Skip to main content

2018 | Buch

Ordnung und Regieren in der Weltgesellschaft

herausgegeben von: Prof. Dr. Mathias Albert, Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Prof. Dr. Gunther Hellmann

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Der Band setzt sich mit den Bedingungen und Möglichkeiten internationalen oder globalen Regierens in einer sozialen Umwelt (Weltgesellschaft) unter drei Perspektiven auseinander: der Perspektive von Theorien globaler Ordnung, der Perspektive spezifischer Formen globaler Ordnungsbildung und der Perspektive die Normativität globaler Ordnung. Die Beiträge des Bandes besetzen Schnittstellen in einer Reihe von Diskussionen, die in den Internationalen Beziehungen zu Ordnung und Ordnungsbildung in der internationalen Politik, zum Regieren jenseits des Nationalstaates, sowie zur Stellung internationaler Politik in der Weltgesellschaft geführt werden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Ordnung und Regieren in der Weltgesellschaft: ein Problemaufriss
Zusammenfassung
Verweist die Rede von der Ordnung in der Weltgesellschaft auf eine denkbar breite, mithin nur soziologisch bzw. sozialtheoretisch und geschichtswissenschaftlich zu adressierende Frage, so legt das Thema des Regierens in der Weltgesellschaft eine enger umrissene politikwissenschaftliche Zuständigkeit nahe.
Mathias Albert, Nicole Deitelhoff, Gunther Hellmann

Theoretisierung globaler Ordnung

Frontmatter
Die Ordnung der Weltgesellschaft
Zwischen Staatenanarchie und Weltstaatlichkeit
Zusammenfassung
Ein Gespenst geht um in der westlichen Welt: Das Gespenst einer Re-Nationalisierung der internationalen Beziehungen. Man vermeint seine Konturen besonders deutlich in der Krise der EU als der einstigen Avantgarde transnationaler Verflechtung und internationaler Integration erkennen zu können. Zwei Jahrzehnte nach ihrer umfassenden Vertiefung und erneuten Erweiterung schwankt der Boden unter der EU heftiger als je zuvor.
Lothar Brock
Ordnung als Problem der Weltpolitik
Zusammenfassung
Die Frage nach der Möglichkeit und den Merkmalen von Ordnung in der Weltpolitik markiert den Bündelungspunkt in Klaus Dieter Wolfs Arbeiten. Seine Dissertation mit dem Titel „Die dritte Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen: Beiträge zur Reform der internationalen Ordnung und Entwicklungstendenzen im Nord-Süd Verhältnis“ aus dem Jahre 1981 macht das bereits unmissverständlich deutlich. Das Thema der internationalen Ordnung, oder präziser der politischen Ordnung der Welt, greift mein Beitrag auf, indem er die verschiedenen weltpolitischen Ordnungen seit 1648 in einem historischen Parforceritt jeweils als spezifisches Zusammenspiel von verschiedenen Merkmalen erfasst.
Michael Zürn
Außenpolitik und Ordnungsbildung
Horizonte der Theoretisierung und Forschung in den Internationalen Beziehungen
Zusammenfassung
Staat, Außenpolitik und (inter-nationale) Ordnung konstituieren die (i)nternationalen Beziehungen. Damit ist zum einen gesagt, dass sich der Gegenstandsbereich der internationalen Beziehungen schwerlich denken lässt ohne eine Vorstellung eines Ganzen und seiner Teile – dass also das Ganze des inter-nationalen Staatensystems sich zusammensetzt aus interagierenden politischen Vergemeinschaftungen, die wir Staaten nennen. Auch wenn „die“ internationalen Beziehungen in ihren unterschiedlichen historischen Ausprägungen und Bezeichnungen nie nur aus „Staaten“ bestanden (also das, was wir heute „nicht-staatliche“ Akteure nennen, in einer langen historischen Perspektive immer schon Bestandteil „der“ internationalen Beziehungen waren) wird der Gegenstandsbereich in seinen vereinfachten Varianten doch nach wie vor sehr stark mit einer staatenbasierten Ordnung assoziiert.
Gunther Hellmann
Gute und schlechte internationale Ordnung
Überlegungen zu den Perspektiven von Herrschaft in der künftigen Weltpolitik
Zusammenfassung
In meinem Beitrag beschäftige ich mich mit der Frage, welche Formen von Ordnung sich am wahrscheinlichsten auf der internationalen Ebene herausbilden werden. Ich begrenze die Frage nach der Ordnung auf politische Ordnung, die ich sodann mit Herrschaftsordnung gleichsetze. Ich erläutere zunächst mein Verständnis von Ordnung und rechtfertige die Konzentration auf das Thema internationale Staatenordnung – also Ordnung nicht in der „Weltgesellschaft“, sondern in der „internationalen Gesellschaft“ im Sinne der Englischen Schule (Bull 1977).
Harald Müller

Formen und Modi der Ordnungsbildung

Frontmatter
Exklusion durch Inklusion
Akteurskonstellationen in der Global Governance
Zusammenfassung
Schon seit Anfang der 1990er Jahre wird das staatliche bzw. zwischenstaatliche Regieren als nur eine von mehreren möglichen Formen von governance wahrgenommen. Dies drückten beispielsweise Ernst-Otto Czempiel und James Rosenau (1992) in ihrem Buchtitel „Governance without Government“ aus. In den letzten 25 Jahren hat sich die Debatte über Formen des Regierens rasant weiterentwickelt und stark ausdifferenziert.
Tanja Brühl
Privatisierung und Internationalisierung von Sicherheit in der Weltgesellschaft
Zusammenfassung
In der staatlichen Sicherheitspolitik manifestiert sich der hoheitliche Kernbereich staatlicher Herrschaft und Souveränität wie in keinem anderen Politikfeld. Fragen über „Krieg und Frieden“, wie etwa der (Un-)Möglichkeit der Schaffung von Sicherheitsordnungen, standen traditionell im Zentrum einer rein staatenweltlichen Betrachtung internationaler Politik. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich indes kaum ein anderes politisches Konzept so sehr entgrenzt wie das der „Sicherheit“.
Anna Geis
Sektorale Ordnungspolitik im Wandel
Internationale Umweltregime
Zusammenfassung
Die Regimeforschung entwickelte sich seit den 1980er Jahren zu einem für lange Zeit prägenden Forschungsprogramm. Regime wurden als Elemente einer neuen kooperativen Ordnung in der Welt aufgefasst, durch welche durch die Globalisierung entstandene Probleme wie beispielsweise die grenzüberschreitende Umweltverschmutzung und die Zerstörung natürlicher Ressourcen bearbeitet werden können (Breitmeier et al. 2006; Kohler-Koch 1989; Rittberger 1993; Young 1998, 1999a, 1999b; Wolf 1991). Diese Ordnungsvorstellung ging ursprünglich von der Prämisse aus, dass vor allem die Staatenwelt für die Verwirklichung globaler Politikziele sorgen könne.
Helmut Breitmeier
Souveränitätsdenken und Seerecht
Regionalisierung von Meerespolitik in der Arktis als neue Staatsräson
Zusammenfassung
Über die Verhandlungen der von 1973 bis 1982 tagenden dritten Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen (VN) wurde festgestellt, dass sich in ihr „[w]ie in einem Brennspiegel […] alle Probleme, alle Tendenzen, und alle Antinomien des Völkerrechts der zweiten Jahrhunderthälfte gebündelt“ haben (Grewe 1984, S. 805). Zu diesen Antinomien zählt die Spannung zwischen „Ansätze[n] zu einem Völkerrecht der Kooperation und Solidarität“ auf der einen Seite und dem „Rückfall in ein enges, egoistisches Souveränitätsdenken“ auf der anderen Seite (Grewe 1984, S. 805). Die Spannung spiegelt sich auch noch im aus der Konferenz hervorgehenden Seerechtsübereinkommen der VN (SRÜ).
Christoph Humrich
Internationale Nichtregierungsorganisationen (INGOs) und ihr Beitrag zum effektiven und legitimen Regieren in der Weltgesellschaft
Zusammenfassung
Der Beitrag verortet sich in der breiten politikwissenschaftlichen Debatte über angemessene Formen und Modi globaler Ordnungsbildung in Zeiten der Globalisierung. Im Mittelpunkt der Ausführungen steht die Frage nach dem potenziellen Beitrag, den zivilgesellschaftliche INGOs zum effektiven und legitimen Regieren in der Weltgesellschaft leisten können. Das Konzept der Weltgesellschaft bietet sich als Analyserahmen an, weil es den nationalstaatlichen Wahrnehmungsraum für neue Formen transnationaler Verflechtung und Kooperation sowie die steigende Bedeutung nichtstaatlicher Akteure im Rahmen der internationalen Politikformulierung öffnet.
Ingo Take
Vom Wolf im Schafspelz
Blinde Flecken in der Forschung zu transnationalen Unternehmen und neuen Governance-Formen
Zusammenfassung
Transnationale Unternehmen haben als Forschungsobjekt in den Internationalen Beziehungen eine erstaunliche Karriere durchlaufen. Bis zum Beginn der 2000er Jahre blieben sie außerhalb einiger Pionierarbeiten und der Internationalen Politischen Ökonomie weitgehend unbeachtet. Seitdem beschäftigen sich zahlreiche Forschungsarbeiten aus einer Governance-Perspektive mit Unternehmen als politischen Akteuren, dem Aufstieg von Formen privater Autorität, von unternehmerischer Selbstregulierung und öffentlich-privaten Formen von Ko-Regulierung.
Melanie Coni-Zimmer, Annegret Flohr
Institutionalisierte Informalität
Ein Governance-Modus für ungewisse Zeiten
Zusammenfassung
Die Geschichte der internationalen Beziehungen wird als Erfolgsgeschichte fortschreitender Institutionalisierung erzählt. Der Rationalisierung und Verrechtlichung sei es zu verdanken, dass religiöse und traditionale Herrschaftsformen überwunden und die Politik „versachlicht“ werden konnte. Durch die Entwicklung rechtlich bindender Kooperationsstrukturen sei das internationale System zunächst aus einem chaotischen Naturzustand in eine anarchische Gesellschaft übergegangen (Bull 1995 [1977]; Keohane 1984) und jetzt auf gutem Wege zu einer kosmopolitischen Weltgesellschaft (Buzan 2004; Beck 2007).
Christopher Daase

Die Normativität globaler Ordnung

Frontmatter
Legitimität und Autorität in der globalen Ordnung
Zusammenfassung
Die Diskussionen über Regieren jenseits des Nationalstaats bewegen sich zwischen zwei einander entgegengesetzten Positionen. Auf der einen Seite steht die Forderung nach einer Demokratisierung der internationalen Politik, etwa durch ein Weltparlament oder durch die Partizipation zivilgesellschaftlicher Organisationen (z. B. Held 1995; Archibugi 2008). Ihr steht die These entgegen, dass Demokratie an den Nationalstaat gebunden sei, weil nur in diesem Kontext ein hinreichendes Maß an kollektiver Identität vorhanden und politische Willensbildung möglich sei (z. B. Thaa 2001; Valentini 2014).
Arthur Benz
Europäische Ordnung und Neue Staatsräson
Zusammenfassung
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist in Europa eine internationale Ordnung entstanden, die sich durch ein außergewöhnlich hohes Maß an supranationaler Integration auszeichnet. Sie erstreckt sich auf eine große Bandbreite von Politikfeldern und verleiht der Europäischen Union (EU) in einigen von ihnen exklusive Zuständigkeiten. Supranationale Organe – die Europäische Kommission, das Europäische Parlament, der Europäische Gerichtshof und die Europäische Zentralbank – verfügen über eigenständige Entscheidungs- und Vetorechte gegenüber den Regierungen.
Frank Schimmelfennig
Private Regulierung und öffentliche Ordnung in der Weltgesellschaft
Zusammenfassung
Für ein Handels- und Investitionsschutzabkommen war die öffentliche Aufmerksamkeit für die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (englische Abkürzung: TTIP) ungewöhnlich hoch. Sowohl dieses öffentliche Interesse als auch die die TTIP-Verhandlungen begleitenden Proteste zeigen deutlich, dass dem Verhältnis zwischen privater Regulierung und öffentlicher Ordnung sowie den damit verbundenen Legitimitätsfragen mehr Aufmerksamkeit gebührt.
Mathias Albert, Nicole Deitelhoff, Lisbeth Zimmermann
Backmatter
Metadaten
Titel
Ordnung und Regieren in der Weltgesellschaft
herausgegeben von
Prof. Dr. Mathias Albert
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
Prof. Dr. Gunther Hellmann
Copyright-Jahr
2018
Electronic ISBN
978-3-658-19780-3
Print ISBN
978-3-658-19779-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-19780-3