Aus Nutzungsdatenanalysen gewonnene Erkenntnisse über das Verhalten von Teilnehmenden auf der Internetplattform ermöglichen Rückschlüsse auf die Nutzung von Angeboten in Bürgerwissenschaftsprojekten (MODEL-CS; Bruckermann et al.
2020,
2022). Für die Praxis ist eine Unterscheidung zwischen den Angeboten einer Internetplattform und ihrer Nutzung, zu der die Nutzungsdatenanalyse Erkenntnisse liefern kann, zentral, wenn es um die Erklärung geht, weshalb gewisse Formate der Wissenschaftskommunikation Effekte beispielsweise auf das Wissen haben. Aus den Ergebnissen ergeben sich deshalb weitere Fragen für die Projektevaluation, die sowohl die Förderung von Beteiligung als auch Lerneffekte aus der Beteiligung in Bürgerwissenschaftsprojekten betreffen. Bei Bürgerwissenschaftsprojekten, die als
collaborative projects bezeichnet werden, stellt sich die Frage, ob Lerneffekte vor allem auf eine Beteiligung an anspruchsvolleren Tätigkeiten wie der Datenauswertung zurückgeführt werden können, wenn sich Teilnehmende, wie beobachtet, vor allem an der Datensammlung aktiv beteiligen. Um diese Frage klären zu können, wäre eine Kombination mit Daten aus Fragebogenerhebungen notwendig (siehe auch Böhmert und Abacioglu in diesem Band). Auch wenn es aus Fall- und Korrelationsstudien Hinweise gibt, dass Qualität und Quantität der Beteiligung mit Lerneffekten im Zusammenhang stehen könnten (Masters et al.
2016; Shirk et al.
2012), fand eine experimentelle Feldstudie (siehe auch Greving et al. in diesem Band) keine Unterschiede zwischen Teilnehmenden, die nur Daten gesammelt hatten, und solchen, die Daten gesammelt und auch ausgewertet hatten (Greving et al.
2022). Weitere Forschung sollte daher die unterschiedlichen Arten der Beteiligung genauer betrachten. In der Praxis empfiehlt sich deshalb die Nutzungsdatenanalyse mit weiteren Datenquellen aus Befragungen zu kombinieren, wenn in der Wissenschaftskommunikation evaluiert werden soll, weshalb gewisse Angebote genutzt werden und welche Effekte diese Angebote beispielsweise auf das Wissen der Teilnehmenden haben. Außerdem zeigen die Befunde, dass es vermutlich nicht reicht, den Teilnehmenden nur die Möglichkeit zur Beteiligung in verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses anzubieten, da sie hiervon unterschiedlich Gebrauch machen. Daraus ergibt sich die Frage, wie eine Beteiligung bei der Auswertung von Daten gefördert werden kann. In der Praxis kann die Nutzungsdatenanalyse also Hinweise geben, welche Angebote in der Wissenschaftskommunikation nicht wie intendiert genutzt werden. Weitere Ergebnisse aus Laborstudien im Projekt
Wildtierforscher in Berlin deuten darauf hin, dass insbesondere das Gefühl, die Daten zu besitzen, und die wahrgenommene Rolle im Projekt die aktive Beteiligung an der Datenauswertung fördern könnten (Greving et al.
2020). Zudem benötigen die Teilnehmenden möglicherweise auch eine stärkere Begleitung und Anleitung, um sich aktiver an der Datenauswertung zu beteiligen. Um also die Motive hinter dem gezeigten Verhalten zu erschließen oder Rückschlüsse aus dem Verhalten auf die Wirkung eines Angebots ziehen zu können, wäre es sinnvoll, in der Zukunft Nutzungsdaten mit weiteren Informationen über die Teilnehmenden aus Befragungen oder Beobachtungen zur Evaluation von Formaten der Wissenschaftskommunikation zu kombinieren.