Die Profitabilität im Schweizer Private-Banking-Segment nimmt immer mehr ab. Verantwortlich dafür sind die sinkenden Bruttomargen und das teure Wachstum der Kundenvermögen durch die damit verbundenen Kostensteigerungen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Zeb zum Private-Banking-Markt in der Schweiz vom August 2017. So sind die Assets under Management (AuM) in der Private Banking-Sparte in den vergangenen fünf Jahren zwar um rund 3,2 Prozent pro Jahr gewachsen. Bei der untersuchten Bankengruppe von 24 Instituten sind rund 70 Prozent des gesteigerten Kundenvermögens der vergangenen Jahre jedoch auf M&A-Transaktionen oder die Marktperformance zurückzuführen. Das eigentliche Net New Money, also die reine Vertriebsleistung der Banken, fiel laut der Zeb-Studie dagegen gering aus.
Was die Bruttomarge angeht, liegen die großen Privatbanken mit AuM über 86,7 Milliarden Euro, das entspricht 100 Milliarden Schweizer Franken in der Studie der Unternehmensberatung Roland Berger "Success in private banking – Scale or niche?" vom Juli 2017 sowie viele der kleinen und kleinsten Privatbanken mit AuM unter 21,7 Milliarden Euro (25 Milliarden Schweizer Franken) beziehungsweise AuM unter 8,6 Milliarden Euro (zehn Milliarden Euro) klar vorne. So hatten sehr kleine Privatbanken im Durchschnitt eine Bruttomarge, die 22 Basispunkte über dem Gesamtdurchschnitt der untersuchten Gruppe liegt. Die beiden Schweizer Großbanken konnten demgegenüber mehr als 36,4 Milliarden Euro an Nettoneugeld akquirieren. Für die Analyse wurden die 60 größten Privatbanken in der Schweiz und in Liechtenstein analysiert.
Digitalisierung als große Herausforderung
Gerade beim Thema Digitalisierung hakt es allerdings. "Viele Schweizer Banken haben Schwierigkeiten, die Anforderungen der Digitalisierung und an ihre Innovationsfähigkeit umzusetzen", erklärt Heinz Rubin, Geschäftsführender Partner Zeb Schweiz von der Unternehmensberatung Zeb Rolfes Schierenbeck Associates. Ein Grund dafür sei, dass sie über kein klares digitales Zielbild verfügen würden und auch nicht in der Lage seien, Ihre Entwicklungen entsprechend der laufend zunehmenden Kundenbedürfnisse in einem agilen, kontinuierlichen Prozess voranzutreiben, so Rubin weiter. Viele, insbesondere kleinere Privatbanken würden laut des Experten "zudem nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügen, um die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern". Mittel- bis langfristig werden diese Institute einen komparativen Wettbewerbsnachteil haben", so Rubin weiter, "für deutsche Private Banking-Institute trifft die Situation gleichermaßen zu."
Das sieht auch Professor Dr. Rolf Tilmes, Wissenschaftlicher Leiter des Private Finance Institute an der EBS Business School, gegenüber Springer Professional ähnlich. Tilmes verortet die Gründe für das geringe Digitalisierungsengagement folgendermaßen:
- Die Zielgruppe im Retail und Affluent Banking beziehungsweise bei Themen wie Zahlungsverkehr, ist deutlich größer. Hier zeigt sich auch ein sehr starker Zusammenhang zwischen der Institutsgröße und den für Digitalisierungsmaßnahmen bereitgestellten Budgets.
- Zum anderen wird die Affinität der Private Banking-Klientel zu Digitalisierungsthemen geringer eingeschätzt als im Marktdurchschnitt.
- Und viele Anbieter verstehen es nicht, ihren Kunden, aber auch Beratern, den Nutzen der digitalen Angebote zu vermitteln.
Neben der Digitalisierung haben auch die deutschen Private Banking-Institute laut Tilmes vor allem mit dem teilweise noch zunehmendem Margendruck – auch im Zuge des Wegfalls von Bestandsprovisionen im Bereich der Vermögensverwaltung und der unabhängigen Anlageberatung – durch Mifid II zu kämpfen. Gleichzeitig sind laut Tilmes die Möglichkeiten für weitere Kosteneinsparungen inzwischen häufig begrenzt, ohne dass große Kostenblöcke im Bereich Filialen und Personal angefasst werden.
Private Banking dennoch attraktiv für Institute
Neben den Herausforderungen durch die Digitalisierung und unter anderem dem Margenzerfall komme speziell für die deutschen Institute noch erschwerend hinzu, dass nirgendwo in Europa das Geschäft mit den Reichen so hart umkämpft sei wie in Deutschland, erklärt Professor Manfred Goeke, ehem. Studiengangsleiter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, im Buchkapitel „Kompetenz und Trends im Private Banking“ (Seite 3) des Springer-Fachbuchs "Banking und Innovation 2016". "Aufgrund seiner Marktgröße und seiner zu erwartenden Wachstumsraten gilt das Marktsegment Private Banking und Wealth Management dennoch als attraktiv", so Goeke weiter, "da die Ertrags‐ und Risikostruktur dieses Geschäftsfeldes sich in der Regel stabilisierend auf die Bilanzergebnisse auswirken".