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2020 | Buch

Politische Komplexität, Governance von Innovationen und Policy-Netzwerke

Festschrift für Volker Schneider

herausgegeben von: Dr. Melanie Nagel, Prof. Dr. Patrick Kenis, Prof. Dr. Philip Leifeld, Prof. Dr. Hans-Jörg Schmedes

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Politische Komplexität, Governance von Innovationen und Policy-Netzwerke stehen im Mittelpunkt des akademischen Wirkens von Professor Dr. Volker Schneider. Aus Anlass seiner Emeritierung im Sommer 2020 versammelt diese Festschrift 20 Essays mit kreativen Forschungsdesigns und innovativen Forschungsideen, die unterschiedliche Aspekte von Governance, also die Frage nach Steuerungs- und Regelungssystemen unterschiedlicher Bereiche von Politik und Gesellschaft, hervorheben und damit Anstöße für die weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung geben.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Governance von komplexen Systemen

Frontmatter
Internet und politische Beteiligung
Zusammenfassung
Mit Ausnahme des Marxismus spielt die Technik in den wichtigsten sozialwissenschaftlichen Ansätzen keine zentrale begriffliche Rolle. Für einen Politikwissenschaftler eher ungewöhnlich, hat Volker Schneider sich am Beginn seiner beruflichen Karriere mit dem Bildschirmtext bzw. dem Videotext beschäftigt (Schneider 1989), einem neuen technischen Mittel der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sein Interesse an Technik ging über Bildschirmtext bzw. Videotext hinaus (Schneider 2001). Hier kann man ansetzen, um eine neue Idee für Herrn Schneiders sozialwissenschaftliches Interesse zu entwickeln – ein Interesse, das ihm auch nach der Emeritierung bleibt.
Renate Mayntz
Systems, Configurations and Fields: Contexts for Policy Networks
Zusammenfassung
This essay summarizes and comments on some of the recent contributions to theories of complex governance and the varieties of democracy made by Volker Schneider. Building on his empirical research agenda using the policy network approach, Schneider has greatly expanded our theoretical concepts for understanding political systems. He has taught us to appreciate the complexity of macro-level political governance systems and the wide variation in the meso-level inter-organizational networks that contribute to those systems (Schneider 2015).
Jeffrey Broadbent
The Study of Political Actors and their Environments: The Lessons of Biogeography
Zusammenfassung
In recent decades, the study of politics has undergone crucial changes and become increasingly professionalized and internationalized, but it cannot be denied that a range of unfortunate developments has accompanied this process. Today, there is a growing risk that theories, approaches and concepts attuned to observe and analyze the very diverse communities of national actors and institutions involved in politics are sidelined, and increasingly replaced by research that either claims or takes for granted some kind of generic value. On closer inspection, however, many of these latter theories, approaches and concepts in research tend to build on experiences from the cultures and countries in which they were originally fostered, and, consequently, they are not sufficiently sensitive to analyzing conditions elsewhere and appreciate national and local phenomena (Schmitter 2002).
Karsten Ronit
World Government and Global Governance from a Cybernetic Perspective
Zusammenfassung
In this contribution, I will examine from a cybernetics perspective how the installation of a world government would deal with global problems and crises. At the present time, this is a merely hypothetical endeavour as the prospect of a unitary world state is akin to science fiction. Yet, both scholars and practitioners have argued that the future emergence of a global government would be both likely and desirable.
Philip Leifeld
The Multiplex Democratic State as a Response to Complexity and Uncertainty?
A Discussion in five Propositions
Zusammenfassung
When we first thought about the contribution to this compendium in February 2020, we intended to look at Volker Schneider’s inauguration speech in 1998 at the University of Konstanz, when he accepted his Lehrstuhl für Materielle Staatstheorie and reflect on how the empirical reality has developed during the last 22 years with regard to his main discussion points. Alas, our world and how we looked at markets, networks and states and their interlinkages turned upside down in just a few days in March 2020. The Covid-19 pandemic, caused by a new Corona Virus, that first appeared in China in December 2019 hit the European states and societies heavily and by complete surprise.
Patrick Kenis, Jörg Raab

Demokratie, Interessenvertretung und Institutionen

Frontmatter
Ein durch Los bestellter Minderheiten- und Zukunftsrat als Zweite Parlamentskammer?
Zusammenfassung
In Zeiten eines raschen gesellschaftlichen Wandels stellt sich die grundlegende Frage nach alternativen Repräsentationsgrundlagen für Zweite Kammern (Leunig 2009; Riescher et al. 2010; Schüttemeyer und Sturm 1992). Greift man auf die strukturellen Defizite heutiger Demokratien vor dem Hintergrund einer Vielzahl von Akteuren und Netzwerken zurück (Schneider und Janning 2006), so stehen insbesondere zwei spezifische Repräsentationsfunktionen im Vordergrund: erstens der Schutz von gesellschaftlich schlecht organisierten Minderheiten und zweitens die Wahrung längerfristiger Zukunftsinteressen einer Gesellschaft. Beide Funktionen stehen in enger Beziehung zu den klassischen Zielkatalogen von Zweiten Kammern.
Adrian Vatter
The Fifth Estate: Canaries in the Institutions of Liberal Democracies
Zusammenfassung
The popular story of coal miners bringing a canary deep into the coal mines to warn of dangerous levels of poisonous gases might have a modern day parallel. Liberal democracies across the world saw the diffusion of the Internet in the twenty-first century giving rise to a Fifth Estate – a collectivity of networked individuals who could use the Internet to hold institutions across all sectors of society more accountable (Dutton 2009). Might the rise of a Fifth Estate have been a sign of the vitality and openness of liberal democratic institutions to the Internet? Likewise, might the demise of the Fifth Estate signal dangerous risks to open access to information and to freedom of expression and assembly so central to liberal democracies? If so, can its vitality be empirically monitored?
William H. Dutton
Should Scientists act more Politically?
Zusammenfassung
The question whether scientists should act more politically has been addressed in various ways, and this contribution is not intended to add to the long list of answers that have been proposed. Instead, I will point out a few aspects of the question that would be fun to discuss with Volker Schneider. With his extensive scholarly and some first-hand practical expertise he could set my naivity straight, maybe over a dearly missed lunch in the university canteen.
Ulrik Brandes
Adaption und Innovation in Multilevel Governance
Zusammenfassung
Im modernen Staat findet Politik im Zusammenwirken organisierter Akteure statt. Organisation und Vernetzung sind also unvermeidliche Strukturbedingungen der Politik. Volker Schneider hat darauf in seinen Arbeiten immer wieder aufmerksam gemacht und die Folgen für die Staatstätigkeit und den Wandel des Staates untersucht.
Arthur Benz
Das Miteinander staatlicher und privater Akteure in der Politikformulierung
Anmerkungen zur Diskussion um mehr Transparenz
Zusammenfassung
Die Vertretung und die Abwägung unterschiedlichster Interessen gehört ganz zwangsläufig zu demokratischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen. Parteien und organisierten Interessen fällt hierbei unter anderem die Aufgabe zu, die in der Gesellschaft existierenden Interessen aufzugreifen und in den politischen Entscheidungsprozess zu vermitteln. In zahlreichen politikwissenschaftlichen Darstellungen werden Verbände und ihre Beteiligung an der Formulierung und Durchsetzung staatlicher Steuerungsleistungen entsprechend positiv gewürdigt, verspricht man sich von ihrer aktiven Einbindung in den politischen Entscheidungsprozess und in die Umsetzung gemeinsam vereinbarter Regelungen durchaus eine Erhöhung der Input- wie der Output-Legitimität staatlichen Handelns (vgl. etwa Schmitter u. Lehmbruch 1979).
Hans-Jörg Schmedes

Policy-Prozesse, Politikfelder und Politiksektoren

Frontmatter
Unbeantwortete Fragen im Advocacy Coalition Framework
Zusammenfassung
Das Advocacy Coalition Framework, entwickelt von Sabatier und Jenkins-Smith (1993), basiert auf der Annahme, dass Akteure, involviert in die Gestaltung von öffentlichen Politiken, sich gemeinsam koordinieren, weil sie ähnlich denken oder an das gleiche glauben. Es gibt unzählige Anwendungen des ACF, welche diese Annahme bestätigen: ein Grund, warum sich Akteure koordinieren, miteinander in Interaktionen geraten, ist, weil sie die gleiche Weltanschauung haben, ein gesellschaftliches Problem ähnlich oder gleich lösen möchten (siehe zum Beispiel Fischer und Ingold 2014; Gronow et al. 2020).
Karin Ingold
Unbegrenztes Wachstum? Überlegungen zu den Ursachen und Folgen von Politikakkumulation
Zusammenfassung
Dass moderne Demokratien im Zeitalter von Globalisierung, Populismus und Autoritarismus vor fundamentalen Herausforderungen stehen, kann mittlerweile schon als Binsenweisheit gelten. Mit diesem Fokus auf „externe“ Bedrohungen der Demokratie wird jedoch eine weitere Gefahr übersehen, der sich Demokratien durch die jahrzehntelange Anhäufung politischer Maßnahmen selbst ausgesetzt haben. Wir haben uns daran gewöhnt, dass der Gesetzgeber jedes Jahr zusätzliche Maßnahmen erlässt, die unseren Alltag beeinflussen.
Christoph Knill
Input-Legitimität in der Infrastrukturpolitik – Machbar, sinnvoll, wünschenswert?
Zusammenfassung
Infrastrukturpolitik war lange eine Domäne korporatistischer Planung. Straßen, Stromleitungen und Bahnhöfe wurden vor allem von der Exekutive geplant, zumeist in enger Kooperation mit wenigen privilegierten und ressourcenstarken Stakeholdern, z. B. Energie- und Transportunternehmen, die sich oft auch noch (teilweise) im Staatsbesitz befanden. Mit anderen Worten: Infrastruktur war eine klassische Domäne des Staates (Schneider und Tenbücken 2004).
Simon Fink
Muster und Erklärungen musikalischer Zensur in Deutschland
Zusammenfassung
„Volker hör die Signale“, dieser leicht abgewandelte Aufruf der Internationalen soll als Ausgangspunkt für diesen Festbeitrag dienen. Er macht erstens klar, dass die Signale in diesem Band ganz deutlich auf „weitermachen“ stehen. Zweitens deutet er schon das Sujet meines Beitrags an: Es soll auf den nächsten Seiten um die Politisierung von Musik gehen.
Thomas Malang

Akteure und Diskurse in Policy-Netzwerken

Frontmatter
Patterns Versus Details: Nomothetic Versus Idiographic Approaches to Studying Ego-Networks and Environmental Activism
Zusammenfassung
I have been influenced by Professor Schneider in a number of ways. He is, of course, one of the pioneers of the policy network perspective (e. g., Schneider 1992; Kenis and Schneider 1991; Schneider, Dang-Nguyen and Werle 1994; Leifeld and Schneider 2012), and I have been influenced by his writings in this area.
David B. Tindall
Building Bridges: How Discourse Network Analysis (DNA) can help CSR Research to investigate the ‘New’ Political Role of Corporations
Zusammenfassung
The political role of corporations has attracted scholarly attention in several disciplines, including political science, organizational and management studies, sociology, law, and economics. These literatures are interested in similar phenomena (including corporate political strategies and the political impacts of business mobilization). Yet, there are striking differences between their normative premises, conceptual repertoires, and methodological toolboxes (Baars and Spicer 2017).
Burkard Eberlein, Adrian Rinscheid
Netzwerke, Integrität und Verantwortungsethik Bemerkungen zu einem evidenten, aber unterforschten Zusammenhang
Zusammenfassung
Jede empirische Methode in den Sozialwissenschaften macht bestimmte Segmente gesellschaftlicher Wirklichkeit sichtbar, während andere „ausgeblendet“, also implizit unsichtbar gemacht werden. Regressionsanalysen etwa bilden kausale Effekte ab, je größer dabei die Fallzahlen, umso besser, aber sie können keine kausalen Mechanismen nachweisen. Teilnehmende Beobachtung ermöglicht die vielzitierten „dichten Beschreibungen“, sie reicht aber schon aus forschungsökonomischen Gründen über wenige Fallstudien nicht hinaus und ist daher in ihrem Verallgemeinerungspotenzial begrenzt.
Wolfgang Seibel
Technologieakzeptanz und nachhaltiges Verbraucherverhalten: Ein experimentelles Design zum Einfluss von sozialen Strukturen
Zusammenfassung
Umwelt- und Gesellschaftsprobleme im Zusammenhang mit der Energienutzung haben die Entwicklung nachhaltiger Energietechnologien vorangetrieben. Die öffentliche Akzeptanz dieser Technologien ist entscheidend für ihre erfolgreiche Einführung in die Gesellschaft. Obwohl verschiedene Studien die Technologieakzeptanz untersucht haben, konzentrierten sich die meisten Studien auf technologische oder sozio-demographische Faktoren und vernachlässigten die Rolle von sozialen Netzwerken in der Entstehung von Technologieakzeptanz.
Achim Lang
Transnationale Lieferketten und die Verantwortung multinationaler Unternehmen
Zusammenfassung
Aus der Perspektive nationalstaatlicher Politik erschien die Globalisierung wirtschaftlichen Handelns von Beginn an als ein Prozess, der die vermeintliche „Abgeschlossenheit der einzelnen Nationalitäten“ untergräbt und seine Protagonisten „über die ganze Erdkugel“ jagt (Marx und Engels 1969, S. 465). Wenn man globale ökonomische Vernetzung als De- oder Transnationalisierung und damit als eine Form des „disembedding“ (Dicken 1998) begreift, liegt die Frage nach „Gegenbewegungen“ nahe: Unter diesem Titel werden seit Polanyi (1957) Formen der „(Selbst)Verteidigung der Gesellschaft“ gegen die Expansion der Marktwirtschaft diskutiert. Kritische Beobachter der zeitgenössischen Globalisierung suchen nach Äquivalenten – und werden mal mehr, mal weniger fündig (Birchfield 2005; Burawoy 2014; Silver und Arrighi 2016).
Boris Holzer, Sebastian Koos, Michael Stürner, Rüdiger Wilhelmi
Weltpolitische Dynamik und polarisierte Diskurse: Eine Analyse von Makrostrukturen der Kulturen durch eine „Global Map of Ideas“
Zusammenfassung
Die Schlagzeilen in der internationalen Presse zum weltpolitischen Geschehen vermitteln den Eindruck, dass die Welt zunehmend polarisierter und konfliktgeladener wird. Es gibt viele Konfliktherde, wie beispielsweise im Nahen Osten oder in Europa (Ukraine). Dazu entsteht eine zunehmende Entfremdung von der Türkei und Russland. 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs stehen westlichen Werten unvereinbare Werte, kulturelle Muster und Traditionen gegenüber (Reckwitz 2018). Der amerikanische Politikwissenschaftler Samuel Huntington hatte vor 20 Jahren mit seinem Werk „Clash of Civilizations“ ein Schreckgespenst skizziert und prophezeite eine weltpolitische Entwicklung mit Glaubens- und Kulturkämpfen in gigantischem Ausmaß (Huntington 1993).
Melanie Nagel, Keiichi Satoh
Metadaten
Titel
Politische Komplexität, Governance von Innovationen und Policy-Netzwerke
herausgegeben von
Dr. Melanie Nagel
Prof. Dr. Patrick Kenis
Prof. Dr. Philip Leifeld
Prof. Dr. Hans-Jörg Schmedes
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-30914-5
Print ISBN
978-3-658-30913-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-30914-5