2000 | OriginalPaper | Buchkapitel
Politikvermittlung und Wahlen — Sonderfall oder Normalität des politischen Prozesses? Essayistische Anmerkungen und Anregungen für die Forschung
verfasst von : Ulrich Sarcinelli
Erschienen in: Wahlen und Politikvermittlung durch Massenmedien
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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„The show must go on“, so resümiert Peter Radunski (1996, 34), erfahrener Parteimanager, Wahlkampfplaner und Spitzenpolitiker, seine Erfahrungen zur modernen Wahlkampfführung wie überhaupt zur unausweichlichen „Amerikanisierung“ politischer Kommunikation. Nun kann man darüber streiten, ob die Show weitergehen muss, kann räsonieren über den Verfall der politischen Kultur durch zunehmende „Amerikanisierung“ der Politikvermittlung; kann die Inhaltslosigkeit von Wahlkampagnen, die Reduktion von Politik auf Fernseh-Personality-Shows und Sympathiewettbewerbe wie überhaupt die Entertainisierung des Politischen beklagen. Die normativ-kulturkritisch aufgeladene Attitüde, mit der solche Klagen bisweilen geführt werden, dürfte wenig daran ändern, dass die Show weiter gehen wird. Der Bundestagswahlkampf 1998 lieferte jüngstes Anschauungsmaterial für den Grad an medialer Professionalisierung. Bei Kommentatoren nährte er erneut Zweifel, ob den Parteien noch die Funktion zukommt, Sprachrohre der Gesellschaft zu sein; ob wir uns nicht an einem „Wendepunkt“ (Oberreuter 1996) auf dem Weg „von der Parteien zur Mediendemokratie“ (Sarcinelli 1998a) befinden, ja das „Ende der Parteien“ (Meng 1997) bevorstehe. Ohne die Medien jedenfalls und vor allem ohne das Fernsehen sind politische Parteien heute allenfalls noch politische „Flüstertüten“.