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2018 | Buch

Persönlichkeit: was uns ausmacht und warum

verfasst von: Prof. Dr. Jens B. Asendorpf

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Persönlichkeit: was uns ausmacht und warum Wie unterscheiden wir uns in der Persönlichkeit, wie entstehen solche Unterschiede, welche Rolle spielen hierbei Gene und Umwelt? Dieses Sachbuch gibt eine fundierte, aktuelle Übersicht über den Stand der psychologischen Forschung zu diesen Fragen. Jens Asendorpf, einer der renommiertesten Persönlichkeitspsychologen unserer Zeit, steckt darin einen weiten Themenbogen ab. Wie äußert sich die Persönlichkeit im Verhalten und in den sozialen Beziehungen, kann man Persönlichkeitsbeurteilungen trauen, was sind die „Big Five“? Lässt sich die Persönlichkeit aus Spuren im Internet erschließen, wie kann man emotionale und soziale Kompetenzen testen? Wie stark ändert sich die Persönlichkeit im Verlauf des Lebens, was sagen Persönlichkeitsunterschiede zwischen Kindern über die späteren Unterschiede im Erwachsenenalter aus? In welchem Maße ist unsere Persönlichkeit durch unsere Gene und unsere nahen Beziehungen bestimmt, und wie stark prägt umgekehrt unsere Persönlichkeit unsere Beziehungen? Können und sollten wir unsere Persönlichkeit ändern? Der Autor schildert nicht nur Ergebnisse der Forschung, sondern auf allgemeinverständliche Art auch die Methoden, auf denen diese Erkenntnisse beruhen. Damit hebt sich dieses Buch von den meisten psychologischen Ratgebern auf dem Markt ab. Es ist anspruchsvoll, erfordert aber keine Fachkenntnisse. Die Verständlichkeit wird durch viele Grafiken, einfache Tabellen und Kästen mit einer prägnanten Beschreibung von Studien und Methoden unterstützt. Für alle, die sich ein Bild von der heutigen psychologischen Forschung und ihren Ergebnissen zum Thema Persönlichkeit machen wollen, ist dieses Buch unentbehrlich.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Was uns ausmacht

Frontmatter
1. Persönlichkeit: Ganz normale Unterschiede
Zusammenfassung
Was verstehen wir im Alltag unter Persönlichkeit, und wie wird Persönlichkeit durch die empirische Persönlichkeitspsychologie definiert? Ist aggressives Verhalten in einer bestimmten Situation ein Hinweis auf eine aggressive Persönlichkeit? Haben schon Neugeborene eine Persönlichkeit, aus der sich langfristige Prognosen auf ihre spätere Entwicklung ableiten lassen? Wann sind Auffälligkeiten noch normal, wann signalisieren sie ein ernsthaftes Problem? Gibt es eine ideale Persönlichkeit? Dieses einführende Kapitel behandelt solche grundlegenden Fragen zum Gegenstand der Persönlichkeitspsychologie. Dabei zieht sich die Normalität der großen beobachtbaren Unterschiede im menschlichen Verhalten wie ein roter Faden durch das Kapitel. Die großen normalen Unterschiede sind Gegenstand der Persönlichkeitspsychologie und dieses Buches.
Jens B. Asendorpf
2. Sedimente: Faktoren und Typen der Persönlichkeit
Zusammenfassung
Im Alltag nutzen wir Eigenschaftswörter zur Beschreibung der Persönlichkeit, vor allem Adjektive wie hilfsbereit, ängstlich, aggressiv, intelligent. Hierfür steht uns ein großes Repertoire an Eigenschaftswörtern zur Verfügung. Kann man dieses Repertoire auf wenige grundlegende Eigenschaften reduzieren, durch deren Kombination sich die beobachtbaren Persönlichkeitsunterschiede gut beschreiben lassen? Ausgehend von der Sedimentationshypothese, nach der alle wichtigen Persönlichkeitseigenschaften in einer Kultur ihren Niederschlag in der Sprache der Kultur gefunden haben, hat die empirische Persönlichkeitsforschung aus vielen Sprachen wenige Hauptfaktoren und Haupttypen der Persönlichkeit destilliert, mit denen sich Menschen in allen Kulturen in ihrer Persönlichkeit beschreiben lassen. Wie dies gelungen ist, um welche Hauptfaktoren und -typen es sich handelt und wie sie sich praktisch nutzen lassen, wird in diesem Kapitel erläutert.
Jens B. Asendorpf
3. Spiegelbilder: Wie wir uns im Spiegel anderer sehen
Zusammenfassung
Wie nehmen wir unsere eigene Persönlichkeit wahr, und wie möchten wir anderen gegenüber erscheinen? Wie werden unser Selbstbild und unser Selbstwert durch den Eindruck anderer von uns geformt, und wie versuchen wir, diesen Eindruck durch Selbstdarstellung zu beeinflussen? Wieso glauben wir, zu wissen, wer wir sind, obwohl unser Verhalten und die Rückmeldungen unserer Umwelt hierüber alles andere als stabil sind? Warum können Narzissten einen übersteigerten Selbstwert fern jeder Realität aufrechterhalten und trotzdem in vieler Hinsicht erfolgreich sein? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Kapitels, das sich mit dem Bild der eigenen Persönlichkeit und den vielfältigen Prozessen der Selbststabilisierung und Selbstdarstellung beschäftigt.
Jens B. Asendorpf
4. Brunswiks Linse: Wie wir andere sehen
Zusammenfassung
Im Alltag erschließen wir Persönlichkeitseigenschaften intuitiv aus wiederholten Beobachtungen. Schon bei der ersten Begegnung bilden wir uns sehr schnell einen ersten Eindruck, den wir dann durch weitere Beobachtungen in anderen Situationen modifizieren und differenzieren können. Die empirische Psychologie beschreibt den Prozess der Eindrucksbildung mit dem Linsenmodell der Personenwahrnehmung von Brunswik. In diesem Kapitel werden dieses Modell und Befunde zur Persönlichkeitswahrnehmung dargestellt, z. B. die Rolle von Bewerbungsfotos, woran man Homosexualität erkennen kann und worauf Attraktivität beim ersten Date beruht.
Jens B. Asendorpf
5. Persönlichkeit in Aktion: Alltag und Labor
Zusammenfassung
In den letzten beiden Kapiteln haben wir gesehen, wie das Selbsturteil und das Urteil von Beobachtern über Persönlichkeitseigenschaften zustande kommen. Dabei können zahlreiche motivierte Verzerrungen auftreten, wenn tatsächliche Verhaltensregelmäßigkeiten als Maßstab dienen. Es blieb offen, wie denn diese tatsächlichen Verhaltensregelmäßigkeiten bestimmt werden können. In diesem und im nächsten Kapitel wird gezeigt, dass es meist nicht möglich ist, Eigenschaften gänzlich zu objektivieren. Mit geeigneten Methoden gelingt dies aber sehr genau, wobei die Genauigkeit vom investierten Aufwand abhängt. Eine Gruppe von Methoden beruht auf der Beobachtung der Persönlichkeit in Aktion: der Beobachtung des Verhaltens im Alltag, aber auch im psychologischen Labor in speziell inszenierten Situationen. Diese Methoden werden in diesem Kapitel exemplarisch geschildert.
Jens B. Asendorpf
6. Spuren: Homepages, Facebook, Dokumente
Zusammenfassung
Persönlichkeitseigenschaften lassen sich nicht nur aus Beobachtungen des Verhaltens erschließen, sondern – wie schon Sherlock Holmes wusste – auch aus den Spuren, die Menschen in ihrer Umwelt hinterlassen. Diese Spuren finden sich in großer Zahl auch im Internet als Big Data. Sie lassen sich inzwischen so gut auswerten, dass die Persönlichkeitserfassung mindestens so gut ist wie die Beurteilung durch gute Bekannte und Familienangehörige. Es lassen sich aber auch Spuren in Form schriftlicher Dokumente auswerten. Das eröffnet die Möglichkeit, Eigenschaften geschichtlich bedeutsamer Persönlichkeiten empirisch zu rekonstruieren.
Jens B. Asendorpf

Was wir können

Frontmatter
7. IQ: Ein Quotient, der keiner mehr ist
Zusammenfassung
Selbstbeschreibung, Beurteilung durch andere, Verhaltensbeobachtung und Spuren in der Umwelt können auch dafür genutzt werden, Fähigkeiten zu erfassen. Welchen Notendurchschnitt erreichten wir im letzten Jahr des Schulbesuchs? Wie gut können wir bei Konflikten dazu beitragen, dass sie ohne Gesichtsverlust der Beteiligten gelöst werden? Wie gut haben wir unsere Emotionen im Griff, wenn wir beleidigt werden? Intellektuelle, soziale und emotionale Fähigkeiten lassen sich nicht nur beurteilen oder im Alltag beobachten, sondern auch mehr oder weniger gut durch Testverfahren erfassen: Wie gut können wir bestimmte Aufgaben lösen, wenn wir uns maximal anstrengen? Wie diese Tests aufgebaut sind und welche Aussagekraft sie haben, wird in diesem Kapitel in Bezug auf intellektuelle Fähigkeiten dargestellt.
Jens B. Asendorpf
8. Soziale Kompetenz und Assessment-Center
Zusammenfassung
Neben hoher Intelligenz fördert vor allem soziale Kompetenz den Erfolg im Beruf. Und soziale Kompetenz befähigt generell dazu, mit anderen Menschen gut zurechtzukommen. In diesem Kapitel werden vier Komponenten der sozialen Kompetenz und deren Beziehung zueinander diskutiert: Durchsetzungsfähigkeit und Beziehungsfähigkeit sowie Einfühlungsvermögen und soziale Handlungskompetenz. Deren Erfassung durch Testverfahren ist erheblich schwieriger als die Erfassung von Intelligenz durch Intelligenztests. Am besten werden soziale Kompetenzen noch durch aufwendige Assessment-Center erfasst. Deren Vorhersagegüte für den Berufserfolg wird mit Vorhersagen aus Intelligenztests und Persönlichkeitsfragebögen verglichen. Dabei wird deutlich, dass Assessment-Center nur in bestimmten Fällen diesen anderen Verfahren überlegen sind.
Jens B. Asendorpf
9. EQ: Ein Quotient, der nie einer war
Zusammenfassung
Ein Teil sozialer Kompetenzen besteht aus Fähigkeiten im Umgang mit Emotionen: dem Erkennen der Emotionen anderer und der Regulation eigener Emotionen. Diese Fähigkeiten spielen auch in nichtsozialen Situationen eine Rolle, z. B. beim Ansehen von Filmen oder bei der Regulation von Angst vor Krankheiten oder Gefahren der Natur. Hierfür wurde in Anlehnung an das Intelligenzkonzept und seine Messung die Bezeichnung emotionale Intelligenz und die Abkürzung EQ vorgeschlagen. Das wird in der Psychologie zu Recht kritisiert, hat aber der Popularität des Begriffs EQ bis heute nicht geschadet. Dieses Kapitel widmet sich dem EQ-Konzept, den Gründen für seine Popularität und seinem praktischen Nutzen.
Jens B. Asendorpf
10. Wie klug sind Nationen? Der Greenwich-IQ
Zusammenfassung
Die bisher betrachteten empirischen Ergebnisse zu Persönlichkeitsunterschieden stammen ganz überwiegend aus Studien der letzten 30 Jahre in Nordamerika, Europa und Australien, also aus heutigen westlichen Kulturen. In diesem Kapitel wird der Blick in doppelter Weise erweitert: auf alle heutigen Kulturen weltweit und auf die Entwicklung der westlichen Kulturen in den letzten 100 Jahren. Dabei wird gleichzeitig der Blickwinkel verschoben; standen bisher Unterschiede zwischen einzelnen Menschen im Mittelpunkt, sind es in diesem Kapitel Unterschiede zwischen einzelnen Nationen und zwischen unterschiedlichen historischen Zeitpunkten. Dabei geht es in Fortführung von Kap. 7 um Unterschiede in der mittleren intellektuellen Leistung, wie sie in Schulleistungs- und Intelligenztests gefunden werden. Hierbei zeigen sich im Vergleich heutiger Nationen große Unterschiede, die beim historischen Vergleich innerhalb westlicher Nationen sogar noch größer ausfallen.
Jens B. Asendorpf
11. Kontroversen: IQ von Rassen und Migranten
Zusammenfassung
Noch kontroverser als die Frage nach IQ-Unterschieden zwischen Nationen ist die nach IQ-Unterschieden zwischen Rassen in den USA und zwischen Immigranten und Einheimischen weltweit. Während der Begriff der Rasse in Deutschland durch den Nationalsozialismus diskreditiert wurde, wird er in den USA bis heute verwendet und dient dort zur groben Charakterisierung der geografischen Herkunft der Vorfahren. Daten zu IQ-Unterschieden zwischen weißen und schwarzen US-Amerikanern von 1970 bis heute zeigen historisch abnehmende Unterschiede. Deren Interpretation ist schwierig, weil Effekte der Rasse und des sozialen Status voneinander abhängig sind. Noch schwieriger ist es bei Unterschieden zwischen Immigranten und Einheimischen in Bezug auf den IQ und Schulleistung. Denn der Greenwich-IQ des Herkunftslandes und des aufnehmenden Landes, selektive Auswanderung, Immigranten-Generation und Sozialisation im aufnehmenden Land müssen hier berücksichtigt werden. Das wird anhand des „Immigrant Paradox“ in Nordamerika und anhand von Daten aus den Niederlanden und Deutschland verdeutlicht.
Jens B. Asendorpf

Warum sind wir so und verändern uns trotzdem?

Frontmatter
12. Sind wir so? Stabilität und Veränderung
Zusammenfassung
In Teil I und II wurden Persönlichkeitsunterschiede fast nur querschnittlich behandelt: Wie unterscheiden sich Menschen derselben Altersgruppe? In Teil III wird dagegen die längsschnittliche Sichtweise eingenommen: Wie verändert sich die Persönlichkeit mit wachsendem Alter zwischen Zeugung und Tod? Diese Frage betrifft also die Persönlichkeitsentwicklung. Ändern sich bestimmte Persönlichkeitsmerkmale langfristig und warum? In diesem Kapitel geht es erst einmal noch nicht um die Warumfrage, sondern um eine Bestandsaufnahme dessen, was die Längsschnittforschung der letzten 50 Jahre über die Stabilität und Veränderung der Persönlichkeit herausgefunden hat. Stabilisieren sich Persönlichkeitseigenschaften in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter und bleiben dann weitestgehend konstant, oder ändern sie sich lebenslang immer wieder?
Jens B. Asendorpf
13. Lange Schatten? Vorhersagen aus der Kindheit
Zusammenfassung
Angesichts der wachsenden Stabilität der Persönlichkeit bis zum mittleren Erwachsenenalter ist es wenig überraschend, dass Persönlichkeitseigenschaften genutzt werden können, um aufgrund der Persönlichkeit im Erwachsenenalter Vorhersagen auf den weiteren beruflichen und privaten Lebenslauf mit einiger, wenn auch niemals hundertprozentiger Sicherheit machen zu können. Wie sieht es aber mit Vorhersagen aufgrund der Persönlichkeit im Kindesalter aus? Sie ist ja erst mittelhoch stabil. Heißt dies, dass Vorhersagen ins Erwachsenenalter hinein gar nicht oder nur mit sehr geringer Sicherheit möglich sind? Die vorliegenden Längsschnittdaten zeigen, dass die Antwort ganz davon abhängt, um welche Eigenschaften es sich handelt und was vorhergesagt werden soll.
Jens B. Asendorpf
14. Zusammenspiel: Gene und Umwelten
Zusammenfassung
Wie wirken genetisches Erbe und individuelle Umwelt bei der Entstehung und Veränderung von Persönlichkeitseigenschaften zusammen? Wie groß ist der Einfluss genetischer Unterschiede im Vergleich zum Einfluss von Umweltunterschieden auf Persönlichkeitsunterschiede? Wie werden diese Einflüsse kausal vermittelt? In diesem Kapitel wird gezeigt, wie sich diese Fragen empirisch untersuchen lassen und was die Hauptbefunde der Forschung sind. Danach spielen bei den allermeisten Persönlichkeitseigenschaften sowohl die genetische Veranlagung als auch die individuelle Umwelt eine wichtige Rolle. Der genetische Einfluss beruht hierbei nicht auf wenigen Genen, sondern auf sehr vielen Genen mit jeweils sehr geringem Einfluss. Genetische und Umwelteinflüsse können korreliert sein, in Wechselwirkung stehen und sich im Verlauf des Lebens ändern. Denn Gene an sich bewirken nichts; sie werden nur wirksam, wenn sie biochemisch aktiv sind. Und Umweltbedingungen können auf ihre Aktivität Einfluss nehmen. Deshalb können manche genetischen Einflüsse durch Umweltveränderungen modifiziert werden.
Jens B. Asendorpf
15. Beziehungen: Eltern, Peers, Partner, Netzwerke
Zusammenfassung
Welche Umweltbedingungen prägen unsere Persönlichkeit? Die Hauptrolle wird hierbei meist den Eltern zugesprochen, aber da die Stabilität der Persönlichkeitsunterschiede bis zum mittleren Erwachsenenalter zunimmt, sollten auch noch andere Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Tatsächlich zeigt die Längsschnittforschung, dass die Rolle der Eltern (aber auch der Geschwister) gemeinhin überschätzt wird. In der Kindheit beeinflussen auch Klassenkameraden und Freunde (Peers) die Persönlichkeitsentwicklung, nicht zu vergessen die Liebespartner und vielleicht ebenfalls die virtuellen Beziehungen in sozialen Onlinenetzwerken. Dabei läuft die Kausalität oft nicht einseitig von der Umwelt zur Persönlichkeit in Form von Sozialisationsprozessen, sondern auch umgekehrt von der Persönlichkeit zur Umwelt in Form von Prozessen der Auswahl und Veränderung von Beziehungen.
Jens B. Asendorpf
16. Im Wandel – kulturelle Einflüsse
Zusammenfassung
Meistens wird die Persönlichkeit nur zwischen Menschen derselben Kultur zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt verglichen. Dann bleiben kulturelle Einflüsse verborgen, weil sie von allen diesen Menschen geteilt werden und deshalb nicht zu individuellen Besonderheiten beitragen. Sie werden aber dann sichtbar, wenn wir die Persönlichkeit zwischen verschiedenen Kulturen oder verschiedenen Zeitpunkten der historischen Entwicklung derselben Kultur vergleichen. Da alle Kulturen einem steten Wandel unterliegen, ist es sinnvoll, auch bei Vergleichen zwischen Kulturen den kulturellen Wandel zu berücksichtigen. Voraussetzung ist dabei, dass Verfahren der Persönlichkeitserfassung überhaupt zwischen verschiedenen Kulturen vergleichbar sind. Ist diese Vergleichbarkeit gegeben, können kulturelle Mittelwerte von Persönlichkeitsmerkmalen zwischen Kulturen verglichen und durch kulturelle Unterschiede erklärt werden. Hierzu gibt es inzwischen umfangreiche Daten aus zahlreichen weltweiten empirischen Studien, deren Interpretation jedoch nicht so einfach ist, wie es den Anschein haben mag.
Jens B. Asendorpf
17. Lebensläufe: Zufall und Notwendigkeit
Zusammenfassung
In den vorangehenden Kapiteln wurden Befunde zu Bedingungen und Konsequenzen von Persönlichkeitsunterschieden in bestimmten Populationen beschrieben. Dabei ging es um Populationen oder Gruppen, nicht um den Einzelfall. Was bedeuten diese Ergebnisse denn nun für den Einzelnen von uns? In den vorangehenden Kapiteln wurde deutlich, dass die Persönlichkeitsentwicklung viele Ursachen hat. Das führt dazu, dass wir für den Einzelnen lediglich Wahrscheinlichkeitsaussagen machen können – alles andere ist unseriös. Umgekehrt heißt das, dass psychologische Erkenntnisse bei Anwendung auf den Einzelfall immer mit einer ordentlichen Portion Unsicherheit behaftet sind. Sie beruht einerseits auf der einzigartigen Verkettung vieler systematischer Einflüsse auf die Entwicklung, scheint andererseits aber auch auf purem Zufall zu beruhen. Wie zufällig ist unser Lebenslauf wirklich?
Jens B. Asendorpf
18. Kann ich – und sollte ich? Über Selbstoptimierung
Zusammenfassung
In diesem Buch ging es bisher um die Erfassung von Persönlichkeitsunterschieden und Ursachen ihrer Entwicklung: Was macht uns aus und warum. Die meisten interessieren sich für diese Themen nicht aus purer Neugier, sondern aus Anwendungsinteresse: Wenn ich weiß, wie’s geht, kann ich meine Persönlichkeit verändern und dadurch glücklicher und zufriedener werden. Wenn ich nur optimistischer, freundlicher und gewissenhafter werde und mich der Welt gegenüber mehr öffne, werde ich mehr Erfolg in meinen Beziehungen und meinem Beruf haben und dadurch glücklicher werden. Von diesen Fantasien lebt die Ratgeberliteratur schon lange, und in letzter Zeit glauben anscheinend immer mehr Menschen, ihre Persönlichkeit optimieren zu können und zu müssen. Mit einem kritischen, empirisch informierten Blick auf die Möglichkeiten, Grenzen und Schattenseiten der Selbstoptimierung schließt dieser Teil über Persönlichkeitsentwicklung.
Jens B. Asendorpf
19. Sinn der Vielfalt: Unterschiede sind menschlich
Zusammenfassung
Warum gibt es überhaupt so große Persönlichkeitsunterschiede bei Menschen, aber auch bei Tieren? Wenn die Evolution ein Prozess der genetischen Anpassung an die Umweltbedingungen ist und Millionen Jahre Zeit für eine optimierte Anpassung hatte, warum gibt es dann eine so große Variabilität innerhalb einer biologischen Art, auch psychologisch gesehen? Spiegelt das lediglich die Fehleranfälligkeit von Lebewesen wider oder eine sich dauernd verändernde Umwelt? Oder bietet diese Variabilität einen evolutionären Vorteil? Diese Fragen beziehen sich auf die genetische Evolution. Im Falle der Evolution des Menschen gibt es aber noch einen zweiten evolutionären Prozess: die kulturelle Evolution. Genetische und kulturelle Evolution verlaufen in wechselseitiger Abhängigkeit voneinander. Unter Berücksichtigung beider evolutionären Prozesse wird deutlich, dass es eine gemeinsame Ursache für die große genetische und kulturelle Vielfalt des Menschen gibt, die dieser Vielfalt einen tieferen Sinn verleiht.
Jens B. Asendorpf
Backmatter
Metadaten
Titel
Persönlichkeit: was uns ausmacht und warum
verfasst von
Prof. Dr. Jens B. Asendorpf
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-56106-5
Print ISBN
978-3-662-56105-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-56106-5