Der Beitrag thematisiert den Gebrauch der Transparenznorm in einer Organisation am Beispiel der Polizei. Da dieser Organisationstyp in widerspruchsvoller Hinsicht auf Tätigkeiten der Kontrolle und Sichtbarmachung verpflichtet ist sowie geprägt von einer vergleichsweise ausgeprägten internen Heterogenität, stellt sich die Frage, wie es die Organisation der Polizei schafft, die Transparenznorm in Strukturen organisatorischen Entscheidens dennoch zu integrieren, und zwar auch jenseits formalisierter Erwartungen. Ziel des Beitrages ist es, durch empirische Offenlegung von Prozessen der Planung, Konstruktion und Darstellung transparenzbezogener Ziele herauszufinden, wie die Polizei Transparenz organisiert und wie die Institution der Transparenz auf der Makroebene durch Praktiken auf der Mikroebene gestützt wird. Auf Basis der Interpretation empirischer Daten u. a. aus Interviews mit Polizeimitarbeitern sowie aus teilnehmender Beobachtung wird gezeigt, dass dies auch dadurch gelingt, dass man auf eine Pluralität heterogener Praktiken baut, zu denen die Herstellung von Intransparenz gehört.
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Damit ist nicht nur die Frage gemeint, ob und inwiefern Organisationen wie die Polizei Transparenzerwartungen in Planungen, operative Strukturen oder in irgendeine Art des Berichtswesens umsetzen. Jenseits solcher formalstrukturellen Aspekte interessieren auch informelle Strukturen, die die Formalstruktur stützen (vgl. hierzu u. a. Stinchcombe 2001; Tacke 2015).
Es handelt sich um das BMBF-geförderte Projekt „Informations- und Kommunikationskonzepte für den Krisen- und Katastrophenfall (K3)“ bzw. um dessen Teilprojekt „SONAR“, das am Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover zwischen Februar 2015 und Januar 2018 durchgeführt wurde. Ich danke allen beteiligten Polizeimitarbeitern, die sich als Interviewpartner zur Verfügung gestellt, bzw. die eine teilnehmende Beobachtung ermöglicht haben.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
Ein Problem, das unter Zeitdruck Stress verursacht und zum „threat-rigidity“ Syndrom führen kann oder zum Phänomen der Testvermeidung (vgl. Staw et al. 1981; Weick 1985, S. 216 ff.).
Zitate aus den Interviews werden im Folgenden mit Anführungszeichen versehen und kursiv gesetzt. In Klammern dahinter findet sich ein Verweis auf die jeweilige Interview-Nummer.