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14.12.2021 | Personalmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die großen HR-Trends im Jahr 2022

verfasst von: Annette Speck

5 Min. Lesedauer

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In den USA grassiert seit Monaten "The Great Resignation". Ob die große Kündigungswelle Europa ebenso erfasst, ist noch offen. Doch die Covid-19-Pandemie, die diese Jobflucht in den USA beflügelt hat, prägt auch hierzulande die HR-Trends 2022. 

Zweifellos ist die Corona-Pandemie mit dem Jahresende 2021 nicht ausgestanden und ihre Auswirkungen werden HR-Verantwortliche im nächsten Jahr weiter beschäftigen. Dies belegen zahlreiche Experten-Einschätzungen zu den Trends im HR-Bereich. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Digitalisierung, die in der Corona-Zeit immens an Fahrt aufgenommen hat. Für das Personalmanagement bringt sie weiterhin viele Herausforderungen und Aufgaben mit sich, weshalb sie auch 2022 Ausgangspunkt verschiedener Trends ist.

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Top-Thema Digitalisierung und Transformation

Laut der Studie "Trends in Vergütung und HR 2021/2022" der Lurse AG, einem Anbieter von HR-Lösungen, ist bei 85 Prozent der Personalverantwortlichen aus 230 befragten Unternehmen die Digitalisierung weiterhin das Thema Nummer eins. Zum einen betrifft dies die zunehmende Digitalisierung der Personalarbeit selbst: So haben der Befragung zufolge mittlerweile neun von zehn Unternehmen Management-Self-Service- und Employee-Self-Service-Systeme eingeführt.

Zum anderen schreitet die unternehmensweite Digitalisierung von Arbeitsprozessen fort, wodurch sich eingespielte Arbeitsabläufe in Teilen verändern. Digitale Formate etwa für Meetings machten vieles einfacher, manches aber auch komplizierter, stellt Frauke Brüning, Consultant bei Lurse, fest. Daher brauche es neue Regeln für die Zusammenarbeit.

Die Beratungsagentur Gartner, die für ihre Studie "Top 5 Priorities for HR Leaders in 2022" 500 Human-Resources-Verantwortliche aus 60 Ländern befragte, identifiziert indessen das hybride Arbeiten als Treiber der Unternehmenstransformation und damit als Top-Trend. HR-Führungskräfte müssten bereit sein, dies zu unterstützen.

Vor dem Hintergrund dieser und weiterer Veränderungen steht auch der Aufbau neuer Fähigkeiten und Kompetenzen ganz oben auf der Prioritätenliste der HR-Führungskräfte, so die Gartner-Analyse. Ein Indiz: Neunundzwanzig Prozent der Fähigkeiten, die 2018 in einer durchschnittlichen Stellenausschreibung vorhanden waren, seien bis 2022 veraltet.

Top-Thema Leadership

Mit 72 Prozent der Nennungen stuft die Lurse-Studie Leadership als zweitwichtigstes HR-Thema ein. Denn insbesondere die zunehmend agileren Arbeitsstrukturen verändern die Rolle von Führungskräften. Weil sie Teile ihrer Aufgaben an die agilen Teams abgeben, werden der Studie zufolge aus Managern eher Coaches.

Arne Sjöström, Senior People Scientist bei Culture Amp, einer Plattform für Employee Experience, rechnet nach den geballten Veränderungen, wie der breiten Einführung von Homeoffice und hybridem Arbeiten, für 2022 mit einer Konsolidierung in den Unternehmen. Werte, Mission und Vision müssten geprüft und neu justiert werden.

Die Gartner-Studie warnt sogar davor, dass die Belegschaften ausgehöhlt werden. Die Umwälzungen hätten bereits schwer umkehrbare Auswirkungen auf die Vitalität der Belegschaften, beispielsweise hinsichtlich Gesundheit, Vertrauen oder auch dem Gefühl des Eingebundenseins. Ineffektive Ansätze für hybride Arbeit müssten unbedingt vermieden werden, da sie diese Auswirkungen weiter verstärken. Folgerichtig gehören laut Gartner das Verständnis und die Wertschätzung der Beschäftigten zu den Prioritäten 2022.

Culture-Amp-Manager Sjöström sieht gerade die Human Resources als einen Schlüsselbereich für die Regeneration der Organisationen. Die HR-Verantwortlichen würden sich 2022 wieder auf ihre Pläne für eine bessere Arbeitswelt konzentrieren, nachdem sie lange genug als firmeninterne Covid-Beauftragte mit Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie befasst waren. Nötig seien nun auf die hybride Arbeitswelt angepasste Angebote für die Beschäftigten, ein Re-Onboarding für alle Mitarbeitenden aber auch das richtige Maß an Transparenz, um Überforderung durch immer mehr Information zu vermeiden. 

Sehr wichtig wird 2022 auch das Thema ethische Führung. Es gelte, die Forderungen nach mehr Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion im Unternehmen umzusetzen, heißt es unisono bei Gartner und Sjöström, aber auch in der Studie "2022 Megatrends in HR" der Ultimate Kronos Group (UKG). UKG zählt zudem das agile Compliance Management zu den Top-Trends. Gemeint ist, dass Organisationen nicht nur Vorschriften einhalten, sondern Compliance-Themen proaktiv angehen.

Top-Thema Talent Management

Angesichts der viel diskutierten Great-Resignation-Kündigungswelle erstaunt es nicht, dass das Talent Management bei HR-Verantwortlichen ebenfalls zu den Top-Themen des nächsten Jahres gehört. Unternehmen müssen zum einen dem Frust ausgelaugter Manager entgegenwirken, um Wissensverluste und Dominoeffekte zu verhindern, merkt Arne Sjöström an. Zum anderen müssen bei der Suche nach Talenten auch neue Wege beschritten werden. Immer individuellere Arbeitsverträge sind dabei Chance und Herausforderung zugleich.

Die UKG-Studie weist außerdem auf die zunehmende Abhängigkeit der Unternehmen von Grey Collar Workers hin. Diese anwachsende Beschäftigtengruppe verfügt selten über ein Hochschulstudium und ist an der Schnittstelle zwischen Technologie und Dienstleistung tätig – etwa im IT- oder Gesundheitsbereich, als Piloten oder Feuerwehrleute. UKG prognostiziert, dass es für Arbeitgeber im Jahr 2022 schwer wird, diese hochqualifizierten, sich ihres Wertes bewussten, agilen Arbeitskräfte zu finden und zu halten. Um dem sich zuspitzenden Fachkräftemangel zu begegnen und Grey-Collar-Workers für sich zu gewinnen, müssen Unternehmen daher ihre Einstellungsanforderungen, Ausbildungswege und Bewerbungsmodalitäten anpassen und auch ihre vorhandenen Mitarbeitenden weiterbilden oder umschulen.

Dass das Employer Branding in der Lurse-Studie auf Platz vier der Top-10-HR-Trends rangiert, belegt einmal mehr die Dringlichkeit für Unternehmen, sich den heiß umworbenen Fachkräften als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Ferner prognostizieren die Lurse-Experten für 2022 einen durchschnittlichen Anstieg der Gehälter von 2,6 Prozent.

Change Management ist ein Dauerbrenner für Personaler

Aktuelle Top-Trends hin oder her – wie in allen Studien durchklingt, werden Unternehmen die Herausforderungen ohne gezieltes Change Management schwerlich meistern. Dies gilt in besonderem Maße für Personal-/HR-Abteilungen, die sich zum einen selbst modernisieren müssen, um nicht outgesourct oder durch äußeren Druck “angepasst“ zu werden, wie Bernhard Rosenberger in seinem "Ausblick: Personalmanagement – ein Veränderungsprojekt" anmerkt. Zum anderen müssen HR-Verantwortliche sämtliche Veränderungen in Unternehmen begleiten.

Der Springer-Autor ordnet dem modernen Personalmanagement daher nicht nur klassische Aufgaben wie Abrechnung, Personalbetreuung und -entwicklung zu, sondern sieht einen deutlich größeren Wirkungsbereich. Der reiche von Fragen der Führungsqualität über die Effektivität der Organisationsstrukturen/-prozesse bis zur Ausprägung einer Leistungskultur. “Die Personalmanager denken visionär […]. Sie sind zugleich Dienstleister und Berater der Führungskräfte und sowohl strategisch als auch operativ tätig“, erläutert er seine Vision von Personalmanagern als Change Managern. (Seite 429/430) Er nennt sieben Aktionsfelder, die beim Change Management zu beackern sind:

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