Skip to main content

2013 | Buch

Politik im Kontext: Ist alle Politik lokale Politik?

Individuelle und kontextuelle Determinanten politischer Orientierungen

herausgegeben von: Jan W. van Deth, Markus Tausendpfund

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Gemeinden haben positive Effekte auf die politischen Orientierungen der Bürger. Weil die räumliche Nähe intensivere Kontakte mit Politikern ermöglicht, mehr Möglichkeiten der Beteiligung bietet und eine größere Vertrautheit mit dem politischen Prozess erlaubt, trägt die lokale Ebene dazu bei, die Legitimität des politischen Systems zu stärken und das Vertrauen in die Demokratie zu fördern. Diese plausible These und weitverbreitete Argumentation wird allerdings nur selten empirisch überprüft. Die Beiträge in diesem Band, versuchen diese Lücke zu schließen. Zu klären ist, welche Bedeutung das lokale Umfeld für politische Orientierungen hat und wie mögliche wechselseitige Einflüsse von individuellen und kontextuellen Merkmalen zustande kommen. Für die empirischen Analysen wurden in 28 zufällig ausgewählten Gemeinden insgesamt über 12.000 Bürger befragt. Außerdem fanden in diesen Gemeinden eine Kommunalpolitikerbefragung sowie eine Sammlung von statistischen Informationen zur politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation in diesen Kommunen statt. Diese einzigartigen Daten ermöglichen eine umfangreiche empirische Überprüfung der Bedeutung von Gemeinden in gegenwärtigen Demokratien.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einführung: Ist alle Politik lokale Politik?
Zusammenfassung
Für die meisten Menschen ist Politik abstrakt und hat nur wenig Bedeutung für das Alltagsleben. Statt „großer Themen“ wie Staatsverschuldung, Erderwärmung oder Völkermord ist vielen Bürgern1 die Gestaltung des unmittelbaren Umfelds viel wichtiger. Sie verbringen daher auch mehr Zeit damit, sich mit Freunden zu treffen und in Vereinen zu engagieren als Partei- oder Wahlprogramme zu lesen. Politische Orientierungen entstehen auch in diesen direkten Kontakten mit Nachbarn und Bekannten und manche Bürger sammeln ihre ersten politischen Erfahrungen in und mit der Kommunalpolitik.
Jan W. van Deth, Markus Tausendpfund

Politische Orientierungen im lokalen Kontext

Frontmatter
Lokale Orientierungen
Zusammenfassung
Gemeinden sind mehr als reine Verwaltungseinheiten. Als alltägliches Wohn- und Lebensumfeld stellen sie vielmehr einen wesentlichen Ort der sozialen und politischen Integration dar (vgl. Ladner u. Bühlmann 2007, S. 67; Häußermann u. Wurtzbacher 2005). Hier wohnen und arbeiten die Menschen, hier sind sie familiär und sozial eingebettet,hier verbringen sie ihre Freizeit, treffen sich mit Freunden und nehmen am Vereinsleben teil (vgl. Oehmichen u. Schröter 2011, S. 182).
Sebastian Kuhn
Wertorientierungen
Zusammenfassung
Werte sind die Essenz politischen Handelns. Sie bilden die zentrale Beurteilungsgrundlage für politische Entscheidungen; sie bestimmen, welche Gesellschaftsform wir für „richtig“ und „gut“ befinden. Dabei gilt, dass alle modernen Werte und gerade die politischen Grundwerte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit grundsätzlich positiv konnotiert sind.
Sigrid Roßteutscher, Philipp Scherer
Demokratische Bürgertugenden
Zusammenfassung
Was ein geplanter Bahnhofsumbau im öffentlichen Diskurs alles bewirken kann. Der Bürger ist jedenfalls plötzlich wieder in aller Munde. Der erste grüne Ministerpräsident der Republik möchte das Land in die Bürgergesellschaft führen, und für manche ist ein solcher politischer Kulturwandel fast schon abgeschlossen, wie der Titel einerkürzlich ausgestrahlten Radiosendung „Die Bürger kommen! Politikverdrossenheit war gestern. Heute wollen Bürger mitreden“ (WDR 5, 2011) nahelegt.
Simone Abendschön
Soziales Vertrauen
Zusammenfassung
Gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Krisenzeiten werden oftmals von Klagen über einen umfassenden Vertrauensverlust begleitet, der die Folgen solcher Krisen, so die Befürchtung, zudem noch verschärft. Der Ruf nach dessen Wiederherstellung weist folglich einen möglichen Ausweg aus der Krise, gilt Vertrauen doch zweifellos als Allheilmittel zahlreicher Missstände.
Sonja Zmerli
Soziale Partizipation
Zusammenfassung
Im Juli 2011 löste das Bundesfreiwilligenjahr den Wehrdienst und damit auch den Zivildienst ab. Der Bundesfreiwilligendienst ergänzt das Freiwillige Soziale Jahr und soll das bürgerschaftliche Engagement stärken. Sehr viele Wohlfahrtsverbände suchten im Vorfeld dringend nach Bewerbern.
Silke I. Keil
Politische Mediennutzung
Zusammenfassung
Moderne Massendemokratien sind ohne einen steten Fluss an Kommunikation „auf horizontaler Ebene – zwischen den Bürgern – als auch in vertikaler Richtung – von der politischen Führung zum Publikum und umgekehrt “ (Ellwein u. Zimpel 1969, S. 9)nicht denkbar.
Jens Tenscher, Gilg U. H. Seeber, Michael Hallermayer
Wissen zur EU – Bedeutung/slosigkeit des lokalen Kontexts?
Zusammenfassung
Politisches Wissen gilt seit der Aufklärung als Voraussetzung für die Mündigkeit der Staatsbürger. Auch in modernen repräsentativen Demokratien gehört politische Informiertheit der Bevölkerung zum angestrebten Bürgerschaftsverständnis.
Bettina Westle
Haltungen zur Europäischen Union
Zusammenfassung
Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses in einer südhessischen Kleinstadt: Die Mitglieder des Gremiums stimmen der europaweiten Ausschreibung der Architekturleistung der Rathaussanierung zu. Anschließend diskutieren die Kommunalpolitiker die Richtlinien zum Förderprogramm „Lokale Ökonomie“, das mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung ausgestattet ist.
Markus Tausendpfund

Lokale politische Orientierungen im Vergleich

Frontmatter
Politisches Interesse
Zusammenfassung
In modernen Gesellschaften ist kaum ein Bereich des Lebens nicht von Politik betroffen: Bildung und Gesundheit, Sicherheit und Ordnung, Arbeitsplätze und Geldscheine, Trinkwasser und Friedhöfe, Energie und Einwanderung sowie zahlreiche weitere Themen fallen in den Zuständigkeitsbereich politischer Entscheidungen.
Jan W. van Deth
Politisches Vertrauen
Zusammenfassung
„In God We Trust: Everyone Else Pays Cash.“ Vor mehr als 35 Jahren waren dies die einleitenden Worte Jack Citrins in seinem Artikel über „The Political Relevance of Trust in Government“, in welchem er einen stetigen Rückgang des Vertrauens der USamerikanischenBürger in deren Regierung dokumentierte (Citrin 1974, S. 973; vgl.auch Miller 1974a, 1974b).
Christian Schnaudt
Verbundenheit mit der Gemeinde
Zusammenfassung
Im vorliegenden Beitrag wird nach Determinanten zur Erklärung unterschiedlicher Verbundenheit gesucht. Unter Verbundenheit wird dabei die affektive Bindung eines Individuums an sein soziales Umfeld verstanden. Das Gefühl der Verbundenheit kann als wichtiger Bestandteil von Identität mit einer sozialen Gemeinschaft aufgefasst werden (Bühlmann 2010).
Marc Bühlmann
Zufriedenheit der Bürger mit politischen Institutionen und der Demokratie
Zusammenfassung
Die Notwendigkeit politischer Unterstützung durch die Bevölkerung für die Persistenz politischer Systeme gehört spätestens seit den Veröffentlichungen von David Easton Mitte der 60er Jahre zum Grundwissen der Politikwissenschaft (vgl. Easton 1965; ähnlich Almond u. Verba 1965).
Angelika Vetter
Politische Partizipation
Zusammenfassung
Die Gemeindepolitik gilt vielen als Keimzelle und Trainingsfeld der Demokratie.Die als Modellfälle betrachteten Gemeinden in den Neuenglandstaaten und in der Schweiz wiesen in der Tat jene Überschaubarkeit und soziale Homogenität auf, die es den Bürgern ermöglichte, zur Regelung der kommunalen Angelegenheiten auf dem Marktplatz oder in der Gemeindehalle zusammen zu kommen, eine politische Agenda aufzustellen, Argumente auszutauschen, einen Konsens in strittigen Fragen zu finden oder, falls erforderlich, sich in einer Abstimmung mit Mehrheit für eine der debattierten Alternativen zu entscheiden. Es ist also leicht nachvollziehbar, wenn die Beteiligung an der Gemeindepolitik als Modell partizipativen Lernens angesehen wird.
Oscar W. Gabriel
Wahlbeteiligung
Zusammenfassung
Die Beteiligung an einer Wahl ist – auf den ersten Blick betrachtet – ein individueller,ja geradezu intimer Akt. Sie muss es sogar sein, denn aus dem Wahlrechtsgrundsatz der geheimen Wahl lässt sich unmittelbar ableiten, dass die Stimmabgabe „im Geheimen“, üblicherweise in einer (alleine zu betretenden) Wahlkabine vollzogen wird.
Thorsten Faas
Schlussbetrachtung: Warum ist nicht alle Politik lokale Politik?
Zusammenfassung
Die Lebensfähigkeit und die Qualität einer Demokratie sind von der Erfüllung einer Vielzahl von Voraussetzungen und Einflüssen abhängig. In der Literatur wird dabei regelmäßig auf die Bedeutung der „geographischen Nähe“ aufmerksam gemacht: wo Bürger „natürliche“ Kontakte pflegen – beim Bäcker, im Sportverein oder auf dem Jahrmarkt – und gemeinsame Interessen und Lösungsansätze relativ einfach erkennbar sind, dort werden auch Gemeinsinn und soziales Engagement gefördert.
Jan W. van Deth, Markus Tausendpfund
Backmatter
Metadaten
Titel
Politik im Kontext: Ist alle Politik lokale Politik?
herausgegeben von
Jan W. van Deth
Markus Tausendpfund
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-531-19249-9
Print ISBN
978-3-531-19248-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-19249-9