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14.11.2024 | Politische Kommunikation | Im Fokus | Online-Artikel

Warum Trumps Marketing funktioniert

verfasst von: Johanna Leitherer

4 Min. Lesedauer

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Der neu gewählte, künftige US-Präsident Donald Trump ist laut, unkonventionell und wirkt zuweilen einfach gestrickt– das perfekte Marketing-Lehrstück für aufmerksamkeitsstarke Kundenansprache. Wie die Strategie aufgebaut ist.

Es ist tatsächlich eingetreten, was er selbst mit bekanntem Selbstbewusstsein postuliert hatte: Donald J. Trump hat die Präsidentschaftswahl 2024 gewonnen und wird erneut das Amt des US-Präsidenten übernehmen. Kritiker Trumps äußern Bedenken über die Rückkehr eines derart polarisierenden Präsidenten, der mit seinen Positionen, etwa zu den Themen Einwanderung und Justiz, für reichlich Zündstoff sorgt. 

Trump, ein Showman

Doch Trumps Strategie hat bei den US-amerikanischen Wählern offensichtlich Früchte getragen und vor allen Dingen die Arbeiterklasse erreicht. Diese hofft beispielsweise, dass Trump nun den Einfluss von "Washingtoner Eliten" einschränken und konservative Werte stärken wird, um die Lebensqualität der breiten Masse zu steigern. Viele Trump-Analytiker sind sich einig: Trumps Erfolg basiert auf einer ausgeklügelten Marketing-Strategie, mit der Kontrahentin Kamala Harris nicht dienen konnte.

Dass Trump sein Publikum derart in den Bann ziehen kann, liegt dem Immobilienmakler offenbar im Blut, wie Springer-Autor Jim Twombly im Kapitel "Drinking from the Firehose: Trump, Social Media, and Late Night Comedy" seines Buchs "Political Scandal and American Pop Culture" (Seite 123) konstatiert: 

Donald J. Trump war nach übereinstimmenden Berichten schon lange vor seiner Präsidentschaftskandidatur ein meisterhafter Showman. Seit seinem Auftauchen auf der New Yorker Immobilienbühne vor mehr als 40 Jahren war Donald Trump gut für Unterhaltung, für den Verkauf von Zeitungen und Magazinen und für erstklassige TV-Quoten."

Einfache Sprache statt Fachjargon

Auch im Content-Marketing setzen Spezialisten auf Unterhaltung und Emotionen, um einer reizüberfluteten Zielgruppen Inhalte zu vermitteln. Dass Trump diesen Strategieansatz auf die Politik übertragen hat, ist nicht nur wirkungsvoll, sondern hebt ihn auch von der eher konventionellen, politischen Kommunikation seiner Kontrahenten ab. Diese legen in ihren Reden keinen Fokus auf einen besonderen Unterhaltungswert.

Der Fachjargon der Demokraten bietet jedoch einen zentralen Ansatzpunkt für Trumps gegensätzlichen Kommunikationsstil, wie der Springer-Autor Jens Kjeldgaard-Christiansen im Artikel "The Voice of the People: Populism and Donald Trump’s Use of Informal Voice", erschienen im Magazin "Society Ausgabe 3/2024" deutlich macht:

Ein einfacher Kommunikationsstil kann einem Präsidenten zugutekommen, da er hilft, eine erfolgreiche Wiederwahl zu erzielen. Trumps Kommunikation ist sicherlich in diesem Sinne informell, was möglicherweise eine Art ist, wie er eine 'normaler-Typ'-Ethos projizieren und damit eine plebejische Anziehungskraft entfalten möchte".

Schnelles versus langsames Denken

Doch warum genau ist einfache und oftmals populistisch gefärbte Sprache so einschlägig und erzielt entsprechende Wirkung in bestimmten Zielgruppen? Springer-Autor Jens Seiffert-Brockmann stellt dazu in seinem Buchkapitel "Kahneman (2012): Schnelles Denken, langsames Denken" zwei Denksysteme zur Entscheidungsfindung vor, die der israelisch-US-amerikanische Psychologe und Hochschullehrer Daniel Kahneman definiert hat.

  • Demnach steht unser erstes Denksystem für schnelles, automatisches Denken, das mühelos und ohne willentliche Steuerung funktioniert.
  • Unser zweites Denksystem erfordert hingegen komplexere und dadurch langsame und anstrengendere mentale Aktivitäten, etwa indem umfangreiche Sachverhalte fernab der eigenen Lebensrealität zu Gemüte geführt werden. 

Trumps Twitter-Strategie

Mit seinem einfachen Kommunikationsstil trifft Trump gerade bei denjenigen Menschen, die sich von der komplexen Weltpolitik überfordert fühlen und nach greifbaren Lösungen für ihre persönliche Situation sehnen, voll ins Schwarze. Das bedeutet zwar nicht, dass das zweite Denksystem zu vernachlässigen ist. Komplexe, weiterführende Informationen dienen in der Politik offenbar aber nicht als erstes Mittel der Wähleransprache und sollten erst im zweiten Ansatz bedient werden. So sollte es auch im Marketing gehandhabt werden, um Zielgruppen nicht zu überfordern.

Hinzu kommt, dass es Trump früh in seiner politischen Laufbahn gelungen ist, seine Wähler dort abzuholen, wo sie sich befinden: auf den sozialen Plattformen. Das bestätigt auch Twombly (Seite 124):

Seine jüngste Beherrschung der sozialen Medien, insbesondere Twitter, zeigt seine Fähigkeit, sich an ein sich wandelndes technologisches Umfeld anzupassen, wenn auch nicht unbedingt an die Kultur, die es geschaffen hat", Nicht nur Politiker, sondern auch Unternehmen  

Kommunikation mit Strategie

Nicht nur für Politiker, sondern auch für Unternehmen liefert Trumps Kommunikationsstrategie einige Anhaltspunkte, wie sich der Zugang zu Zielgruppen ebnen lässt:

  • Unterhaltung,
  • Emotionen,
  • einfache und dadurch eingängliche Sprache und
  • moderne Kommunikationskanäle

bilden das Erfolgsrezept, das sich durchaus auf Vermarktungen übertragen lässt, die fernab von Populismus agieren. Manchmal jedoch wirkt möglicherweise gerade im Kontext von Trumps mitreißenden Live-Reden ein weitaus einfacheres, marktschreierisches Prinzip, das der US-amerikanischer Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson bereits im 19.Jahrhundert auf den Punkt brachte: "Was du tust, spricht so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst".

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