro Varela und Paul Mecheril, 119–142. Bielefeld: transcript.
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Metadaten
Titel
Ordnung, Krise, Schließung. Anmerkungen zum Begriff Migrationsregime aus zugehörigkeitstheoretischer Perspektive
verfasst von
Paul Mecheril
Copyright-Jahr
2018
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20532-4_14