Photovoltaik (PV) boomt – und damit auch die Fehler bei Installation und Wartung. Wie diese vermieden werden können und was im Fall der Fälle doch hilft, erklärt Lutz Erbe, bei VGH Versicherungen für Schadensprävention zuständig.
Lutz Erbe, bei VGH Versicherungen für Schadensprävention zuständig, ist Mitglied in den Normungsgremien des DKE zu PV-Anlagen, Überspannungsschutz sowie Landwirtschaft und wirkt bei der Erstellung Technischer Leitfäden im GDV mit. Seit 2009 ist er vom VdS anerkannter Sachverständiger für Elektrothermografie, seit 2010 von der Ingenieurkammer Niedersachsen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schaltanlagen/Verteilungen und Überspannungsschutzeinrichtungen und Elektrothermografie.
VGH
springerprofessional.de: Welche typischen Schäden entstehen an Photovoltaikanlagen durch Umwelteinflüsse wie Sturm, Hagel oder hohe Temperaturen, und wie können diese Risiken minimiert werden?
Lutz Erbe: Bei Sturm kann es zur Zerstörung von Tragsystemen oder zum Abriss von Modulen kommen. Anlagen sollten also entsprechend der Windlastzone geplant und mit ausreichenden Lastreserven ausgestattet werden. Bei Hagel reicht das Schadensspektrum von leichten Zellrissen bis hin zur kompletten mechanischen Zerstörung. Hier ist es entscheidend, widerstandsfähige Module zu verwenden, die vom Hersteller entsprechend getestet wurden. Hohe Temperaturen verursachen zwar nur selten direkte Modulausfälle, können jedoch die Lebensdauer von Wechselrichtern verkürzen, wenn diese über ihrer empfohlenen Umgebungstemperatur betrieben werden. Eine Einhaltung der Herstellervorgaben ist hier der Schlüssel.
Auch Blitzschäden sind zu berücksichtigen: Direkteinschläge in Module sind selten, jedoch treten Blitzüberspannungsschäden an Wechselrichtern häufiger auf. Ein äußerer Blitzschutz sowie ein umfassender Überspannungsschutz gemäß VDE 0185-305-3 Beiblatt 5 sind hier essenziell.
Schäden durch Installations- oder Wartungsfehler gibt es ja auch. Wie häufig treten diese auf und wie kann man diese von Anfang an vermeiden?
Installations- und Wartungsfehler sind eine häufige Schadensquelle. Beispiele sind das Ablegen von Leitungen und Steckverbindern auf der Dachhaut oder mangelhafte Schraub- Klemmverbindungen bei Aluminium-Leitern. Um solche Fehler zu vermeiden, sollte die Installation von einem Sachverständigen begleitet und abgenommen werden, etwa durch einen VdS-anerkannten Sachverständigen für Photovoltaikanlagen.
Der Brandschutz spielt bei Photovoltaikanlagen auch eine große Rolle. Welche präventiven Maßnahmen sollten Anlagenbetreiber hierzu berücksichtigen?
Brandschutz ist wirklich insbesondere bei brennbaren Dachaufbauten mit Polystyroldämmstoffen oder bitumenhaltigen Dachabschlüssen unerlässlich. In solchen Fällen kann ein Defekt an einem PV-Modul oder einer Leitung einen Brand auslösen. Schutzmaßnahmen müssen individuell in Abstimmung mit dem Sachversicherer festgelegt werden, beispielsweise gemäß VdS 6023.
Wenn Wechselrichter und Batteriesysteme in Bereichen mit brennbaren Materialien wie Lagerhallen oder Werkstätten installiert werden, ist das Risiko ebenfalls erhöht. Hier sind die Einhaltung von Herstellervorgaben und normativen Anforderungen wie VDE 0100-420 oder VdS 2033 essenziell.
Eine entsprechende Überwachung kann Schäden vermeiden…
Ja. Regelmäßige Prüfungen durch Fachbetriebe sind unverzichtbar. Dazu gehören messtechnische Untersuchungen, IR-Thermografie und Sichtprüfungen. Eine kontinuierliche Ertragskontrolle sowie die unverzögerte Auswertung von Betriebs- und Fehlermeldungen der Wechselrichter tragen ebenfalls dazu bei, mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen.
Gehört dazu nicht auch ein effektives Risikomanagement?
Ein effektives Risikomanagement beginnt mit der Planung: Diese sollte von einem Sachverständigen begleitet werden, wobei frühzeitig die Sachversicherung des Gebäudes und die technische Versicherung einbezogen werden sollten. Eine gründliche Abnahme und Dokumentation sowie der Abschluss eines Wartungsvertrages mit einem Fachbetrieb sind ebenfalls entscheidend. Weitere Informationen finden sich in VdS 6023 und 3145.
Wenn das alles nichts hilft: Wie kann man sich gegen solche Schäden am besten absichern?
Eine PV-Anlage sollte im Rahmen einer Allgefahrenversicherung gegen Sachschäden abgesichert werden. Neben dem Sachschaden ist auch der Ertragsausfall durch entgangene Einspeisevergütungen zu versichern. Wird der erzeugte Strom selbst verbraucht, sollten Betreiber zudem die Mehrkosten für den Bezug von Fremdstrom abdecken lassen.
Wie werden dann solche Schäden an PV-Anlagen versicherungstechnisch abgewickelt?
Versicherungen decken zwei Bereiche ab: Zum einen können Dritte durch den Betrieb der Anlage geschädigt werden, etwa wenn ein unzureichend befestigtes Modul vom Dach fällt. Hierfür ist eine Haftpflichtversicherung notwendig. Zum anderen sollte die PV-Anlage selbst über eine Sachversicherung gegen Sach- und Ertragsausfallschäden abgesichert werden. Dies kann über eine Gebäudeversicherung mit Leistungserweiterungen oder über eine spezielle Photovoltaikversicherung erfolgen.