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2021 | Buch

Politische Pathographien

Die Inszenierung von Krankheiten politischer Akteure in den Medien

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Über dieses Buch

Krankheiten politischer Akteure galten lange Zeit als Schwäche. Politiker*innen versuchten, eigene Erkrankungen zu verheimlichen, um Spekulationen über ihre Eignung für Amtsführung und Repräsentationsaufgaben zu verhindern. Seit Beginn der 2000er Jahre jedoch machen aktive Politiker*innen vermehrt eigene Erkrankungen öffentlich. Die Studie beleuchtet Selbstthematisierungen von Krankheiten politischer Akteure in den Medien. Auf welche Weise werden Abweichungen vom idealisierten Bild gesunder und durchsetzungsstarker Politiker*innen inszeniert? Welche Funktionen erfüllen Medienberichte über kranke Politiker*innen in der politischen Kommunikation? Wie verändern solche Pathographien die Wahrnehmung des Politischen und die Vorstellungen von Krankheit? Prominente Fälle politischer Akteure in Deutschland, die über eigene Erkrankungen medienöffentlich sprechen, werden diskursanalytisch untersucht. Es zeigt sich, dass sich Krankheitsthematisierungen durchaus positiv auf das Image von Politiker*innen auswirken können. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene haben politische Pathographien das Potential, zum Wandel der Normalitätserwartungen an Politik, Körperbilder und Krankheiten beizutragen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Das Problem: Ein Tweet der Ministerpräsidentin
Zusammenfassung
Als Manuela Schwesig im Herbst 2019 ihre Brustkrebserkrankung in einem knappen Videostatement über Twitter öffentlich machte, war sie Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns und Teil des kommissarischen Bundesvorsitzendentrios der SPD.
Matthias Bandtel

Theoretische Bezüge

Frontmatter
Kapitel 2. Politik und Medien
Zusammenfassung
Mediale Krankheitsinszenierungen politischer Akteure sind bislang nicht zum Gegenstand systematischer soziologischer Untersuchungen geworden. Dennoch kann die vorliegende Studie an eine Reihe theoretischer Vorarbeiten anschließen. Fruchtbare Orientierungen bieten zunächst einmal konzeptionelle Auseinandersetzungen mit den medialen Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich die Produktion und Nutzung von Politikdarstellungen in der Presse, im Rundfunk und in Online-Medien vollziehen.
Matthias Bandtel
Kapitel 3. Politik und Körper
Zusammenfassung
Eine Auseinandersetzung mit dem Körper ist für die vorliegende Arbeit aus einer doppelten Perspektive von Relevanz. Zum einen haben die Überlegungen im vorangegangenen Kapitel deutlich werden lassen, dass sich unter den Bedingungen der Mediengesellschaft die Rolle von Körperlichkeit in mehrfacher Hinsicht massiv verändert. Das hat nicht zuletzt Auswirkungen auf mediale Inszenierungen des Politischen, die hier im Fokus der Analysen stehen.
Matthias Bandtel
Kapitel 4. Politik und Krankheit
Zusammenfassung
Eine Untersuchung wie die vorliegende, die sich der Darstellungsseite von Krankheitserfahrungen politischer Akteure nähert, kann an eine Vielzahl soziologischer Grundlagen anknüpfen. In diesem Kapitel werden verschiedene Strömungen in der Medizin- und Gesundheitssoziologie respektive der Soziologie der Krankheit vorgestellt und deren Beitrag zu einem heuristischen Rahmen für die Analyse medial inszenierter Krankheiten politischer Akteure diskutiert. Dabei eröffnet ein Abriss über die Relevanz eines soziologischen Zugangs zu Problembereichen der Medizin, der Gesundheit und der Krankheit diese Abhandlung.
Matthias Bandtel
Kapitel 5. Pathographien: Die narrative Konstruktion von Krankheit, Körper und Identität
Zusammenfassung
Die vorangegangenen medien-, körper- und medizinsoziologischen Grundlegungen haben erstens deutlich gemacht, dass die korporale Inszenierung von Politik zur zentralen Herausforderung der Erfahrung des Politischen in der Mediengesellschaft wird. Zweitens konnte herausgearbeitet werden, dass Handlungsprobleme einzelner Körper mit Macht- und Herrschaftsfragen auf gesellschaftlicher Ebene verflochten sind. Drittens wurde argumentiert, dass Krankheiten nicht nur in die individuelle Körperordnung intervenieren; sie müssen auch als Eingriffe in Gesellschaftsordnungen begriffen werden.
Matthias Bandtel

Methodik der Studie und empirische Befunde

Frontmatter
Kapitel 6. Zu Methodologie und Methode der Analyse politischer Pathographien
Zusammenfassung
Die Untersuchung medialer Krankheitsthematisierungen politischer Akteure ist als diskursanalytische Studie angelegt. Im Zuge der Ausdifferenzierung dieser sozialwissenschaftlichen Forschungsrichtung ist mehrfach darauf hingewiesen worden, dass der Diskursbegriff ein schillernder ist. Im Sinne der wissenssoziologischen Diskursanalyse, die hier untersuchungsleitend herangezogen wird, handelt es sich bei Diskursen um „in unterschiedlichen Graden institutionalisierte themen-, disziplin-, bereichs- oder ebenenspezifische Bedeutungsarranegements, die in spezifischen Sets von Praktiken produziert, reproduziert und auch transformiert werden“ (Keller, 2011a, S. 142).
Matthias Bandtel
Kapitel 7. Formen von Pathographien politischer Akteure
Zusammenfassung
Im ersten Teil dieser Arbeit sind die zum Verständnis des interessierenden Phänomens zentralen theoretischen Grundlagen aus medien- und kommunikationssoziologischer Perspektive (vgl. Kap. 2), Körpersoziologie (vgl. Kap. 3), Medizinsoziologie sowie Soziologie der Gesundheit und der Krankheit (vgl. Kap. 4) und zu Pathographien (vgl. Kap. 5) diskutiert worden. Der zweite Teil setzte sich bislang mit den methodischen Zugängen zum Problembereich auseinander und stellte das Datenkorpus vor (vgl. Kap. 6). Nun werden erste Ergebnisse der empirischen Studie präsentiert.
Matthias Bandtel
Kapitel 8. Befunde der Diskursanalyse politischer Pathographien
Zusammenfassung
In der wissenssoziologischen Diskursanalyse von Krankheitsthematisierungen politischer Akteure, die für diese Untersuchung durchgeführt worden ist, konnten vier idealtypische Formen politischer Pathographien herausgearbeitet werden (vgl. Abschn. 7.​3). Sie werden in diesem Kapitel ausführlich vorgestellt, an Beispielen illustriert sowie mit Blick auf potentielle Funktionen für die Inszenierung des Politischen in der Mediengesellschaft diskutiert.
Matthias Bandtel

Diskussion und Fazit

Frontmatter
Kapitel 9. Diskussion: Funktionen politischer Pathographien
Zusammenfassung
Die empirisch identifizierten typischen Formen politischer Pathographien (vgl. Teil II) werden in diesem Kapitel mit Blick auf ihre potentiellen Funktionen für die politische Kommunikation diskutiert. Einige der ausgebreiteten Theorieansätze (vgl. Teil I) bilden die Schablone für die hier angestellten Überlegungen.
Matthias Bandtel
Kapitel 10. Schluss: Die Inszenierung von Krankheiten politischer Akteure in der Mediengesellschaft
Zusammenfassung
Politiker*innen, die ihre eigenen Krankheiten in den Medien selbst thematisieren, stellten zum Ende der Nuller- und Beginn der Zehnerjahre des 21. Jahrhunderts ein historisch relativ neues Phänomen dar. Zwar hatte es bereits lange zuvor schon Fälle gegeben, in denen Erkrankungen politischer Akteure öffentlich geworden sind. Allerdings sind es in der Vergangenheit in der Regel Dritte – zum Beispiel investigative Journalist*innen, politische Widersacher*innen, indiskrete Ärzt*innen – gewesen, die Politiker*innenkrankheiten publik gemacht haben. Dass politische Akteure selbst mit ihren Krankheiten in die Medien gehen, war bis dato nur schwer vorstellbar.
Matthias Bandtel
Backmatter
Metadaten
Titel
Politische Pathographien
verfasst von
Matthias Bandtel
Copyright-Jahr
2021
Electronic ISBN
978-3-658-32930-3
Print ISBN
978-3-658-32929-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-32930-3