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19.01.2021 | Personalentwicklung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Interim Management – Strategie oder Notlösung?

verfasst von: Annette Speck

4:30 Min. Lesedauer

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Interim Manager werden zunehmend nicht nur als Feuerwehr oder Lückenbüßer an Bord geholt. Zwar hat die externe Expertise ihren Preis, doch es lohnt, die Wertbeiträge, die ein Interim Management bringen kann, abzuwägen.

2019 wurden in Deutschland erstmals mehr als 10.000 Interim Manager beschäftigt. Ein Grund sind Personalengpässe, ein anderer ist der Wunsch, Projekte mit Kompetenz von außen voranzubringen. Allerdings sind Manager auf Zeit in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern Europas wie etwa Frankreich oder den Niederlanden noch deutlich weniger verbreitet, stellt die "European Interim Management Studie 2020" der Personalberatung Robert Walters fest. Die größte Nachfrage hierzulande gab es demnach im Bereich Change Management, wo vor allem bei Projekten rund um die Digitalisierung und Regulierungen auf Freelancer und Interim Manager zurückgegriffen werde.

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Indessen hat das neue mobile Arbeiten in Corona-Zeiten womöglich manche Fach- und Führungskraft auf den Geschmack von mehr Autonomie gebracht. Genau das schätzen nämlich 85 Prozent der deutschen Interim Manager besonders an ihrer Tätigkeit, wie die Untersuchung ergab. "Da unsere Arbeitswelt immer flexibler wird, sehen wir einen deutlichen Trend Richtung Interim Management. Bereits als Interim Manager tätige Personen möchten in keine Festanstellung (mehr) wechseln: nur sechs Prozent der befragten Interim Manager könnten sich dies vorstellen. Interim Management etabliert sich mehr und mehr als zukünftiges Arbeitsmodell", erklärt der für Benelux und Deutschland zuständige Regional Managing Manager Rob Vermaak von Robert Walters.

Interim Manager genießen größere Freiheiten

Doch allein der Wunsch nach mehr Autonomie macht die Attraktivität des Freelancer-Daseins nicht aus. Vor allem entscheiden sich Führungskräfte für eine Tätigkeit als Interim Manager, um ihr Fachwissen in verschiedenen Unternehmen und verschiedenen Sektoren für einen begrenzten Zeitraum anzubieten – mit der Möglichkeit, ihren Standpunkt frei zum Ausdruck bringen zu können, ihre Arbeitszeit selbst zu gestalten und den Auftrag selbstbestimmt auszuführen. Interim Manager Robert Knemeyer formuliert es in dem Buchkapitel "Lückenbüßer aus Leidenschaft" von Manfred Faber et al. so: “Grundsätzlich gilt: Wenn Sie nicht taktieren müssen, sind Sie sachorientierter. Das macht so manches einfacher und schneller. Aber das ist auch das, was von mir erwartet wird. Ich kann Themen vorantreiben und mich auch mal unbeliebt machen.“ (Seite 11)

Im europäischen Durchschnitt dauern 75 Prozent der Projekteinsätze der Interim Managern dabei weniger als zwölf Monate, so die Untersuchung, für die im Januar 2020 mehr als 2.000 Interim Managern in sieben europäischen Ländern befragt sowie der europäische Interim-Management-Markt im Sommer 2020 analysiert wurden. In Deutschland sind Interim Manager demnach am häufigsten zur Überbrückung einer leitenden Position im Einsatz (47 Prozent). Es folgen Projekte im Bereich Umstrukturierung und Krisenmanagement (19 Prozent) sowie in der Neugestaltung/Implementierung neuer Systeme und Technologien (13 Prozent).

Wunsch nach Autonomie und höherem Einkommen

Ein wichtiger Aspekt ist für zeitlich befristet engagierte Fachkräfte zweifellos die Bezahlung. Zwar ist im europäischen Schnitt nur für zwölf Prozent der Befragten der Tagessatz ein Top-Kriterium für die Auftragsannahme, gleichzeitig stellt aber beispielsweise für 78 Prozent der deutschen Interim Manager das Einkommens einen erheblichen Motivationsfaktor dar, so die Studie.

Umso erfreulicher für Freelance-Manager, dass die Tagessätze in den vergangenen Jahren stetig stiegen. Die Studie von Robert Walters gibt nun einen detaillierten Überblick, welche Tagessatz-Spannen in Europa für Manager auf Zeit in wichtigen Bereichen und für diverse Positionen aufgerufen werden. Die grobe Zusammenfassung für Deutschland sieht aus wie folgt:

Interim-Management-Tagessätze in Deutschland 2020 (in €)

Bereich

Tagessatz-Spanne über die jeweiligen Unterbereiche und Positionen hinweg

Vergleichswert 2019

Accounting & Finance

550 – 1.500

450 – 1.300

Banking & Financial Services

900 – 1.500

900 – 1.500

Human Resources

800 – 1.500

800 – 1.500

Marketing

550 – 1.900

450 – 1.500

Information Technology

720 – 1.300

520 – 1.250

Quelle: Robert Walters, European Interim Management Remuneration and Market Report 2020

Schnelle Ergebnisse als Ziel

Beim Vergleich der Interim-Management-Tagessätze mit Monatsgehältern von Festangestellten verliert manches Unternehmen schlagartig das Interesse. Manfred Faber et al. weisen in ihrem Beitrag jedoch darauf hin, dass für Interim Manager diverse andere Arbeitgeberkosten entfallen. "Am Ende kommt es bei einer fairen Gegenüberstellung zu einer leichten Erhöhung, manche Studien sprechen gar von einem kostenneutralen Vergleichsergebnis. Und diese Kosten fallen bei einer Überbrückung ja nicht zusätzlich an, denn der Stelleninhaber wird bei Krankheit, Schwangerschaft oder Sabbatical nicht bzw. nur kurz vom Arbeitgeber weiterbezahlt", heißt es auf Seite 12.

Werden Interim Manager hingegen für Sonderprojekte engagiert, steht ohnehin meist ein extra Budget zur Verfügung. Etwa wenn es im Zuge der Digitalisierung um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle geht. Hier tun sich gerade mittelständische Unternehmen schwer, weshalb ein Interim Management, das technisches Know-how und neue Ideen einbringt, überaus hilfreich sein kann. Laut Interim Manager Ralf H. Komor liegt der Unterschied zwischen einem klassischen Berater und beispielsweise einem Interim Sales Manager darin, dass schnelle Ergebnisse das Ziel sind. "Ein qualifizierter Interim Sales Manager entwickelt neue Herangehensweisen, unterstützt Mitarbeiter und bringt Umsätze in Schwung" schreibt Komor in seinem Fachbeitrag "Neue Impulse durch Interim Sales Manager". (Seite 37)

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