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29.10.2019 | Personalentwicklung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Erst Personalchef, dann CEO

verfasst von: Annette Speck

3:30 Min. Lesedauer

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Chief Human Resources Officers sind im Aufwind. Denn das Personalmanagement trägt erheblich zum Gelingen der Transformation und zum Unternehmenserfolg bei, so eine Studie. Wird die Funktion zum Sprungbrett auf den CEO-Posten?

Weltweit doktern Unternehmen an ihrer digitalen Transformation herum: Neue Geschäftsmodelle, neue Produkte und Dienstleistungen, aber auch Mitarbeiter mit neuen Kompetenzen sollen her. Zudem müssen vorhandene Mitarbeiter für die Transformation geschult und weitergebildet werden. Und natürlich werden auch Mitarbeiter entlassen, wenn ihre Tätigkeiten entfallen, automatisiert oder andernorts billiger ausgeführt werden können.

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Starke Personalvorständin bei Siemens

Angesichts dessen ist der Bereich Human Resources (HR) sowohl strategisch bedeutsam als auch oft brisant. Dies zeigt unter anderem das Beispiel Siemens: Nachdem der Konzern 2017 für den Plan, das Turbinenwerk in Görlitz komplett zu schließen, heftige Kritik erntete, ruderte das Unternehmen zurück. Zwar kam es zu Stellenstreichungen, doch die strukturschwache Stadt wurde Hauptsitz des Industrieturbinen-Geschäfts des Konzerns. Mitte Juli diesen Jahres verkündeten nun Siemens, das Fraunhofer-Institut und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) die langfristige Stärkung des Standorts. Es wurde ein Zukunftspakt für Görlitz beschlossen, der den Aufbau eines Innovationscampus, ein Labor zur Wasserstoffforschung, 30 Millionen Euro Investitionen und 100 neue Arbeitsplätze vorsieht.

Und selbst der nur wenige Tage später bekannt gegebene Abgang der Personalvorständin Janina Kugel im Januar 2020 unterstreicht die strategische Bedeutung des Postens. Die prominente Personalerin, die in den vergangenen Jahren im Zuge des Radikalumbaus des Traditionsunternehmens zahlreiche Entlassungen vertreten musste, versteht ihren Job offenbar auch als Schnittstelle. "Sie bezieht uns bei der Lösung von betrieblichen Themen stets mit ein. Das war bei Siemens nicht immer so", zitiert die "Zeit" IG-Metall-Vorstandsmitglied und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner. Die Aussage zeugt von Kugels Bemühen, Unternehmens- und Mitarbeiterinteressen im Sinne einer produktiven Konzernentwicklung möglichst anzunähern. Wenn ihr Vertrag bei Siemens nach fünf Jahren ausläuft, hat sich Kugel zweifellos längst für weitere Spitzenjobs qualifiziert.

CHROs mit strategischem Einfluss

Der Boyden Senior Executive Survey, für den die Boyden Personalberatung weltweit 310 Chief Human Resources Officers (CHRO), Führungskräfte und HR-Entscheider befragt hat, bestätigt die zunehmende Bedeutung der Rolle des CHRO. Demnach glauben neun von zehn HR-Verantwortliche, dass die Personalleiterfunktion zum Sprungbrett für andere Führungspositionen wird – die des Chief Executive Officers (CEO) eingeschlossen.

Insgesamt sind knapp Dreiviertel der Befragten (73 Prozent) überzeugt, dass CHROs künftig immer stärker in strategische Fragen involviert sein werden, beispielsweise weil sie Geschäftsführung und Vorstände beraten. Einerseits liegt das an wichtigen Themen wie Diversity, Arbeitsplatzgestaltung und Technologien, die dem HR-Bereich zugeordnet sind. Andererseits daran, dass das Recruiting angesichts des War for Talents in den Vordergrund rückt. Die Boyden-Studie belegt darüber hinaus regionale Unterschiede. Während 90 Prozent der Befragten in Südamerika einen zunehmenden strategischen Einfluss der Personalchefs erwarten, sind dies andernorts deutlich weniger: 71 Prozent in den USA, 68 Prozent in Großbritannien und 62 Prozent in Deutschland. Ferner halten Befragte aus großen Unternehmen den CHRO öfter für einflussreich als jene aus kleineren Unternehmen (98 vs. 90 Prozent).

Anforderungsprofil deutlich erweitert

Die vielfältigen Aufgaben der Personalleitung, die Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-Ergie AG, in seinem Beitrag "Personalchefs der Zukunft" in der Zeitschrift return aufzählt, belegen, wie weit der HR-Einfluss reicht. Hasler weist aber auch auf das damit einhergehende, deutlich erweiterte, fachliche Anforderungsprofil hin (Seite 35).

Aufgabenbereich der Personalchefs

Fachliches Anforderungsprofil an Personalchefs

  • Erarbeiten einer effektiven HR-Strategie
  • Recruiting von Mitarbeitenden und Führungskräften
  • Vorantreiben der Talententwicklung
  • Employer Branding
  • Aktive Gestaltung der Arbeitgeberkommunikation
  • Begleitung des digitalen Wandels durch Initiierung von mehr Flexibilität, neuen Arbeitsformen, agilen Methoden
  • Unterstützung der Mitarbeitenden
  • Vorbildfunktion für Mitarbeitende
  • Ansprechpartner für den Betriebsrat
  • Aktives Einbringen in die Entwicklung der Unternehmensstrategie
  • Repräsentation des Unternehmens in externen Gremien


  • Juristische Kompetenzen
  • Betriebswirtschaftliches Know-how
  • Psychologisches Know-how
  • Technisches Know-how
  • IT-Know-how
  • Einblick in verschiedene HR-Funktionen
  • Fundierte Erfahrungen in Transformationsprozessen und im Change Management
  • Echtes Interesse, Empathie und Gespür für Mitarbeitende und Kollegen

Außerdem vorteilhaft:

  • Einblicke in Nicht-HR-Bereiche, etwa in Positionen mit Geschäfts- und Kundenverantwortung

Vor diesem Hintergrund würden Personalleiter "Enabler", die Freiräume schaffen und den Wandlungsprozess aktiv begleiten, meint Hasler. "Unabdingbar sind hierfür ein gewinnendes Auftreten sowie fundierte Erfahrungen in Transformationsprozessen und im Change Management", schreibt er auf Seite 35. 

Einmal mehr also Eigenschaften, die auch den Weg an die Unternehmensspitze ebnen.

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