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2011 | Buch

Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft

Eine Einführung

verfasst von: Otfried Jarren, Patrick Donges

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft ist ein komplexer und vielschichtiger Forschungsgegenstand. Das Lehrbuch legt den Schwerpunkt auf die Strukturen, Akteure und Prozesse politischer Kommunikation und analysiert diese aus einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive unter Berücksichtigung der Theorie- und Forschungsbestände anderer Sozialwissenschaften. Politische Medieninhalte werden als das Ergebnis von Interaktionsprozessen verstanden, die im Rahmen von Strukturen der Politik wie der Medien zwischen politischen und medialen Akteuren stattfinden. Dabei wird der Mesoebene der Organisationen wie der Makroebene der Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da politische Kommunikation in erster Linie eine organisierte Form der Kommunikation ist – sowohl auf Seiten der Politik wie auch auf Seiten der Medien. Gegenüber der zweiten Auflage wurde das Lehrbuch grundlegend aktualisiert, gestrafft und neu strukturiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung: Politische Kommunikation als Forschungsgegenstand
Zusammenfassung
In diesem einführenden Kapitel werden die unterschiedlichen Konzepte vorgestellt, um politische Kommunikation als Forschungsgegenstand zu beschreiben und zu definieren (vgl. Abschnitt 1.1). Eine einheitliche oder zumindest in weiten Teilen der Wissenschaft akzeptierte Definition des Begriffs existiert nicht. Allein die Begriffe „Politik“ und „Kommunikation“ ermöglichen unterschiedliche theoretische Zugänge mit jeweils eigenen Vorstellungen darüber, was politische Kommunikation ist bzw. sein sollte. Diese Normativität setzt sich fort, wenn nach dem Verhältnis von Politik und Medien gefragt wird: Dominieren Medien die Politik? Führt die Berichterstattung gar zu einer „schlechteren“ Politik? Solche Fragen sind vor allem vor dem Hintergrund relevant, dass sich moderne Gesellschaften zu Mediengesellschaften entwickeln, in denen Massenmedien immer mehr zur Voraussetzung gesellschaftlicher Kommunikation werden (vgl. Kapitel 1.2). Ferner wird der eigene theoretische Ansatz vorgestellt, politische Kommunikation als ein Handlungssystem zu verstehen (vgl. Abschnitt 1.3).
Otfried Jarren, Patrick Donges
2. Sozialwissenschaftliche Basistheorien zur Analyse politischer Kommunikation
Zusammenfassung
Der Begriff der Theorie leitet sich vom griechischen Verb „theorein“ ab, was sehen, anschauen oder erkennen bedeutet. Theorien bestimmen die Perspektive, mit der soziale Phänomene betrachtet werden. Sie stellen Begriffe zur Verfügung, anhand derer diese Phänomene dann geordnet, beschrieben, verstanden und analysiert werden können. Damit strukturieren Theorien unser Denken über bestimmte soziale Phänomene grundlegend. Sowohl theoretische als auch empirische Analysen politischer Kommunikation greifen, wenn auch manchmal implizit, aufgrundlegende sozialwissenschaftliche Basistheorien zurück. Ziel dieses Kapitels ist es, die Möglichkeiten und Grenzen sozialwissenschaftlicher Basistheorien für die Analyse politischer Kommunikation darzustellen. Dabei wird auf den grundlegenden Dualismus von Handlungs- und Strukturtheorien eingegangen (Abschnitt 2.1) und anschließend werden Systemtheorien (2.2), Handlungstheorien (2.3) und Organisationstheorien (2.4) vorgestellt. Akteurtheoretische Ansätze (2.5) verfolgen schließlich das Ziel, den Dualismus von Handlungs- und Strukturtheorien zu überwinden.
Otfried Jarren, Patrick Donges
3. Strukturen der Politik: Das politische System
Zusammenfassung
Gegenstand dieses Kapitels ist die polity-Dimension der Politik (vgl. Abschnitt 1.1.1), ihr Rahmen bzw. ihr Charakter als System. Wir hatten bislang den Begriff „politisches System“ verwendet, um das Handlungssystem zu beschreiben, dessen Funktion in der Formulierung und Artikulation politischer Interessen, ihrer Aggregation zu entscheidbaren Programmen, sowie der Durchsetzung und Legitimierung politischer Entscheidungen liegt (vgl. Abschnitt 1.1.3). Der Begriff des Systems wiederum war auch Gegenstand der in Kapitel 2 vorgestellten Basistheorien, die nun für eine Beschreibung des politischen Systems herangezogen werden können (3.1). Wie Merkmale einzelner politischer Systeme die politische Kommunikation beeinflussen wird in Abschnitt 3.2 erläutert. Stärker auf die Ebene institutioneller Ordnungen setzt der Begriff der Governance, der Politik als eine Form der Handlungskoordinierung definiert (3.3).
Otfried Jarren, Patrick Donges
4. Strukturen der Medien
Zusammenfassung
Der Begriff des Mediums wird im Alltag wie in der Wissenschaft zwar vielfach verwendet, jedoch in höchst unterschiedlichen Zusammenhängen und mit verschiedenen Bedeutungen. Wir nennen technische Geräte wie einen Fernseher ebenso „Medium“ wie den Sender als Organisation, der ein entsprechendes Programm herstellt. Alle Formen von Medien zusammen werden dann noch als ein Mediensystem bezeichnet. Das Kapitel führt in die verschiedenen Medienbegriffe ein (4.1) und unterscheidet später verschiedene Formen der Medien, so die für die politische Kommunikation relevanten Leit-, Qualitäts- oder Prestigemedien (4.2).
Otfried Jarren, Patrick Donges
5. Strukturen der Öffentlichkeit
Zusammenfassung
Der Begriff der Öffentlichkeit ist eine zentrale Kategorie zum Verständnis von Gesellschaft. Im folgenden Kapitel werden die verschiedenen Definitionen von Öffentlichkeit (5.1) und grundlegende theoretische Modelle vorgestellt (5.2). Diese unterschiedlichen Vorstellungen von Öffentlichkeit werden später auf den Begriff der öffentlichen Meinung übertragen (5.3). In einem darauf aufbauenden Modell werden verschiedene Ebenen mit jeweils unterschiedlich relevanten Akteuren der Öffentlichkeit unterschieden (5.4, 5.5). Anhand zweier Beispiele, der europäischen Öffentlichkeit (5.6) sowie der Öffentlichkeit des Internets (5.7) werden die vorgestellten Theorien und Modelle dann auf konkrete Phänomene angewandt.
Otfried Jarren, Patrick Donges
6. Strukturen des intermediären Systems der Interessenvermittlung
Zusammenfassung
Innerhalb des politischen Systems lässt sich ein intermediäres System der Interessenvermittlung als relevante Struktur politischer Kommunikation ausmachen. Das intermediäre System vermittelt zwischen der Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger auf der einen und den politischen Entscheidungsträgern auf der anderen Seite. Im folgenden Kapitel werden zunächst die Begriffe Interessen- und Entscheidungsvermittlung definiert und auf die Komplexität dieser Prozesse hingewiesen (6.1). Später werden die einzelnen Vermittlungsebenen des intermediären Systems eingeführt (6.2) und dieses als constraint für politische Akteure modelliert (6.3). Somit stellen Veränderungen des intermediären Systems, etwa in Folge der Medialisierung von Politik, unmittelbar eine Herausforderung für die politischen Akteure dar (6.4).
Otfried Jarren, Patrick Donges
7. Politische Akteure
Zusammenfassung
An Prozessen politischer Kommunikation sind zahlreiche Akteure beteiligt. Relevant sind dabei nicht nur die politischen Eliten wie Angehörige der Regierung, des Parlaments oder die Spitzen der dort vertretenen Parteien. Auch Akteure aus den Bereichen der Ökonomie, der Kultur, der Erziehung, der Wissenschaft etc. beteiligen sich folgenreich an der Formulierung und Artikulation politischer Interessen, ihrer Aggregation zu entscheidbaren Programmen, sowie der Durchsetzung und Legitimierung politischer Entscheidungen. Im folgenden Kapitel werden wir uns näher mit den politischen Akteuren beschäftigen – die Medien als Akteure werden in einem späteren Kapitel (vgl. Kapitel 8) thematisiert. Dabei werden wir zunächst die Akteure politischer Kommunikation unterscheiden und klassifizieren (7.1). Das Ergebnis sind drei Typen von Akteuren: Akteure der Interessenartikulation (vor allem Verbände und Soziale Bewegungen, 7.2), der Interessenaggregation (vor allem Parteien, 7.3) sowie der Politikdurchsetzung (vor allem Parlament, Regierung und Verwaltung, 7.4). Ein abschließender Abschnitt widmet sich der Rolle individueller Akteure in der politischen Kommunikation (7.5).
Otfried Jarren, Patrick Donges
8. Journalismus und journalistische Akteure
Zusammenfassung
Der Begriff des Journalismus lässt sich auf verschiedenen theoretischen Ebenen diskutieren: Auf der Mikroebene bezeichnet Journalismus die Tätigkeit von Individuen – nicht nur Journalistinnen und Journalisten, sondern im weitesten Sinne auch von Verlegern und anderen Publizisten. In der Mikroperspektive stehen Fragen nach den Merkmalen der Individuen im Vordergrund, ihren subjektiven Einstellungen und Werthaltungen, ihrem Rollenverständnis etc. (vgl. Abschnitt 8.1). In der Mesoperspektive wird die Frage der Organisiertheit des Journalismus angesprochen. Hier geht es um die Organisationen, in denen Journalismus betrieben wird (Redaktionen, Agenturen, Medienunternehmen etc.) sowie um Strukturen innerhalb dieser Organisationen wie Kompetenzverteilungen, Arbeitsorganisation, Routinen etc. Von Bedeutung sind auf dieser Ebene auch die redaktionelle Linie eines Blattes sowie die Frage nach dem Ausmaß der Kollegenorientierung im Journalismus (8.2). In der Makroperspektive lässt sich Journalismus als ein System fassen, dass innerhalb der Gesellschaft eine bestimmte Funktion erfüllt und in seiner Verfasstheit durch die Gesellschaft beeinflusst wird (8.3).
Otfried Jarren, Patrick Donges
9. Politische PR und PR-Akteure
Zusammenfassung
Spin Doctoring, Ereignis- oder Themenmanagement, symbolische Politik, Pseudoereignisse, permanente Kampagnen, Politmarketing – dies sind Begriffe aus der laufenden Diskussion über tatsächliche oder vermeintliche Veränderungen in der politischen Kommunikation westlicher Länder. Für die einen handelt es sich um notwendige Modernisierungs-, für die anderen um problematische „Amerikanisierungsprozesse“. Das Kapitel beleuchet die Merkmale und Besonderheiten der politischen PR aus einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive (vgl. Abschnitt 9.1) und grenzt den Begriff von anderen Formen politischer Kommunikation ab (9.2). Ferner wird auf die wichtigsten Strategien und Instrumente verwiesen, die PR-Akteuren zur Verfügung stehen (9.3, 9,4).
Otfried Jarren, Patrick Donges
10. Prozesse der Politik
Zusammenfassung
Politik kann in die drei analytischen Dimensionen polity (Institutionen- und Normengefüge), policy (Politikinhalte und -ergebnisse) sowie politics (Politikprozess als Konfliktaustragung und Aushandlung) differenziert werden (vgl. Abschnitt 1.1.1, Abbildung 1-2). Hier wird nun die Politics-Dimension betrachtet und der Verlauf politischer Prozesse unter Berücksichtigung der jeweils beteiligten Akteure, ihrer Wert- und Zielvorstellungen sowie ihres Einflusspotenzials fokussiert. Je nach dem Verständnis, was politische Prozesse sind, gibt es unterschiedliche Modellierungen – idealtypische Betrachtungen und Beschreibungen – des politischen Prozesses und seiner Elemente (vgl. Abschnitt 10.1). Von diesen Modellen ist abhängig, welche Bedeutung der politischen Kommunikation generell oder den Medien zugewiesen wird. Eine Besonderheit bilden direktdemokratische Systeme, wie wir es in der Schweiz vorfinden (10.2). Abschließend werden Typen von Politik und ihre mediale Beachtung in einzelnen Entscheidungsprozessen vorgestellt.
Otfried Jarren, Patrick Donges
11. Spezialfälle politischer Kommunikationsprozesse: Kampagnen und Wahlkämpfe
Zusammenfassung
Politische Kampagnen (11.1) und Wahlkämpfe (11.2) sind zwei wichtige Spezialfälle von Prozessen politischer Kommunikation. In ihnen verdichten sich Auseinandersetzungen und werden politische Streitfragen zugespitzt. Zugleich folgen Kampagnen und Wahlkämpfe dramaturgischen Regeln, die von den strukturellen und kulturellen Kontexten abhängig sind, in denen sie stattfinden.
Otfried Jarren, Patrick Donges
12. Interaktionsprozesse zwischen Politik, PR und Journalismus
Zusammenfassung
Die Beziehung und das Verhältnis zwischen Politikern, politischer PR und Journalisten werden aufgrund unterschiedlicher empirischer Befunde sowie theoretischer Erklärungsansätze höchst verschieden gesehen und interpretiert. Während in der Forschung zunächst davon ausgegangen wurde, dass die PR den Journalismus (erfolgreich) instrumentalisiert und partiell sogar determiniert, dominieren heute Erklärungsansätze, die grundsätzlich von einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis (interdependenten Beziehungen) von PR-Akteuren und Journalisten ausgehen. Im folgenden Teil wird auf die für die politische Kommunikation relevanten Erklärungsansätze eingegangen (vgl. Abschnitt 12.1). Aus den im Kapitel 2 vorgestellten sozialwissenschaftlichen Basistheorien heraus werden Schlussfolgerungen auf die Ziele, Rollen und Formen gezogen, die das Handeln der Akteure in der Interaktion strukturieren (12.2). Abschließend wird das Verständnis dieses Lehrbuchs, Politik, PR und Journalismus als eine Produktionsgemeinschaft und Handlungssystem aufzufassen, erläutert (12.3).
Otfried Jarren, Patrick Donges
13. Politikberichterstattung als Ergebnis von Aushandlungsprozessen
Zusammenfassung
Das Bild, das die Medien von der Politik zeichnen, wird vielfach als unzureichend oder gar als verzerrt wahrgenommen. Im folgenden Abschnitt werden zunächst die Abgrenzungsprobleme des Begriffs der Politikberichterstattung dargestellt (Abschnitt 13.1) und die unterschiedlichen Formate und Schemata des medialen Politikbildes beschrieben (13.2). Ferner wird in Abschnitt 13.3 das Bild der Politik in verschiedenen Medien (Zeitung, Fernsehen, Radio und Online-Medien) skizziert und ausgewählte Kernbefunde der Forschung dazu vorgestellt. Im abschließenden Abschnitt 13.4 wird nochmals eine theoretische Perspektive eingenommen und Politikberichterstattung aus konstruktivistischer Sicht beschrieben.
Otfried Jarren, Patrick Donges
Backmatter
Metadaten
Titel
Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft
verfasst von
Otfried Jarren
Patrick Donges
Copyright-Jahr
2011
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-93446-4
Print ISBN
978-3-531-17437-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-93446-4