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17.12.2015 | Personalmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Hurra, die Rentner kommen

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit wird in der Politik regelmäßig diskutiert. Doch was in den Fraktionen für Zündstoff sorgt, ist längst gelebte Realität. Viele Pensionäre arbeiten weiter. Davon können Unternehmen profitieren.

"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran. Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss. Mit 66 Jahren, ist noch lang noch nicht Schluss." Mit diesem Refrain verkündete Udo Jürgens kämpferisch, dass über 60-Jährige noch lange nicht zum alten Eisen gehören und noch einiges vom Leben zu erwarten haben. Für viele Pensionäre heißt das aber nicht, auf Mallorca zu chillen, sondern über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten. Das zeigt unter anderem der aktuelle Altersübergangs-Report aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Empfehlung der Redaktion

2015 | OriginalPaper | Buchkapitel

Nach der Karriere ist vor der Karriere - Zur Entwicklung eines Arbeitsmarktes für Senioren

Aufgrund gesunder Lebensführung, steigenden Bildungsniveaus der jetzigen und zukünftigen Generationen und des Fortschritts in der Forschung und Medizin ist davon auszugehen, dass nach dem Renteneintritt 20 weitere Jahre aktiv und unabhängig gelebt we


Demnach arbeitet der Geburtsjahrgang 1948 durchschnittlich 1,9 Jahre länger als 1940 Geborene. Viele sind noch nicht in Rente, sondern haben Minijobs oder sind als arbeitslos registriert. Insgesamt ist die Beschäftigungsquote Älterer in Deutschland gestiegen. So hat sich innerhalb eines Jahrzehnts der Anteil der Erwerbstätigen im Alter zwischen 65 und 69 Jahren von 5,5 Prozent (2003) auf 12,6 Prozent (2013) erhöht und damit mehr als verdoppelt. Das geht aus dem "Golden Age Index" (PDF) der Unternehmensberateung PWC hervor.

Generation 60 Plus arbeitet am engagiertesten

Die aktuelle Entwicklung bietet Unternehmen viele Vorteile. Denn die Generation 60 Plus ist besonders engagiert, hat die "Jobstudie 2015" (PDF) der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) ergeben, für die mehr als 2.200 Arbeitnehmer in Deutschland befragt wurden. Während sich demnach nur 26 Prozent der jüngeren Beschäftigten als hoch motiviert bezeichnen, stufen sich 40 Prozent der Arbeitnehmer ab 61 Jahre als besonders leistungsbereit ein.

Insgesamt bringen die berufs- und lebenserfahrenen Senioren einige Skills mit, die sie für Arbeitgeber besonders attraktiv machen. Die Springer-Autoren Andreas Heinecke und Susan Müller haben die wichtigsten Vorteile älterer Mitarbeiter im Buchkapitel "Vor der Karriere ist nach der Karriere" zusammengetragen (Seite 126):

  • Expertenwissen und effektive Handlungsstrategien sind vorhanden.
  • Es besteht häufig eine hohe Motivation, Identifikation und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber.
  • Innerbetriebliche Netzwerke und Arbeitsabläufe sind bekannt.
  • Beruf und Familie sind in vielen Fällen miteinander vereinbar.
  • Es wurden Fähigkeiten zur psychischen Stabilität entwickelt.
  • Ältere Menschen können in Alternativen denken und haben einen Sinn für das Machbare.
  • Es besteht häufig zeitliche Flexibilität sowie finanzielle und geistige Unabhängigkeit.

Diversität als Führungsaufgabe

Auch finanziell bieten sich Arbeitgebern künftig Vorteile, wenn sie Rentner weiter beschäftigen. Nach den Plänen von Union und SPD soll nämlich die so genannte Flexi-Rente kommen. So müssen Arbeitgeber künftig für beschäftigte Rentner keine Arbeitslosenversicherung mehr zahlen. Die Befreiung der Arbeitgeber ist allerdings auf fünf Jahre befristet. Außerdem werden die starren Zuverdienstgrenzen gelockert.

Durch die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern, aber auch von mehr Migranten, können Unternehmen etwas gegen den Fachkräftemangel tun. Doch da die Belegschaften durch den demografischen Wandel immer heterogener werden, wird auch das Thema Diversität zur Führungsaufgabe. "Eine Führungskraft sollte die soziale Zusammensetzung ihrer Gruppe oder Abteilung kennen, jegliche Diskriminierung aufgrund des Alters, kultureller Herkunft oder des Geschlechtes verhindern, Bedürfnisse und Interessen jedes Mitarbeitenden respektieren. Es kann dabei um Barrierefreiheit für Behinderte, um religiöse Zugehörigkeit und Rituale von Personen mit Migrationshintergrund, um schlechte Sprachkenntnisse ausländischer Fachkräfte und vieles mehr gehen", schreibt dazu Swetlana Franken im Buchkapitel "Vielfalt als Herausforderung und Chance" auf Seite 13.

Altersgemischte Teams funktionieren mit "Servant Leadership"

Wie gut Unternehmen sich entwickeln, hängt also auch davon ab, ob die Unternehmenskultur Altersunterschiede und ethnische Diskrepanzen erfolgreich überbrücken kann. Denn nur so können die Potenziale altersgemischter Teams richtig ausgeschöpft werden. Forscher vomLeibniz-Institut für Arbeitsforschung haben im Projekt INNOKAT (Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel) untersucht, welche Faktoren die Zusammenarbeit altersheterogener Teams positiv beeinflussen.

Ein ganz wichtiger Hebel ist demnach der Führungsstil "Servant Leadership". Dabei versteht sich die Führungskraft als Dienstleister des Unternehmens, bei dem die Interessen der Mitarbeiter im Zentrum stehen. Auf diese Weise können Altersvorurteile ausgeräumt werden, da man für die Potenziale älterer Mitarbeiter sensibilisiert und Partizipation und Wissenstransfer erst möglich werden.

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