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13.07.2016 | Praktische Informatik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie smart wollen wir wohnen?

verfasst von: Detlev Spierling

5 Min. Lesedauer

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Die Einsatzszenarien für Smart Homes sind vielfältig – die Produkte jedoch noch erklärungsbedürftig und zum Teil auch inkompatibel. Eine europaweite Studie über das vernetzte Wohnen beleuchtet die tatsächliche Nutzung smarter Funktionen.

Beim Verlassen des Büros mit einem Fingerwischen auf dem Smartphone das Zuhause auf Komforttemperatur bringen, per App den Hinweis bekommen, dass gerade die Wohnungstür geöffnet wurde oder mit dem Tablet die Wohnzimmerbeleuchtung mit einem Klick von "hell“ auf “gemütlich“ umschalten – mit solchen Einsatzszenarien werben Industrie und Handel für das vernetzte und “intelligente“ Haus. Aber welche “smarten“ Nutzen wünschen sich die Verbraucher tatsächlich und wo sind sie eher noch zurückhaltend? 

Diese Frage stand im Mittelpunkt einer neuen Studie im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics - dem Veranstalter der Internationalen Funkaussstellung - IFA in Berlin. Hierfür wurden 5.000 Haushalte in den größten europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) nach ihrer Einstellung zum vernetzten Wohnen befragt.

Technische Voraussetzungen in Deutschland

Die technischen Voraussetzungen für Smart Homes sind in Deutschland gar nicht so schlecht: In drei Viertel (74 Prozent) der deutschen Haushalte gibt es nach Studienangaben derzeit einen Internet-Router, 84 Prozent verfügen über ein Smartphone und genau die Hälfte besitzt einen Tablet-PC. Trotzdem hält sich die tatsächliche Nutzung smarter Funktionen aber noch in Grenzen. Erst knapp drei Prozent der Haushalte nutzen beispielsweise eine smarte Heizungssteuerung. Doch immerhin knapp 20 Prozent sagen, dass sie eine solche Funktion auf jeden Fall nutzen würden, weitere 27 Prozent sehen diese Anwendung grundsätzlich eher positiv als negativ. Die Befürworter und die Ablehner einer smarten Heizungssteuerung halten sich in Deutschland also die Waage. Der Studie zufolge ist jedoch die Offenheit für smarte Lösungen stark abhängig vom Alter der Befragten. In der Gruppe der 16- bis 39-Jährigen liegt die Zustimmung, beziehungsweise Nutzung der smarten Heizungssteuerung bei 72 Prozent, bei den über 60-Jährigen gerade einmal bei 31 Prozent.

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Vom Smart Home zum "Smart Connected Building"

Werden Smart Home-Insellösungen in naher Zukunft dann über so genannten Smart Grids miteinander vernetzt können Funktionen wie die smarte Heizungssteuerung eines Tages auch einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die wichtige Schlüsselrolle der Smart Grids für die Einspeisung und Steuerung regenerativer Energiequellen wie Windenergie oder Photovoltaik beleuchtet Rolf Adam in dem Buch "Smart Energy - Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem":

Auch auf Gebäudeebene sind Netzwerkkomponenten der Schlüssel für höhere Energieeffizienz durch intelligentere Verbrauchssteuerung. Viele Endgeräte in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen werden schon heute über die IT Netzwerkinfrastruktur (Switches) mit Strom versorgt – zum Beispiel IP-Telefone oder Basisstationen für drahtlose Netzwerke. Die Komponenten des Netzwerks sind daher ein idealer Ansatzpunkt für das Fine-Tuning des Energieverbrauchs". schreibt der Springer-Autor über "Smart Connected Buildings" in der Einleitung seines Buchkapitels "Die Zukunft der Energieversorgung ist digital“ auf Seite 358.

Und im Zusammenhang mit Smart Grids wird Smart Metering Pflicht. Darauf weisen die beiden Springer-Autoren Volker P. Andelfinger und Till Hänisch in ihrem Buch "Internet der Dinge - Technik, Trends und Geschäftsmodelle" hin: 

Deshalb schreibt die EU den Mitgliedsländern vor, dass bis zum Jahr 2020 in 80 % der Haushalte ein intelligenter Zähler installiert werden muss, aber nur, falls dies ökonomisch sinnvoll ist. Eine Studie des Wirtschaftsministeriums bestätigt nun genau dies. Damit wird in naher Zukunft eine flächendeckende Infrastruktur von Sensoren und Aktoren in den meisten Haushalten etabliert werden“, schreiben sie in der Einleitung auf Seite 17.

Die Einstellung zu Smart Homes ist vielfach altersabhängig

Neben der smarten Heizungssteuerung zeigt sich das Land auch bei weiteren smarten Nutzungsmöglichkeiten gespalten. Laut der Studie steuern erst zwei Prozent ihr Licht per App, weitere 45 Prozent empfinden die Möglichkeit, das Licht über das Smartphone an- und abzuschalten oder die Lichtfarbe zu wählen gut. Zwei Prozent sind per App mit ihrer Waschmaschine verbunden, 34 Prozent sind offen für solch eine Anwendung.

Den Kühlschrank an das Netz zu bringen, um sich über dessen Inhalt zu informieren, können sich 63 Prozent für die eigene Küche nicht vorstellen. Bei den über 60-Jährigen liegt die Ablehnung für diese Funktion sogar bei fast 84 Prozent. Besonders gravierend fällt die altersabhängige Einstellung zu smarten Funktionen im Bereich der Sicherheitstechnik aus: Während bei den 16- bis 39-Jährigen mehr als 80 Prozent durch Sensoren über Rauchentwicklung, Wasserschäden oder Zutritt in ihr Haus über ihr Smartphone alarmiert werden wollen, lehnen mehr als die Hälfte der über 60-Jährigen Alarmfunktionen dieser Art ab. Ähnlich sieht es bei der Kameraüberwachung des Zuhauses aus: 70 Prozent Zustimmung oder bereits vorhandene Nutzung bei den 16- bis 39-Jährigen, 63 Prozent Ablehnung bei den über 60-Jährigen.

Furcht vor zu komplexer Technik

Tatsächlich scheint es die Furcht vor zur komplexer Technik zu sein, die an mancher Stelle zu Kaufzurückhaltung führt, mutmaßen die Studienautoren.

Ein großer Teil der Befragten sowohl in Deutschland als auch im restlichen Europa sei zwar überzeugt, dass Vernetzung dabei unterstützt, Energie zu sparen (Deutschland und Europa 39 Prozent), die Sicherheit im Haushalt zu erhöhen (Deutschland 43 Prozent / Europa 46 Prozent) und den Alltag zu vereinfachen (Deutschland 37 Prozent / Europa 42 Prozent). Doch gleichzeitig räumen auch viele der Befragten ein, dass die zunehmende Vernetzung ihnen Sorgen bereitet, da sie sich von der komplexen Technik manchmal überfordert fühlen. 

40 Prozent der Befragten in Deutschland und in Europa stimmen dieser Aussage zu. Und ein weiterer Aspekt bremst die Freude an der Vernetzung: Immerhin 59 Prozent der Europäer (61 Prozent der Deutschen) sehen die Gefahr, dass Fremde von außerhalb die Steuerung eines vernetzten Zuhauses übernehmen könnten.

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