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2020 | Buch

Politisch-ökonomische Konfliktlinien im sich wandelnden Wohlfahrtsstaat

Positionierung deutscher Interessenverbände von 2000 bis 2014

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Über dieses Buch

In der sozialwissenschaftlichen Literatur werden unterschiedliche Thesen zur Rolle von Interessenverbänden in Bezug auf Reformprozesse gemacht. Benedikt Bender testet in der vorliegenden Studie diese Thesen, indem die Positionierung von Gewerkschaften und Unternehmerverbänden zu gesellschaftspolitisch umstrittenen Reformdebatten analysiert werden. Der zentrale Befund ist, dass es sich um eine Koexistenz von strukturellen und strategischen Interessen der Organisationen handelt, die umso moderater wurden, je mehr institutionelle Austauschprozesse wie Tarifverhandlungen vorhanden sind.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung und Fragestellung
Zusammenfassung
Bei der Frage, wie die Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten erklärt werden kann, lautet eine prominente These, dass Arbeitgeber immer gegen sozialstaatlichen Ausbau opponiert haben (Esping-Andersen 1990: 22), dass soziale Sicherung im Falle von Arbeitslosigkeit, ein stark ausgeprägter Kündigungsschutz oder die Regulierung des Arbeitsmarkts immer gegen die Interessen der Kapitalseite durchgesetzt worden sind. Mit den Spielarten des Kapitalismus ist eine Gegenthese hinzugekommen, die besagt, dass die Arbeitgeber durchaus ein Interesse an einem ausgeprägten Kündigungsschutz oder sozialer Absicherung haben können, damit sich die Mitarbeiter firmenspezifisch weiterbilden (Estevez-Abe et al. 2001; Iversen, Soskice 2001). Diese unterschiedlichen Thesen bilden die Grundlage der Fragestellung, die grob gefasst lautet: Welche Interessen haben Arbeiternehmer und Arbeitgeber im sich wandelnden Wohlfahrtsstaat?
Benedikt Bender
Kapitel 2. Analytisch theoretischer Rahmen
Zusammenfassung
Welche Interessen können theoretisch von Gewerkschaften und Unternehmerverbänden in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik angenommen werden, wie lautet der Forschungsstand und wie lassen sich Hypothesen ableiten? Zentral werden folgende theoretische Annahmen sein: Zum Ersten, dass die Gewerkschaften die Interessen ihrer Mitglieder repräsentieren und als Transmissionsriemen und je nach eigener Machtressource in den Politikprozess transformieren. Bei dieser Interessenstransformation präferieren die Gewerkschaften mehr wohlfahrtsstaatlichen Ausbau und mehr Arbeitsmarktregulierung und stehen damit im ausgeprägten Gegensatz zu den Interessen der Unternehmerverbände. Zum Zweiten, dass aufgrund des Einbezugs beider Organisationstypen in den Politikprozess, der Kooperation über Tarifpolitik und betriebliche Mitbestimmung kein ausgeprägter, sondern ein moderater Gegensatz der Interessen vorliegt.
Benedikt Bender
Kapitel 3. Wohlfahrtsstaatlicher Wandel in Deutschland: Abbau, Konsolidierung und Ausbau zwischen 2000 und 2014
Zusammenfassung
Mit der Agenda 2010 von SPD und Bündnis 90/Grüne wurde ein neues Kapitel in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik aufgeschlagen, das maßgeblich mit dem Wandel des Wohlfahrtsstaates verbunden wird. Der wohlfahrtsstaatliche Abbau und die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts sind Beschreibungen, die mit den vier Gesetze für moderne Dienstleitungen am Arbeitsmarkt (Hartz I-IV) verbunden werden. Nach dem Jahr 2005 waren es dann bis 2009 eher Konsolidierungsmaßnahmen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, mit wenigen Korrekturen der Agenda 2010.
Benedikt Bender
Kapitel 4. Auswahl der Interessensorganisationen nach politischer und gesellschaftlicher Relevanz
Zusammenfassung
Die Anzahl organisierter Interessen steigt im internationalen Vergleich seit Mitte der 90er Jahre stetig an (Alemann 1989; Lowery, Gray 1995). Es wird immer wieder bestätigt, dass auf nationaler (Nownes, Lipinski 2005; Winter, Willems 2007) sowie auf supranationaler Ebene (Berkhouta et al. 2017) nahezu kein Interesse mehr existiert, das nicht direkt oder indirekt in einem Verband organisiert wird.
Benedikt Bender
Kapitel 5. Beschreibung und erwartete Positionierung der relevanten Gewerkschaften und Unternehmerverbände
Zusammenfassung
Mit sechzehn Einzelgewerkschaften wurde die Dachorganisation im Jahr 1949 gegründet, wobei aktuell nur noch acht Gewerkschaften im DGB organisiert sind. Im Jahr 1978 trat die Gewerkschaft der Polizei als letzte Einzelgewerkschaft bei, und seither finden häufiger Fusionen von Einzelgewerkschaften statt
Benedikt Bender
Kapitel 6. Methodik der Textanalysen
Zusammenfassung
Ziel der empirischen Analyse ist die Überprüfung der Hypothesen, die in den Kapiteln 2 und 5 formuliert wurden. Aus der Machtressourcentheorie wurde abgeleitet: Je mehr primäre Mitgliederinteressen repräsentiert werden und die Einheit der Organisationen vorhanden ist, desto stärker positionieren sich die Gewerkschaften bei Debatten zur Reform des wohlfahrtsstaatlichen Ausbaus und zur Arbeitsmarktregulierung ausgeprägt dafür und die Unternehmerverbände ausgeprägt dagegen.
Benedikt Bender
Kapitel 7. Empirische Analysen
Zusammenfassung
Es wurde aus Tabelle 6.1 deutlich, dass die Anzahl an Pressemitteilungen der Organisationen stark variiert. Diese Variationen werden im nachfolgenden Abschnitt 7.1 erklärt und dabei einzig die Anzahl an Pressemitteilungen (abgekürzt PM) und Codes anhand von absoluten Zahlen und Durchschnittswerten (arithmetisches Mittel) deskriptiv interpretiert. Es handelt sich um eine Vorläuferanalyse der eigentlichen inhaltlichen Interpretation in Abschnitt 7.2.
Benedikt Bender
Kapitel 8. Fazit: Moderate Konfliktlinien und die Koexistenz struktureller und strategischer Interessen im sich wandelnden Wohlfahrtsstaat
Zusammenfassung
Die Agenda 2010 und die Einführung des flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns sind die prägendsten arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Reformen in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik. Beide umspannen den sich wandelnden Wohlfahrtsstaat und wurden in der Zeit zwischen 2000 und 2014 durch weitere Reformen beim Arbeitslosengeld, der Kurzarbeit, aktiver und aktivierender Arbeitsmarktpolitik ergänzt.
Benedikt Bender
Backmatter
Metadaten
Titel
Politisch-ökonomische Konfliktlinien im sich wandelnden Wohlfahrtsstaat
verfasst von
Benedikt Bender
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-31825-3
Print ISBN
978-3-658-31824-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-31825-3