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2023 | Buch

Personennahe Dienstleistungen der Zukunft

Beiträge aus Theorie und Praxis

herausgegeben von: Christoph Lattemann, Susanne Robra-Bissantz

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Edition HMD

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Über dieses Buch

Die digitale Transformation fordert und befördert personennahe Dienstleistungen. Dienstleistungen, die Menschen in ihrem Leben unterstützen. Dieses Buch bietet wertvolle Anregungen dazu, wie personennahe Dienstleistungen über digitale Plattformen oder Prozesse gestalten werden können. Dabei setzt es am persönlichen Leben an und bietet Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen aus drei Anwendungsbereichen: zu Hause und im Wohnumfeld, im individuellen privaten oder beruflichen Leben, sowie im Umfeld von Bildung und Wissenschaft.
Das Buch liefert Inspirationen für Forschungsprojekte, die aus digitalen Technologien eine personennahe Dienstleistung entwickeln, aber auch für jedes Unternehmen, das eine gute Idee zu einem marktreifen Angebot wandeln muss. Es ist damit ein Must-Read für alle Praktiker*innen und Forscher*innen, die sich mit der digitalen Transformation beschäftigen und dieser theoretisch – auf Basis der Service Logik - und für heutige Märkte mithilfe der Gestaltung innovativer, personennaher Dienstleistungen begegnen wollen.
Wie typisch für die Fachbuchreihe Edition HMD greifen die Beiträge das Thema aus Sicht von Forschung und Praxis auf. In diesem Buch wird dabei jeweils ein Beispiel personennaher Dienstleistungen einmal wissenschaftlich und einmal aus dem praktischen Blickwinkel betrachtet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Theoretische Grundlagen zu personennahen Dienstleistungen

Frontmatter
Kapitel 1. INSELpro: Ein elektronischer Marktplatz für personennahe Dienstleistungen
Zusammenfassung
Im BMBF-geförderten Verbundprojekt INSELpro bieten Prosumer ihre Dienste auf einem Markt der örtlichen Nachbarschaftsdienstleistungen an. Hilfebedürftigen Mitbürgern in einem geografischen Quartierbereich werden über eine Dienstleistungsplattform zu ihrer jeweiligen Unterstützungsanforderung passende Helfer vermittelt, die sich grundsätzlich dazu bereiterklärt haben, Hilfe zu leisten. Angebot und Nachfrage werden über die Plattform zusammengeführt, die Dienstleistungen aber extern zwischen den Beteiligten konkretisiert und ausgeführt. Die Besonderheit ist dabei, dass die Vermittlung mithilfe einer flexiblen Matrix aus benötigten und vorhandenen Fähigkeiten erfolgt, was die Vermittlungsqualität verbessert. Das Forschungsprojekt setzt auf den wissenschaftlichen Ansatz des Prototyping, bei dem ein Artefakt (hier: die Vermittlungsplattform mit einer App als Frontend) in mehreren iterativen Zyklen entwickelt wird. Dabei sind jeweils nutzerzentrierte Evaluationen direkt an die einzelnen Entwicklungsschritte angekoppelt, um ggf. Fehlentwicklungen frühzeitig gegensteuern zu können. Um die Beteiligung an dieser elektronisch unterstützten und koordinierten Art der Nachbarschaftshilfe auszubauen bzw. auf einem hohen Niveau zu halten, sind unterschiedliche Maßnahmen denkbar. Der vorliegende Beitrag zeigt Ansätze zur Incentivierung der beteiligten Prosumenten auf, die sowohl online als auch offline durchführbar sind.
Lisa Hensel, Daniel Henselmann, Jan Hofmann
Kapitel 2. LivingSmart: Intelligente Auswerte- und Informationsmodule zur Notfallprädiktion und -prävention für hochaltrige Personen
Zusammenfassung
Das Projekt „LivingSmart“ verfolgt das Ziel, personennahe Dienstleistungen rund um das Thema Ökosystem der Wohnung bis hin zum Wohnquartier in Zeiten der Digitalisierung zu erforschen. Im Rahmen des Teilprojekts „Intelligente LivingSmart-Auswertemodule“ wurden Daten aus dem Hausnotrufsystemservice der Johanniter-Unfall-Hilfe hinsichtlich der Frage untersucht, inwieweit sich Muster zeigen, aus denen sich für die Kunden des Systems relevante Informationen ableiten lassen. Konkret wurden der Zusammenhang zwischen Perioden großer Hitze und dem Auftreten ischämischer Herzerkrankungen sowie die Muster untersucht, die Meldungen zu Stürzen im häuslichen Bereich aufzeigen. In beiden Fällen lassen sich Korrelationen aufzeigen, die aber für eine individuelle Prognose im Rahmen einer Dienstleistung zu schwach sind. Der zweite Schwerpunkt, die Informationsmodule, ist im Zuge einer thematischen Neuausrichtung des Projekts LivingSmart aufgrund der Covid-19-Pandemie entstanden. Die Informationsmodule sollen vor allem die Risikogruppe der älteren Personen, welche im besonderen Maße von der Pandemie betroffen wurde, unterstützen. Innerhalb der LivingSmart-Plattform stellen sie Informationen bereit, die im Rahmen der Covid-19-Pandemie von besonderer Bedeutung sind – zur Pandemie und den aktuell geltenden Maßnahmen einerseits und zu Bewegung und Ernährung andererseits, da Bewegungsmangel und Mangelernährung und das daraus ggf. resultierende Frailty-Syndrom unter Pandemiebedingungen eine besondere Gefährdung für ältere Nutzer darstellen.
Patrick Elfert, Marco Eichelberg, Andreas Hein
Kapitel 3. LivingSmart: Vertrauen als Kernelement zur erfolgreichen Positionierung digitaler Plattformen für personennahe Dienstleistungen
Zusammenfassung
Bei der LivingSmart-Plattform handelt es sich um eine mehrseitige digitale Serviceplattform. Dienstleister aus unterschiedlichen Branchen können ihr Angebot diversen Nutzergruppen digital zur Verfügung stellen. Damit sich eine solche Plattform wirtschaftlich rentiert, bedarf es einer kritischen Masse an Nutzer*innen. Die Herausforderung, mit welcher Betreiber digitaler Plattformen konfrontiert sind, ist demnach, möglichst viele potenzielle Nutzer*innen zu erreichen und langfristig an die Plattform zu binden. Unsere Forschung untersucht mögliche Einflussfaktoren auf die Nutzungsintention digitaler Serviceplattformen. Speziell gehen wir dabei auf die Organisationsform des Plattformbetreibers als auch verschiedene Varianten einer Nutzer*innenintegration ein. Wir analysieren zusätzlich, inwiefern Vertrauen eine Rolle spielt, wenn es darum geht, potenzielle Nutzer*innen von der Nutzung der LivingSmart-Plattform zu überzeugen, und zeigen auf, ob und welche Unterschiede es in der Vertrauensbildung bei gewinnorientierten und gemeinwohlorientierten Organisationen gibt. Dazu haben wir mehrere quantitative als auch qualitative Untersuchungen durchgeführt. Insgesamt konnten wir beweisen, dass Vertrauen eine zentrale Größe ist, wenn es um die Gewinnung potenzieller Nutzer*innen geht. Wir empfehlen daher gewinnorientierten Organisationen, vertrauensfördernde Maßnahmen, wie beispielsweise die Nutzerintegration, in ihr Businessmodell mit aufzunehmen.
Manuela Ferdinand, Carsten Schultz
Kapitel 4. Personennahe Dienstleistungsplattformen in Deutschland: Status quo und Empfehlungen zur Verbesserung der Nutzungsabsicht
Zusammenfassung
Dienstleistungen im personennahen Umfeld beschreiben Tätigkeiten, die meist alltagsunterstützend wirken und beispielsweise in die Bereiche Kinderbetreuung, Umzugs-, Haushalts- oder Gartenarbeitshilfe fallen. Obwohl Peer-to-Peer-Plattformen, wie betreut.de oder Taskrabbit, das Anbieten und die Inanspruchnahme von personenbezogenen Dienstleistungen zunehmend einfacher machen, ist deren Nutzung noch nicht weit verbreitet. Analog und digital vermittelte personennahe Dienstleistungen bergen einige Nutzungshürden für Anbieter und Nachfrager. Mit einer repräsentativen Umfrage unter der deutschen Bevölkerung gehen wir der Frage nach, welche Hürden, Bedürfnisse und Wünsche die Nutzungsabsicht von digitalen Plattformen für personennahe Dienstleistungen positiv beeinflussen kann. Das ist relevant, weil hiermit die Möglichkeit besteht, den Anteil an Schwarzarbeit zu reduzieren, dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken und passende Geschäftsmodelle wirksam zu etablieren. Wir zeigen den Status quo zur Nutzung von Dienstleistungen und geben neun Empfehlungen, um die Nutzungsabsicht zu verbessern. Hierbei gehen wir auf die Nutzungsflexibilität, Zahlungsbereitschaft, technologische Aspekte und Funktionen sowie die allgemeine Attraktivität von Plattformen ein. Dadurch liefern wir Implikationen für Dienstleistungsplattformen speziell sowie für Onlineplattformen übergreifend und tragen zur bestehenden Literatur über Plattformgestaltung bei.
Pascal Mehrwald, Juliane Feen Strohmeyer
Kapitel 5. ARBAY – Wissenschaftliche Erkenntnisse über eine Augmented-Reality-basierte Beratungs- und Verkaufsplattform für hochvariante und individualisierbare Güter
Zusammenfassung
Im Rahmen von Projekt ARBAY wurden verschiedene Aspekte der Interaktion zwischen Beratern und Kunden in Onlineberatungsgesprächen beleuchtet. Als Hauptthemen wurden hier Werkzeuge, welche die Interaktion zwischen Berater und Kunde erleichtern sollten, sowie mögliche Darstellungsformen der Akteure für einen höheren Grad an wahrgenommener sozialer Präsenz und Vertrauen von Kunden gegenüber Beratern und der Verkaufsfirma behandelt. Die erarbeiteten Ergebnisse bieten einen tiefen Einblick in die für Onlineberatungsgespräche zu beachtenden Aspekte beim Design passender (Augmented Reality-)Anwendungen, welche auch in die zur Projektlaufzeit entstandene Plattform eingeflossen sind.
Gordon George Brown, Michael Prilla
Kapitel 6. Design und Entwicklung der MYOW-Plattform
Zusammenfassung
Das Verbundprojekt „MYOW – Make Your Own Wearables“ hatte das Ziel, Designende, Maker, Dienstleistende und Herstellende zur Entwicklung personalisierter Wearables zusammenzubringen. Die moderne Informationstechnik bietet immer leistungsfähigere Sensoren, Aktoren und Anzeigegeräte, mit denen Bekleidung intelligente, nützliche Funktionalitäten verliehen werden kann. Eine Herausforderung bleibt jedoch die Individualisierung dieser Wearables für einen konkreten Anwendungskontext, z. B. im Bereich Gesundheit oder Arbeit mit persönlichen Prioritäten, weil dazu die Kombination verschiedenster Kompetenzen vom Design über Elektrotechnik und Programmieren bis hin zur Herstellung erforderlich ist. Deshalb sollte eine Plattform entwickelt werden, die eine arbeitsteilige Entwicklung von Wearables unterstützt. Die Umsetzung des MYOW-Projekts verfolgte einen partizipativen Designansatz, um die verschiedenen Komponenten der MYOW-Plattform zu konzipieren und entwickeln, wie z. B. Zusammenstellung von Teams, Entwicklung eines Elektronikbaukastens, Empfehlungen zur Platzierung von Input- und Output-Elementen auf Textilien und Programmierung des Ablaufverhaltens. Abschließend erfolgte eine Erprobung und Validierung der entstandenen Plattform durch die prototypische Erstellung eines AI-Hoodies und Operator Jacket.
Friederike Fröbel, Rolf Fricke, Patrick Stadler, Esther Zahn, Clara Gleiß, Tobias Albert, Luisa von Radziewsky, Beate Prelle, Tim Bibow, Florian Krebs, Fabian Jaenicke, Finn Vincent Harms, Gesche Joost
Kapitel 7. 3D-Druck – Eine Technologie als Schlüssel zur Steigerung der Teilhabe
Zusammenfassung
proDruck „3D-Druck – Technologie der Industrie 4.0 – als Mittel der Inklusion für Menschen mit Behinderungen in die Arbeitswelt“ vereinfacht die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen am täglichen Leben. 3D-gedruckte Alltags- und Montagehilfen ermöglichen Hilfe zur Selbsthilfe und können zur Inklusion in die erste Arbeitswelt beitragen. Um gut funktionierende und einfach zu handhabende Alltags- und Montagehilfen zu erstellen, benötigt es auch einiger wissenschaftlicher Analysen. Es erfolgte zunächst eine Analyse möglicher Anwendungsbereiche. Hierfür wurden Handgelenksfehlstellungen analysiert, die häufig durch Spastiken hervorgerufen werden. Dadurch konnte eine bessere Anpassung von Alltags- und Montagehilfen erfolgen. Um nicht vollständig gedruckte Bauteile herzustellen, sondern auch Hybridlösungen realisieren zu können, mussten Klebeverbindungen hergestellt und geprüft werden. Um die Produkte möglichst individuell gestalten zu können, erfolgt für diverse Bauteile die Erstellung von Konfiguratoren, wie zum Beispiel für Sortierschablonen. Diese vereinfachen die Arbeit der Betroffenen in bestimmten Bereichen, für einige wird durch diese Schablonen die Arbeit überhaupt erst ermöglicht.
Anne Kruse, Laura Müller, Manuel Ott, Philipp Jung, Rainer Koch, Joachim Hügel, Florian Finke, Stephan Winter, Thomas Gust
Kapitel 8. Handwerk 4.0: Bedarf und Existenz digitaler Kompetenzen und Qualifizierungsvorlieben im Handwerksbetrieb vor dem Hintergrund der Implementierung und Etablierung der neuen Servicesoftware Athene 4.0
Zusammenfassung
Im kleinbetrieblich geprägten Handwerk findet die digitale Transformation in der Gemengelage aus Fachkräftemangel, gestiegener Nachfrage und wachsenden Anforderungen seitens der Kund:innen statt, was eine menschengerechte Gestaltung des Digitalisierungsprozesses ebenso wichtig wie herausfordernd erscheinen lässt. Theoretische und empirische Befunde zeigen, dass Lernen im Handwerk zu aktuellen Anwendungskontexten passen und neben dem Tagesgeschäft bewältigt werden muss. Digitale Kompetenzentwicklungslösungen könnten informelles Lernen unterstützen, werden aber noch wenig genutzt. Hierbei ist zu beachten, dass die Digitalkompetenzniveaus und Qualifizierungsvorlieben unter den Beschäftigten differieren, während die Angebote zur Kompetenzentwicklung oft auf einem einheitlichen Kenntnisstand ansetzen. Ein Konzept, das diese Herausforderungen aufgreift, ist der im Projekt „Athene 4.0“ begleitend zu einer Handwerkssoftware entwickelte „Digitale Coach“, der die unterschiedlichen Kompetenzniveaus berücksichtigt und mit verschiedenen Lernformen den differierenden Qualifizierungsvorlieben begegnet. Mit dem Konzept kann die Softwarelösung durch ein niedrigschwelliges, aber individualisierbares Schulungskonzept barrierearm implementiert werden und steht für Beschäftigte aller Kompetenzniveaus zur Nutzung offen.
Kerstin Guhlemann, Christine Best, Amina Ali
Kapitel 9. Digitalisierung personennaher Dienstleistungen: Die Service Canvas als Gestaltungswerkzeug
Zusammenfassung
Neben der industriellen Produktion und den industrienahen Dienstleistungen stellen personennahe Dienstleistungen einen wichtigen Pfeiler der deutschen Wirtschaft dar. Durch die Industrie-4.0-Initiative haben neue technologische Konzepte wie Internet of Things, cyber-physische Systeme und Big Data in weiten Teilen der Industrie in Deutschland Einzug gehalten. Der Einsatz neuer Technologien verspricht aber auch Innovationspotenziale für personennahe Dienstleistungen (PDL). Doch wo lassen sich Innovationspotenziale finden, welche Gestaltungsmöglichkeiten für PDL gibt es und wie sehen Lösungen aus? Kann man den Servicification- und Digitalisierungsgrad von Unternehmen messen und welche Maßnahmen müssen Unternehmen vornehmen, um sich weiter in Richtung Digitalisierung und Servicification zu entwickeln? Welche Designmethoden gibt es, um PDL oder adäquate Serviceökosysteme zu entwickeln? Dieser Beitrag stellt ausgewählte, wissenschaftliche Ergebnisse aus dem wissenschaftlichen Projekt „BeDien“ zur Förderrichtlinie „Personennahe Dienstleistungen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) dar, die diese Fragen beantworten. Die in diesem Artikel dargestellten Ergebnisse wurden unter der Leitung von BeDien mit Unterstützung der acht geförderten Verbundprojekte (s. weitere Kapitel in diesem Buch) erarbeitet. Im Mittelpunkt der Forschung steht die sogenannte „Service Canvas“ – ein Forschungs- und Bezugsrahmen für die Entwicklung von innovativen PDL. Die Service Canvas kann genutzt werden, um Handlungsfelder für die Entwicklung innovativer PDL abzuleiten. Dies unterstützend, wurden parallel im Projekt Designmethoden entwickelt, die Unternehmen konkrete Handlungsempfehlungen für das Entwickeln von innovativen PDL geben. Weiterhin diente die Service Canvas als Rahmenwerk für die Entwicklung eines Reifegrademodells zur Verortung von Unternehmen in Bezug auf deren Digitalisierung und Servicification-Aktivitäten.
Christoph Lattemann, Rangina Ahmad, Pia Gebbing, Manuel Geiger, Ricardo Guerrero, Theresa Kroschewski, Lisa Lohrenz, Simon Michalke
Kapitel 10. Durch Selbstlernkompetenz beim informellen Arbeitsplatzlernen mit der digitalen Transformation Schritt halten: Wissenschaftliche Ergebnisse aus dem Projekt Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt – LidA
Zusammenfassung
Die digitale Transformation erfordert zunehmend neue Anforderungen, mit denen Beschäftigte durch die Fähigkeit, selbstgesteuert zu lernen, Schritt halten können. Die Selbstlernkompetenz, also die Fähigkeit, selbstgesteuert und informell am Arbeitsplatz zu lernen, wurde im Rahmen des Projekts LidA – Lernen in der digitalen Arbeitswelt – in vier Studien untersucht. Zunächst wurde untersucht, ob theoretische Annahmen des selbstgesteuerten Lernens auf den informellen Arbeitskontext übertragen werden können und welche Rolle der Kontext spielt. Des Weiteren wurde die Förderung des selbstregulierten Lernens per E-Learning und Micro-Learning in zwei Studien analysiert und schließlich die Rolle der Selbstlernkompetenz in Interaktion mit verschieden dargestellten Lernpfaden in einer weiteren Studie untersucht. Die Ergebnisse zeigen die zentrale Rolle der Selbstlernkompetenz am Arbeitsplatz unter Betrachtung verschiedener Einflussfaktoren auf. Der Beitrag diskutiert verschiedene praktische Implikationen für Unternehmen, um ihre Beschäftigten zu unterstützen, mit der digitalen Transformation Schritt zu halten.
Anne F. D. Kittel, Anita Radi-Pentz, Tina Seufert

Praktische Erkenntnisse zu personennahen Dienstleistungen

Frontmatter
Kapitel 11. INSELpro – Intelligentes Servicesystem für lokal vernetzte Prosumenten
Zusammenfassung
Im Rahmen des Verbundprojekts INSELpro wurde ein Dienstleistungssystem entwickelt, das es ermöglicht, Nachbarschaftshilfe – also gegenseitige Hilfe in einem lokal begrenzten Wohnquartier – in Echtzeit zu vermitteln. Die Teilnehmer im Netzwerk treten dabei als Prosumenten auf, d. h. als Hilfeanbieter (Produzenten) und Hilfesuchende (Konsumenten) gleichzeitig. Der in der INSELpro-App integrierte Zuordnungsalgorithmus bewertet die Eignung der Anbieter auf Basis deren Fähigkeiten und Ressourcen und schlägt dem Hilfesuchenden eine Auswahl der am besten geeigneten Helfer vor. Mit wenigen Klicks wird auf diese Weise Dienstleistung schnellstmöglich unter Berücksichtigung aller relevanten Restriktionen vermittelt.
Reinhold Straubmeier
Kapitel 12. LivingSmart: Wohnquartiere neu gedacht – Service-gesteuert: lebensnah, integrativ, intelligent, innovativ
Zusammenfassung
Das Verbundprojekt LivingSmart verfolgt das Ziel, eine digitale Quartiersplattform für Bewohner*innen zu entwickeln. Auf dieser Plattform sollen vor allem soziale Dienstleistungen sowie regionale Angebote gebündelt und bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden. Hierfür wurde die bereits bestehende Plattform von ANIMUS zu einer Dienstleistungsplattform weiterentwickelt und um Dienstleistungen der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., des pme Familienservices, des OFFIS-Instituts sowie des BFE Oldenburg ergänzt. Zudem wird mithilfe der digitalen Vernetzung der soziale Austausch, die Nachbarschaftshilfe sowie die Teilhabe im Quartier gestärkt. Die auf der Plattform angebotenen Services zielen darauf ab, Einzelpersonen, Familien, Alleinerziehende, Pflegende und vor allem Risikogruppen, die durch die Covid-19-Pandemie besonders betroffen sind, zu unterstützen.
Cletus Brauer, Petra Dinkelacker, Marco Eichelberg, Patrick Elfert, Manuela Ferdinand, Andreas Hein, Alexandra Kolozis, Philipp Kullmann, Linda Reinicke, Carsten Schultz, Sophia Zwiener
Kapitel 13. Projekt KUSTOMA – Kinderbetreuung und andere personennahe Dienstleistungen unterstützt durch Onlineplattformen
Zusammenfassung
Dienstleistungen im personennahen Umfeld beschreiben Tätigkeiten, die meist alltagsunterstützend wirken und beispielsweise in die Bereiche Kinderbetreuung, Umzugs-, Haushalts- oder Gartenarbeitshilfe fallen. Im dreiphasigen Projekt KUSTOMA haben wir untersucht, wie man die Nutzung und den Nutzen von personennahen Dienstleistungen mithilfe einer Onlineplattform erhöhen kann. Zusammen mit Praxis- und Entwicklungspartnern wurden als Erstes der deutsche Markt und potenzielle Nutzer von Dienstleistungen analysiert. Im zweiten Schritt wurde ein Plattformkonzept erarbeitet. Drittens wurde iterativ praxisnah eine Plattformlösung entwickelt. Die Plattformlösung vereint Forschung mit Praxis und unterstützt die Nutzung von personennahen Dienstleistungen über den gesamten Wertschöpfungsprozess. Vertrauen kann damit erhöht werden, Bürokratie vereinfacht und die Digitalisierung von KMUs in der Dienstleistungsbranche gesteigert werden. Die Verstetigung des Projekts wird vorangetrieben, indem eine White-Label-Lösung die Software leicht anpassbar macht und das geschaffene „Netzwerk Kinderbetreuung“ KMU auf einer Plattform zusammenbringen soll.
Pascal Mehrwald, Michaela Ranner, Ludwig Eisgruber, Angela Schmidt
Kapitel 14. ARBAY – Augmented Reality-basierte Beratungs- und Verkaufsplattform für hochvariante und individualisierbare Güter
Zusammenfassung
Im Laufe des Projekts ARBAY wurde eine Lösung für den Einzelhandel entwickelt, welcher bedingt durch das Angebot hochindividualisierbarer Güter eine bisher nur eingeschränkte Onlinepräsenz vorweisen kann. Die entstandene Plattform bietet eine Möglichkeit für Onlineberatungen im Beispielszenario der Möbelverkäufe, gestützt durch „Augmented Reality“ und interaktive Dialogmaschinen. Das Projekt befasste sich mit der Konzeptionierung, Implementierung und Testung einer solchen Plattform und konnte größtenteils erfolgreich abgeschlossen werden.
Gordon George Brown, Michael Prilla
Kapitel 15. Entwicklung personalisierter Wearables mit der MYOW-Plattform
Zusammenfassung
Nachdem in Kap. 6 die Konzeption und Entwicklung der Plattform des Verbundprojekts „MYOW – Make Your Own Wearables“ beschrieben wurde, wird nachfolgend dargestellt, wie damit ein Team kollaborativ personalisierte Wearables erstellen kann. Dazu unterstützt eine MYOW-Web-Anwendung die Zusammenstellung von Teams aus Designenden, Makern, Dienstleistenden und Herstellenden, die über alle Fertigkeiten zur Entwicklung eines konkreten Wearables verfügen. Diese können dann Textilien auswählen und darauf Input- und Output-Elemente aus einem vorgegebenen Elektronikbaukasten platzieren. Die Positionierung erfolgt per Drag and Drop und wird durch ein Recommendersystem unterstützt. Nach der Programmierung des Ablaufverhaltens für die Input- und Output-Elemente generiert die Web-Anwendung ein Manual und den Programmcode für einen Controller, sodass das Team ein physisch funktionales Wearable herstellen kann. Die im Forschungsvorhaben erarbeiteten Geschäftsmodelle und ELSI-Richtlinien regeln nicht nur die Koproduktionen, sie unterstützen auch die Erweiterung der Dienstleistungspalette der Anbietenden und ermöglichen so die Entstehung neuer Produkte sowie den Sprung vom privaten „DIY-Making“ zur Firmengründung.
Rolf Fricke, Friederike Fröbel, Tim Bibow, Patrick Stadler, Beate Prelle, Tobias Albert, Esther Zahn, Fabian Jaenicke, Clara Gleiß, Florian Krebs, Norbert Reithinger, Ido Klimovsky, Andreas Mischke, Dirk Werth
Kapitel 16. proDruck 3D-Druck – Technologie der Industrie 4.0 – als Mittel der Inklusion für Menschen mit Behinderungen in die Arbeitswelt
Projektbericht
Zusammenfassung
proDruck „3D-Druck – Technologie der Industrie 4.0 – als Mittel der Inklusion für Menschen mit Behinderungen in die Arbeitswelt“ vereinfacht die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen am täglichen Leben. 3D-gedruckte Alltags- und Montagehilfen ermöglichen Hilfe zur Selbsthilfe und können zur Inklusion in die erste Arbeitswelt beitragen. Mit deren Hilfe können gezielt die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen adressiert werden. Die individuell und spezifisch angepassten Produkte ermöglichen eine vergrößerte Teilhabe im Alltag sowie im Arbeitsleben. Hierzu gehören Alltagshilfen wie angepasste Schreibhilfen für Kinder, um den Schulalltag zu vereinfachen. Ein weiteres Beispiel sind Montagehilfen wie spezielle Stecksysteme für den Zusammenbau von kleineren Montagegruppen. Um eine weite Verteilung der Projektergebnisse zu erreichen und möglichst vielen Menschen die Entwicklungen aus dem Projekt zur Verfügung zu stellen, erfolgte die Entwicklung einer E-Commerce-Seite für den Vertrieb und den Austausch über die entwickelten Produkte.
Anne Kruse, Laura Müller, Manuel Ott, Rainer Koch, Joachim Hügel, Florian Finke, Stephan Winter, Thomas Gust
Kapitel 17. Athene 4.0: Konzeption, Entwicklung und Erprobung einer Softwarelösung zur Digitalisierung kleiner Handwerksbetriebe
Zusammenfassung
Zahlreiche Klein- und Kleinstunternehmen des Handwerks hinken dem Trend der digitalen Transformation hinterher; Stift, Papier und Telefon sind nach wie vor die vorherrschenden Medien. Konkurrenz durch Onlineplattformen und der steigende Anspruch von Kunden und Geschäftspartnern an digitale Angebote erleichtert es der vom Fachkräftemangel gezeichneten Branche nicht, den digitalen Anschluss zu finden. Doch sind die Chancen groß – durch digitale Maßnahmen kann die Kommunikation, Dokumentation und Steuerung im betrieblichen Alltag erheblich erleichtert werden. Das wirkt sich positiv auf die Kundenzufriedenheit aus und erlaubt es Handwerksbetrieben, sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Wie Digitalisierung im Handwerk praxistauglich und beschäftigtengerecht gestaltet werden kann, welche Formen der Kompetenzentwicklung für Kleinbetriebe geeignet sind und wie ein geeignetes Geschäfts- und Betreibermodell für eine solche Lösung aussehen könnte, wurde im Rahmen des Forschungsprojekts Athene 4.0 erforscht. Gemeinsam mit Partnern aus Maler-, Elektro- und Haustechnikbetrieben wurde so die Handwerkssoftware „Athene“ entwickelt und in der Praxis erprobt.
Michael Lücke, Maik Hausmann
Kapitel 18. Blaupause BeDien. Die Service Canvas als Vorlage zur Unterstützung von Forschungsverbünden
Zusammenfassung
Um Innovationen mit hohem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen hervorzubringen, hat sich kooperative Forschung in Projektverbünden, Netzwerken oder Clustern als Form der Zusammenarbeit von Unternehmen, Organisationen und Forschungseinrichtungen etabliert. Dabei stehen dem Ziel der direkten Nutzung von Ergebnissen durch die Partner komplexe Ansprüche an die Koordination von Forschungsverbünden gegenüber, die sich u. a. in Spezifika von Wissenschaft und Forschung, temporären Projektstrukturen sowie Herausforderungen inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit begründen. Um diesen Ansprüchen zu begegnen, braucht es eine neue Sichtweise auf die Unterstützung von Forschungskooperationen. Der vorliegende Beitrag zeigt am Beispiel einer abgeschlossenen BMBF-Förderlinie auf, wie sich wandelnde Anforderungen von Verbundprojekten mithilfe einer Übertragung aktueller Prinzipien der Dienstleistungsforschung umsetzen lassen. Grundlage bildet dabei die Service Canvas zur Gestaltung personennaher Dienstleistung.
Anna M. Lux, Susanne Robra-Bissantz
Kapitel 19. Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt (LidA)
Zusammenfassung
Die Vernetzung von Mitarbeiter*innen und Maschinen sowie die zunehmende Automatisierung, auch von Wissensarbeit, wird die Rolle der Beschäftigten im industriellen Wertschöpfungsprozess fundamental verändern. Aus diesem Grund ist arbeitsbezogene Kompetenzentwicklung aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher sowie sozialer Perspektive ein zentraler Schlüsselaspekt für die mittelfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Personalabteilungen haben bislang jedoch meist nur bedingt Kenntnisse über die bevorstehenden Veränderungen und die sich daraus ergebenden Kompetenzanforderungen an die Mitarbeiter*innen. Ziel des Forschungsvorhabens LidA war es, die sich aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung verändernden Kompetenzanforderungen entlang definierter Industrie 4.0 Reifegradmodelle, zu spezifizieren. Hierzu wurden Beschäftigte befähigt, indem zum einen ihre Selbstlernkompetenz gefördert wurde und zum anderen individuelle Lernpfade abgleitet worden sind. Anschließend wurden diese mit passender Didaktik in Lehr- und Lernmodule überführt und auf einer bewährten Open-Source-Plattform für eine breite Nutzergruppe verfügbar gemacht. Diese soll einem breiten Nutzerkreis, speziell KMU, eine bedarfsgerechte Schulung der Mitarbeiter*innen im Zeitalter des digitalen Wandels gewährleisten.
Mischa Seiter, Sebastian Kasselmann, Volker Stich, Roman Senderek, Tina Seufert, Anne Kittel, Anita Radi-Pentz, Alexandra Tödt, Oliver Samoila, Enrico Zenzen, Korhan Zeyrek, Joachim Hutfless, Christian Schupik, Lena Piel
Backmatter
Metadaten
Titel
Personennahe Dienstleistungen der Zukunft
herausgegeben von
Christoph Lattemann
Susanne Robra-Bissantz
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-38813-3
Print ISBN
978-3-658-38812-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-38813-3