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2013 | Buch

Philosophie der Führung

Gute Führung lernen von Kant, Aristoteles, Popper & Co.

verfasst von: Dieter Frey, Lisa Katharin Schmalzried

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Führungskräfte arbeiten heute in einem unsicheren Umfeld mit wachsenden Anforderungen und immer variableren Rahmenbedingungen. Dennoch müssen sie Sicherheit ausstrahlen und ihren Mitarbeitern eine Orientierung bieten. Viele Führungskräfte empfinden dies als belastend und suchen nach einer Art Kompass, an dem sie ihr Handeln ausrichten können, nach dauerhaften Prinzipien für eine „gute Führung“.

Dieses Buch bietet einen solchen Kompass und leitet dazu „neue“ Erkenntnisse aus uralten Theorien ab: Hätten Sie gedacht, dass die großen Philosophen von Kant über Rousseau bis Popper Anregungen für Ihr tägliches Führungshandeln bereit halten? – Wie Sie nach Ansicht Aristoteles als Chef ein gutes Vorbild werden? Wie Sie laut Hobbes mit egoistischen Mitarbeitern umgehen können? Wie nach Popper ein kritischer Dialog zu besseren Entscheidungen führen kann?

Den Autoren dieses Buches gelingt es, in übersichtlichen Kapiteln verständlich und knapp die Grundlagen einer Theorie zu erklären, praktische Hinweise für eine moderne Führungskraft abzuleiten und schließlich ein verständliches Modell einer ethikorientierten Führung zu formulieren. – Kernthese: Gute Führung, die sich moralischen Werten verpflichtet sieht, ist auch eine erfolgreiche Führung! Und ganz nebenbei liest sich das Buch als eine unterhaltsame Einführung in die großen philosophischen Theorien.

Für alle, die mit Aufgaben der Menschenführung betraut sind, ob in sozialen und kommerziellen Organisationen, im Bildungsbereich oder der Kindererziehung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Das Modell der ethikorientierten Führung
Einleitung
Zusammenfassung
Den Kern dieses Buches bildet das Modell der ethikorientierten Führung. Mit diesem Modell wird eine Antwort auf die Frage gegeben, was gute Führung auszeichnet. Die Entscheidungen und Handlungen einer ethikorientierten Führungskraft sind von genuin und nicht-genuin moralischen Werten geprägt, wobei genuin moralische Wertforderungen im Konfliktfall mit nicht-genuin moralischen schwerer ins Gewicht fallen. Beispiele für genuin moralische Werte sind die Achtung der Menschenwürde, die Ermöglichung von Mündigkeit, der Schutz der Gleichheit, die Sorge um Gerechtigkeit, das Streben nach Nachhaltigkeit und gelebte Toleranz. Bei nicht-genuin moralischen Werten kann man an Leistung- und Innovationsstreben oder an Gewinn- oder Kundenorientierung denken. Wir bringen das Modell der ethikorientierten Führungen zum einen in einen Zusammenhang mit Erkenntnissen der psychologischen Führungsforschung, zum anderen fragen wir nach den philosophischen Wurzeln dieses Modells. Hierbei leitet uns die Frage, welche genuin moralischen Werte aus Sicht unterschiedlichster philosophischer Theorien in das Modell der ethikorientierten Führung aufgenommen werden sollten. Unser Buch bietet somit eine Einführung in einige einflussreiche philosophische Theorien und lädt zugleich zur Reflexion über diese im Bezug auf Führungsfragen ein.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried

Psychologie der Führung

Kapitel 2. Psychologie
Einführung
Zusammenfassung
Das Hauptaugenmerk dieses Buches wird auf die Darstellung und Diskussion der philosophischen Grundlagen einer ethikorientierten Führungskraft gelegt. In der Wissenschaft werden Fragen nach guter bzw. schlechter Führung jedoch hauptsächlich in der Psychologie untersucht. Daher ist der erste Teil dieses Buches der Psychologie gewidmet. Das vorliegende Kapitel soll einen kurzen Überblick über die Psychologie im Allgemeinen geben, ehe sich das nächste Kapitel der Psychologie der Führung zuwendet.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 3. Die Psychologie der Führung
Einige Grundlagen zur professionellen Führung
Zusammenfassung
Wir plädieren für das Modell der ethikorientierten Führung als Antwort auf die Frage, was gute Führung auszeichnet. Ehe wir in den nachfolgenden Kapiteln die Frage beantworten, welche moralischen Werte man in diesem Modell aufnehmen sollte, gibt das vorliegende Kapitel einen Einblick in die Erkenntnisse der Psychologie zum Thema Führung und zeigt den Zusammenhang zwischen diesen und dem Modell der ethikorientierten Führung auf.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried

Moraltheorien

Frontmatter
Kapitel 4. Die philosophische Ethik
Einführung
Zusammenfassung
Der vorliegende Teil dieses Buches soll eine Einführung in einige bedeutende Moraltheorien der westlichen Philosophie geben vor dem Hintergrund der Frage, was wir von diesen über richtige Führung lernen können. Dabei konzentrieren wir uns zunächst auf die Ethik der Pflichten von Immanuel Kant, welche auch Deontologie genannt wird, auf die Nützlichkeitsethik– auch Utilitarismus genannt – so wie sie von John Stuart Mill vertreten wurde und auf die Tugendethik Aristoteles‘. Neben Hobbes‘ Vertragstheorie, welche im zweiten Teil behandelt wird, sind dies klassische Theorien, denen man unweigerlich begegnet, nähert man sich dem Gebiet der philosophischen Ethik. Außerdem wollen wir auch eine zeitgenössischere Moraltheorie betrachten, die Ethik der Verantwortung, die Hans Jonas erarbeitet hat. Ehe wir aber einen genaueren Blick auf diese Theorien werfen, sei zunächst die Frage gestellt, was philosophische Ethik überhaupt ist. Warum beschäftigt sich die Philosophie mit Moral und welche Fragen werden hier gestellt?
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 5. Der Kategorische Imperativ
Immanuel Kant
Zusammenfassung
Gemäß der Kantschen Ethik sind manche Handlungen an sich verboten und manche geboten, unabhängig von den Folgen, die sich aus ihnen ergeben. Aus diesem Grund wird sie auch als Ethik der Pflichten oder deontologische Ethik (von altgr.: deon – Pflicht) bezeichnet. So ist es nach Kant beispielweise moralisch verboten, zu lügen, zu foltern oder Menschen zu töten. Welche Handlungen Pflicht sind, erkennen wir durch den Kategorischen Imperativ, der die oberste moralische Norm beinhaltet. Er besagt grob, dass wir uns für die Handlungsoption entscheiden sollen, von der wir aus rationalen Gründen wollen können, dass jedermann in der gleichen Situation genauso handelt. Darüber hinaus sollte man aus der richtigen Motivation handeln. Wir müssen eine Handlung genau deswegen wählen, weil wir erkennen, dass sie die moralisch richtige ist. Keine andere Absicht sollte ihr zugrunde liegen. Um wie eben beschrieben handeln zu können, müssen wir nach Kant einen freien Willen haben, d.h. wir müssen uns unabhängig von unseren persönlichen Neigungen entscheiden können.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 6. Das Nützlichkeitsprinzip
John Stuart Mill
Zusammenfassung
Dem Utilitarismus, auch Nützlichkeitsethik genannt, welcher von John Stuart Mill vertreten wird, gilt das allgemeine Glück der größten Anzahl von Menschen als oberstes Richtmaß menschlichen Handelns. Diejenige Handlung gilt als die moralisch richtige, die dem allgemeinen Glück am zuträglichsten ist. Dies ist der Kerngedanke des Nützlichkeitsprinzips. Gemessen wird dies anhand der Folgen, die sich aus unseren Handlungen ergeben. Der Utilitarismus ist somit eine konsequentialistische Ethik, d.h. eine Ethik, die den moralischen Wert einer Handlung an ihren Folgen bewertet.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 7. Die Tugendethik
Aristoteles
Zusammenfassung
Anders als die beiden vorangegangen Moraltheorien formuliert die Tugendethik Aristoteles‘ keinen obersten Leitsatz für moralisch richtiges Handeln, sondern stellt einen Tugendkatalog auf. Ausgangspunkt für Aristoteles‘ Tugendethik ist die Frage „Wie sollen wir handeln, um ein gutes, glückliches Leben zu führen?“. Diese Frage bekommt ihre Berechtigung, da jeder Mensch glücklich sein will. Anders formuliert ist Glückseligkeit das oberste Gut, wonach alles menschliche Handeln strebt. Ein Kerngedanke von Aristoteles‘ Theorie ist, dass er davon ausgeht, man werde glücklich, wenn man tugendhaft handelt. Eine Tugend zu haben bedeutet, über einen gewissen Habitus, also über eine Grundhaltung, zu verfügen, nämlich tugendhaft zu handeln. Man kann zwei Arten von Tugenden unterscheiden: die Verstandestugenden, wie beispielsweise Weisheit oder Klugheit, und die sittlichen Tugenden, wie Freigebigkeit oder Mäßigkeit. Die Verstandestugenden erlernen wir durch die Belehrung, wohingegen wir uns die sittlichen Tugenden durch Gewöhnung aneignen. Sittliche Tugenden – unabhängig von den unterschiedlichen Ausprägungen der einzelnen Tugenden – zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Mitte zwischen zwei Extremen, dem Übermaß und dem Mangel, anstreben.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 8. Die Ethik der Verantwortung
Hans Jonas
Zusammenfassung
In seinem Buch Das Prinzip der Verantwortung entwickelt Hans Jonas eine Ethik, die den Herausforderungen der modernen Technik begegnen kann. Eine solche ist notwendig, da sich seines Erachtens das Wesen menschlichen Handelns durch die Fortschritte der Technik grundlegend verändert hat. Menschliches Handeln kann tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche und außermenschliche Natur haben und sogar zur Vernichtung allen menschlichen Lebens führen. Eine Ethik sollte dieser Veränderung gerecht werden. So formuliert Jonas als oberstes Prinzip die Aufforderung, dass jede Handlung und deren Folgen mit einer dauerhaften Existenz menschlichen Handelns auf der Erde vereinbar sein solle, was auch als ökologischer Imperativ bezeichnet wird. Das bedeutet, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, menschliches Leben zu erhalten und zu schützen und den Planeten zu bewahren. Dies ist eine Fernethik, da sie die Langzeitfolgen beachtet und so gesehen nachhaltiges Handeln fördert. Grundlegend hierfür ist die Verantwortung, die jeder Mensch als Mensch trägt. Wir sind für all das verantwortlich, worüber wir Macht haben, also auch für die dauerhafte Existenz menschlichen Lebens. Verantwortung empfindet nach Jonas jeder Mensch, da er die Verletzlichkeit dessen begreift, worüber er Macht hat. Dieses Verantwortungsgefühl motiviert ihn, das zu schützen, was er durch seine Handlungen zerstören könnte.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried

Vertragstheoretiker

Frontmatter
Kapitel 9. Die Vertragstheoretiker
Einführung
Zusammenfassung
Der vorliegende Teil ist Ansätzen der sog. Vertragstheorie gewidmet. Ehe in den folgenden Kapiteln einige vertragstheoretische Ansätze im Detail betrachtet werden, sei zunächst der Grundgedanke hinter den Vertragstheorien herausgestellt.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 10. Die Vertragstheorie
Thomas Hobbes
Zussammenfassung
Thomas Hobbes kann als der Begründer der Vertragstheorie angesehen werden. Der Grundgedanke dieser Theorie ist folgender: Staatliche Autorität und Gesetze können dadurch legitimiert werden, wenn sie so gestaltet werden, dass alle Menschen ihnen freiwillig zustimmen würden. Diese Zustimmung erfolgt, da eine etablierte staatliche Autorität und Gesetze im Interesse jedes Einzelnen liegen. Hierzu versetzt Hobbes die Menschen hypothetisch in einen Naturzustand, d.h. einen Zustand, wo es keine Gesetze, keine Moral und keine oberste regelnde Instanz gibt. In solch einem Zustand würden sich – nach Hobbes – die Menschen gegenseitig bekriegen, es würde ein Krieg aller gegen alle herrschen, und niemand wäre sich seines Lebens sicher, da der Mensch von Natur aus ein rein egoistisches Wesen ist. Jedem Einzelnen wäre daran gelegen, diesem Naturzustand zu entkommen. Dies gelingt, wenn sich alle Menschen an gewisse Gesetze halten, die das Zusammenleben regeln und friedlich gestalten, die sog. natürlichen Gesetze. Nach Hobbes hält sich aber niemand an Gesetze, wenn es keine Instanz gibt, die auf die Einhaltung der Gesetze achtet. Somit wird eine solche Instanz, ein Staat, benötigt. Um dem Naturzustand zu entkommen, einigen sich die Menschen auf Gesetze und etablieren zugleich eine staatliche Autorität. Sie schließen miteinander einen Gesellschaftsvertrag. Das Besondere an der Theorie von Hobbes ist, wie er moralisches Handeln und das Gelten moralischer Vorschriften aus dem Eigeninteresse jedes Einzelnen herleitet.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 11. Der Gesellschaftsvertrag
Jean-Jacques Rousseau
Zusammenfassung
Jean-Jacques Rousseau ist einer der einflussreichsten Denker der europäischen Geschichte, und seine politische Philosophie ist untrennbar mit der französischen Revolution verbunden. Er geht davon aus, alle Menschen seien von Natur aus gleichermaßen frei. Ebenso liege es in der Natur des Menschen, zum eigenen Wohl zu handeln, aber auch Mitleid für andere zu empfinden, wodurch ein natürliches Gleichgewicht beider Handlungsmotive geschaffen ist. Die Kernfrage seiner politischen Philosophie ist, wie Menschen sich politisch vereinigen können, ohne dass der Einzelne seine Freiheit verliert. Die Antwort liefert der sog. Gesellschaftsvertrag. Die Grundidee ist, dass alle Menschen, die sich zu einer Gesellschaft zusammenschließen wollen, miteinander freiwillig einen Vertrag schließen, in dem sie ihre persönlichen Kräfte unter die Richtschnur des Gemeinwillens stellen, welcher auf das Gemeinwohl abzielt. Da jeder einzelne Vertragspartner ist, wird niemand unfreiwillig unterworfen. Die Gemeinschaft der Vertragschließenden ist der Souverän, d.h. derjenige, der sagt, was gewollt wird und was nicht, was wiederum im Gemeinwillen zum Ausdruck kommt. Die Regierung, welcher Form sie auch sein mag, hat nur zum Zweck den Gemeinwillen umzusetzen. Ihr steht es nicht zu, andere zu unterdrücken, da dadurch der Gemeinwille verletzt würde. Es käme zu einem Vertragsbruch, wodurch der Gesellschaftsvertrag aufgehoben wird. Der Gesellschaftsvertrag stellt also die Möglichkeit dar, wie sich Menschen gesellschaftlich vereinen können, ohne ihre natürliche Freiheit zu verlieren.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 12. Gerechtigkeit als Fairness
John Rawls
Zusammenfassung
John Rawls bezeichnet seine Theorie der Gerechtigkeit als „Gerechtigkeit als Fairness“, denn in einer fairen Ausgangssituation entscheidet man über die Grundsätze der Gerechtigkeit. Diese ist – in der Tradition der Vertragstheoretiker – der Natur- bzw. Urzustand. Hier müssen wir uns die Menschen hinter einem Schleier des Nichtwissens denken, d.h. sie sind im Unwissen darüber, welche gesellschaftliche Position sie einnehmen, welcher gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Klasse sie angehören und auch darüber, welche natürlichen Anlagen sie besitzen. In diesem Zustand des Nichtwissens muss nun die Entscheidung über die Grundsätze der Gerechtigkeit gefällt werden. Laut Rawls werden zwei Grundsätze ausgewählt, zum einen der Grundsatz der größtmöglichen gleichen Freiheit und zum anderen ein Grundsatz, der das Unterschiedsprinzip und das Prinzip der (fairen) Chancengleichheit umfasst. Gemäß dem Grundsatz der größtmöglichen gleichen Freiheit werden jedem Menschen das gleiche Maß an Grundfreiheiten zugestanden, die man ihm nicht mehr absprechen kann. Der zweite Grundsatz richtet sich auf die Verteilung von sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten. Das Unterschiedsprinzip besagt, dass eine Ungleichverteilung von Gütern nur dann gerechtfertigt ist, wenn sie dem schwächsten Glied zuträglich ist. Der Grundsatz der Chancengleichheit fordert, dass Ämter und Positionen in einer Gesellschaft gemäß der Chancengleichheit für alle offen stehen und nicht an gesellschaftliche Klassen gebunden sein dürfen.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried

Offene Kultur

Frontmatter
Kapitel 13. Die offene Kultur
Einführung
Zusammenfassung
Im vierten und letzten Teil dieses Buches wenden wir uns zwei Denkern zu, bei denen es manchen verwundern mag, weshalb sie gemeinsam unter der Überschrift „Die offene Kultur“ behandelt werden. Die Rede ist von dem Wissenschaftstheoretiker Karl Popper und dem Literaten Gotthold Lessing. Wir sehen ein verbindendes Element bei beiden Autoren, denn sie versuchen, eine grundlegende Fragestellung zu beantworten: Können wir die Wahrheit von wissenschaftlichen, ethischen oder religiösen Theorien zeigen? Und wenn wir dies nicht zeigen können, was folgt dann daraus für unser Verhalten in der Wissenschaft, Gesellschaft oder auch im zwischenmenschlichen Bereich? Die Lehren, die beide ableiten, kann man unseres Erachtens unter dem Schlagwort „offene Kultur“ zusammenfassen.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 14. Der Kritische Rationalismus
Sir Karl Popper
Zussammenfassung
Der Kritische Rationalismus stellt eine Revolution in der Geschichte der Wissenschaftstheorie dar. Kern des Kritischen Rationalismus bildet die Idee der Kritik. Jede Wissenschaft sollte beständig versuchen, ihre Theorien zu widerlegen (Falsifikationsprinzip), anstelle die Wahrheit ihrer Theorien beweisen zu wollen (Verifikationsprinzip). Nur wenn man das Verifikationsprinzip aufgibt, kann man den Fortschritt und die Weiterentwicklung einer Wissenschaft gewährleisten, so Popper. Die Grundidee des Kritischen Rationalismus ist nicht nur für die Wissenschaftstheorie relevant, sondern hat auch Auswirkungen auf gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Bereiche. Popper vertritt eine sog. Stückwerktheorie: Um gesellschaftliche Prozesse zu verbessern, muss man Schritt für Schritt Veränderungen herbeiführen, statt einen abstrakten Idealzustand anzustreben.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 15. Relativismus und Toleranzgebot
Gotthold Lessing
Zusammenfassung
Lessings Nathan der Weise gilt nicht zuletzt wegen der darin niedergeschriebenen Ringparabel als das wichtigste Stück des Autors und als eines der Schlüsselwerke der deutschen Aufklärung. Die Parabel antwortet auf die Frage, ob das Christentum, das Judentum oder der Islam die einzig wahre Religion sei, indem sie auf die Unentscheidbarkeit dieser Frage hinweist: Wir können nicht wissen, welche die richtige Religion ist, und daher besitzen alle drei gleichermaßen Gültigkeit. Damit klingt ein relativistischer Gedanke an, den man auch auf die Frage, ob es eine einzig richtige Moraltheorie gibt, übertragen kann. Wenn mehrere Religionen und mehrere Moraltheorien gleichermaßen gültig sind, kann man daraus das sog. Toleranzgebot ableiten: Ein jeder solle sich tolerant gegenüber anderen Kulturen und Religionen zeigen.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Kapitel 16. Von Philosophen lernen
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Wir sind am Ende unseres Buches angelangt. Erinnern wir uns an die Ausgangsfrage: Was können wir von Philosophen in Bezug auf Menschenführung lernen? Diese Frage wurde vor dem Hintergrund des Modells der ethikorientierten Führung gestellt. Als deutlich normatives Modell beschreibt es, wie Führung im Idealfall aussehen sollte. Ethikorientierte Führung zeichnet sich dadurch aus, dass moralische Werte Leitplanken von Handlungen darstellen. Eine ethikorientierte Führungskraft wendet sich aus moralischen Gründen gegen bestimmte Verhaltensweisen. Reines Gewinnstreben beispielsweise, ohne die betroffenen Menschen mit ihrer Menschenwürde wahrzunehmen oder die Auswirkungen auf die Natur zu berücksichtigen, wird eine ethikorientierte Führungskraft ablehnen. Kommt es zu einem Konflikt zwischen – sagen wir – wirtschaftlichen Vorteilen und moralischen Bedenken, wird sich eine ethikorientierte Führungspersönlichkeit der moralischen Bedenken nicht nur bewusst sein, sondern sie wird diesen auch Gehör schenken. Die moralischen Gründe sind also vorrangig vor anderen Gründen. Außerdem nutzt eine ethikorientierte Führungspersönlichkeit ihre Macht und ihren Einfluss dazu, moralische Werte voranzutreiben und zu ermöglichen.
Dieter Frey, Lisa Schmalzried
Backmatter
Metadaten
Titel
Philosophie der Führung
verfasst von
Dieter Frey
Lisa Katharin Schmalzried
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-34439-8
Print ISBN
978-3-642-34438-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-34439-8