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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

2. „Privacy is dead“: Wie konnte es so weit kommen?

verfasst von : Peter Seele, Chr. Lucas Zapf

Erschienen in: Die Rückseite der Cloud

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Seit Habermas kennen wir den Zerfall der klaren Trennlinien in der Industriegesellschaft zwischen Staat und Gesellschaft, zwischen privat und öffentlich als den „Strukturwandel der Öffentlichkeit“. Wir schreiben diese Theorie als „Strukturwandel des Privaten“ für das digitale Zeitalter fort.

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Fußnoten
1
Es ist zu betonen, dass Habermas gerade die Ökonomie (und nicht die Politik) als Geburtshelfer und Garanten der Privatautonomie betrachtet: „Denn im Maße der von oben geförderten Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise werden die gesellschaftlichen Beziehungen durch Tauschverhältnisse vermittelt. Mit der Ausdehnung und Freisetzung dieser Sphäre des Marktes gewinnen die Warenbesitzer private Autonomie; der positive Sinn von ‚privat‘ bildet sich überhaupt am Begriff der freien Verfügung über kapitalistisch fungierendes Eigentum“ (Habermas 1990, S. 143).
 
2
Andersherum stimmt dies, wie wir im Zuge der weiteren Untersuchung feststellen werden, nicht: Ein Privates ohne Intimsphäre existiert.
 
3
Träger von Geheimnissen können nach Derrida Institutionen und Individuen sein. Wir beschäftigen uns nachfolgend mit den Geheimnissen von Individuen. Staats- und Unternehmensgeheimnisse sind von der Digitalisierung ebenfalls betroffen. Wir beschäftigen uns mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf das menschliche Leben und lassen Area 51 und das Rezept von Cola außen vor.
 
4
Andersherum ist der Typ 3 an digitale Infrastrukturen gebunden und entsprechend in diachroner Perspektive historisch nicht mit Typ 1 und 2 aufzufinden.
 
5
Nachfolgende Bibelausschnitte sämtlich aus der Luther’schen Einheitsübersetzung, Ausgabe 1984.
 
6
Hier ist besonders auf den Entstehungskontext der Habermas’schen Forschung hinzuweisen, dem Deutschland der 1960er Jahre. Man erkennt ein wenn nicht elitistisches, so doch substanzialistisches Kulturverständnis. Die „in ihrer Substanz unversehrte Kultur“ (Habermas 1990, S. 254) ist doch, so wäre dem Argument entgegenzuhalten, lediglich eine bürgerlich-tradierte Kultur. Dass Hochliteratur und Oper gerade dazu zählen, mag traditionell begründbar sein, als absolute „Substanz“ erscheint es deshalb – vor allem im Gegensatz zu der kritisch betrachteten Massenkultur – aber nicht selbstevident. ‚Gute‘ Kultur ist für Habermas die Kultur der Bildung und des Anspruches. Entsprechend fordert der Autor eine bürgerliche Kulturerziehung der Masse statt der „Herabsetzung“ (ebd.) der Kultur auf das Niveau der Massen.
 
7
Die Verbindung von Technik, Ökonomie, sozialem Wandel und Macht begegnet uns bereits in der marx’schen Deutung der Industrialisierung und der steigenden Bedeutung des Kapitals und findet ebenfalls in der kritischen Theorie ihren Widerhall: „Verschwiegen wird dabei, daß der Boden, auf dem die Technik Macht über die Gesellschaft gewinnt, die Macht der ökonomisch Stärksten über die Gesellschaft ist. Technische Rationalität heute ist die Rationalität der Herrschaft selbst“ (Horkheimer und Adorno 2000, S. 147)
 
8
Apple konnte seinen Vorsprung und den ideologischen sowie technologischen Kampf gegen IBM zunächst nicht für sich entscheiden. Nach einer Schwäche im Heimcomputer-Bereich Anfang der 1980er Jahre hatte sich IBM im Verlaufe des Jahrzehnts gefangen und eigene Angebote für Büro und Heim entwickelt. In Verbindung mit Microsoft-Betriebssystemen setzte sich das Konzept gegen die Mitbewerber – namentlich Commodore, Amiga und Apple – durch. Die Basis für eine flächendeckende, individuelle Digitalisierung war damit gelegt – ohne Apple. Dies festigte das gegenkulturelle Image von Apple, mit seit Ende der 1990er-Jahre positivem Einfluss auf die Martkanteile.
 
9
Wohlgemerkt: Nicht Message, also Nachricht, sondern Massage. Was in der Erstausgabe zunächst als Tippfehler begann, wurde von McLuhan inhaltlich übernommen. Er wollte damit das Klischee seiner Aussage konterkarieren und gleichzeitig den massierenden Charakter der neuen Medien (damals des Fernsehens) verdeutlichen (vgl. McLuhan 2016).
 
10
Beispiele für diese Art der Individualisierung gibt es viele: Die Deutsche Post bietet individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für Briefumschläge, ein Online-Puppenhandel lässt die Haarfarbe und Frisur wählen, Amazon gestaltet entsprechend den „Stöber-Trends“ anderer Kunden die Startseite individuell, und dank der zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten und Ausstattungen ist praktisch kein neu produziertes Auto, das vom Fließband läuft, exakt identisch mit dem anderen. Ausschlaggebend ist bei diesen Individualisierungen allerdings nicht der Wunsch des Einzelnen, sondern die Antizipation dieser Wünsche anhand der Kenntnis des Kundenwunsches.
 
Metadaten
Titel
„Privacy is dead“: Wie konnte es so weit kommen?
verfasst von
Peter Seele
Chr. Lucas Zapf
Copyright-Jahr
2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54758-8_2