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28.10.2022 | Personalcontrolling | Schwerpunkt | Online-Artikel

Krisen drängen Fachkräftemangel bei CFOs ins Abseits

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Die Finanzchefs kämpfen derzeit an vielen Fronten, um ihre Unternehmen trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen auf Kurs zu halten. Die Bewältigung der aktuellen Krisen hat absoluten Vorrang. Der Fachkräftemangel verliert zum Leidwesen vieler CFOs dagegen an Priorität. Das könnte sich langfristig rächen.

"Preisteigerungen und Lieferengpässe bestimmen das operative Tagesgeschäft und drängen die Finanzverantwortlichen in den Unternehmen, sich darauf zu konzentrieren. Der Fachkräftemangel wird allerdings perspektivisch zum Hauptproblem. Aber krisenbedingt bleibt die Entwicklung von Lösungsstrategien für dieses Risiko auf der Strecke", erläutert Finanzexperte Achim Wenning die im Oktober veröffentlichte Horváth-Studie "Finance in times of multiple crises". 

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Controlling der Rekrutierung: Erhebung von Kennzahlen entlang des Recruiting-Prozesses

Mit der Globalisierung und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel ist die Personalbeschaffung einem starken Wettbewerb ausgesetzt. Um in dieser Situation im Vorteil zu bleiben, ist es essenziell wichtig, Kennzahlen entlang des Rekrutierungsprozesses zu erheben. Der vorliegende Forschungsansatz analysiert, welche Kennzahlen aktuell im Rahmen eines Recruiting-Controllings erhoben werden, und wie Unternehmen dieses praktisch umsetzen.

Den "War of talents" bezeichnet das Gros (85 Prozent) der mehr als 50 im August 2022 vom Beratungshaus befragten Chief Financial Officer (CFO) internationaler, mittelständischer Unternehmen als großes oder zumindest als mittelgroßes Risiko. Probleme mit der Energieversorgung und den damit verbundenen Kosten folgen mit 74 Prozent auf Rang zwei. Die gestörten Lieferketten landen mit 72 Prozent auf dem dritten Platz im Ranking. 

CFO ist "Driver of Change"

Der Finanzbereich steht aufgrund eines immer größeren Mangels an geeigneten Nachwuchskräften vor massiven Veränderungen. Viele wollen ihr Umfeld an einem "strategisch-visionären Zielbild" ausrichten. Während die Rolle der CFOs in der Vorgängerstudie aus der ersten Jahreshälfte noch am ehesten mit "Co-Creator and Innovator of New Ideas" beschrieben wurde, rangiert jetzt die Bezeichnung "Driver of Change" an erster Stelle. 

"Die Finanzverantwortlichen wissen, dass sie mit rein reaktiver Arbeit und Krisenmanagement die anstehenden Probleme und Herausforderungen nicht lösen können. Sie brauchen Zielbilder und Konzepte, mit denen Sie auf Augenhöhe mit dem CEO die erfolgreiche Transformation und Sicherung des Unternehmens voranbringen", betont Wenning. 

64 Prozent konzentrieren sich deshalb auf die Harmonisierung, Standardisierung und Optimierung von Prozessen. Projekte zur Datenintegration stehen für 62 Prozent ganz oben auf der Agenda. Ebenso viele optimieren den Steuerungsansatz beziehungsweise das Performance Management. "Für die vorwärts gerichtete Steuerung müssen trotz aller Nebenschauplätze jetzt mit Hochdruck die richtigen Weichen gestellt werden."

Qualifizierte Mitarbeiter als Wettbewerbsvorteil

Welche Auswirkungen der Fachkräftemangel auf das Controlling hat, das haben sich auch vier Experten der International School of Management, kurz ISM, in der Zeitschrift "Controlling & Management Review" (Ausgabe 6 | 2022) genau angesehen: 

Repetitive Arbeiten wie beispielsweise das Erstellen und Auswerten von Berichten werden immer stärker ausgelagert, standardisiert und automatisiert. Wertstiftende Aufgaben wie zum Beispiel die Vorbereitung strategischer Entscheidungen durch die Bereitstellung wichtiger Unternehmenskennzahlen erfordern angesichts sich ständig entwickelnder technischer Möglichkeiten stärkere Aufmerksamkeit und neue Kompetenzen von Controllern. Qualifizierte Mitarbeiter sind vor diesem Hintergrund der entscheidende Wettbewerbsvorteil", schreiben hierzu die Professoren Michael Knappstein und Burkhard Bamberger, Doktorandin Lea Marie Dreifert und Lukas Fastenroth, Akademischer Leiter Consulting beim Kienbaum Institut @ ISM.

Finance-Experten brauchen technische Kompetenzen

So helfe beispielsweise Robotic Process Automation (RPA), Standardtätigkeiten im Reporting zu automatisieren. Gleichzeitig steige die Zahl der Daten, aus denen steuerungsrelevante Erkenntnisse gewonnen werden. Dies erfordere tiefgehende Kompetenzen im Bereich Data Science, da die existierenden Analysen und Berichte weiterentwickelt und Prozessabläufe angepasst werden müssen. 

Auch die Rolle als Strategic Business Partners werde anspruchsvoller, da viele Unternehmen neue Technologien nutzen, um ihr Geschäftsmodell an die geänderten Kundenerwartungen und Wettbewerbsbedingungen anzupassen. "Nur durch ein tiefes Verständnis dieser strategierelevanten Zusammenhänge können Controller relevante Beiträge liefern, die letztlich zu besseren unternehmerischen Entscheidungen führen", betonen die Experten in ihrem Beitrag.  

Rechnungswesen und IT enger verzahnen

Dabei erfordere der Einsatz von Software-Robotern, die zum Beispiel als Schnittstellen zur Interaktion verschiedener Systeme dienen, oder Intelligent Automation (IA) als nächste Entwicklungsstufe der Prozessautomatisierung eine "enge Zusammenarbeit von Rechnungswesen und IT". Das schreiben Lena Eschle, im Bereich Digital Finance and Service Excellence bei der Sick AG, und Sebastian Richter, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, in ihrem Beitrag "Die Zukunft der Automatisierung im Rechnungswesen". Diese Entwicklung verlange zudem eine Abkehr von der organisatorischen Silostruktur. 

"Interdisziplinäre Arbeitsgruppen mit Personal verschiedener Fachbereiche, inklusive IT-Abteilung, können der IA-Nutzung zum Erfolg verhelfen", so das Autoren-Duo. Dabei bleiben der Mangel an Fachkräften und die neue Form der bereichsübergreifenden Zusammenarbeiteine große Herausforderung. "HR-Abteilungen tun gut daran, beim Recruiting rechtzeitig die neu entstehenden Rollenprofile zu berücksichtigen und die Stellen auch für Kandidaten mit technischen Kompetenzen attraktiver zu machen."

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