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Praxishandbuch Wirtschaft in Afrika

  • 2017
  • Buch
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Über dieses Buch

Das vorliegende Buch zeigt den Weg zu erfolgreichen Geschäften in Afrika. Es vereint dabei die Expertise des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft und die Erfahrungen vieler Unternehmen mit der wissenschaftlichen Perspektive und den Erkenntnissen des Centre for Business und Technology in Africa der Fachhochschule Flensburg. Wenn deutsche Unternehmen an dieser Entwicklung partizipieren wollen, müssen sie jedoch mit einigen Besonderheiten vertraut sein. Das Buch wird daher folgende Fragestellungen beleuchten:

- Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung in Afrika

- Was sind die attraktivsten Zielländer für wirtschaftliche Tätigkeit auf dem Kontinent?

- Welche Institutionen können helfen?

Den Kern bildet das Thema "Investitionen in Afrika erfolgreich gestalten" mit einem umfangreichen praktisch anwendbaren Teil, der alle für ein Investitionsprojekt wichtigen Aspekte beleuchtet. Damit ist das Buch für alle Unternehmer, die in Afrika erfolgreich sein wollen, von besonderem Interesse. Es bietet auch Studierenden zu Wirtschaft in Afrika und Interessierten einen wissenschaftlich fundierten Blick auf Geschäfte in Afrika.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Afrika hat Potenzial!

Frontmatter
1. Afrikas junge Unternehmer
Zusammenfassung
Afrika gilt in Europa immer noch als der Hartz-IV-Kontinent. Diesen Blick empfinden Afrikaner selbst als einseitig. Ob IT-Zentren in Ruandas Hauptstadt Kigali und in Kenias Metropole Nairobi, ob Mobilfunkunternehmer, Zementhersteller oder Gründer von Banken – unzählige Afrikaner machen sich daran, das Afrika des 21. Jahrhunderts zu entwerfen. Aus ihrer Sicht ist Afrika der Kontinent der ungezählten Chancen, ein Kontinent, der sich endlich in Bewegung setzt und sich daranmacht, seinen wirtschaftlichen Rückstand aufzuholen.
Ihre großen Vorbilder sind Ausnahme-Unternehmer wie der Nigerianer Aliko Dangote, der den größten Zementkonzern des Kontinents aufgebaut hat, oder der Sudaner Mo Ibrahim, ein Pionier der Mobiltelefonie in Afrika.
Die neue Unternehmergeneration bringt meist eine gute Ausbildung mit, erworben meist an einer ausländischen Universität in Europa, den Vereinigten Staaten oder, immer häufiger, in China, Malaysia, Indien oder den Philippinen.
Christian Hiller von Gaertringen
2. Unternehmertum in Afrika – eine Bestandsaufnahme
Zusammenfassung
Afrika ist aufgrund überdurchschnittlicher Wirtschaftswachstumsraten und als die weltweit letzten unbearbeiteten Märkte seit einigen Jahren ein populäres Thema der Wirtschaft. Deutsche Unternehmen sind allerdings mit ihrem Engagement auf den afrikanischen Märkten sehr zurückhaltend. So schwankt der Anteil der deutschen Exporte nach Afrika an den deutschen Gesamtexporten seit zehn Jahren um die zwei Prozent; betrachtet man nur Subsahara‐Afrika, so waren es sogar nur 0,5 % in 2014 (Allafi und Koch 2015, S. 3). Bezüglich der Direktinvestitionen (nur Beteiligungskapital, ohne Direktinvestitionskredite) spielt Afrika eine noch geringere Rolle mit nur 1,5 % aller deutschen Investitionen in 2014, wobei hiervon so gut wie alle nach Nordafrika und Südafrika geflossen sind (Deutsche Bundesbank 2015, S. 12 f.). Neben den Standardgründen wie beispielsweise politischen Risiken, schlechter Infrastruktur, schwacher institutioneller Rahmenbedingungen und Governance‐Problemen (vgl. zum Beispiel World Bank 2016a), ist ein gängiges Markteintrittsproblem die fehlende Verfügbarkeit von lokalen Partnern in den Bereichen Vertrieb, Logistik und teilweise auch Produktion (vgl. zum Beispiel Carlowitz und Röndigs 2016). Aktuell ist ein Markteintritt in Afrika ohne lokalen Partner aufgrund der völlig anderen und schwierigen Rahmenbedingungen fast unmöglich:
Philipp von Carlowitz
3. Ist Afrikas wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig?
Zusammenfassung
Afrika war lange Jahre zugleich der vernachlässigte und der dunkle Kontinent. Die wirtschaftlichen Aussichten wurden auch und gerade in Deutschland immer gering eingeschätzt, der afrikanische Markt erscheint deutschen Exporteuren offenbar nicht attraktiv zu sein. Nur wenige deutsche Unternehmen engagieren sich dort, obwohl es einen langandauernden stabilen wirtschaftlichen Aufschwung gegeben hat. Afrikas Wirtschaft zeigt sich weiterhin relativ robust, obwohl eine der Quellen des Aufschwungs der 2000er‐Jahre, der Rohstoffboom, längst versiegt ist.
Insofern lohnt ein Blick auf den Kontinent auch aus Sicht der deutschen Wirtschaft; insbesondere vor dem Hintergrund, dass andere traditionelle Märkte in Europa und einigen Schwellenländern nicht mehr so ergiebig zu sein scheinen, und dies dauerhaft. Dieser Beitrag dient dazu, ein konzises Bild über Afrika, seine Stärken und Schwächen sowie sein Zukunftspotenzial aus Sicht global agierender Unternehmen zu zeichnen. Natürlich muss berücksichtigt werden, dass Aussagen auf wenigen Seiten nicht detailreich genug sind, um als Leitfaden zu dienen; vielmehr soll der Appetit geweckt werden, sich besser zu informieren. Bisher hat sich die deutsche Wirtschaft eine kaum verständliche Zurückhaltung auf dem afrikanischen Kontinent auferlegt. Dabei wird sich zeigen, dass diese Zurückhaltung zumindest in Teilen ungerechtfertigt ist.
Andreas Freytag
4. Demografische und soziale Entwicklung – Chance oder Risiko?
Zusammenfassung
Die Analyse der neueren wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas folgt einer Wellenbewegung, vom angeblich hoffnungslosen Kontinent zum afrikanischen Wirtschaftswunder und nach dem einstweiligen Ende des Rohstoffbooms wieder auf den Boden harter Fakten. Dieselbe Phasenfolge ist für die sozialen Trends in Afrika zu beobachten. Die 1980er‐ und 1990er‐Jahre war von der Notwendigkeit bestimmt, Massenarmut gerade in Afrika abzubauen und elementare Ernährungssicherheit herzustellen. Anfang des neuen Millenniums drehte sich die Wahrnehmung komplett, und den Tenor der Analysen gab der fulminante Aufstieg neuer afrikanischer Mittelklassen vor. Nun ist die dritte Phase der jüngeren sozioökonomischen Entwicklung durch eine Reihe kritischer Analysen des Strukturwandels und der Arbeitsplatzentwicklung eingeleitet worden (Asche 2015).
In dieser dritten Phase sehen wenige Afrika auf dem Rückweg in die verlorenen Dekaden der 80er/90er‐Jahre, im Gegenteil: von der Fortsetzung eines BIP‐Wachstums von 4–5 % wird meist ausgegangen; aber eine differenzierte Betrachtung greift auch für die sozialen Trends. Die alltägliche Wahrnehmung der neuen sozialen Realität Afrikas ist – kaum anders als die wissenschaftliche Perzeption – von der Dichotomie zwischen der aufstrebenden Mittelklasse und weiterhin verbreiteter Armut bestimmt.
Helmut Asche

Afrika ist nicht gleich Afrika!

Frontmatter
5. Die Bedeutung regionaler Besonderheiten für das Geschäftsleben
Zusammenfassung
Afrika ist kein Land, Afrika ist ein Kontinent. Die Dimension dieses Kontinents und seiner daraus resultierenden Vielfalt wird von außen Stehenden immer wieder unterschätzt. Klimazonen, verschiedenste Sprachen, Religionen sowie unterschiedlichste wirtschaftliche und politische Entwicklungen und Entwicklungsgeschwindigkeiten kennzeichnen diesen Kontinent. Über einen kurzen geschichtlichen Abriß der jüngeren Vergangenheit Afrikas wird über die Regionalorganisationen auf die aktiven Handelszonen eingegangen. Beispielhaft wird das Erfordernis einer intensiven Auseinandersetzung mit möglichen Zielländern für eine Handelsbeziehung am Beispiel der westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Economic Community of West African States) aufgezeigt. Zum Abschluß werden einige grundsätzliche Folgerungen für Investoren und Handel aus der Vielfalt Afrikas formuliert.
Kay Pfaffenberger
6. Kulturelle Prägungen in Afrika und Auswirkungen auf das Geschäftsleben
Zusammenfassung
Erfolgreiches Investieren und Handel machen setzt Kenntnisse auch und vor allem über die Kultur im „Zielland“ beziehungsweise die „Zielkultur“ voraus. Aus der Vergangenheit haben Manager und Investoren die Erkenntnis gezogen, dass Kenntnisse über Kultur und Umgangsformen beziehungsweise die sogenannte Business‐Etiquette sich in bare Münze umwandeln lassen. Gerade die Erfahrungen auf den asiatischen Märkten mit als sehr fremd wahrgenommenen Bräuchen und Lebensweisen haben Manager hierfür sensibilisiert. Aus dem boomenden Bereich des interkulturellen Trainings kommen erwartungsgemäß inzwischen auch solche, die Geschäftsleute auf den afrikanischen Markt und die Kultur potenzieller Geschäftspartner vorbereiten sollen. Dies ist ein fragwürdiges Unterfangen, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Darauf aufbauend werden alternative Perspektiven vorgestellt, die für den Erfolg eines Geschäftes oder Projektes mit afrikanischen Partnern zentral sind.
Janntje Böhlke-Itzen
7. Der erste Schritt: Die Festlegung einer Länderstrategie
Zusammenfassung
54 Länder umfasst Afrika – mehr als jeder andere Kontinent. Unternehmen, die erstmals auf dem afrikanischen Markt geschäftlich tätig werden wollen, halten sich in der Regel an die Maßgabe, vorerst nur eine festgelegte Anzahl von Länder in den Fokus zu nehmen. Die Festlegung von Zielländern ist daher eine wichtige strategische Entscheidung für ein Unternehmen. Eine Auswahl von Zielländern muss anhand geeigneter Kriterien vorgenommen werden. Die Bedeutung und Komplexität dieser Auswahl macht ein systematisches Vorgehen unabdingbar.
Luise Rosemeier

Investieren in Afrika, aber richtig!

Frontmatter
8. Die Marktanalyse als Basis erfolgreicher Investitionen
Zusammenfassung
In Subsahara‐Afrika erfolgreich zu investieren heißt: den Zielmarkt kennen, die lokale Mentalität verstehen und die Zukunft richtig einschätzen. Subsahara‐Afrika umfasst 49 sehr unterschiedliche Staaten, die alle individuell, entsprechend ihrer Geschichte, kulturellen Ausprägung, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung beurteilt werden müssen. Der ausländische Investor darf sich dabei nicht von den landläufigen negativen Stereotypen über Afrika beirren lassen. Nur die persönliche Erfahrung und eine auf Fakten basierende Marktanalyse vermitteln eine realistische Einschätzung der Situation vor Ort und führen zu einer erfolgreichen Investition.
Michael H. Gerdts
9. Zielgruppe Privatkunden: Wachstumsfeld Einzelhandel
Zusammenfassung
Afrikas Wirtschaft erlebt derzeit einen kräftigen Aufschwung, allen politischen Turbulenzen, allen temporären Rückschlägen in einzelnen Ländern zum Trotz. Das Bruttoinlandsprodukt des Kontinents nimmt weiter zu, in vielen Ländern wächst eine kaufkräftige Mittelschicht heran, die zunehmend auch internationale Markenprodukte nachfragt. Dem Einzelhandel in Afrika steht ein Boom bevor. Die Märkte auf dem Kontinent sind daher eine reizvolle Option für internationale Konsumgüter‐ und Handelsunternehmen. Aber wo und wie soll man aktiv werden? Der Markteintritt erfordert sorgfältige Planung. Und dazu bedarf es genauer, kenntnisreicher Orientierung.
Zu diesem Zwecke erstellt A.T. Kearney als globale Unternehmensberatung seit 2014 eine jährliche Studie über die Entwicklung des Einzelhandels in Afrika, den African Retail Development Index (ARDI) (A.T. Kearney 2014). Die Studie vermittelt interessierten Wettbewerbern ein ebenso präzises wie aktuelles Bild, welche Chancen und Risiken der Markteintritt birgt. Der ARDI informiert darüber, welcher der schnell wachsenden Märkte in Subsahara‐Afrika sich am ehesten für ein Engagement anbietet. Er gibt aber auch Aufschluss, welche wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen dabei berücksichtigt werden müssen.
Mirko Warschun
10. Vertriebsstrategie für Investitionsgüter: Eigene Organisation oder lokale Vertreter?
Zusammenfassung
Das folgende Kapitel widmet sich der Strategie bei der Auswahl von Partnern für den Vertrieb in Afrika und soll praxisnah darstellen, vor welchen besonderen Herausforderungen Unternehmen bei einem Markteintritt in Afrika stehen. Die hier angewandten Beispiele beziehen sich vor allem auf den Vertrieb von Investitionsgütern.
Thomas Brandstätter
11. Lokale Partner und Kunden gewinnen
Zusammenfassung
So viele Länder und Kulturen es in Afrika gibt, so viele verschiedene Gruppen von Partnern und Abnehmern gibt es auch. Im Folgenden soll versucht werden, diese Gruppen in Hauptgruppen aufzuteilen und die Unterschiede im alltäglichen Umgang herauszuarbeiten.
Matthias Boddenberg
12. Innovative Strukturen nutzen
Zusammenfassung
Der Trend zur Expansion nach Afrika wächst. Damit wird es immer wichtiger, Unternehmertum in Afrika zu verstehen. Mit diesem Verständnis können Firmen zudem besser ihre Markteintrittsstrategie definieren und ihren Erfolg in diesen neuen Märkten sichern.
Es ist ein häufiger Fehler, nach der Perspektive von Unternehmertum in Afrika zu fragen – anstatt nach der Perspektive in den 54 verschiedenen Ländern in Afrika. Nichtsdestotrotz werden wir für diesen Artikel das Thema vereinfachen, indem wir die afrikanischen Länder entlang der großen Demarkationslinie zwischen französischsprechenden und englischsprechenden Ländern unterteilen.
In den französischsprechenden Ländern in Afrika sind die erfolgreichsten Geschäftsmodelle traditionell eng mit Regierungsaktivitäten und dem öffentlichen Markt verknüpft. Erfolgreiche Unternehmer brauchen ein starkes Netzwerk und kulturellen Einfluss vor Ort. Bestimmte ethnische Gruppen haben eine starke Position und großen Einfluss in bestimmten Märkten. Diese unsichtbaren Barrieren müssen von jedem, der in diese Märkte eintreten will, verstanden und berücksichtigt werden.
Erick Yong
13. Afrikanische Regierungen als Kunden und Auftraggeber
Zusammenfassung
Die Auftragsvergabe von Behörden und Regierungen läuft in den meisten Fällen über Ausschreibungsverfahren. Anhand der vier Phasen des Ausschreibungsprozesses werden im Folgenden die wichtigsten Themen für die Zusammenarbeit mit Regierungen dargestellt (Abb. 13.1).
Anders als die schematische Darstellung vermuten lässt, verläuft der Ausschreibungsprozess oft alles andere als geradlinig. Ausschreibungen verzögern sich, sie werden wieder zurückgezogen, bevorstehende Wahlen oder politische Machtwechsel verschieben die Prioritäten. Mögen die Gründe auch noch so unterschiedlich sein, mit Verzögerungen muss man bei den meisten Regierungsvorhaben rechnen. Eine interne Statistik der Angebotsabteilung der Veridos GmbH hat ergeben, dass mehr als 50 % der Ausschreibungen verschoben werden. Oft kann es mehrere Jahre dauern, bis ein Projekt zur Umsetzung kommt. Geduld und ein langer Atem sind also in der Zusammenarbeit mit Regierungen unverzichtbar. Die Veridos GmbH als Tochterunternehmen der Giesecke & Devrient GmbH und der Bundesdruckerei (gegründet 2015) ist als Hochtechnologieunternehmen Anbieter für sichere Lösungen rund um die Themen Identifikation und Identität. Die Kunden der Veridos GmbH sind Behörden und Regierungen weltweit, die Praxisbeispiele im folgenden Kapitel entstammen dieser langjährigen Erfahrung.
Hermann Sterzinger
14. Wie die deutsche Politik Investoren unterstützen kann
Zusammenfassung
Mehr und mehr deutsche Unternehmen erkennen die wirtschaftlichen Potenziale, die ihnen die Vielfalt, Dynamik sowie das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum Afrikas bietet. Der viel zitierte Wandel im Ansehen Afrikas vom „Krisenkontinent“ zum „Chancenkontinent“ ändert gleichwohl nichts daran, dass einem wirtschaftlichen Engagement nach wie vor Risiken und Besonderheiten gegenüberstehen, die deutsche Unternehmen so nicht unbedingt von anderen Märkten kennen. Die Wirtschaft ist in vielen afrikanischen Ländern staatlich geprägt. Wirtschaftliche Entscheidungen werden oftmals nicht ohne staatlichen (politischen) Einfluss getroffen, beispielsweise, weil Partner Staatsunternehmen oder staatlich kontrollierte Unternehmen sind oder in Führungspositionen oder Gremien des Unternehmens Personen mit direktem oder indirektem Bezug zum politischen System tätig sind. Dieser Umstand macht es erforderlich, die politische Sphäre nicht zu vernachlässigen. Die deutsche Politik bietet verschiedene Institutionen, die deutsche Unternehmen dabei unterstützen können, die politische Agenda des Ziellandes besser zu verstehen, zu bedienen und damit in diesem Land wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Genau hierbei soll dieses Kapitel helfen, indem es einen Überblick über die wichtigsten öffentlichen und privaten Institutionen des politischen Raums gibt.
Julian David Reichert
15. Finanzierung von Investitionen
Zusammenfassung
Investitionen in Afrika bieten vielen Branchen große Chancen, sie sind aber auch mit höheren Risiken verbunden. Nachhaltige Finanzierungskonzepte, die den Fokus auf den langfristigen Erfolg legen, Risiken angemessen berücksichtigen und auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten übernehmen, sind deshalb Grundlage für erfolgreiche Neuinvestitionen in Afrika.
Sogenannte Entwicklungsfinanzierer haben sich auf die Finanzierung von nachhaltigen Investitionen in herausfordernden Ländern spezialisiert. Dazu zählen zum Beispiel die DEG – Deutsche Investitions‐ und Entwicklungsgesellschaft mbH in Köln, der Kreis der European Development Finance Institutions (EDFI) oder die zur Weltbankgruppe gehörende International Finance Corporation (IFC). Entwicklungsfinanzierer stellen Unternehmen langfristige Darlehen, mezzanine Finanzierungen und Risikokapital zu Marktkonditionen zur Verfügung, begleiten ihre Kunden mit Fördermaßnahmen und beraten sie zu allen Fragen rund um die Investition. Unternehmen, die mit ihren Investitionen den langfristigen Erfolg suchen, fördern auch die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas. Sie schaffen qualifizierte Arbeitsplätze, engagieren sich für die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und erhöhen die Wertschöpfung im Land, indem sie lokal verfügbare Ressourcen weiter verarbeiten und Wertschöpfungsketten ausbauen. Durch die Herstellung wettbewerbsfähiger Produkte tragen sie zu einer verbesserten Devisenbilanz der Länder und durch Steuerzahlungen zu höheren Staatseinnahmen bei.
Klaus Helsper, Sabine Huth
16. Richtig versichert: Die Exportgarantien des Bundes
Zusammenfassung
Der private Kreditversicherungsmarkt bietet bislang für Ausfuhrgeschäfte mit Bestellern aus risikoreichen Ländern wie den meisten des afrikanischen Kontinents, insbesondere für großvolumige Exportgeschäfte mit längeren Kreditlaufzeiten, keine ausreichenden Absicherungsmöglichkeiten an. Aufgrund des beschränkten Angebots der privaten Versicherer stellt die Bundesregierung im Rahmen der deutschen Außenwirtschaftsförderung Exporteuren und exportfinanzierenden Banken die sogenannten Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung. Mit diesen Gewährleistungen sichert der Bund die mit derartigen Ausfuhrgeschäften verbundenen im Ausland liegenden wirtschaftlichen und politischen Risiken des Forderungsausfalls ab. Politische Risiken, die zu einem Forderungsausfall führen können, sind zum Beispiel gesetzgeberische oder behördliche Maßnahmen, kriegerische Ereignisse, Aufruhr oder Revolution im Ausland. Bei den wirtschaftlichen Risiken steht hingegen das Käuferrisiko im Vordergrund. Hierzu zählen beispielsweise Forderungsausfälle aufgrund der Nichtzahlung des ausländischen Geschäftspartners oder der Insolvenz des Bestellers im Ausland.
Manuel Fröling
17. Die richtigen Mitarbeiter finden: Berufsbildung und HR-Management
Zusammenfassung
Qualifizierte Fachkräfte stellen einen wichtigen Faktor für die Eintrittsentscheidung in einen Markt dar. Eine der am häufigsten genannten Hemmnisse für eine Investition in Afrika, ist deren Mangel. Vor allem für deutsche Unternehmen ist es wichtig mit ausgebildetem Personal die höhere Produktivität und Lebensdauer ihrer Produkte und Maschinen zu erreichen, um den meist höheren Investitionskosten im Marktvergleich Rechnung zu tragen und einen kosten- und zeiteffizienten After Sales Service anbieten zu können. Doch in vielen Ländern Afrikas ist diese Voraussetzung von qualifizierten Fachkräften noch nicht geschaffen. Folgendes Kapitel gibt einen Überblick über den wachsenden Bedarf an Fachkräften, die aktuelle Situation in der Berufsbildung, sowie Lösungsansätze zur Reduzierung der Lücke zwischen Angebot und Nachfrage an Fachkräften aus Sicht eines deutschen Anbieters für Aus- und Weiterbildungslösungen in Afrika.
Annette Bauer, Heinz-Joachim Kühnrich
18. Rechtliche Rahmenbedingungen für Investitionen in Afrika
Zusammenfassung
Für einen erfolgreichen Markteinstieg von ausländischen Investoren sind im Vorfeld vor allem rechtliche und steuerliche Fragen in Bezug auf das jeweils ausgewählte afrikanische Land zu begutachten. Afrika verfügt über kein einheitliches Rechtssystem. Vielmehr weißt jedes afrikanische Land ein eigenes Rechtssystem auf. Eine der ersten Entscheidungen eines ausländischen Investors betrifft die Frage nach der zu wählenden Rechtsform. Bei Gründung einer Tochtergesellschaft ist auch das lokale Arbeitsrecht, insbesondere in Bezug auf Arbeitgeberverpflichtungen und Mindestvoraussetzungen eines Arbeitsverhältnisses von entscheidender Bedeutung.
Anna-Lena Becker
19. Steuerliche Besonderheiten von Investitionen in Afrika
Zusammenfassung
Die meisten Finanzbehörden in Afrika sind in steuerlich‐administrativer Sicht noch relativ wenig entwickelt. Auch das „Know‐how“ zu Themen der internationalen beziehungsweise grenzüberschreitenden Besteuerung (wie zum Beispiel Verrechnungspreise) ist noch äußerst gering. Der Austausch mit den staatlichen Behörden gestaltet sich – nicht nur aufgrund von Sprachbarrieren – oft schwierig. In den meisten afrikanischen Ländern gibt es zudem auch keine Möglichkeit, die Steuerangelegenheiten elektronisch abzuwickeln und über das Postwesen können Zustellungen kaum garantiert werden. Schließlich stellt auch die Korruption im Behördenwesen ein Hindernis für die Steuerpraxis dar.
Das African Tax Administration Forum (ATAF) wurde gegen Ende 2009 ins Leben gerufen und versucht, mithilfe einiger europäischer Partner (wie der GIZ aus Deutschland), die afrikanischen Steuerverwaltungen durch umfangreiche Trainingsmaßnahmen und Forschungsprojekte bei der Reformierung zu unterstützen. Ziel der ATAF ist die Optimierung der Steuerverwaltungen in Afrika, indem diese einfacher, effektiver und transparenter gestaltet werden. Der Prozess wird sicherlich noch einige Jahre beanspruchen, verzeichnet aber bereits die ersten Erfolge wie zum Beispiel die Ausweitung der Mitgliedsländer oder die Durchführung der zweiten „International Conference on Tax in Africa“.
Dominik Skalet

Das Konzept steht – und nun?

Frontmatter
20. Wie deutsche Unternehmen den Markteintritt richtig anpacken
Zusammenfassung
Wie deutsche Unternehmen den Markteintritt richtig anpacken.
Afrika ist eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt und 15 Prozent der Weltbevölkerung leben auf dem Kontinent. Trotzdem werden nur zwei Prozent der deutschen Waren nach Afrika exportiert und viele deutsche Unternehmen tun sich noch schwer mit dem Markteintritt. Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, plädiert für eine intensive Auseinandersetzung mit den wirtschaftlichen Chancen Afrikas und für ein stärkeres Engagement der deutschen Unternehmen. Er zeigt erste Schritte für Unternehmen auf und rät zu einer fundierten Abschätzung der Risiken.
Im zweiten Abschnitt stellt der Autor drei deutsche Unternehmen mit unterschiedlichen Erfahrungswerten in Afrika vor. Die Siemens AG gehört zu den deutschen Unternehmen mit der längsten Afrikaerfahrung und hat bereits vor über 150 Jahren die afrikanische Infrastruktur aufgebaut. Mobisol dagegen ist ein Berliner Start-up, das zwar einen Fokus auf Afrika hat, aber erst seit wenigen Jahren seine Solaranlagen für die dezentrale Energieversorgung anbietet. Das dritte Unternehmen, Gauff Ingenieure GmbH & Co. KG, verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im Aufbau von Infrastrukturprojekten. Die Beispiele zeigen, dass sich Afrika rasant verändert und es selten so spannend war, sich in Afrika zu engagieren.
Christoph Kannengießer
21. Können deutsche Investoren von China lernen?
Zusammenfassung
Afrika ist zurück auf der Weltkarte. Seit mehr als einer Dekade wächst die Wirtschaft in Afrika mit durchschnittlich über fünf Prozent. Mittlerweile ist auf dem Kontinent eine Mittelschicht entstanden, die rund 300 Mio. Menschen umfasst – mit steigender Tendenz. Wie anderswo in der Welt auch, konsumieren Afrikaner gerne. Mobiltelefone sind zum Statussymbol geworden und der Mobiltelefonmarkt wächst in Afrika weltweit am schnellsten. Das Handy ist die Verbindung zur Welt, mit dem die Menschen nicht nur miteinander in Kontakt bleiben, sondern auch wichtige Informationen bekommen und Bankgeschäfte tätigen. Überall in Afrika entstehen neue Mega‐Cities, die nach den neusten globalen architektonischen Standards gebaut werden. Metropolen wie Johannesburg, Nairobi oder Addis Abeba haben nun Anschluss an die Welt gefunden. „Joburg, a world class African city“ ist nicht nur ein Werbeslogan, sondern drückt auch den Stolz der neuen, lebenswerten Weltstadt Johannesburg aus. Zum ersten Mal seit über 100 Jahren wird die Infrastruktur auf dem Kontinent runderneuert oder gleich neu gebaut, Fernstraßen ebenso wie Eisenbahnlinien, See‐ und Flughäfen sowie Staudämme, Kraftwerke und Kommunikationstechnologie. Immer mehr Menschen haben Anschluss an Wasser und Strom. Diese Entwicklungen geben dem Boom in Afrika Auftrieb. China hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es auf dem Kontinent voran geht. Davon können auch deutsche Investoren lernen.
Andreas Sieren, Frank Sieren
22. Investitionen erleichtern – was kann die Bundesregierung tun?
Zusammenfassung
In den vorherigen Artikeln wurde ausführlich beschrieben, welche Herausforderungen bei der Entwicklung von Neugeschäft auf dem afrikanischen Kontinent bestehen. Daneben haben erfolgreiche Unternehmen Ansätze dargestellt, wie diese Herausforderungen am besten gemeistert werden können. Neben den Maßnahmen, die Unternehmen selbst umsetzen können, ist eine Konzentration auf die Schaffung besserer politischer Rahmenbedingungen für Auslandsinvestitionen unabdingbar, damit deutsche Unternehmen stärker investieren und damit auch mehr Arbeitsplätze vor Ort schaffen können. Mit welchen neuen Maßnahmen und politischen Entscheidungen dies gelingen könnte, soll im Folgenden anhand einiger ausgewählter Vorschläge angerissen werden. Im ersten Abschnitt des Artikels wird beschrieben, welche Gründe wesentlich sind für die nach wie vor herrschende zögerliche Investitionstätigkeit. Der zweite Abschnitt zeigt dann einige Lösungsvorschläge auf.
Stefan Liebing
23. Häufige Fehler – worauf man unbedingt achten muss
Zusammenfassung
Afrika ist nicht gleich Afrika. Länder sind verschieden, Volksgruppen sind verschieden, Menschen sind verschieden. Kein Projekt ist wie das andere, keine wirtschaftliche Herausforderung gleich. Es ist nicht ganz einfach, kritische Erfolgsfaktoren zu benennen, ohne Dinge zu stark zu vereinfachen oder die Komplexität zu banalisieren. Persönliche Erfahrungen, gleich wie umfangreich sie sein mögen, sind nie allgemeingültig und immer abhängig vom Kontext. Da aber bestimmte Muster in unseren Projekten mit Afrika immer wiederkehren, scheint es Faktoren zu geben, die zu beachten sind und die teilweise anders geartet sind als die Verhaltensmuster, die wir gewohnt sind. Einige Erkenntnisse aus unserem Umgang mit afrikanischen Partnern sollen hier vorgestellt werden.
Thomas Schmidt
24. Ein Ausblick und fünf Thesen
Zusammenfassung
Das Schlusskapitel beantwortet die Frage danach, was der interessierte Unternehmer als wesentliche Schlussfolgerungen mitnehmen kann. Die Herausgeber fassen zusammen, was sie als wesentliche Erkenntnisse des Buchs sehen, die auch unter den Autoren mit ihren unterschiedlichen Erfahrungshintergründen unstrittig sind. Diese gemeinsamen Ergebnisse der vorangehenden Betrachtungen werden anhand von fünf Thesen dargestellt.
Abschließend wagen die Herausgeber einen kurzen Ausblick zur Zukunft unternehmerischen Engagements in Afrika.
Stefan Liebing, Kay Pfaffenberger, Thomas Schmidt
Titel
Praxishandbuch Wirtschaft in Afrika
Herausgegeben von
Thomas Schmidt
Kay Pfaffenberger
Stefan Liebing
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-14482-1
Print ISBN
978-3-658-14481-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14482-1

Informationen zur Barrierefreiheit für dieses Buch folgen in Kürze. Wir arbeiten daran, sie so schnell wie möglich verfügbar zu machen. Vielen Dank für Ihre Geduld.

    Bildnachweise
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