Skip to main content

2022 | Buch

Pflegemanagement und Innovation in der Pflege

Wie sich Mensch und Maschine sinnvoll ergänzen

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Die Pflegebranche in Deutschland ist im Umbruch – sie muss dem zunehmenden Fachkräftemangel etwas entgegensetzen und zugleich als eine der Zukunftsbranchen die Potenziale der Technisierung und Digitalisierung heben.Dieses Buch erfasst und analysiert die derzeitigen Trends und Herausforderungen sowohl im Bereich der praktischen Pflege als auch auf der Ebene des Pflegemanagements auf allen Führungsebenen. Die Autoren der 30 wissenschaftlichen Beiträge zeigen, wie politische Entscheider, die Organe der Selbstverwaltung und die einzelnen Unternehmen durch unterschiedliche Maßnahmen den Problemen der Pflegebranche entgegenwirken können. Es werden eine Reihe von Handlungsmöglichkeiten und Entwicklungsperspektiven für die unterschiedlichen Akteure der Pflegebranche aufgezeigt, bei denen sich der Faktor Mensch und der Faktor Maschine sinnvoll ergänzen können. Auch werden Pflegekonzepte mit in den Blick genommen, die bisher weniger bekannt sind. Ebenso werden innovative Ansätze von Start-ups und sozialen Entrepreneuren in der Pflege präsentiert.Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Pflege eine zentrale, systemrelevante Stütze im Gesundheitswesen in Deutschland darstellt. Die jüngsten Reformen in der Pflegepolitik sind Ausdruck davon und zeigen, dass sich Entscheider auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Pflege mit den drängenden Fragen auseinandersetzen müssen. Dazu liefert dieses Buch wichtige Impulse und Anregungen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Personalmanagement und Qualitätsmanagement

Frontmatter
Kapitel 1. Arbeitnehmerüberlassung (Zeitarbeit) in der Pflege – eine Bestandsaufnahme vor dem Hintergrund aktueller politischer und demografischer Entwicklungen
Zusammenfassung
Durch die Gesundheitsversorgung und die Lebensbedingungen in Deutschland steigt die Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung stetig an. Nicht nur die älter werdende Bevölkerung, sondern auch die damit einhergehende Zunahme an multimorbiden Patienten stellt die Pflegebranche vor große Herausforderungen. Die Arbeitnehmerüberlassung in der Pflege spielt in Deutschland eine immer größere Rolle. Besonders bei akut auftretendem Personalmangel dient sie als kurzfristige Lösung und hilft den Arbeitgebern, die Personalkapazitäten aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig ist die Arbeitnehmerüberlassung in der Pflege arbeitgeberseitig nicht immer von Vorteil und auch verschiedene Auswirkungen der kurzfristigen Einsätze, wie z. B. die Arbeitsqualität der Leiharbeitnehmer, müssen berücksichtigt werden. Hier spielt vor allem die deutsche Regierung eine tragende Rolle, um das System für die Pflegebranche künftig zu verbessern. Besonders im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurden bereits kurzfristige Entscheidungen getroffen mit dem Fokus, den pandemiebedingten Mitarbeitermangel zu kompensieren und die Patienten vollumfänglich versorgen zu können.
Axel Rump, Claudia Kardys
Kapitel 2. Der Einsatz migrierter Fachkräfte im Pflegebereich als Herausforderung für das Management
Zusammenfassung
Deutsche Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen setzen zunehmend auch migrierte Mitarbeitende ein, um ihren Bedarf an Fachkräften zu decken. Die migrierten Pflegekräfte kommen in Organisationen, die durch komplexe Strukturen, Heterogenität der Mitarbeiterschaft, informelle Kommunikation und implizit praktizierte Fachlichkeit gekennzeichnet sind. Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich sicherzustellen, dass der Einsatz der migrierten Mitarbeitenden gelingt: Stationsleitungen müssen ihrer direkten Führungsverantwortung gerecht werden und Pflegedienst- und Einrichtungsleitungen müssen die Führungskultur weiterentwickeln. Interkulturelle Kompetenzen und Ansätze aus der transformationalen Führung können dabei helfen, ein gemeinsames Verständnis von Organisationsstruktur und Organisationskultur herzustellen.
Karin Marchand, Jens Geißler
Kapitel 3. Personaleinsatz und Personalentwicklung zur Qualitätsverbesserung in der stationären Langzeitpflege
Zusammenfassung
Eine höhere Personalausstattung oder der Einsatz akademisch qualifizierter Pflegekräfte werden häufig als Allheilmittel für die Qualitätsverbesserung in der stationären Langzeitpflege gesehen. Mehrere internationale Studien deuten jedoch an, dass der Besetzungsgrad und das Ausbildungsniveau von Mitarbeitenden keine alleinigen Garanten für gute Qualität sind. Die Kompetenzen, Aufgaben und Tätigkeitsfelder sowie das Verhalten des Personals beeinflussen den Zusammenhang zwischen dem Personaleinsatz und der Pflegequalität. In diesem Kapitel werden vielversprechende Personaleinsatzmaßnahmen und Personalentwicklungskonzepte zur Qualitätsverbesserung in der stationären Langzeitpflege präsentiert.
Ramona Backhaus, Hilde Verbeek, Jan Hamers
Kapitel 4. Skill- und Grade-Mix im Kontext des Fachkräftemangels – Praktische Umsetzung und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung im klinischen Alltag
Zusammenfassung
Die Vielfalt von Qualifikationen nutzen! Ein Skill- und Grade-Mix bietet in Zeiten des Fachkräftemangels und der pflegerischen Neuordnung eine gute Möglichkeit, weiterhin eine bedarfsgerechte Patientenversorgung im Klinikalltag sicherzustellen. Insbesondere ermöglicht die Qualifikationsvielfalt, neben dem Einsatz von niedrig qualifiziertem Personal, auch akademisierte Pflegefachpersonen optimal einzubinden. Die Führungskraft benötigt in der Analyse und Vorbereitungsphase die notwendige Methoden- und Führungskompetenz, um aktiv den Prozess der Implementierung und Akzeptanz des Skill- und Grade-Mix in der Mitarbeiterschaft zu steuern. Um eine langfristige und bedarfsgerechte, aber auch qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung im klinischen Alltag gewährleisten zu können, müssen fortlaufend Neuanpassungen der Aufgabenbereiche oder auch die Delegation von Tätigkeiten innerhalb dieser Berufsgruppen stattfinden. Dieser Artikel soll die Herangehensweise an einen gelungenen Skill- und Grade-Mix darlegen und Handlungsempfehlungen sowie Perspektiven für die unterschiedlichen Akteure aufzeigen.
Torsten Weiner
Kapitel 5. Innovative und exzellente pflegerische Versorgung – Einsatz von Pflegeexperten und Advanced Practice Nurses im klinischen Kontext
Zusammenfassung
Demografischer Wandel, neue Therapieverfahren sowie eine zunehmende Digitalisierung lassen die Komplexität in der direkten Patientenversorgung kontinuierlich ansteigen. Resultierend sind in den vergangenen Jahren neue Versorgungsbedarfe und Aufgabenfelder entstanden, denen mit innovativen, interprofessionellen Versorgungskonzepten begegnet werden muss. International ist die Etablierung von Advanced Practice Nurses (APN) verbreitet; national ist dies bisher nur rudimentär umgesetzt. Dabei könnten gerade diese Konzepte eine Versorgung von hochkomplexen Patienten sicherstellen und zu einer Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufes beitragen. Eine Klinik, die sich auf den Weg gemacht hat, bestehende Strukturen an internationale Entwicklungen anzupassen, ist das Universitätsklinikum Essen. Ergänzend zu fachweitergebildeten Pflegenden sind hier Pflegefachpersonen mit Hochschulabschluss als APNs in der direkten Patientenversorgung mit erweitertem Aufgabenprofil eingesetzt.
Andrea Schmidt-Rumposch, Bernadette Hosters
Kapitel 6. Führung und Sprache im Kontext der Digitalisierung
Zusammenfassung
Wir leben in einem Informations- und Kommunikationszeitalter, dem Zeitalter der digitalen Transformation. Mit der Digitalisierung halten grundlegende Veränderungen in Produktion, Führung sowie Kommunikation und deren Verfügbarkeit von Informationen, Einzug in Unternehmen und die Gesellschaft. Führung verändert sich und fordert neues Verhalten. Kommunikation, insbesondere Sprache ist im menschlichen Leben und Handeln allgegenwärtig. Der Sender gibt Informationen weiter und erwartet, dass diese auch vom Empfänger verstanden und erfasst werden. Gerade im Gesundheitswesen kommt bis heute der Führung und damit auch der Kommunikation eine besondere Bedeutung zu. Die Interaktion zwischen Arzt und Patient, Pflegemitarbeiter und Kollegen oder Führungskraft und Mitarbeiter ist grundlegend für einen erfolgreichen Prozess. Dieser Beitrag befasst sich im ersten Schritt mit der Digitalisierung. Anschließend werden Führung sowie spezifische Ansätze zum Führungsverhalten dargelegt. Die Verknüpfung der Führungsansätze mit Sprache bildet den Abschluss.
Zenobia Frosch

Diversity und Interkulturalität

Frontmatter
Kapitel 7. Ältere türkeistämmige Migranten in Deutschland und deren Inanspruchnahmeverhalten bei Pflegeleistungen
Zusammenfassung
Als modernes Einwanderungsland ist Deutschland auf dem besten Weg, im Rahmen der Integrationspolitik einige Schritte in der Altenpflege bei Migranten zu unternehmen, die sich an den Bedarfen dieser Gruppe orientieren. Das Thema ist hoch brisant und aufgrund des demografischen Wandels wird es in den kommenden Jahren bundesweit mehr an Bedeutung gewinnen. Türkeistämmige Migranten sind die größte Migrantengruppe und für die erste Generation gibt es mittlerweile einen großen Bedarf in der Altenpflege. Die Forderung nach migrationsspezifischer Pflege ist relativ bekannt, allerdings sind Zugangsbarrieren (beispielsweise Sprachbarrieren) sowohl medizinischer als auch pflegerischer Dienste oft das Problem. Folglich sind die verfügbaren Informationen kaum auf die Bedürfnisse türkeistämmiger Migranten ausgerichtet.
Keskin Akcadag
Kapitel 8. Bedeutung kultursensibler Pflege für die pflegerische Teilhabe und die gesellschaftliche Integration von älteren Menschen mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung
Durch die steigende soziokulturelle Vielfalt und den zunehmenden Alterungsprozess innerhalb der deutschen Gesellschaft nehmen Fragestellungen der Partizipation innerhalb der pflegerischen Versorgung sowie des gesellschaftlichen Zusammenhalts von älteren Migranten zu. Vor diesem Hintergrund wächst innerhalb des Gesundheitswesens die Bedeutung einer flächendeckenden Ausrichtung kultursensibler Versorgungs- und Beratungsangebote. Da die bisherige Datengrundlage zu älteren Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland bislang jedoch unzureichend ist, können keine verallgemeinerbaren Aussagen über die Wünsche und Erwartungen hinsichtlich ihrer Inanspruchnahme von Pflege und pflegerischen Leistungen gemacht werden. Im Rahmen des vorliegenden Beitrages wird unter Berücksichtigung eines heterogenen Verständnisses von älteren Menschen mit Migrationsgeschichte auf die Bedeutung kultursensibler Pflege unter Berücksichtigung pflegerischer Teilhabe (Es gibt kein einheitliches Begriffsverständnis von Teilhabe. Im Folgenden steht die Bezeichnung „für Inklusion, für Integration und für gleiche Rechte aller Gesellschaftsmitglieder, aber auch für gleiche Chancen und Gleichstellung“ (Vogel et al., 2017, S. 46).) und gesellschaftliche Integration (Im Rahmen des vorliegenden Beitrags wird ein sozialwissenschaftliches Verständnis von Integration zugrunde gelegt. Laut Pries bezeichnet Integration „Formen und Mechanismen der (Wieder-)Herstellung bzw. des Zusammenfügens einer sozial relevanten Einheit (z. B. Gruppe, Gemeinschaft, Gesellschaft, Sozialsystem) aus einer Vielzahl sozial relevanter Elemente oder Untereinheiten (z. B. Individuen, Gruppen, Subsystemen) als Prozess und gleichzeitig als das Ergebnis dieses Prozesses (im Sinne z. B. gelungener oder gescheiterter I.) (Pries, 2020, S. 2).) eingegangen.
Patricia Beck, Anna Mratschkowski, David Matusiewicz
Kapitel 9. „The pride generation“ – Sexuelle Orientierung und Genderidentität in der zweiten Lebenshälfte, Implikationen für die Pflege
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden neben zahlreichen Begriffsdefinitionen aus dem Bereich der sexuellen Orientierung und Genderidentität Barrieren im Gesundheitssystem, die ältere Personen aus der LGBTQI*-Gruppe erfahren, aufgezeigt und diskutiert. Biografien von LGBTQI*-Personen werden vorgestellt und damit veranschaulicht, dass trotz aller Komplexität wie Partnerverlust, Arbeitslosigkeit, Altersfragen, familiären und gesundheitlichen Herausforderungen das autonome Gesundheitsmanagement im Alter eine entscheidende Rolle für den Erhalt der subjektiven Gesundheit spielt. Die Identifikation mit der sexuellen oder Genderidentität ist in diesem Prozess ein wichtiger protektiver Faktor, aber die Person auf diese Teilidentität zu reduzieren wäre kontraproduktiv. Eine Person muss mit ihrer gesamten Identität in den Gesundheitseinrichtungen berücksichtigt werden – darüber reden und fragen sorgt nicht für Irritationen, sondern Wertschätzung.
Andrea Kuckert-Wöstheinrich

Pflegeorganisation und Pflegeprozesse

Frontmatter
Kapitel 10. Agilität in der Krankenhauspflege
Zusammenfassung
Unternehmen müssen sich flexibel und zeitnah an sich ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen und Kundenbedürfnisse anpassen können. Diese Flexibilität ist in allen Branchen notwendig, um sich gegenüber der Konkurrenz behaupten zu können. Der Begriff der Agilität wurde erstmalig in der IT-Branche im Rahmen der Softwareentwicklung definiert und gelebt, allerdings hat sich die Agilität als Führungskultur inzwischen auch in vielen anderen Branchen etabliert. Dabei geht es auch darum, über eine positiv gelebte Kommunikations- und Feedbackkultur ein effizientes Wissensmanagement zu betreiben und dabei Mitarbeiter aktiv mit einzubeziehen und deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. (Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird durchgängig die maskuline Form verwendet. Es sind jedoch jeweils alle Geschlechter gleichermaßen gemeint.) Auch Krankenhäuser stehen sich in einem intensivierten Wettbewerb und einem sich schnell wandelnden Marktumfeld gegenüber. Es stellt sich die Frage, ob und inwieweit diese Führungskultur auch in der Krankenhausversorgung und hier insbesondere der Krankenhauspflege entsprechende Potenziale bietet.
Michelle Welter, Christoph Winter, Gerald Lux
Kapitel 11. Das Buurtzorg-Modell für die häusliche Pflege
Zusammenfassung
Die häusliche Pflege in Deutschland wird teilweise durch Angehörige und teilweise durch ambulante Pflegedienste erbracht. Die Betroffenen wünschen sich dabei, dass eine adäquate Versorgung möglichst lange im häuslichen Umfeld gewährleistet wird. Aufgrund unzureichender personeller Ressourcen in der formellen Pflege aufgrund eines stetig zunehmenden Bedarfes könnten Ressourcen im Rahmen der Nachbarschaftshilfe unterstützend wirken. Durch die Vernetzung von informellen und formellen Netzwerken, die lokal als autonom arbeitende Teams agieren, könnte sich die häusliche Versorgung nachhaltig verbessern. Dieses integrierte Pflegemodell wird als Buurtzorg-Modell bezeichnet, stammt aus den Niederlanden und hat sich dort bereits fest etabliert. In Deutschland existieren derzeit mehrere Buurtzorg-Modellprojekte und der Ansatz wird mehr und mehr auf politischer Ebene und auf der Ebene der Selbstverwaltungspartner unterstützt und beworben. Für eine künftig flächendeckende Umsetzung müssten allerdings noch einige pflegepolitische Rahmenbedingungen verändert werden und in der Bevölkerung entsprechende Aufklärungsarbeit erfolgen.
Norman Hiob, Ann-Kathrin Penquitt, Gerald Lux
Kapitel 12. Pflege und Innovation – Ästhetische Pflegeorganisation und Künstliche Intelligenz
Zusammenfassung
Menschliche und Künstliche Intelligenz (KI) unterscheiden sich. Im konkreten Verhältnis zwischen Menschen, Organisation und Technik treffen sie auf Bedingungen, die ihre Möglichkeiten behindern oder befördern können. Im Krankenhaus herrschen derzeit besondere Bedingungen, die einerseits durch Personalmangel, andererseits durch zunehmenden Einsatz von KI gekennzeichnet sind. Der Rationalisierungsprozess hat den Handlungsspielraum der Krankenpflege immer weiter reduziert. Dies könnte durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz einen Verlust von Arbeitsplätzen in pflegesensiblen Bereichen induzieren. Im Beitrag wird allerdings gezeigt, welche Aufgaben KI heute bereits übernehmen und dass sie besonders in den pflegeunterstützenden Diensten, aber auch in Führungsaufgaben wirksam werden. Der daraus resultierende Zeitgewinn sollte für die innovative Entwicklung von Krankenhäusern als ökonomische, ethische und ästhetische Organisationen durch die Pflegeberufe genutzt werden.
Bernd H. Mühlbauer, Daniel Mühlbauer
Kapitel 13. Change-Management in der Pflege
Warum braucht es Change-Leader für Veränderungen im Gesundheitswesen?
Zusammenfassung
Um die Antwort auf die Eingangsfrage vorwegzunehmen: Weil es Menschen und nicht Prozessbeschreibungen oder Organigramme sind, die Wandel initiieren und diesen mit Nachhaltigkeit versehen. Wer oder was sind sogenannte Change-Leader? Es sind Mitarbeiter, die ein grundsätzliches Interesse für Neues besitzen und diese Offenheit mit Authentizität in ihr eigenes Umfeld spiegeln können. Ohne eine ausreichende Anzahl an veränderungsaffinen Beschäftigten wird es schwer, entscheidende Zukunftsthemen, wie den Fachkräftemangel, die Digitalisierung, künstliche Intelligenz und viele aktuell noch nicht absehbare Entwicklungen im Sinne einer patienten-, sowie mitarbeiterorientierten Gestaltung von Arbeit umzusetzen und nachzuhalten. Was veranlasst das Festhalten an „alten“ Prozessen oder Routinen? Neben Faktoren wie Macht, Hierarchie und Alter spielt das Maß an Sicherheit und Planbarkeit von Prozessen eine wichtige Rolle. Auch ein unterschiedliches Rollenverständnis der verschiedenen Professionen im Gesundheitswesen und auch die immer wieder gern zitierte „Komfortzone“, aus der die Wenigsten – zumindest unter Abwesenheit hinreichender Motivationsgründe – ausbrechen möchten.
Martina Oldhafer, Felix Nolte
Kapitel 14. Transformationale Führung und agile Methoden im Pflegemanagement von Akutkrankenhäusern – auf dem Weg zum Magnetstatus
Zusammenfassung
Ideale Rahmenbedingungen für Pflegende werden vielfach gefordert und spielen im Wettbewerb um Mitarbeitende und Patienten eine große Rolle. Gerade in den wirtschaftlich und pandemiebedingt schwierigen Zeiten ist es für den Erfolg von Krankenhäusern relevant, dass Führungskräfte und Mitarbeitende gemeinsame Ziele des Unternehmens ansteuern. Das Magnet-Modell bietet einige Antworten auf diese Herausforderungen an. Konkrete Beispiele aus dem Pflegemanagement am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart zeigen die Auswirkungen der transformationalen Führung mit agilen Einflüssen auf. Dabei wird die Wichtigkeit einer werteorientierten und partizipativen Führung ebenso deutlich wie der hohe Aufwand, der im Rahmen der Transformation anfällt.
Stefan Beyer, Robert Jeske
Kapitel 15. Pflegeorganisation und Pflegeprozesse – Harmonisierung von Dienstzeiten und Prozessen in der Pflege
Zusammenfassung
In einem Arbeitsumfeld, welches durch vielfältige Spannungen geprägt ist, sind die Beanspruchungen und Stressoren für die Mitarbeitenden weitreichend. Wie groß diese sind, wurde in keinem anderen Jahr wie in dem Vergangenen so präsent in der Öffentlichkeit diskutiert. Um den Bedürfnissen der Mitarbeitenden zu entsprechen, hat das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ein Projekt ins Leben gerufen, welches eine größtmögliche Flexibilisierung der Arbeitszeit in der Pflege und die Verringerung von Arbeitsspitzen durch die Harmonisierung von Prozessen vorsieht.
Ulrike Mühle, Eva Lampmann, Christine Navarro

Pflegeverständnis und Pflegeidentität

Frontmatter
Kapitel 16. Ethik in der Pflegepraxis und Pflegeforschung
Zusammenfassung
Ethik ist als traditioneller Bestandteil professioneller Orientierung in der Pflege richtungsweisend für das Pflegeverständnis und die Pflegeidentität – von Ausbildung, Studium, Fort- und Weiterbildung über Pflegepraxis und Pflegemanagement bis zur Pflegeforschung sowie berufspolitischen Vertretungen. Die Betrachtung ethisch-moralischer Komplexität moderner und innovativer Pflege ist somit bedeutend für die Pflege als Disziplin insgesamt und für deren Bestreben nach Professionalisierung. Die Auseinandersetzung mit Ethik und ethischen Fragestellungen leistet gerade in Zeiten von Veränderungen und Neuorientierungen einen wichtigen Beitrag, um das Pflegeverständnis und die Pflegeidentität zu reflektieren, zu modifizieren, gegebenenfalls zu adaptieren sowie neu auszurichten. So ist die Pflege als Disziplin in der Lage, sich im Kontext gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen verantwortungsbewusst zu positionieren und für die Gesellschaft einzusetzen.
Marcel Konrad
Kapitel 17. Idealtypen im Pflegesystem? Eine Erkundungsreise mithilfe von Systemaufstellungen
Zusammenfassung
Das Pflegesystem in Deutschland ist inmitten einer intensiven Diskussion, angetrieben vor allem durch den demografischen Wandel. Die hauptsächlich von Experten geführte Diskussion, insbesondere über die Zukunft und Ideale des Pflegesystems, wird weitgehend durch Erfahrungen und mentale Karten bestimmt. Die Diskutierenden erleben verschiedene Realitäten, oft aus der Defizitperspektive, und leiten daraus Idealformen ab, in denen die Probleme weitgehend gelöst wären. In diesem Beitrag schauen wir auf andere Weise auf die Realtypen und Idealtypen des Pflegesystems. Wir laden die Lesenden ein, über wirkungsvolle Bilder aus einer Systemaufstellung andersartige Einsichten über das Pflegesystem zu gewinnen. Systemaufstellungen sind unter anderem eine Erkundungsmethode, um innovative Thesen über komplexe Systemzustände und die darin enthaltenen Potenziale und Lösungen aufzuzeigen. Die Methode wirkt am besten, wenn die Lesenden eine offene, neugierige Haltung einnehmen und bereit sind, sich von Phänomenen irritieren zu lassen und diese Irritation auszuhalten. Im Ergebnis bieten wir bewusst provokative Thesen an, die keine wissenschaftlichen Hypothesen sind, jedoch Anknüpfungspunkte zur empirischen Belegbarkeit bereits in sich tragen.
Georg Müller-Christ, Heide Holi, Manuela Kesselmann
Kapitel 18. Die Emanzipation der Pflege in Krankenhäusern – eine Betrachtung aus politikorientierter Perspektive
Zusammenfassung
In diesem Kapitel erfolgt die Betrachtung des Themas „die Emanzipation der Pflege im Krankenhaus“ aus politikorientierter Perspektive. Ein zentrales Konzept in der politikorientierten Perspektive ist Macht, die als sozialen Beziehungen inhärent verstanden wird. Macht ist für die Emanzipation der Pflege unbedingt mitzudenken, da die Emanzipation der Pflege, wie andere gesellschaftliche und organisationale Veränderungen auch, mit einer Veränderung von Machtverhältnissen einhergeht. In dem Kapitel werden Strukturen beleuchtet, die in Bezug auf die Emanzipation der Pflege restringierend (Hindernisse) oder ermöglichend (Ressourcen) wirken können sowie relevante Akteure mit jeweils unterschiedlichen Interessen und Strategien. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Pflege und Ärzteschaft. Es werden zunächst kurz die Machtverhältnisse im Krankenhaus dargestellt. Anschließend werden der Emanzipation der Pflege zuträgliche Strategien und Ressourcen ausführlich dargestellt.
Julia Spieß
Kapitel 19. Selbstführung in der Pflege
Zusammenfassung
Selbstführung ist aufgrund des Pflegealltags für die dort Beschäftigten von enormer Bedeutung. Ziel dieses Beitrages ist es, Möglichkeiten für eine nachhaltige Selbstführung aufzuzeigen. Hierzu wird die derzeitige Diskussion zur Selbstführung um leibphänomenologische und logotherapeutische Sichtweisen erweitert und aufgezeigt, dass ein Sich-selbst-führen gelingen kann, wenn der Mensch eine sinnzentrierte Priorisierungskompetenz aufbaut. Hierfür werden – statt eines statischen Modells – vier Teilkompetenzen in Form von Grundsätzen beschrieben, die es ermöglichen, diese Priorisierungskompetenz gezielt zu entwickeln.
Bernd Ahrendt, Anga Engelke-Herrmannsfeldt
Kapitel 20. Palliative Care in Altenpflegeeinrichtungen – Hemmnisse und Gelingensfaktoren für die Umsetzung in der Praxis
Zusammenfassung
Altenpflegeeinrichtungen gewinnen als Sterbeorte an Bedeutung. Für die dort professionell Tätigen folgt daraus, dass sie vermehrt mit den Themen Sterben und Tod konfrontiert sind. Gleichzeitig ist eine adäquate Begleitung von sterbenden Menschen im Sinne von Palliative Care hier bisher noch keine gelebte Praxis. Palliative Care betont die Bedeutung einer individuellen Begleitung am Lebensende, mit einem Fokus auf Lebensqualität. In den meisten Konzepten von Altenpflegeeinrichtungen ist Palliative Care zwar konzeptionell verankert – wird jedoch nicht konsequent umgesetzt. Dabei scheint es sich nicht primär um ein Wissens-, sondern vielmehr um ein Umsetzungsproblem zu handeln. Die Mitarbeitenden nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, denn sie können die Palliative-Care-Philosophie auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen in den Arbeitsalltag transportieren. Nach einer Einführung in Palliative Care wird das Setting Altenpflegeeinrichtung näher betrachtet, um darauf aufbauend auf Umsetzungsprobleme einzugehen. Der Beitrag endet mit einem Überblick über mögliche Lösungsansätze.
Susanne Frewer-Graumann, Natalie Pomorin
Kapitel 21. Technopflege – Kann eine technologisierte Nähe menschlich bleiben? Ethische Einordnungen der digitalen Wende in der Pflege
Zusammenfassung
Kann Pflege digital werden und menschlich bleiben? Mithin, kann eine technologisierte Nähe menschlich bleiben? Entlang einer würdezentrierten Ethik navigierend, ist eine Einordnung der digitalen Chancen und Risiken der digitalen Wende in der Pflege mit Blick auf die Wertedimension für diese besondere fürsorgebeziehungsgeprägte Profession zentral. Sollte die digitale Technik die Pflege unterstützen, ohne sie zu verändern, oder doch dort zu verändern, wo bisher der Wesenskern durch aufgeblähte Prozesse und Bürokratien in seiner Entfaltung und Wirkung für die Patienten behindert wurde? Oder ist doch am Ende bereits aufgrund der demografischen Umstände Technik ein vollständiger oder teilweiser Ersatz für Pflege und daher die Relation „Techniksystem-Bedürftige“ die eigentliche neue Beziehungsdimension? „Mensch zu Mensch“ muss aus ethischen Gründen zentral bleiben, aber dort, wo die digitale Transformation Raum schafft für diese Kernbeziehung, wo neue Wege auch neue sinnvolle Hilfeformen ermöglichen im Rahmen des Grundanliegens, wo Autonomie gestärkt wird und Kompensation machbarer, dort ist die Digitalisierung willkommen und ethisch geboten.
Stefan Heinemann

Digitalisierung: Faktor Mensch & Maschine

Frontmatter
Kapitel 22. Digitale Unterstützung in der häuslichen Demenzpflege – Guter Rat für Betroffene
Zusammenfassung
In Deutschland leben über 1,6 Mio. Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind. Die Mehrheit von ihnen wird von ihren Angehörigen umsorgt und gepflegt. Dies entspricht einer Anzahl von ca. 2,5 Mio. pflegenden Angehörigen (Die Begriffe pflegende Angehörige und informell Pflegende werden in diesem Artikel synonym verwendet. Sie sollen alle Personen umfassen, die die häusliche Demenzpflege aktiv begleiten. Hierzu können neben Familienmitgliedern auch weitere Personen, beispielsweise Nachbarn, gehören.). Die dauerhafte Demenzpflege von Angehörigen kann zu physischer und psychischer Überlastung führen und somit die Lebensqualität aller in der häuslichen Demenzpflege lebenden Personen mindern.
Yvonne Behrens, Karin Scharfenorth
Kapitel 23. Digitalisierung in der Pflege beginnt bei Angehörigen von Pflegebedürftigen
Zusammenfassung
In diesem Beitrag soll gezeigt werden, warum die fragmentierten Strukturen und bisherigen Insellösungen in der Pflege zentrale Ansatzpunkte zur Verbesserung der Servicequalität aus Sicht der pflegenden Angehörigen darstellen. Denn diese Strukturen sind der Grund dafür, warum nicht nur Angehörige, sondern alle Akteure nur erschwerten Zugriff auf die wichtigen Informationen und keine durchgängige Transparenz über die Pflegesituation haben. Ein Aspekt, der besonders für Angehörige wichtig ist, da sie die meisten Aufgaben organisieren. Zudem findet diese Gruppe bislang nur wenig Berücksichtigung in den digitalen Lösungsstrategien der Pflegeversicherungen. Der Beitrag soll verdeutlichen, dass die Digitalisierungsbemühungen in der Pflege nutzerzentriert, also von pflegenden Angehörigen ausgehend gedacht werden müssen. Dadurch wird die Grundlage bereits beim Nutzer gelegt, zukünftig ganze Wertschöpfungsketten in der Pflege zu digitalisieren und alle Beteiligten zu entlasten. So wird mehr wertvolle Zeit gewonnen, die für die Pflege von Mensch zu Mensch gebraucht wird.
Axel Seemann, Christian Klann
Kapitel 24. Digital- und Managementkompetenzen in virtuellen Pflegeunternehmen erwerben
Zusammenfassung
Obwohl viele Pflegeeinrichtungen IKT-Systeme für verschiedene Managementaufgaben sowie zur Planung und Dokumentation nutzen, ist die Vermittlung von digitalen Kompetenzen in den Weiterbildungen von Leitungskräften nicht vorgesehen. Die Anwendung dieser Technologien führt gegenwärtig nicht zu den erwarteten Effizienzsteigerungen. Traditionelle Weiterbildungen bieten einen geringen Nutzen, da es den Teilnehmenden unzureichend gelingt, an die betrieblichen Verhältnisse anzuschließen. Das virtuelle Pflegeunternehmen CareVi ermöglicht realitätsnahe Simulationen betrieblicher Strukturen und Prozesse. CareVi bietet einen Aktionsrahmen zur Bewältigung typischer kommunikativer Herausforderungen und Konfliktsituationen, die in analogen Lernszenarien nachgestellt, erprobt und deren Ergebnisse in das virtuelle Modellunternehmen rückgekoppelt werden. Dieser Beitrag beschreibt die Vermittlung von digitalen und Managementkompetenzen für Führungskräfte in Pflegeeinrichtungen sowie die Lernpotenziale virtueller Betriebswelten.
Roland Lapschieß, Peter Stratmeyer
Kapitel 25. Der Faktor Mensch bei der digitalen Transformation in der Pflegebranche – ein methodischer Ansatz für die erfolgreiche Implementierung unter Berücksichtigung gesundheitsförderlicher Prozessgestaltung in mittelständischen Pflegeunternehmen
Zusammenfassung
Der Artikel setzt sich mit der wissenschaftlichen Diskussion zur digitalen Transformation im Pflegebereich auseinander. Der Hauptzweck ist die Untersuchung, wie die digitale Transformation in mittelständischen Pflegeunternehmen erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Relevanz dieses Problems ist, dass der Faktor Mensch im Pflegebereich eine entscheidende Rolle spielt und in der Praxis oftmals nicht angemessen Berücksichtigung findet. Zwischen dem steigenden Bedarf an qualifizierten Pflegekräften und den für die Fachkräfte herrschenden Rahmenbedingungen besteht ein Spannungsfeld. Der Ansatz zur Lösung dieses Problems ist hierbei ein proaktiver Umgang mit Ängsten, den daraus entstehenden psychischen Belastungen und dem Vertrauen der Mitarbeitenden. Hierfür wurde ein Modell entwickelt, welches auf Basis einer soliden Analyse eine zielführende und reibungsarme Umsetzung gewährleisten soll. Die Ergebnisse dieses Beitrags können nützlich sein für Entscheidungsträger aus mittelständischen Unternehmen der Pflegebranche, um das Potenzial der digitalen Transformation auf allen Ebenen einer Organisation erkennbar und nutzbar zu machen.
Björn Bücks, Carsten Giebe
Kapitel 26. Mittelpunkt Mensch? Personzentrierung als Rahmen für die Mensch-Maschinen-Interaktion im Gesundheitsbereich
Zusammenfassung
Personzentrierung bildet die Grundlage für das Agieren und Wirken im Gesundheitsbereich des Landes Niederösterreich auf allen Ebenen. Alle Maßnahmen und Handlungen werden auf den Menschen als Ganzes mit seiner Persönlichkeit und seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Wie moderne technische Ansätze in das Modell der Personzentrierung integriert werden können, stellt der Beitrag aus drei verschiedenen Perspektiven vor und zeigt den jeweiligen Mehrwert auf. Dabei werden der theoretische Rahmen und technische Innovationen, die in der Niederösterreichischen Landesgesundheitsagentur (NÖ LGA) angewendet werden oder geplant sind, vorgestellt. Die Fachhochschule Wiener Neustadt ergänzt den Beitrag aus Perspektive der Lehre und berichtet, wie smarte Applikationen eine personzentrierte Haltung von Auszubildenden fördern. Ergebnisse aus der Langzeitpflege zeigen, wie die Personzentrierung während der COVID-19-Pandemie unter dem Einsatz von technischen Mitteln umgesetzt und gefördert wurde und stellen den praktischen Bezug dar. Abschließend wird der gemeinsame Kern der verschiedenen Perspektiven dargestellt und ein Ausblick gegeben.
Eva Zojer, Matthias Burzler, Evelyn Kraut, Maria Schweighofer
Kapitel 27. Digitale Transformation im Gesundheitssystem: Wie sieht die Teilhabe der Patienten aus?
Zusammenfassung
Alle Lebensbereiche befinden sich aktuell in einer Transformation, dies zieht auch ein neues Denken nach sich. Erst wenn wir in der Lage sein werden, vernetzt zu denken, steht der erfolgreichen Umsetzung der Digitalisierung nichts mehr im Wege. Die Zukunft der Digitalisierung in der Medizin beginnt deshalb über die Ausbildung eines neuen Mindsets. Es wird sich einiges verändern, aber jetzt können wir durch eine richtige Weichenstellung den Patienten mitnehmen und ihn mehr in den Mittelpunkt rücken. Der Patient wird dadurch in die Lage versetzt, sich aktiv einzubringen. Eine Anpassung der jetzigen Ausbildungsinhalte in den Gesundheitsberufen hat patientenorientiert zu erfolgen und stärkt die Kompetenzen hinsichtlich der Anforderungen. Wir können nur dazu ermuntern, die kommenden Herausforderungen anzunehmen und sich für eine verbesserte Ausgestaltung des Gesundheitssystems zu engagieren. Die Gesundheitsversorgung der Zukunft ist ein von Menschen für die Patienten entwickeltes Zusammenwirken.
Jürgen Skuda, Michael Friebe

Zukunftsperspektiven der Digitalisierung

Frontmatter
Kapitel 28. Pflege und Digitalisierung – Die Zukunft der Pflege mitgestalten am Beispiel des klinischen Settings
Zusammenfassung
Der Mangel an Pflegefachpersonen in Deutschland erfordert unter anderem eine zunehmende digitale Transformation in der Pflege. Diese Transformation ist in der Lage, sowohl im klinischen Setting als auch in weiteren Sektoren Pflegepersonal von Routinetätigkeiten zu entlasten und die Versorgungsqualität zu erhöhen. Es ist wichtig, dass Pflegefachpersonen als Beteiligte am Versorgungsprozess eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Digitalisierung übernehmen. Die möglichen Bedarfe müssen zunehmend von Pflegefachpersonen identifiziert, mit pflegefachlicher Expertise weiterentwickelt und implementiert werden. Dafür werden digitale Kompetenzen benötigt. Sämtliche notwendige Kompetenzen können im Rahmen eines Studiums vermittelt werden, allerdings sollte auch die Pflegeausbildung die entsprechenden Inhalte künftig verstärkt curricular abbilden.
Andrea Schmidt-Rumposch, Sonja Lehringer, Gerald Lux
Kapitel 29. Zielbild Pflege 2030 minus x – Welche Technologien beeinflussen die Pflege künftig?
Zusammenfassung
„Rund 70 % aller Pflegekräfte sind unzufrieden und wollen sich verändern“ – so lautet das Ergebnis einer Umfrage (Valmedi (2020) Wie zufrieden sind Pflegekräfte? https://​www.​valmedi.​de/​blog/​40-Umfrage-valmedi-Wie-zufrieden-sind-Pflegekraefte. Zugegriffen: 17. Dezember 2020) zur Arbeitszufriedenheit in der Branche. Ein Grund dafür sind ineffiziente Arbeitsabläufe. Verschiedene Fallstudien zeigen, dass nur zwischen 20 % und 25 % der Arbeitszeit einer Pflegekraft auf Tätigkeiten am Patienten entfallen. Die restlichen 75 % bis 80 % sind als „nicht patientennahe Tätigkeiten“ kategorisiert. Dazu zählen beispielsweise Laufwege, Transport, Dokumentation, Medikamentenbestellungen usw. Diese zeitintensiven Tätigkeiten können mithilfe neuer Technologien auf ein Minimum reduziert werden. Unterstützende Technologien und angepasste Strukturen rücken daher in den Fokus des strategischen Managements. Der Beitrag gibt einen Überblick über die künftig relevanten Technologien, deren Anwendungen und Auswirkungen im Bereich der Pflege.
Florian Heffeter, Lynn Strunk
Kapitel 30. Steuerung des Krankenhauses über einen Digitalen Zwilling
Zusammenfassung
Ein Digitaler Zwilling ist ein virtuelles Modell, z. B. eines Produkts oder einer Dienstleistung, welches über installierte Sensoren direkt mit der realen Welt verknüpft ist. Dadurch kann der Digitale Zwilling jederzeit über den aktuellen Zustand des realen Produkts Auskunft geben. Das Nutzenpotenzial Digitaler Zwillinge ist enorm – auch beim Einsatz in Krankenhäusern. Das Digitale Raumbuch für Prozessplaner, Pflegedienstplaner, Ambulanzbereichsleiter, Logistikplaner etc., Virtuelle Inbetriebnahmen und Virtuelles Lernen sowie Patientennavigation und Echtzeitlokalisierung sind nur einige Anwendungsfälle des Digitalen Zwillings im Krankenhaus. Im Beitrag wird erläutert, welche Anwendungsfälle es gibt und wie ihre Realisierung gelingen kann.
Markus Knobel
Metadaten
Titel
Pflegemanagement und Innovation in der Pflege
herausgegeben von
Gerald Lux
David Matusiewicz
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-35631-6
Print ISBN
978-3-658-35630-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35631-6