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03.03.2025 | Photovoltaik | Interview | Online-Artikel

"Keine Angebote für PV-Anlagen aus der Ferne"

verfasst von: Frank Urbansky

6 Min. Lesedauer

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PV boomt. Netzbetreiber kommen mitunter kaum hinterher, die Anlagen rechtzeitig einzubinden. Doch in der Branche sind auch viele schwarze Schafe unterwegs. Im Interview erklärt PV-Experte Maximilian Wagner, wie man die erkennt.

springerprofessional.de: Wie kann man schon in der Angebotsphase erkennen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt – also schon vor der Installation einer Photovoltaikanlage?

Maximilian Wagner: Keine Angebote über Google oder aus der Ferne! Es muss jemand vor Ort sein und das Dach tatsächlich vermessen. Faktoren wie Dachneigung, Sparrenabstand, Ziegeldach oder Flachdach, sogar der Reibungskoeffizient müssen berücksichtigt werden. Das kann man als Endverbraucher natürlich nicht alles wissen. Aber eine grobe Richtlinie ist: Man muss als Handwerker einmal auf dem Dach gewesen sein, um sich ein Bild zu machen. Das ist ein Kriterium für einen seriösen Anbieter, der das leisten kann.

Ein Anbieter sollte auch immer eigene Montageteams haben. Das ist wirklich wichtig. Und er sollte qualitativ hochwertige Produkte verwenden. Im Angebot muss genau stehen, was geliefert wird – keine vagen Angaben wie '10 kW mit Modul XY', sondern eine genaue Produktbezeichnung. Das ist wie bei einem Auto: Wenn jemand ein 'rotes Auto' verspricht, dann kann das alles sein.

Woran erkennt man denn die Qualifikation und Professionalität eines solchen Montageteams?

Tatsächlich ist es von außen oft schwer zu beurteilen, ob ein Anbieter wirklich seriös ist. Ich würde mir immer die Schulungsunterlagen und Zertifikate zeigen lassen. Es gibt Anbieter von Schulungen, ähnlich wie der TÜV, mit speziellen Montagekursen. Haben die Mitarbeiter so einen Kurs besucht, im Idealfall bei einem staatlich anerkannten Anbieter oder einer vergleichbaren Institution? Wenn ja, dann ist das schon ein sehr gutes Zeichen.

Ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird, ist die Sicherheitsüberprüfung. Sind die Monteure zum Beispiel als Höhenkletterer ausgebildet? Wenn ein Anbieter seine Leute regelmäßig zu entsprechenden Schulungen schickt, zeigt das, dass er auf Qualität und Sicherheit achtet – ein sehr gutes Zeichen für einen professionellen Anbieter.

Nur entsprechend ausgebildetes Personal kann ja die Daten für eine vorstatische Berechnung erheben…

Ja. Für die Berechnung ist es wichtig, das Dach vorher genau auszumessen, denn je nach Region gibt es unterschiedliche Schnee- und Windlasten. Dementsprechend braucht man die richtigen Dachhaken, Falzblechklemmen und auch die richtigen Montageträger. Dafür gibt es sogenannte statische Vorberechnungen. Aber wenn das Dach nicht vermessen ist, kann ich diese Berechnungen gar nicht machen. Dann gibt es Probleme mit der Statik. Einfach zu hoffen, dass es hält, ist keine Lösung.

Eine Besichtigung vor Ort ist daher unerlässlich, um sicherzustellen, dass das Befestigungsmaterial den Anforderungen entspricht und auch die Garantie des Herstellers gewährleistet ist. Ohne gute Planung übernehmen Hersteller oft keine Haftung. Wenn beispielsweise der Wechselrichterhersteller feststellt, dass zu viele Module an einem Strang hängen, wird er auch nicht die korrekte Funktionsweise des Wechselrichters garantieren.

Ohne Garantien geht also nichts?

Genau. Wie lange die Hersteller Garantie auf ihre Module bieten, ist ein wesentlicher Faktor, der sowohl Sicherheit als auch Qualität widerspiegelt. Außerdem sollte man schauen, ob die Firma wirtschaftlich gut aufgestellt ist – das ist entscheidend, damit sie im Garantiefall auch in Zukunft noch existiert.

Tatsächlich gibt es Herstellergarantien, die wirklich lange laufen. Einige Anbieter bieten Wartungs- und Reinigungsverträge an, was ich für eine sinnvolle Ergänzung halte. Damit hat man beispielsweise jährlich einen Service, oder auch alle zwei Jahre – das reicht oft aus. So stellt man sicher, dass die Anlage regelmäßig überprüft und in einem guten Zustand gehalten wird. Das ist wie bei einer Gastherme oder einem Auto: Auch die brauchen regelmäßige Wartung, damit sie einwandfrei funktionieren.

Die Übergabe eines Anlagenbuchs empfehlen Sie auch. Warum?

Das gehört ganz einfach zu einer Photovoltaikanlage. Es ist eine Dokumentation der gesamten Anlage. Darin stehen alle wichtigen Informationen: Wie die Verkabelung erfolgt ist, eine Fotodokumentation der Montage, Datenblätter, die vorstatistischen Berechnungen, eventuell vorhandene QR-Codes und die Kommunikation mit dem Netzbetreiber. Auch Verträge wie der Einspeisevertrag oder ein Förderungsvertrag sind Teil dieses Buches. Das Anlagenbuch wird am Ende an den Kunden übergeben – eine vollständige und ordentliche Dokumentation ist also ein Muss.

Zur Hardware: Gibt es Unterschiede zwischen den PV-Modulen etwa bei gut aufgestellten Handwerksbetrieben und damit konkurrierenden Online-Angeboten?

Also, es gibt zum Beispiel Anbieter wie das Grüne Haus, die Modultests durchführen. Ich würde darauf achten, ob die Module, die man ins Auge fasst, in solchen Tests vertreten sind. Dann gibt es Hersteller wie Meyer Burger, die in Deutschland produzieren – das ist ein großer Vorteil. Oder Aiko, ein chinesischer Hersteller, der sehr stark am Markt ist und hervorragende Module macht. Ebenso gibt es Marken wie Trina, Jinko und JA Solar. Diese Anbieter sind weltweit aufgestellt, und wenn man Module von denen hat, kann man in der Regel qualitativ hochwertige Produkte erwarten.

Der höhere Preis sollte ja zumindest langfristig Vorteile bieten…

Ja, weil der Wirkungsgrad viel besser ist. Bei einer Photovoltaikanlage geht es nicht nur um Energie, sondern auch um den wirtschaftlichen Nutzen. Es ist im Grunde ein Business Case – die Anlage soll Energiekosten senken und Geld sparen. Das funktioniert aber nur, wenn die Anlage über Jahre hinweg problemlos funktioniert und später keine zusätzlichen Kosten entstehen. Dazu muss sie einmal vernünftig installiert werden.

Und der Anbieter, der die Anlage verkauft und installiert, sollte auch in zehn Jahren noch da sein, um sie zu warten, zu reparieren oder auf den neuesten Stand zu bringen. Ich würde mir eine Firma suchen, bei der ich das Gefühl habe, dass ich auch in zehn Jahren noch Unterstützung bekomme. Das ist der entscheidende Punkt – man kauft nicht nur die Anlage, sondern auch den Service für die Zukunft.

Zum Schluss: Welche Trends sehen Sie im aktuellen Markt?

Der Energiebedarf steigt enorm, gerade durch Entwicklungen wie KI. Systeme wie Google oder andere Rechenzentren brauchen immer mehr Leistung, und das treibt die Nachfrage an. Die Gesellschaft und Regierungen werden deshalb immer stärker auf Energieeffizienz und Eigenversorgung setzen. Das bedeutet, dass wir mehr Energie brauchen werden und gleichzeitig größere Batteriespeicher entwickeln müssen.

Es wäre etwa entscheidend, Energiemanagementsysteme so zu gestalten, dass sie Mittagsspitzen abfangen. Zum Beispiel sollte man Speicher nicht schon früh morgens, etwa um 6 oder 7 Uhr, vollladen, sondern erst ab 10 oder 11 Uhr, je nach Region. Das kann man gut mit dynamischen Stromtarifen kombinieren, da die Einspeisung mittags oft negative Preise hat. Man kann das System so einstellen, dass ab 11 Uhr geladen wird, und dadurch die Spitzenlasten ausgleichen.

Unternehmerisch gesehen gibt es zwei große Entwicklungen. Erstens wird es immer mehr auf die intelligente Verteilung und Speicherung von Energie ankommen. Zweitens wird es weiterhin Produktionslösungen geben müssen, vor allem für autarke Haushalte. Denn Autarkie ist ein großes Thema – es sorgt für Versorgungssicherheit. Es ist also keine Frage des 'ob', sondern nur des 'wie'. Das wird der Schlüssel für die Zukunft sein.

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